Schneidengeometrie

Jolly Roger

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Hallo zusammen,

ich schleife meine Messer (Laguiole) mit einem nachgebauten Lansky-Halter mit original Lansky-Steinen.
Der Halter ist aus Stahl nachgebaut und mit einem Anschlag versehen, damit immer der gleiche Schneidenwinkel eingehalten werden kann.
Durch die Geometrie der Halterung und des Schleifvorganges ergibt sich zwangsläufig eine Änderung der Schneidenwinkels entlang der Klinge von 33° in der Mitte bis 31.5° vorne an der Klinge.
Nun sollte man glauben, dass die Schärfe der Klinge bei kleinerem Schneidenwinkel zunimmt, das heißt vorne sollte die Klinge schärfer sein als in der Mitte.
Leider habe ich bei Versuchen (Unterarmhaare, Papier) festgestellt, dass ich in der Mitte der Klinge mit dem größeren Schneidenwinkel eine bessere Schärfe erreiche als vorne mit dem geringfügig spitzeren Schneidenwinkel.
Wie kann das sein?
Mache ich etwas beim Schleifen verkehrt?
Wird der Schneidenwinkel ZU klein für 12C27?
Oder ist das einfach so, dass man bei einem Messer an der Spitze nicht die Schärfe erreicht, wie in der Mitte der Klinge?

Viele Grüße
JR
 
Es ist nicht ganz klar ob du von 33° pro Seite oder inklusiv redest. In jedem Fall ist die Differenz relativ gering, so dass eine spürbare Verbesserung der Schärfe eher nicht zu erwarten ist. Die Frage die sich in solchen Fällen zunächst mal stellt: Bist du dir sicher das du vorne vollständig bis zur Phase vordringst und entlang der gesamten Schneide einen gleichmäßigen Grad erzeugst? Das der Winkel als solches zu niedrig ist glaub ich eher nicht, wir reden hier ja wohl nicht über ein 10€ Messer made in Vietnam oder? Falls doch muss das Messer als Problemquelle in Betracht gezogen werden. Billige Messer haben häufig ein furchtbar schludriges Heat Treatment und werden wohl möglich danach noch aufm Bandschleifer volle Pulle ohne jegliche Kühlung "scharf" gemacht. Da kann es schon sein das man einige male schärfen muss bis eine haltende Schärfe angenommen wird.

Edit:

Man sollte gründlicher Lesen, wir reden nicht über 10€ Vietnam Messer

Edit 2:

Lies dir mal den Fred durch: http://www.messerforum.net/showthread.php?48664-12C27-und-Schnitthaltigkeit
Scheint als ob das HT bei Laguiole nicht so optimal wäre und es da noch andere Probleme gibt...
 
Zuletzt bearbeitet:
„Lansky- Geräte“ haben schon ein Winkelunterschied „von Klingenmiete zu Spitze“ um ca. 1 Grad. Das ist nicht gut aber verträglich.

Wenn man russische und einige anderen Klingen schleift, da wird Schneidwinkel in der Nähe von Klingenspitze schon von Macher großer gemacht. In dem Fall hast Unterschied um ca. 2°.

Wenn die zu schleifende Klingen dünn sind, hast Du ein weiteres Problem: die ganze Klinge ggf. Schneide beugt sich beim kleinsten Drück. So kommt man an die Spitze der Schneidfase nicht richtig ran (je weiter die Schneidfase einer dünnen Klinge sich von Halterung befindet desto schlimmer ist das).
 
Wenn die zu schleifende Klingen dünn sind, hast Du ein weiteres Problem: die ganze Klinge ggf. Schneide beugt sich beim kleinsten Drück. So kommt man an die Spitze der Schneidfase nicht richtig ran (je weiter die Schneidfase einer dünnen Klinge sich von Halterung befindet desto schlimmer ist das).

Ich vermute das Problem liegt eher darin das der Stahl wohl relativ weich behandelt ist und die Spitze beim Schließen auf die Feder knallt (wie es in dem Fred heißt). In der Kombination bedeutet dies das der Stahl unmittelbar hinter der Schneide an der Messerspitze zu hohen Belastungen ausgesetzt ist um eine feine, dünne Schneide anzunehmen. Die Schneide selbst wird sich vermutlich an der Spitze ständig beim Schließen des Messers umlegen. Wenn du die Schärfe des Messers also erst später getestet hast, nachdem du das Messer bereits einmal geschlossen hast, wäre es nur plausibel das die Spitze nicht mehr sehr scharf ist.

Du könntest mal versuchen das Messer über einen glatten Wetzstahl, unbehandeltes hartes Leder o.ä. zu ziehen und mal gucken ob das die Schärfe an der Spitze verbessert. Wenn meine These zutrifft ist die einzige langfristige Lösung für eine scharfe Spitze aber das Messer nie zu schließen :rolleyes:.
 
Ich vermute das Problem liegt eher darin das der Stahl wohl relativ weich behandelt ist und die Spitze beim Schließen auf die Feder knallt (wie es in dem Fred heißt)..... :.

Hier im Forum habe ich gelesen, dass bei Laguiole-Messern die Klinge beim Schließen ab und an auf die Feder aufschlägt. Das passiert bei meinen Kneissler-Messern auch. Ich habe mir da so geholfen, dass ich an der entsprechenden Stelle im Messer ein Stückchen quer geschnittenes Furnier einklemme, das die Klingenspitze beim Schließen abdämpft. Seither ist es wesentlich besser.

Schönen Tag noch.

BMW_Buddy
 
Es gibt eigentlich nur 3 Möglichkeiten. Die erste ist sehr unwahrscheinlich, Materialfehler.

Die anderen Möglichkeiten sind sehr wahrscheinlich.

Entweder du hast die eigentliche Schneide nicht erreicht (zu wenig geschliffen) oder du hast einen Grat an der Schneide (bildet sich gerne beim Lansky, zu viel geschliffen).

lG Olli

EDIT: BMW_Buddys Tip ist auch richtig...
 
Und ein Taschenmikroskop mit 80 bios 100-facher Vergrößerung (um die 20 Euro) bringt soz. die finale Aufklärung. Ich nutze so'n Teil und es zeigt schon sehr viel mehr als das bloße Auge zu erkennen vermag. Alles andere wurde bereits gesagt, mir (langjähriger, erfahrener und zufriedener Lansky-Nutzer) fällt auch nichts mehr ein.
 


Hallo zusammen

@ Danieru
bei meinem Selbstbauhalter beträgt der Schleifwinkel 16.5° somit wird der Schneidenwinkel 33° in der Mitte der Halterung und an der Spitze etwas weniger und nein, sie sind nicht aus Vietnam.

@ BMW-Buddy
Ich schließe die Messer immer äußerst vorsichtig, die Klinge schlagen nicht auf, außerdem habe ich von Anfang an einen Gummi- bzw. Kunstoffstreifen eingelegt, auf den die Klingen auftreffen würden, sollte sie mir bei Schließen mal aus den Fingern rutschen. Im geschlossenen Zustand berühren die Klingen die Streifen nicht.

@ Dimm
Dein Tipp war gut, ich habe es nicht geglaubt, dass sich ein Lagiuole so weit biegt, ich habe meinen Halter im Schraubstock eingespannt und mal mit einer Schlaguhr in einer provisorischen Halterung gemessen.
Je nach Schleifdruck an der Spitze zwischen 2/10 und 4/10 mm. Das wird dann wohl auch die unterschiedliche Schärfe ausmachen.
Für mich heißt das bei weniger Druck die Klinge länger mit dem jeweiligen Stein bearbeiten.

@ Centurion & Dimm
Wahrscheinlich habe ich durch die Biegung der Klinge die Spitze tatsächlich nicht richtig erreicht, ich habe jetzt noch mal mit ganz wenig Druck (viel arbeit) mit den Steinen von 120 - 1000 geschliffen und siehe da SCHARF von vorne bis hinten.

@maku
Ein Taschenmikroskop ist die nächste Anschaffung


Ich habe mal Fotos von meinem Selbstbauhalter mit Anschlag angehängt.
Durch eine Feder um die Abdrückschraube (paßt auch beim Original Lansky) wird das Einspannen sehr erleichtert.
Das Arthaud Chosson ist 14 Jahre alt, war täglich in Gebrauch und hat deshlb etwas die Form verloren, außerdem hatte ich da noch kein Lansky.
Das Aubrac habe ich noch nicht lange.

Jedenfalls vielen Dank für Tipps

Viele Grüß
JR
 
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