Schmiedekohle/Qualitätsverlust

Karlkarlsson

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Hallo Leute,

Entschuldigt bitte den langen Text; leider kann ich mein Problem nicht in weniger Worten darlegen. Ich hoffe, es erbarmt sich dennoch einer von Euch, dies zu lesen.

seit einiger Zeit muß ich bei meiner Schmiedekohle (von Rheinbraun, aus dem Raiffeisenmarkt) eine viel stärkere Schlackenbildung festellen, als bisher gewohnt.

Hab über die Suchfunktion auch schon Beiträge gelesen, die besagen, daß die Rheinbraun-Kohle qualitativ wenig taugt.

Der Grund, weshalb ich hier aber schreibe, ist die Tatsache, daß diese extreme Schlackenproduktion erst in letzer Zeit auftritt.

1. Bildet sich die Schlacke viel schneller als früher (beinahe, bevor die gesamte Kohle durchgeglüht ist). Wenige Minuten nach Entfernung eines Schlackenklumpens bildet sich schon der nächste.

2. Ist die Schlacke im heißen Zustand weicher und klebriger als früher (Konsistenz zwischen Kaugummi und Karamell).
Das Zeug klebt am Schürhaken fest und zieht Fäden.
Am schlimmsten ist, daß die Schlacke die Luftöffnung der Esse regelrecht zuklebt, so daß gar keine Luft mehr durchkommt und sie nur sehr schwer zu entfernen ist.

Hat einer von Euch vielleicht ähnliche Erfahrung mit der Kohle vom Raiffeisenmarkt gemacht, d.h. mit einer drastischen Verschlechterung in letzter Zeit?
Würde mich freuen, falls jemand etwas zu diesem Thema zu sagen hätte.

mfG,

Karlkarlsson
 
Hallo!

Ich verwende Schmiedekohle vom österreichischen Raiffeisenverband. Auf dem Sack steht "Polkarpack" und dies ist polnische Schmiedekohle mit wenig Schwefel. Ich bin damit sehr zufrieden und habe schon viele Damastmesser damit gemacht. Vermutlich ist deine Kohle von nem anderen Hersteller. Wenn du wirklich nach kurzer Zeit Schlackefäden an deinem Schürhaken hast, so denke ich dass du minderwertige Kohle erwischt hast. Vorausgesetzt, du hast vorher nicht ne Menge Quarzsand in der Esse versenkt, so wie er früher mit Pottasche als Schweissmittel verwendet wurde. Also solltest du deine Kohle zumindest testweise mal von nem anderen Zulieferer verwenden.

Gruß Dama!
 
.....seit einiger Zeit muss ich bei meiner Schmiedekohle (von Rheinbraun, aus dem Raiffeisenmarkt) eine viel stärkere Schlackenbildung festellen als bisher gewohnt......
Das habe ich ebenfalls beobachtet. Man kann damit schmieden, aber es macht wenig Freude. Dem Vernehmen nach kommt diese Kohle aus Kolumbien oder Venezuela. Sie hat über 32% flüchtige Bestandteile und bildet reichlich Schlacke. Die europäischen Vorkommen von hochwertiger Kohle seien nur noch klein und lohnten den Abbau nicht, hat man mir erzählt.

Offenbar gibt es nur Holzkohle und Koks als Alternativen, beides ist aber nicht wirklich günstig.

Gruß

sanjuro
 
Hallo Leute,

danke schon mal für eure Antworten.

@ Damascener: Nein, ich verwende überhaupt keinen Quarzsand. Die Wurzel allen Übels ist schon die Kohle selbst.

@ Sanjuro: Schmiedekohle aus Kolumbien? Dachte die exportieren nur Koks.:glgl:

Aber mal ernsthaft, verwendest Du denn die besagte Kohle weiterhin, oder bist Du umgestiegen?


Wenn sich an der Qualität in nächster Zeit nichts ändert, würde ich gerne den Händler wechseln. Voraussetzung wäre natürlich, einen geeigneten Händler zu finden.
Gemäß einiger Beiträge soll ja die Kohle von Angele recht brauchbar sein, aber ca. 70€ inklusive Versand ist mir für einen Zentner dann doch ein wenig zu teuer.

Gibt es vielleicht doch noch jemanden da draußen, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat?
 
......Wenn sich an der Qualität in nächster Zeit nichts ändert, würde ich gerne den Händler wechseln.......
So wie es derzeit aussieht, reicht es nicht, den Händler zu wechseln, weil diese ja fast alle aus den gleichen Quellen schöpfen. Ich habe versucht, gute Schmiedekohle in größerem Ausmaß zu besorgen (28 t im kompletten Lastzug), aber das ist dennoch die gleiche Qualität. Selbst wenn Du ein Schiff voll bestellst, wird es nicht anders.

Es mag irgendwo noch kleine Minen mit besserer Qualität geben, aber wie erfährt man davon, wenn da ein paar Säcke voll in Argentinien oder der Mongolei herumstehen?

Wende Dich doch mal an Markus Balbach, vielleicht hat der inzwischen noch etwas Ordentliches gefunden.

Gruß

sanjuro
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo sanjuro,

da hab ich Dich wohl falsch verstanden. Dachte, das mit den südamerikanischen Exporteuren bezöge sich lediglich auf die Kohle von den Raiffeisenmärkten. Laut Damascener scheinen ja zumindest die Österreicher noch gewisse Vorräte europäischer Kohle gebunkert zu haben.
Ich habe hier im Forum schon gelesen, daß bereits die osteuropäische Kohle nicht mehr mit der deutschen zu vergleichen ist, aber daß es jetzt noch eine Stufe nach unten geht, ist echt traurig.

Für mich als Hobbyschmied ist es schon ärgerlich, aber wie kommt man als Profi dauerhaft damit klar?
Oder gibt es irgendeinen Trick, zumindest das unmittelbare Verkleben der Luftöffnung zu verhindern?


Danke für Deinen Rat, Markus Balbach anzusprechen, aber da ich keine großen Mengen an Kohle lagern kann, muß ich mich leider an Händler im unmittelbaren Umkreis halten. (Und falls man bestellen kann, fallen enorme Transportkosten an.)


PS: Da sieht man mal wieder was die globalisierte Welt mitunter für einen Segen darstellt.


mfG,

Karlkarlsson
 
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