Ich hatte ja einen Bericht versprochen. Hier kommt er:
Der Kurs findet an zwei Tage (Fr, Sa) mit einer max. Teilnehmerzahl von 2 Personen statt. Grob umrissen lauten das Kursprogramm folgendermaßen: Tag 1: Schmieden, Tag 2: Schleifen. Nachfolgend habe ich ein paar Bilder, die verschiedene, aber nicht alle Arbeitsschritte einfangen. Ich war ja zum arbeiten da, nicht zum Fotografieren ;-)
TAG 1:
Tag 1 beginnt mit dem erlernen grundlegender Schmiedetechniken. Dazu wird am Amboss mit dem Hammer aus einem 16er Rundstahl (1.2842) ein rustikales Messer im Mittelalter-Stil geschmiedet. An diesem Messer wird auch die Schneide bzw. deren Winkel grob in Form geschmiedet.
Anschließend beginnt das Damast-Schmieden:
Im ersten Bild das Ausgangspaket: 13 Lagen aus C80 und 15N20 bereits vor Kursbeginn fertig »gebaut«. Im zweiten Bild am Abzug der Esse der Plan für die Faltungen. Am Schluss des Tages war in allen Zeilen ein Häkchen. Bild 3 zeigt das Paket in der Esse noch deutlich unter Schweißtemperatur. Auf Bild 4 sieht man Michael beim verschweißen »seines« Paketes unter dem Lufthammer. Das fertig verschweißte Paket ist dann auf Bild 5 zu sehen.
Anschließend folgte vier Mal der gleiche Prozess: mittiges Aufspalten des Paketes mit dem Schrothammer, entfernen der Zunderschichten, Falten des Paketes und Aufbringen von Flussmittel, »Anheften« mit dem Handhammer, Schweißen mit dem Lufthammer. All diese Aufgaben habe ich unter fachkundiger Anleitung mit »meinem« Paket allein durchgeführt.
Auf Bild 6 sieht man die denn Damastbarren vor dem letzten Schmieden mit den eingeschliffenen Kerben, die aus dem einfachen Lagendamast ein etwas komplexeres Muster hervorzaubern sollen. Alternativ hätte ich den Barren auch mit Hilfe einer Presse und zwei Stempeln prägen können. Anschließend wurde der Barren mit dem Lufthammer zu einer Schiene von ca. 6 mm Stärke ausgeschmiedet.
Die letzten Schmiedearbeiten wurden mit dem Handhammer ausgeführt. Hierbei wurde das Messer bereits grob in Form geschmiedet. Leider habe ich von dem schmiedefertigen Rohling kein Bild. Dafür gibt es mit Bild 7 noch mal einen Blick in die Werkstatt. Bevor der Rohling über Nacht noch einmal weich geglüht wurde, wurden am Bandschleifer die äußeren Konturen präzisiert. Man sieht mich äußerst konzentriert auf Bild 8.
TAG 2:
... war voll und ganz dem Schleifen gewidmet. Zunächst wurde der Rohling auf der Topfschleifmaschine plan geschliffen (Bild 9). Dabei wurde die Stärke auf ca. 3,5 mm reduziert und alle Schmiedemarken entfernt. Anschließend ging es weiter an den Bandschleifer, um den Klingenschliff anzubringen. Um sich hier an die Arbeitsweise heranzutasten, hatte zunächst das Mittelalter-Messer bereits am Vortag (als Testobjekt für den Flachschliff herhalten müssen. Am zweiten Tag ging es mit dem Damast-Rohling weiter. Gegen Ende der Arbeiten hatte ich ungefähr eine Idee wie man die Klinge führen muss. Unfreiwillig sind beide Klingen leicht ballig geraten. Auf Bild 10 sieht man die beiden Messer nachdem der Schneidenwinkel mit 60er Band fertig angebracht war zusammen mit der Schablone, die ich vor dem Kurz zu Hause angefertigt hatte. Vorab waren natürlich noch die Bohrungen für die Pins angebracht worden. Anschließend wurden die Messer gehärtet.
Nach dem Härten folgten noch einmal weitere Arbeiten am Bandschleifer, weil der Abend ran war. Habe ich hier mit 240er Band aufgehört. Die restlichen Arbeiten (feineres Finish, Griffmontage) werde ich zu Hause erledigen.
Auf den letzten Bildern sieht man die Ergebnisse des zweitägigen Kurses. Das Mittelaltermesser habe ich meinem Sohn geschenkt, es hat die ersten Schnitztests mit Bravur überstanden. Das Damastmesser hat (wie man sieht) leider Schweißfehler und leider auch ausgerechnet in Klingennähe. Dieser war dem Paket weder beim Schweißen noch im ausgekühlten, ausgeschmiedeten Zustand anzustehen, sondern trat erst beim Schleifen zu Tage. Ich denke, ich werde das Messer aber dennoch fertig bauen. Für den Küchendienst wird es wohl reichen ;-) Die Form des Messers gefällt mir jedoch sehr gut, vielleicht wage ich mich ja mal an einen Zweitling.
Meine Erkenntnisse aus den 2 Tagen:
Tag 1: Zum Schmieden braucht man sehr viel Erfahrung. Da hilft nur üben, üben, üben bis man die Qualität des Feuers und die Schmiedefarben richtig einschätzt und alle Arbeitsabläufe verinnerlicht hat. Weil das Werkstück die Schmiedetemperatur nur kurz hält, hat man auch wenig Zeit, seine Bewegungsabläufe zu verbessern. Bis die kräftig zu führenden Schläge mit der ausreichenden Präzision sitzen, muss man wohl auch einige Stück »versemmeln«.
Tag 2: Für die richtigen Bewegungsabläufe beim Schleifen braucht man ebenfalls viel Erfahrung. Mit einem langsam laufenden Band und viel Geduld kann man sich hier aber besser herantasten, weil das Zeitfenster anders als beim Schmieden nicht so begrenzt ist. Auch das normale »Heimwerker-Wissen« hilft einem hier deutlich mehr, als beim Schmieden.
Insgesamt: Das Problem mit Schnupperkursen: Gerade, wenn man anfängt, so langsam zu verstehen, wie es funktionieren könnte, ist der Kurs schon vorbei. Jetzt bin ich angefixt, habe aber keine eigene Werkstatt (aber ich kenne Leute mit einer ;-) ).
Mein Fazit
Was hat mir gefallen?
- Das grundlegende Konzept, dass Michael mit »seinem« Werkstück alles vor, und ich mit »meinem« alles nachgemacht habe. Daher kann ich behaupten, wirklich fast alles selbst gemacht zu haben (natürlich immer unter Anleitung). Der Schweißfehler ist dabei wahrscheinlich in Kauf zu nehmen.
- Die entspannte und ruhige Atmosphäre.
- Die Gastfreundschaft.
Was hat mir nicht so gut gefallen?
- Dass es nach zwei Tagen und insgesamt ca. 20 Werkstattstunden schon vorbei war ;-) Ich hätte gern noch mehr gelernt.