Schneidbretter aus toxischem Holz?

ebenezer

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Nachdem immer wieder die Frage aufkommt, ob denn Schneidebretter aus toxischen Hölzern auf dem Markt sind, bzw. welches Risiko von Ihnen ausgeht, habe ich zwei e-mails mit dieser Fragestellung geschrieben.
Eines an die Stiftung Warentest, das andere ans Bundesminiterium für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

Die Stiftung Warentest antwortete, daß man zum Thema keine Erkenntnisse oder bereits durchgeführte Untersuchungen habe. Das Thema nehmen sie in ihre Liste auf, die aber schon so voll ist, daß man wohl nicht in absehbarer Zeit mit einer entsprechenden Prüfung rechnen darf.

Das Bundesministerium antwortete mit einem Ellenlangen Mail, das viele Links zu Verordnungen und Regulierungen enthielt. Beim Versuch, durch diesen Verordnungsdschungel zu surfen, fand ich viel, aber keine Liste von Hölzern, die nicht verwendet werden dürfen. Die Verordnungen beschäftigen sich zum überwiegenden Teil mit Chemikalien, Kunststoffen, Keramiken, Farben usw.

Die wesentlichen Kernaussagen sind aber:

"Materialien und Gegenstände, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen, müssen strenge gesetzliche Anforderungen erfüllen. Die wichtigste ist, dass von ihnen keine Gefahr für die Gesundheit ausgehen darf. Zum Zweck der Vorsorge ist es grundsätzlich verboten, dass überhaupt Stoffe aus den Gegenständen in die Lebensmittel übergehen dürfen."

"Auf europäischer Ebene gilt die sogenannte „Rahmen“-Verordnung (EG) Nr. 1935/2004. Dort sind in Artikel 3 allgemeine Anforderungen zum vorbeugenden Verbraucherschutz festgelegt. Demnach dürfen Lebensmittelkontaktmaterialien bei guter Herstellungspraxis und unter normalen und vorhersehbaren Bedingungen keine Bestandteile an das Lebensmittel in Mengen abgeben, die geeignet sind,

- die menschliche Gesundheit zu gefährden,
- eine unvertretbare Veränderung der Zusammensetzung der Lebensmittel oder
- eine Beeinträchtigung der organoleptischen Eigenschaften der Lebensmittel herbeizuführen."


Industriell hergestellte Gegenstände, die für Lebensmittelkontakt geeignet sind tragen üblicherweise das Symbol Kelch mit Gabel, wie hier auf dem Foto der Umverpackung meines Kesperbrettes aus Akazie, die laut Wikipedia ebenfalls toxisch ist.
Man muss davon ausgehen, dass diese Unternehmen die Gesetzeslage kennen und beherzigen. Zumindest an so offensichtlichen Stellen.

IMG_20231218_125656.jpg


Meine Schlussfolgerung:
Man darf darauf vertrauen, dass Hölzer, die in großem Maßstab für industiell hergestellte Schneidbretter verwendet werden, hinsichtlich ihres Gesundheitsrisikos unbedenklich sind.
Oder auch solche, aus denen traditionell Holzbehälter oder Fässer für Lebensmittel hergestellt werden.
Also auch Hinoki und Akazie.
Und man täte gut daran, auch nur solche Hölzer für ein Maßgefertigtes Schneidbrett vom Schreiner verwenden zu lassen.
 
Vielen Dank! Bei solchen Überlegungen bin ich immer dankbar, dass wir tatsächlich ein grundsätzliches Vertrauen darin haben dürfen, dass behördliche Stellen ein Auge auf so etwas haben, zumindest potentiell. Überall wird über Vorschriften und Bürokratie geflucht, teilweise sicherlich auch berechtigt, aber immerhin müssen wir den Behörden nicht grundsätzlich misstrauen.
 
Vielen Dank! Bei solchen Überlegungen bin ich immer dankbar, dass wir tatsächlich ein grundsätzliches Vertrauen darin haben dürfen, dass behördliche Stellen ein Auge auf so etwas haben, zumindest potentiell. Überall wird über Vorschriften und Bürokratie geflucht, teilweise sicherlich auch berechtigt, aber immerhin müssen wir den Behörden nicht grundsätzlich misstrauen.
Da muss ich dir recht geben.
Wenn man da an so Sachen wie Gutter Oil (bereits verwendetes öl aus Abflussrinnen gesammelt und wieder aufbereitet) in China denkt wo die Behörden da noch das ok geben haben wir es doch recht gut hier ^^
 
Schneidebretter müssen wie alle Gegenstände im Lebensmittelkontakt die Anforderungen des LFGB (Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch) erfüllen. Deshalb kann es sich keine einigermaßen seriöse Firma leisten, Schneidebretter zu verkaufen, die das nicht bestehen. Denn beim Import oder beim Verkauf gibt es immer das Risiko einer Prüfung oder dass jemand (z.B. Amazon) die Vorlage eines Prüfzertifikats fordert.

Wenn man auf Nummer sicher gehen möchte, kann man beim Hersteller nachfragen, ob die Bretter LFGB geprüft sind. Und bei der Fertigung beim Schreiner nebenan sollte man fragen, ob der das Thema auf dem Schirm hat. Der kann sicherlich nicht jedes einzelne Brett für teures Geld prüfen lassen, sollte aber wissen, wo die Risiken liegen und welches Holz bzw. welchen Leim man verwenden darf.
 
@ebenezer

Vielen Dank für die Mühen! (y)(y)(y)
Leider denke ich, dass du ziemlich lange nichts von denen hören wirst. Einfach weil die Hölzer hierzulande zu "exotisch"/selten sind.

Mich hat diese Bemerkung auch etwas gewundert, da ich diesen Hinweis bisher nur im Wikipedia-Artikel zu Hinoki gefunden habe (ok, habe jetzt aber auch nicht tagelang recherchiert).
Hinoki-, Paulownie/Kiri- oder auch Hibaholz sind hier einfach zu selten und der Durchschnittsschnippler hat vielleicht erstmal bedenken. Wenn man sich aber ein wenig informiert, sieht man oft, dass in den Ursprungsregionen das Holz XY schon sehr lange für ua. auch Schneidbretter genutzt wird.
Zirbe wird im Alpenraum auch für alles genutzt, lutschen möchte die Späne auch nicht....dennoch, neben dem Duft :), hat Zirbe ja auch viele gute Eigenschaften.
Gehölze/Hölzer bei denen auch das Holz, der Stamm, (kontakt)giftig sind gibt's ja zum Glück nicht soooo viele. Und wenn, werden daraus bestimmt keine Löffel oder Schneidbretter geschnitzt ;)
(Apropos giftig, wer interesse hat kann sich ja mal informieren wie giftig die Ernte von Cashewnüssen ist; und Holzstaub oder Eichenholzstaub ist ja nochmal ne ganz andere Nummer) ).

Ich glaube (glauben, nicht wissen ;)), der fast einzige Warnhinweis zu Giftstoffen bei Holzbretter könnte bei Bambus aus dubiosen/günstigen Quellen gelten.
Ganz davon abgesehen, dass Bambus(gras) zu hart für die durchschnittlichen Messer hier im Forum ist, wird es halt irgendwo zusammengeleimt und ggf lackiert. Und bei einem günstigen Bambusbrettchen aus China möchte ich gar nicht wissen was die für Chemikalien benutzen, welche dann mit ins Essen geschnippelt werden. DAS würde ich hinterfragen, wenn.

Das viele Hölzer in rohem Zustand bestimmt unbekömmlich bis toxisch sind, möchte ich gar nicht bezweifeln. Aber Schneidbretter aus Hinoki-, Paulownie- und Hibaholz dürften höchstens mangelhaften Leim haben (wie vielleicht auch, hoffentlich nicht, viele andere schöne Stirnholzbretter, besondere Bretter) und können in den üblichen Messerläden gekauften werden.

Hier noch ne Kleinigkeit (auch wiki, also keine Garantie auf 100%ige Richtigkeit): Hinokitiol – Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Hinokitiol)

Grüße
 
Finde ich toll @ebenezer das Du Dich mit dem Thema beschäftigt und versucht hast etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Ich habe mich auch schon oft gefragt ob giftige Hölzer als Griff oder natürlich noch viel stärker als Schneidbrett im Hinblick auf den Kontakt mit Lebensmitteln problematisch sind. Zuletzt kam diese Frage bei mir wieder auf, als ich in einem Faden die wirklich schönen Schneidbretter von Elbholz, und da besonders als ich mir das Brett mit Eibenholz angesehen habe.

Regulatorisch scheint die Sache, so wie Du schreibst recht klar zu sein, wie auch @MikeMesser schreibt. Ich bin mir nur nicht so sicher ob auch jeder Kleinbetrieb dies weiss und selbst wenn ja, wird er kaum in der Lage sein ein entsprechendes Gutachten zu beauftragen.

Ich für meinen Teil ziehe daher ungiftige Hölzer für Schneidbretter vor. Bei Griffen bin ich entspannnter, da diese oberflächenbehandelt sind und im Regelfall nicht direkt mit Lebensmitteln in Kontakt kommen.
 
Naja, genau genommen sind fast alle verrottungsbeständigen Laubbäume Giftig, da sie z.T. große mengen Gerbstoffe enthalten.
siehe auch Wikipedia zum Thema Eiche:
"Alle Teile der Eiche sind wegen der enthaltenen Gerbstoffe leicht giftig und können zu gastrointestinalen Symptomen (Magenschleimhautreizung, Erbrechen, Durchfälle) führen"
 
Die Dosis macht ja bekanntlich immer das Gift.
Und da ist Wikipedia halt nicht eindeutig.
Bei der Eiche hätte ich da weniger Bedenken gehabt, weil ja die Gerbstoffe auch in den Wein und den Whisky wandern, und dort durchaus verträglich sind.
 
Die Dosis macht ja bekanntlich immer das Gift.
Und die Art und Weise der Verarbeitung und Verabreichung/Anbietung (Kontakt mit dem Körper). Beim Thema "Schneidbretter" sind Einige anscheinend zu verunsichert. Von Ausnahmen bei Bambusbretter bei "Resterampen-1€Shop-AllesMussRaus"Geschäften mal abgesehen (Gründe s.o.).
 
Zwischen frischem Holz, bei dem Saft und Gerbsäure austritt, und abgelagertem, verarbeitetem Holz liegen Welten. Trocken geht da nix mehr über, weder an Griffen, noch am Schneidbrett. Mangels genügend Holzfeuchte diffundiert da nichts raus- im Unterschied zu Plastikgriffen...
Man merkt es übrigens auch am Geruch: trockenes Holz riecht nach garnichts. Logisch, die Prozesse sind ja auch alle gestoppt.
Für mich ein Sturm im Wasserglas. Aber wer Befürchtungen hat, kann ja auf Prüfsiegel und dergleichen achten und vertrauen, klar.
Vorher sollte man dann aber lieber auf PET-Flaschen u.ä. verzichten- DA diffundieren nämlich sehr wohl komische Stoffe ins Essen.
 
@ebnezer : thx für deine Bemühungen, da ich ja tatsächlich letztens bei meiner Kaufberstung schrieb, das ja eben Hinoki als Ganzes giftig sein soll und gefragt ob jemand mehr dazu weiß. Das ist ja wirklich toll, wenn sich jemand für eine Community solche Informationen sammelt. Ich bin relativ neu in der (vernünftigen) Messerwelt, daher gibt es eben soviel Themen für mich die es noch zu klären gilt, unter anderem war dieses eins davon. Ich ging zwar auch davon aus, das es Verordnungen dazu gibt, aber man weiß ja eben auch das es nicht gleichbedeutend ist diese auch einzuhalten. Oder zuwenig Aufmerksamkeit auf gewisse Themen oder Stoffe gelegt wird, und man relativ spät erforscht. Daher kam bei mir die Frage auf. Auch klingt es relativ einleuchtend das frisches Holz und verarbeitet Holz nicht gleich ist. Danke nochmals, auch an alle anderen die mit Informationen dazu beitragen
 
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