schärfste Klinge - Stahl?

Staller

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Hallo,

ich möchte mit den Shaptons
aus rein technischem Interesse

"meine schärfste Klinge"

schleifen.


Welchen kaufbaren Stahl könntet ihr mir
dafür empfehlen?
 
Die erreichbare maximale Schärfe hängt NICHT vom Stahl ab. Unterschiede gibt es allenfalls dabei, wie leicht diese Schärfe erreicht wird (und wie lange sie hält).

Um leicht und reproduzierbar maximale Schärfe zu erreichen, ist ein niedrig legierter Kohlenstoffstahl zu empfehlen. Je weicher, desto leichter schärfbar. Schnell scharf, schnelll wieder stumpf.

M.E ist der Einsatz eines Systems dabei wichtiger als eine bestimmte Schleifsteinsorte oder -marke. Ebenfalls entscheidend wird ein sehr wirksames und penibles Entgraten im letzten Schritt sein.

Geht es dir um maximale Schärfe (dünnster Ausschliff der Schneidkante) oder um den leichtesten Schnitt? Beim zweiten ist der Schneidenwinkel mit entscheidend. Und auch dies würde auf niedrig legierte Kohlenstoffstähle verweisen.
 
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Schärfer als 50nm breite Fasespitze geht nicht. Das ist mit haushaltsüblichen Mitteln das Maximum.

Mit der notwendigen Erfahung, Übung und Ausrüstung, klappt dies mit nahezu jedem Qualitätsstahl, auch wenn sich mit manchen dann nur ein Faden gefahrlos zerteilen läßt.

Leichter Schnitt gehört vermutlich zu Deinem Schärfebegriff dazu. Weil. Das Beil kann auch rasieren, taugt aber wenig für Küchenarbeiten.

Also feinausgeschliffen, dünn hinter der Fase und ich persönlich würde für dieses Vorhaben kein Karbidmonster nehmen.

grüsse, pebe
 
Für solche Experimente sind die Yoshidas bei von Dictum für derzeit 40 € perfekt:

Der Suj2 lässt sich auch von Hand gut ausdünnen, verrunden, polieren, etc., und er lässt sich auch easy schleifen und entgraten. Wenn er stört, ist der Griff schnell abgekloppt und wenn er dabei Schaden nimmt... naja, das Weichholz-Plastik-Ding will man ja sowieso nicht ewig dranlassen. Flache Profile wie Nakiri oder Bunka brauchen auch wenig Armkontrolle beim schleifen.

Und wenn alles schiefgeht, sind halt 40 Euro weg.

Edit kleine Korrektur über Stahl und Außenlagen... zumindest meins ist Mono. Merkt man aber kaum, der Stahl ist wirklich nicht verschleißfest
 
Moin

Kauf dir mal ein Opinel rostend...in deiner Größe.
Die Teile bekomme ich locker auf HH3 ...freihand....also Haare spalten
Dazu Shapton 12K dann Leder oder Lappingfilm....der Grat muss penibel sauber weg


Danach kannst du Geld ausgeben.

Grusss

Micha

PS. @Cybernikus wie kommst du darauf , dass der Stahl keinen Einfluss auf max Schärfe hat ?
 
Höchste Schärfe gelingt am besten mit einem unlegierten und leicht untereutektoiden Stahl. Wie zum Beispiel C75 oder C60.
Dabei macht es nicht der Stahl alleine sondern das Gefüge ist entscheidend. Bereits bei der Wärmebenhandlung muss Wert auf ein besonders feines Korn gelegt werden.

Falls Du gelegentlich mal an einem Flohmarkt vorbei kommst, dann halte die Augen nach einem alten rostendenden Rasiermesser offen. Das ist hier zum ausprobieren und spielen ideal.
Ebenfalls interessant wäre ein "einfaches" Windmühlen-Gemüsemesser mit gerader Klinge. Die sind aus 75Cr1. Der Chromgehalt der Messer ist so klein, dass sich noch keine Karbide bilden.

Mit Shapton alleine, wirst Du das höchste der Gefühle aber noch nicht erreichen. Nach meiner Erfahrung muss noch was feineres hinterher.
Tip: Probier mal einen Chromoxid-Riemen.

Gruß, Andreas
 
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PS. @Cybernikus wie kommst du darauf , dass der Stahl keinen Einfluss auf max Schärfe hat ?
1. Ich habe noch keinen Unterschied feststellen können.
2. Ich wüsste nicht, wie ein solcher Unterschied technisch begründet sein sollte.

Ich rede hier von Schärfe ausschließlich im Sinne von „Breite der Schnittkante“. Natürlich unterscheiden sich Stähle in Bezug auf den minimalen Schneidenwinkel für eine gegebene Belastung und damit im „leichten Schnitt“. Im Sinne der Definitionen von Scienceofsharp beziehe ich mich also auf „keenness“, nicht auf „sharpness“. Meine Behauptung: alle Stähle sind auf ähnliche „Keenness“ zu bringen, aber nicht alle vertragen in der Praxis dieselbe „Sharpness“.

Darüber hinaus sind viele Stähle auch nur schwer auf ihre maximale „Keenness“ zu bringen, weil schwer zu schleifen oder zu entgraten.
 
2. Ich wüsste nicht, wie ein solcher Unterschied technisch begründet sein sollte.
Das Gefüge macht einen großen Unterschied. Sonst müsste man sich mit der WB ja nicht so viel Mühe geben.
Die feinsten Schneiden erhält man übrigens mit Glas, wenn also überhaupt keine Kornstruktur mehr vorliegt...
1. Ich habe noch keinen Unterschied feststellen können.
Dann rasier Dich mal mit einem Stahl, der grobe Karbide enthält und berichte uns dann ;)

Gruß, Andreas
 
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Das Gefüge macht einen großen Unterschied. Sonst müsste man sich mit der WB ja nicht so viel Mühe geben.
Die feinsten Schneiden erhält man übrigens mit Glas, wenn also über haupt keine Kornstruktur mehr vorliegt...

Dann rasier Dich mal mit einem Stahl, der grobe Karbide enthält und berichte uns dann ;)

Gruß, Andreas
alles richtig, aber ein bisschen redet man da auch über "Standzeit".

Mit den heutigen Diamantsteinen kann man eben auch Karbide "schleifen", heisst, dass das Gefüge nicht mehr bestimmte Schärffeinheit verweigert, oder das nicht möglich ist. Das bei grobem Gefüge eine exakt durchgeschliffene Kante nicht lange hät: selbstredend, zumindest wenn wir beim Besstesten osä sind;-))))
 
Man kriegt aber auch Stähle mit fetten Primärcarbiden (z. B. SLD, VG10) haarespaltend und freistehend kappend... ist nur nicht so einfach, vor allem beim Entgraten. Gerade letzteres ist am einfachsten mit niedrig legierten, aber sehr harten Stählen, weshalb ich das Yoshida mit HRc 63+ auch über ein simples Herder empfohlen habe.

Ob die Rasur dann angenehm ist, ist nochmal etwas anderes. Ein einzelnes Haar kann sauber gespalten oder gekappt werden (HHT-3 bzw. 5) und trotzdem muss das Messer nicht unbedingt gut rasieren können, weil fette Carbide zwangsläufig zu großen Irregularitäten (Zahnung) der Schneide führen. Aber stellenweise kann dann die Schneide trotzdem dünn genug, um unter die Keratinschuppen des Haares zu gelangen

Ansonsten ist die von @Cybernikus vorgeschlagene Methode, einfach einen Foliengrat zu erzeugen, wohl die zuverlässigste und einfachste, wenn man einfach nur kurzfristig Befriedigung erlangen will.

Okay, vielleicht gibt's da im Internet noch andere Möglichkeiten, aber dafür sind wir im falschen Forum :D
 
Das Gefüge macht einen großen Unterschied. Sonst müsste man sich mit der WB ja nicht so viel Mühe geben.
Die feinsten Schneiden erhält man übrigens mit Glas, wenn also über haupt keine Kornstruktur mehr vorliegt...

Dann rasier Dich mal mit einem Stahl, der grobe Karbide enthält und berichte uns dann ;)

Gruß, Andreas
Das Gefüge macht tatsächlich einen großen Unterschied bei sehr vielen Stahleigenschaften, aber genau nicht bei der „Keenness“, denn die Körner werden an der Schneide angeschliffen, auch die Karbide (geeignete Schleifmittel vorausgesetzt). Typische Korngrößen bei Feinkorn-Stählen liegen im Mikrometerbereich. Minimale Schneidfasenbreiten sind mindestens eine Größenordnung kleiner. Auch bei ausdrücklich für Rasierklingen entwickelten Stählen wie AEB/L mit ihren feinen Karbiden sind die Karbide größer als die Schneidenbreite.

Dass niemand Rasiermesser aus Grobkarbidstählen macht (warum sollte er?) liegt wohl eher daran, dass für eine gute Gesichtsrasur nicht nur eine hohe „Keenness“, sondern auch hohe „Sharpness“ erforderlich ist. Rasiermesser reizen mit ihren ca 15 Grad Schneidenwinkel die Festigkeit der verwendeten Stähle für diese Anwendung voll aus. Ein typisches Küchenmesser mit diesem Winkel würde versagen. Damit ein Stahl geringerer Festigkeit (z.B. wegen vieler grober Karbide) die Belastungen beim Rasieren aushält, müsste man den Schneidenwinkel erhöhen, was (u.a. Wegen ungünstigerem Anstellwinkel gegenüber der Haut) zu einer schlechteren Rasur führen würde. Außerdem wären solche Rasiermesser sowohl in der Fertigung wie in der Pflege schwerer zu schleifen.
 
Die feinsten Schneiden erhält man übrigens mit Glas, wenn also über haupt keine Kornstruktur mehr vorliegt...
Es ist richtig, dass man die feinsten Schneiden nicht mit metallischen, sondern mit amorphen Werkstoffen erreicht. Das ist aber allein noch kein Beleg dafür, dass das an der Kornnstruktur liegt. Eine alternative Erklärung könnte sein, dass Stahl im Bereich feinster Schneiden leicht plastisch verformbar ist und die plastische Verformung zu einer Materialermüdung mit anschließendem Bruch führt (Mechanismus der Gratbildung und -Entfernung). Dieses Verhalten könnte einen feineren Ausschliff verhindern.

Werkstoffe wie Glas und Opal sind zum einen weniger leicht plastisch verformbar. Zum Anderen findet die Schneidenerzeugung bei ihnen nicht durch Schleifen, sondern durch Spalten statt.
 
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