Schleifspuren nach Schärfen des "Solinger Dünnschliffs"

Carnivor

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Liebe Messerfreunde,


nachdem ich meiner Mutter zu Weihnachten ein kleines Windmühlenmesser aus nicht rostträgem Stahl geschenkt habe und sie mir nun begeistert von der Schärfe und Schnitthaltigkeit vorschwärmt, muß ich natürlich auch eins haben. Wahrscheinlich werde ich mir den "Hechtsäbel" zulegen.

Allerdings ist mir folgendes aufgefallen: Letztens habe ich das Messer meiner Mutter einer "Frühlingspflege" unterzogen. Ich habe das Holz mit Tungöl behandelt, Flugrost wegpoliert und das Messer auf meinen Diamantschärfblöcken nachgeschärft. Aufgrund des "Solinger Dünnschliffs" (http://www.windmuehlenmesser.de/produkte/wissenwertes.htm) habe ich das Messer beim Schärfen ohne besonderen Schleifwinkel flach auf den Schärfblock gelegt. Dadurch haben sich selbstverständlich Schleifspuren auf der Klinge gebildet.

Habt ihr eine Idee, wie man die Schleifspuren beseitigen oder verhindern kann? Vielleicht mit Stahlfix wegpolieren? Welche Auswirkungen haben solche Schleifspuren bei einer "blaugepließten" Klinge (http://www.windmuehlenmesser.de/produkte/wissenwertes2.htm)?


Vielen Dank für eure Mühe,

Markus
 
Wenn ich beim "Solinger Dünnschliff" das Messer flach auf den Schärfblock lege, halte ich doch den Schleifwinkel des Herstellers ein. Das war zumindest die Logik, die mich dazu gebracht hat, daß Messer auf diese Art und Weise zu schleifen...
 
Hallo Carnvior,

sorry, aber das war falsch. Das Messer hat natürlich eine Phase. Schau mal bei diesem Link den Du ja auch schon gefunden hast.

http://www.windmuehlenmesser.de/produkte/wissenwertes.htm

Hier ist es optisch dargestellt, dass diese Phase ja wesetlich höher ist als bei Industriell gefertigten Messern. Das hier abgebildete ist nicht das ganze Messer sondern nur die Phase.

Gruss Roland
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke nicht, daß das falsch war. Vielleicht sind unterschiedliche Herder-Messer verschieden ausgeführt, aber das, von dem ich spreche, hat einen ungefähr dreieckigen Klingenquerschnitt. Ich habe beim Schärfen die Schneide ins Sonnenlicht gehalten, um den Schärffortschritt und den Grat beobachten zu können. Hätte ich das Messer tatsächlich nicht an der Phase geschärft, wäre kein Fortschritt zu erkennen gewesen. Die Phase geht tatsächlich hoch bis nahe an den Klingenrücken. Anderes wäre mir bestimmt aufgefallen, schließlich ist die Phase durch ihre Größe gerade beim Solinger Dünnschliff besonders gut zu sehen. Nebenbei ist es auch nicht das erste Messer, welches ich geschliffen habe, wenn ich auch kein Profi bin...
 
Hallo Carnivor!

Ich denke nicht, daß das falsch war.

Besitzt du einen Laserpointer? Dann könntest du mit einem einfachen Aufbau (an die Schutzbrille denken!) die Phase vermessen.
Trifft der Laserstrahl genau auf die Schneide, dann müsste bei vorhandener Phase 2 Strahlen pro Seite reflektiert werden.

Wenn es allerdings so ist, wie du es beschrieben hast, dann wäre dort nur ein Strahl pro Seite und du hättest einen Schneidenwinkel von:

Herder Gemüsemesser: Klingenstärke am Rücken = 1 mm
Breite = 12 mm (in der Mitte) =>
Winkel von tan alpha = 1/12 => alpha = 4.8° (pro Seite)

Das wäre mir nebenbei zu wenig für ein Gemüsemesser, das muss ja auch noch bisserl was aushalten!
 
Wenn ich beim "Solinger Dünnschliff" das Messer flach auf den Schärfblock lege, halte ich doch den Schleifwinkel des Herstellers ein. Das war zumindest die Logik, die mich dazu gebracht hat, daß Messer auf diese Art und Weise zu schleifen...

Du hältst dann den Winkel des Klingenschliffs ein, also den Winkel den die gesamte Klinge im Querschnitt bildet.

Die Schneide ist nur ein sehr kleiner Teil davon, nämlich die Schneidfase. Deren Winkel ist grösser, aber da der Winkel des Klingenschliffs beim Dünnschliff so klein ist, kann man auch die Schneidfase sehr niedrig halten.

So habe ich das bei meinem kleinen Yatagan gehalten (das dennoch auf dem Klingenschliff ein paar Spuren vom Bankstein abbekam).

Hans
 
... aber um auf die Frage zurückzukommen;

Wenn der Schliff mit einem feinen Stein gemacht wurde, kannst Du die Schleifspuren herauspolieren. Stahlfix reicht dafür allerdings nicht!

Ich würde es erst einmal mit Micromesh versuchen und danach mit Poliermittel zu Werke gehen.



grüße
mart
 
Und mit den Polierutensilien sehr vorsichtig sein damit du dir nicht ausversehen den Finger abbitzelst.

Ich habe mir heute auch ein kleines Windmuehle Robert Herder gekauft. Ein kleines Mittelspitz ist das glaub ich fuer 10 Euro. Allerdings ist es rostfrei. Leider gab es nur ein Yagatan fuer ca. 27 Euro als Kohlenstoffstahl und das war mir zu gross.
Ich habe ein kleines als Schael-/Gemuesemesser gesucht und hatte so an 8-15 Euro gedacht und mich darum fuer dieses entschieden. Ausserdem wollte ich ein Windmuehle. Daneben lag noch eins das nur unwesentlich groesser war aber gleich 33 Euro gekostet hat. Haette mir auch sehr gut gefallen aber leider war es mir dann fuer meine urspruenglichen Vorstellungen zu teuer. Es war wie gesagt nur etwas Laenger, hatte einen viel schoeneren und etwas dunkleren Griff und die Klinge war so gross wie das Messer. Ich glaube das nennt man vollintegral. Waere von der Groesse noch voellig OK gewesen aber der Preis ;) . Ich wollte ja erstmal nur ein Herder ausprobieren und dafuer nicht extrem viel ausgeben. Und die Klinge duerfte aus dem gleichen Material sein. Waren jedenfalls beide rostfrei und sahen auch von der Faerbung der Klinge und Schliffbild ziemlich gleich aus. Anders kann ichs leider nicht beurteilen.
Zu Hause angekommen habe ich mein neues erstmal richtig in Augenschein genommen. Die Auswahl war nicht so riesig, das Messer war neben dem wesentlich teureren dieser Art das einzige und darum habe ich es auch so mitgenommen. Den Griff verziert ein Aufkleber "Windmuehlen Messer - das scharfe Messer" was ich nach genauer Pruefung zu Hause nicht bestaetigen konnte. Es war leider nicht so scharf wie ich das von Herder erwartet haette. Allerdings gehoert es wohl auch zur billigsten Schiene von Herder.
Rasieren der Unterarmhaare war nicht moeglich. Ansonsten erfuellt es wohl dier Erwartungen der "normalen" (nicht messerverueckten) Hausfrau. Ich habe es dann erstmal mit dem King Kombi 1000/6000 behandelt und nun rasiert es auch die Unterarmhaare.
Was ich sehr gut fand das es in einer Verpackung geliefert und nicht einfach nur in Packpapier ueberreicht wurde. Darin auch der Hinweis das es nicht fuer Spuelmaschinengeeignet ist.
Achso, nebenbei habe ich mir gleich im Laden noch das GrandMoulin in Pflaume bestellt ;). Soll in 2-3 Wochen da sein. Sicher schneller irgendwo im Internet zu bekommen aber ich habe es nicht so eilig. Vielleicht trage ich auch etwas dazu bei das der kleine Messerladen in meiner Stadt ueberlebt und auch sein Angebot etwas mehr in diese Richtung, weg vom Mainstream ala Zwilling, Wuesthoff oder aehnliche, ausrichtet. Dann muesste man nicht immer bestellen und hat mehr Auswahl. Mit den Preisen koennen die gut mithalten. Teurer als im Internet ist es nicht bzw. wenn dann nur ganz marginal. Die Versandkosten sollte man nicht vergessen mit einzurechnen.

gruss Erzi

Habe auch ein Foto davon gemacht und werde es noch einstellen.

Hier soll es nun sein:
herdergemuesemessertj2.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Den Griff verziert ein Aufkleber "Windmuehlen Messer - das scharfe Messer" was ich nach genauer Pruefung zu Hause nicht bestaetigen konnte. Es war leider nicht so scharf wie ich das von Herder erwartet haette.

Ich vermute, dass der Aufkleber bedeutet, dass man es durch den Dünnschliff leicht scharf bekommen kann - nicht dass es schon scharf ausgeliefert wird.
 
Hallo,

ich schleife die Klingenflanken meiner Herder-Messer hin und wieder mit 1000er Schleifpapier über, um durch Nachlässigkeit in der Pflege entstandene "übermäßige Patina" zu entfernen. Das hat ausserdem noch den angenehmen Nebeneffekt, dass die Oberfläche der Klinge nach und nach glatter wird (ich habe keinen blaugepließteten Messer) und das Messer leichter durchs Schnittgut gleitet.
Mit ein bisschen Geduld bekommst du damit deine Schleifspuren wieder weg.
Natürlich haben auch Windmühlenmesser eine Schneidfase und die sollte auch nachgeschliffen werden. Das abtragen von Material auf den Klingenflanken kann zwar nach längerer Benutzung (Höhe der Klinge hat durch sehr häufiges Schärfen abgenommen) sinnvoll sein, aber das ist aufgrund des Dünnschliffs bei den Herder-Messern später der Fall als bei den allermeisten anderen!

PS: Da hier anscheinend diesbezügliche Beliebigkeit herrscht: An einem Messer schleift man eine Fase an und ganz bestimmt keine Phase!
 
Das Gleiche passiert mir auch ab und zu. Ich lege dann die Klinge unter Beachtung des Schärfwinkels auf ein Stück Hartholz. So, als würde ich das Messer Schärfen. Nun nehme ich den Dremel mit Polierfilz und eine feine Polierpaste zur Hand. Bei geringer Umdrehung und wenig Druck poliere ich die oben liegende Klingenseite. Wichtig ist hierbei das Vermeiden von hohen Temperaturen. Lieber öfter kurz abkühlen lassen. Wenn nun die eine Seite fertig ist, wird gewechselt.

Gruß Wolfram
 
Liebe Messerfreunde,


ihr habt Recht. Ich habe mir das Messer gerade noch mal genau angesehen. Es ist übrigens das dritte von links auf dem Foto von Peterk.

Auf den ersten Blick ist keine Phase zu sehen. Dreht und wendet man das Messer allerdings unter einer Lichtquelle, kann man eine winzig-dünne Phase erkennen, welche eine Ausdehnung im Micrometer-Bereich aufweist.

Eine so schmale Schneide ist mir vorher noch nicht begegnet und wohl überhaupt erst durch den Solinger Dünnschliff möglich. Ich werde mal bei Herder anfragen, mit welchem Schleifwinkel man das Messer am besten nachschärft.


Vielen Dank für eure qualifizierte Hilfe,

Markus
 
Da hier anscheinend diesbezügliche Beliebigkeit herrscht: An einem Messer schleift man eine Fase

Genau, endlich sagts mal einer!

Es gibt Phasen, da schleife ich Messer und dann wieder gibt es Phasen, da schärfe ich nur die Fase.
Dabei gibts Skandinavier, die schärfen den gesamten Klingenschliff, da gibts keine Fase. Oder ist dann der Klingenschliff die Fase?

Und noch ein Lob:
Du hast auch noch richtigerweise "anscheinend" statt dem unausrottbar falsch angewendeten "scheinbar" geschrieben!

Hans
 
Liebe Messerfreunde,


heute ist die sehr nette Antwortmail von Firma Herder gekommen. Ich hatte den Sachverhalt wie folgt dargestellt:

Liebes Herder-Team,
zu Weihnachten habe ich meiner Mutter eines eurer Messer aus nicht rostträgem Stahl geschenkt. Seit dem schwärmt sie mir ständig von dessen Schärfe und Schnitthaltigkeit vor. Selbstverständlich werde ich mir nun selber auch das ein oder andere Windmühlenmesser zulegen. Allerdings habe ich eine Frage zum Nachschärfen: Welchen Schleifwinkel soll ich verwenden? Aufgrund des Solinger Dünnschliffs
ist die Phase, also die eigentliche Schneide, sehr schmal und nur zu
erkennen, wenn die Klinge unter einer Lichtquelle gedreht und gewendet wird. Das macht es beim besten Willen sehr schwierig, den Schleifwinkel zu erkennen. Zum Schärfen verwende ich Diamantschleifblöcke unterschiedlicher Körnung. Welchen Winkel sollte die Klinge idealer Weise zum Schärfblock aufweisen?

Vielen Dank für eure Mühe,
Markus Vogt


Darauf hat Firma Herder geantwortet:

Sehr geehrter Herr Vogt,

es tut mir leid, dass Sie so lange auf die Antwort auf Ihre email warten
mussten, aber der Arbeitsanfall ist bei uns zur Zeit so stark, dass wir die
Antwort ein wenig schieben mussten.

Sie haben recht, dass unser Abzug sehr schmal ist. Das kommt daher, dass er von Hand gemacht wird. Der ´Winkel ist so ohne weiteres nicht anzugeben, da er eben durch diese Handarbeit auch schon einmal differieren kann.

Ich habe Sie so verstanden, dass Sie die Messer auf einem stehenden
Diamantschleifblock nachschärfen möchten. (Also quasi die Form eines
Backsteins.) Bitte bedenken Sie zum einen, dass Nachschärfen immer eine "Behandlung" ist, keine "Prophylaxe". Also nicht zu früh an die Klinge gehen, erst dann, wenn die Schärfe wirklich nachlässt.
Legen Sie dann das Messer mit der Klinge flach auf den Stein.
(Achtung, Diamant ist sehr hart und abrasiv, nicht zu fest drücken, sonst nimmer der Stein zuviel weg.) Drücken Sie mit den Fingerspitzen der linken Hand ca. 1 mm oberhalb der Schneide die Klinge in den Winkel. Damit meine ich, das Messer kippt ein bisschen zur Schneide hin. So können Sie den Winkel erfühlen. Halten Sie das Messer dann in dieser Stellung und schärfen entweder mit kreisenden oder Auf-und-Ab Bewegungen die Klinge direkt an der Schneide. Das machen Sie von
beiden Seiten der Klinge. Ein bisschen Feingefühl gehört dazu.

An sich können Sie unsere Messer durch den Solinger Dünnschliff auch sehr gut auf einer Porzellan-Schärfbank mit wenigen Strichen wieder Schärfen. Das ist weniger aufwendig und funktioniert sehr gut.

Ich hoffe, Sie kommen mit den Ratschlägen zurecht.
Sollten Sie noch Fragen haben, sprechen Sie uns bitte an.

Mit freundlichen Grüßen aus Solingen

Robert Herder GmbH & Co.KG

Giselheid Herder-Scholz


Ich finde es super, daß Firma Herder sich solche Mühe gibt. Deshalb werde ich sie durch den Kauf weiterer Messer liebendgerne unterstützen.


Scharfe Grüße,

Markus
 
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