Schleifübungen - Ein kleiner Erfahrungsbericht

Felix Scharf

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Weil ich mit der Schärfe meiner Küchenmesser nicht zufrieden war, und sie sich mit dem Wetzstahl nicht verbessern ließ, habe ich einen japanischen Bankstein mit der Körnung 1000 erworben. Mit diesem, so versprach mir die Verkäuferin, sei ich für alle Fälle gerüstet.

Es zeigte sich schnell, daß dem nicht so war. Um die Scharten, die der harte WG-Alltag in den Klingen hinterlassen hatte loszuwerden, würde ich entweder den Rest meines Lebens daran schleifen müssen, oder zu härteren Mitteln greifen. Vor allem brauchte ich eine Anleitung, die sich dank moderner Informationstechnologie (google) schnell fand. Und zwar auf Leos Messerseiten. Dort erfuhr ich nicht nur, wie es geht, sondern auch welches Ergebnis ich damit erreichen kann. So weit wie ich meinem Ziel damit näher kam, rückte es selbst gleichzeitig nach oben.

Gegen die Scharten und für den zu korrigierenden Keilwinkel kam mein alter Sensenwetzstein aus Siliziumcarbid, vor dem die freundliche Fachverkäuferin mich ausdrücklich gewarnt hatte, zu neuen Ehren. Trotz der etwas unpraktischen Form hat er seinen Zweck erfüllt. Nach wenigen Tagen war mein großes Kochmesser von F. Dick rudimentär mit einer neuen Schneide versehen.

Nun konnte ich endlich meinen 78-Euro-Schleifstein aus Japan zur Anwendung bringen. Die Schneide wurde schnell schärfer. Aber durch den neuen Winkel war sie nun 3 mm hoch und sah ich deutlich, wie rau sie noch immer war. Also führte kein Weg an einem feineren Stein vorbei und ich besuchte erneut das Geschäft in dem ich den ersten Stein erworben hatte.

Dort bekam ich erklärt, daß Steine mit feineren Körnungen noch teurer wären. Zum "Beweis" holte die Verkäuferin einige Exemplare hervor, die nun über 100 Euro kosten sollten. Aber diesmal war ich gewappnet. Hatte ich doch zuvor das Angebot eines Vertriebs für "feine Werkzeuge" studiert und wusste daß ein geeignetes Produkt für unter 30 Euro zu haben ist. (Merke: erst lesen, dann kaufen.) Das führte einerseits zu einer ziemlich feindseligen Haltung der Verkäuferin und andererseits zu einer Bestellung per Internet.

Tags darauf bekam ich ein Paket mit einem Schleifstein (King, 6000) und einer Flasche Siliziumcarbidpulver (180) zum Abrichten von Banksteinen. Es folgte noch eine Shoppingtour für Polierpaste und ein Stück Leder. Bald darauf hatte ich ein Küchenmesser, das schärfer war als nie zuvor.

Sollte das alles gewesen sein? All der Aufwand für das eine Messer? Nein, das neue Werkzeug, eigentlich eher eine heimlich entstandene Werkstatt, musste sich schon rentieren.

An mein zweites sehr verschliffenes Küchenmesser wollte ich mich noch nicht heranwagen, ohne vorher noch an etwas einfacherem zu üben. Also habe ich gleich mal zwei preiswerte Testobjekte erworben. Ein Opinel No. 7 und ein Herbertz 214410.

Das erste brachte ich schnell auf Rasiermesserschärfe. Bei dem zweiten ist mir das nicht gelungen. Ich hegte allerdings den Verdacht, daß es am Material liegen müsse. Als Stahlsorte war 440 angegeben. Aber welcher? Wusste ich doch inzwischen, daß es davon A, B und C gibt.

Schon stieg in mir das Verlangen nach einem hochwertigen Messer. Aber gute Messer sind nicht eben billig, also sollte ein Kauf schon wohlüberlegt sein.

Vor allem hatte ich inzwischen gelesen, daß es gar nicht so schwierig ist ein Messer selbst herzustellen. Klar, ein paar Werkzeuge würde ich mir schon noch anschaffen müssen. Eine Ausgabe von "How to make knives" sollte auch nicht fehlen. Aber mein nächstes Messer soll ein selbstgemachtes sein.

Außerdem wäre es wohl ganz gut, wenn ich mich mal nach einer Suchtberatungsstelle umsehe.
 
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wenn du eine geeignete suchtberatungsstelle, die sich auf messer spezialisiert hat, gefunden hast, lass es mich bitte wissen.
ich sollte da wohl auch mal hin.... :glgl:
 
Noch einer der sich infiiziert hat (akute Messeritis)!
Behandlung bezahlt leider nicht die Krankenkasse... :mad:
:glgl: :irre: :D
 
Felix, danke für Deinen humorvollen und launigen Bericht. Aber; keine Chance. Deine Ansprüche wachsen mit Deinem Können, und einmal scharfes Messer, nie wieder kannste an einer stumpfen Klinge vorbeigehen.
Welcome!
 
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