Gern geschehen!
Die Zeit der Völkerwanderung liegt außerhalb meines Wissenshorizontes
. Die Anthropologie ist sich jedoch weitgehend einig, daß die Menschen zur Zeit der Völkerwanderungen "recht groß" gewesen sein müssen. "Recht groß" aus heutiger Sicht wohlgemerkt.
Was die Pestperioden angeht:
Das grundlegende Problem der Agrarproduktion war, daß sie in erster Linie auf Eigenbedarf ausgerichtet war (die Abgaben an weltliche und kirchliche Herrscher einkalkuliert). An der Erwirtschaftung von Überschüssen bestand kaum Interesse. Eine ernteschädigende Katastrophe wie Unwetter, Dürren, oder auch Seuchen (Ausfall von Arbeitskraft) traf die Bevölkerung dementsprechend hart. Natürlich haben die Vermögenden daraus Profit geschlagen, wie aus Quellen hervorgeht.
Wie Du schon richtig sagtest, kam es seuchenbedingt zu starken Dezimierungen in der Bevölkerung. Hauptsächlich im 14. Jahrhundert wütete die Pest begünstigt durch das Städtewachstum (Übertragungs-Zentren) besonders schlimm. Die dadurch gesunkene Nachfrage wirkte sich aber nicht positiv auf die Versorgungslage aus, da die Produktion ebenfalls durch die Seuche gehemmt wurde. Ferner starb auch beileibe nicht jeder an der Pest oder anderen Seuchen wie Lepra, Malaria (richtig gelesen), oder dem Mutterkornpilz. Wer jung krank wurde und überlebte, trug oft Folgeschäden davon. Gehemmtes Wachstum war wohl eine der Häufigsten. Auch dies drückt den Schnitt zu jener Zeit.
Mit Sicherheit läßt sich sagen, daß erst gegen Ende des sog. MA die Größe der Menschen "kurzfristig" abnahm. Gründe waren neben den schon genanten Epidemien noch die zunehmende Verstädterung mit den teils erbärmlichen, slumähnlichen Lebensbedingungen für viele Menschen, und wetterbedingte Mißernten mit daraus resultierender Mangelernährung, oder gar Hungersnot.
Man muß aber Folgendes berücksichtigen: Die wenigen dokumentarischen Aufzeichnungen, die uns das "MA" hinterließ (weit weniger als die Antike), beziehen sich fast ausschließlich auf die Lebensumstände des Adels und des Klerus. Diese Gruppen waren bis zum beginnenden Aufstieg des Bürgertums in den Städten auch die Einzigen, die des Schreibens (jedenfalls teilweise, der Adel weniger als der Klerus) mächtig waren. Die Originalquellen sind also äußerst selektiv verfasst und mit dementsprechender Vorsicht zu genießen.
Die Lebensbedingungen vor Allem des Hochadels ließen durchaus Größendurchschnitte von 1,80m zu, wie man aus zahlreichen Gräbern erfahren konnte. Das ist sehr hoch, auch an heutigen Umständen gemessen. Der Durchschnitt bei der nichtadligen Bevölkerung dürfte erheblich abgewichen sein. Nur ist diese in der "Geschichtsschreibung" jener Zeit nicht von Interesse und wird so gut wie nicht erwähnt. Der wohlgenährte Adelige jedenfalls, und damit auch derjenige, der schwere Rüstung und Waffen trug (bzw. sich leisten konnte), war erheblich größer, als lange angenommen wurde. Ausnahme sind eben jene schlimmen Zeiten gegen Ende des "MA". Und eben diese kleineren Rüstungen aus dieser Epoche sind es, die am Meisten erhalten geblieben sind. Sie verzerren das Bild leider sehr.
Ich lehne mich sicherlich sehr weit aus dem Fenster, wenn ich Euch diesen Rat gebe: Wenn Ihr die Waffen und Rüstungen der Blütezeit des Hochmittelalters authentisch nachbauen wollt (und das waren nunmal die prachtvollsten), dann orientiert Euch ruhig an Körpergrößen, wie sie ein heutiger, kräftig gewachsener, ansonsten durchschnittlicher Mitteleuropärer aufweist. Ich würde durchaus 1,80 als sehr groben Richtwert nehmen.
Die Waffen der Spätperiode wären den Meisten heute eh zu klein.
Gruß
sam