schmieden von 1.2419

Streetbandit

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Hallo Stahlprofi`s

Ich brauche eure Hilfe! Ich habe ja schon sehr viel geschmiedet, aber mir ist noch nie so ein Material wie der 1.2419 unter den Hammer gekommen, ich weiß nicht mehr weiter! Aber von Anfang an:
Ich bin an ein paar Kilo ( ca 20kg) 1,2419 gekommen, und laut Stahlschlüssel: Stahl zur Kaltarbeit, schmiedbar von 1050C°- 850c°, härtbar bis 65HRC, Verwendungszweck: Rollenmesser,Flachscherenmesser ,Schnitte und Stanze bis 4mm Materialstärke. Also sollte das Material für unsere Zwecke ( Messer) gut geeignet sein.
Das Material war eine Welle mit einem Durchmesser von 25mm. Habe die Welle in meine Gasesse gegeben und erwärmt, beim ersten Schlag mit meinem 2 Kg Balbachhammer zerbröselte dann die Welle, ungefähr so, als wenn man Feilenstahl zu heiß schmieden möchte. Habe aber schon sehr viele Feilen geschmiedet, daher kann ich die Temperatur recht gut einschätzen!
Nach mehrmaligen Versuchen und immer wieder den gleichen Ergebnis ( Zerbröseln des Stahles) habe ich dann aufgegeben . Kann mir wer sagen,woran es liegen könnte?
Habe natürlich auch versucht bei geringeren Temperaturen zu schmieden, aber da war keine Verformung mehr möglich!
Gruß aus München, Manfred
 
Schade um den guten Stahl.
Wolframstähle sind für feine Schneidwerkzeuge ganz besonders gut geeignet.
Beim Schmieden machen sie gewisse Schwierigkeiten, weil sie nicht viel Hitze vertragen, andererseits aber schon deutlich warmfest sind.

In Deinem Fall bist Du mit Sicherheit mit der Temperatur viel zu hoch gegangen. Das hat der Stahl entsprechend quittiert.
Daß Du mit dem 2 kg Hammer bei niedrigerer Temperatur an einem 25 mm Rundmaterial nicht viel ausrichten konntest, wundert mich nicht.

An Deiner Stelle würde ich mit dem Stahl zu einem Schmied gehen, der einen Luft- oder Federhammer hat und ihn dort bei richtiger Temperatur ausschmieden. Es lohnt sich.

Einer meiner Freunde hatte an dem Kurs "Bau einer Fliegenfischerrute" teilgenommen und dort viele Meter Bambus hobeln müssen. Die zur Verfügung stehenden Stanly-Hobel waren vorzüglich, die Eisen mußten aber ständig nachgeschärft werden. Er hatte daraus die Idee entwickelt, bei mir mit geeigneten Stählen verschleißfestere Hobelmesser zu schmieden.
U. a. verwendeten wir den 1.2516, der ja bis auf den Chromgehalt Deinem Stahl recht ähnlich ist. Aus den geschilderten Gründen-Temperaturempfindlichkeit- achtete ich darauf, daß keinesfalls zu heiß geschmiedet wurde.
Georg ist ein sehr kräftiger junger Mann, er hat aber über die schlechte Verformbarkeit des Materials -trotz 4 kg-Hammer-ganz schön gestöhnt.

Er berichtete mir allerdings später,. daß die aus den Wolframstählen gefertigten Hobelmesser gegenüber den Originalklingen eine mehrfache Standzeit zeigten.

Wenn der Schmied nicht nur einen Luft- oder Federhammer , sondern auch Ahnung von Stahl hat, ist das von Vorteil. Ich würde mich an Deiner Stelle mal an Hans Utzmann in Deisenhofen wenden.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Hallo U Gerfin
Genau auf deine Antwort habe ich gehofft!
Ich habs mir ja fast gedacht, dass mein 2 kg Hammer zu gering ist! ich werd´s mit meiner Exenterpresse probieren , bei gemäßigter Hitze! Was meinst du, bei welcher Themperatur wäre der Stahl am besten schmiedbar?
Klar ist es um das Material schade, aber ich habs für wirklich wenig Geld bekommen, da kann man schon mal "Lehrgeld" bezahlen!
Gruß, Manfred
 
Wenn Du mit Temperaturkontrolle erhitzen kannst, ist der Temperaturrahmen im Stahlschlüssel schon in Ordnung. Zur Sicherheit ein bißchen drunter bleiben, schadet allenfalls der Presse.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Ja, ich kann Themp. gesteuert schmieden, werde dich/euch dann zwecks Ergebnis auf dem Laufenden halten! Vielen dank für die infos!!
Manfred
 
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