Schneidfähig - Attila Kovacs Slipjoint

Rock'n'Roll

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Boas,

an Schneidwaren unterschiedlichster Couleur und Herkunft herrscht im Roadhouse kein wirklicher Mangel. Ein ansehnliches Gemenge an überwiegend „Schwerem Gerät“ hat sich zu unserem Vergnügen hier eingefunden. Jedes Messer hat seine spezifischen Eigenarten, Vorzüge - oder auch Nachteile. Manches haben wir allein seines Designs wegen genommen - alles andere egal!

Bei all der Vorliebe für solide Messer und die Optik finden wir es gelegentlich aber auch sehr erbaulich, beispielsweise nur unser Opinel No. 8 einzustecken. Es ist das Schärfste!! Für die anstrengungslos genüßlich leichte - spanabhebende - Holzbearbeitung. Kurz gesagt aus reiner Schneidfreude :p. Die Klinge im flachen Winkel über einen Ast gleiten lassen und - ohne abzurutschen - dünnste Schichten (z.B. Rinde) säuberlich abtragen. Ein Holz in einen kleinen Handschmeichler verwandeln. Einen Apfel in zwei marmorgleiche Hälften teilen.

Dann abschließend - falls erforderlich - die exorbitant leichte Schärfbarkeit der Klinge genießen: Es genügen ein paar Streiche über den Sinter-Rubin oder die Keramik des Sharpmakers und es herrscht ausgeprägte Rasierfreude. Die Armhaare spritzen durch die Gegend. Beim Papiertest stellt sich diabolisches Grinsen ein: Carbon-Fieber!! Treibt man es im wahrsten Sinne des Wortes auf die Spitze und schleift das Opinel nach allen Regeln der Kunst auch noch ballig aus, vergeht einem beim Schneiden in sonst was Hören und Sehen.

In der Korrosionsanfälligkeit des rostfähigen Materials sehen wir keinen Nachteil. Noch keines unserer Carboniten hat jemals Ansätze von Beschädigung gezeigt. Das Herder 1922 Office dabei im mehrfach täglichen Gebrauch und Kontakt in der Küche mit Feuchtigkeit und Säuren aller Art. Es ist für uns ständiger Quell allergrößter Freude und Zufriedenheit. Und löst immer wieder Erstaunen wie Bewunderung aus, was seine Schneidfähigkeit angeht.

Manch Kochmesserfreund hier im Forum hat ähnlich Erfreuliches über Shirogami und Aogami zu berichten. Einer trägt das (un)edle Material gar dauerhaft am Mann, weil er nicht davon lassen kann :steirer:. Er hat unser vollstes Verständnis. Da all das so ist, wir den Dingen gern auf den Grund gehen und es ja nicht schadet, wenn man weiß, was „Klinge“ ist, haben wir mal nachgeschaut. Da wir uns schon die Mühe gemacht haben, fassen wir die Basics im folgenden (damit es nicht verlorengeht) kurz zusammen. Wem es zu eisenhaltig (oder langweilig) wird, macht bei „Attilas Slipjoint“ weiter …


Exkurs: Die entscheidenden Einflußgrößen auf die Schneidfähigkeit eines Messers

(Fakten und Zitate zu den Basics stammen so gut wie ausnahmslos aus dem Buch „Messerklingen und Stahl“ von Roman Landes.)

1/3 = Geometrie - ihrerseits bestimmt durch

o den Schneidenwinkel (die ideale Form für eine gleichmäßige Druckausübung - die wiederum bewirkt, daß die erforderliche Kraftausübung für einen Schnitt möglichst gering ist - entspricht einer quadratischen Parabel, d.h., einer balligen Schneide; der Schneidenwinkel selbst ist wesentlich abhängig vom Werkstoff - wobei ein kleiner (möglichst spitzer) Schneidenwinkel (geringstmöglich etwa 10 Grad) zu einem besseren Eindringungsvermögen in das Schnittgut bzw. besserer Schneidfähigkeit führt)

o die Schärfe (Breite der Verschleißmarke des durch die Herstellung der Schneide bedingten „Schneidenstumpfs“ - eine ideale Schneide der Breite „Null“ ist ja nicht erreichbar, wie nahe man dem Ideal kommen kann, hängt ebenfalls stark vom Werkstoff ab; Stahl erreicht die Grenze seiner Schärfe im Bereich seiner Korngröße (Karbide))

o die Schneidendicke (als Faustregel gilt: Je dünner die Schneide, desto geringer die Keilwirkung und damit der notwendige Kraftaufwand zum Trennen des Schnittgutes; hierbei ist zu berücksichtigen, daß höher legierte - auf Verschleißfestigkeit ausgelegte - Stahlsorten spröder als niedrig legierte sind, daher erfordern sie dickere Schneiden und Klingenkörper)


Wenn man eine größtmögliche Schneidfähigkeit erreichen will, empfiehlt es sich also, nach einem möglichst spitzen Schneidenwinkel, feinstmöglich schärfbarem Material und einer dünnen Schneide/Klinge zu streben. Je schärfer und geschlossener diese dabei ist, desto höher ist auch die Schnittgüte, d.h., die „Sauberkeit“ des Schnitts, was insgesamt wiederum durch eine hohe Feinheit des Gefüges - der Feinkörnigkeit - des verwendeten Materials begünstigt wird …

Da für die angestrebte Geometrie - wie auch die Standfestigkeit - der Werkstoff von so essentieller Bedeutung ist, kommt ihm bezüglich der Schneidfähigkeit einer Klinge ein weiteres Drittel an Gewicht zu:


1/3 = Stahlwahl

Bereits 1900 findet sich in einem Buch von Hermann Haedicke folgende Aussage: „Die Wahl des Stahls hängt naturgemäß von der beabsichtigten Verwendung und dem Kohlenstoffgehalt ab. Zunächst sollte man womöglich reinen Kohlenstoffstahl verwenden, falls nicht aus besonderen Gründen andere Körper erwünscht erscheinen …“
„Besonders maßgebend ist naturgemäß der zu bearbeitende Stoff. Für Holzbearbeitung genügen die Nummern 6 bis 8 (0,6 bis 0,8% Kohlenstoff, der Verf.) …“ „Feine schlanke Schneiden erfordern eine höhere Nummer als stumpfwinklige, ganz schlanke Schneiden, wie die der Rasiermesser …. einen höheren Kohlenstoffgehalt.“

Die Hinzulegierung anderer Elemente zur Erreichung von z.B. großer Härte, Rostträgheit etc. (Veredelung) führt in der Regel sowohl zu einer Vergröberung der Struktur des Werkstoffs und damit zu potentiell weniger feinen Schneiden als auch zu erschwerter Schärfbarkeit.


1/3 = Wärmebehandlung

Ist die Entscheidung für einen bestimmten Stahl gefallen, ist mit einem letzten Drittel seine richtige Wärmebehandlung essentiell. Erst wenn sie korrekt durchgeführt wurde, entfaltet er am Ende die vorgesehenen Eigenschaften (Zähigkeit, bestimmter Härtegrad, Schneidkantenstabilität, Gefügestruktur …). Das in der Regel - besonders im Zusammenhang mit hochlegierten Stählen - „heiß“ diskutierte Thema ist umfangreich, komplex und für den Erfolg eines Messerbauers von größter Bedeutung. Vokabeln wie vorwärmen, weichglühen, in Öl, Wasser oder an der Luft abkühlen, tiefkühlen, härten, anlassen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß bei aller Kunst keine Wunder zu erwarten sind. Es wird am Ende doch irgendwie ledeburitisch ausgehen bei großen Karbiden :hmpf:

Für unsere konkreten Entscheidungen ist das Thema erfreulicherweise nur indirekt von Bedeutung. Wir überlassen es daher den Experten und kaufen bzw. bestellen Messer bei Messerbauern unseres Vertrauens. Was das Thema Wärmebehandlung angeht, fühlen wir uns ansonsten in Monte Gordo gut aufgehoben :cool:


Der Stoff aus dem die Träume sind

Wenn wir nun zu unserem Anliegen zurückkehren - „feines“ Schneiden, leichtes Spiel beim Schärfen - kommen wir unter Berücksichtigung der gelernten Einflußgrößen zu dem Ergebnis: Auf der Suche nach dem finalen Kick sollten wir nach einer schlanken, leicht ballig und sehr dünn und scharf ausgeschliffenen Klinge mit möglichst kleinem Schneidenwinkel Ausschau halten. Als Klingenstahl wäre ein Carbonstahl mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,6 bis 0,8 % ohne großartige Hinzulegierung weiterer Veredler (niedrig legierter Kohlenstoff-Stahl) vom Dealer des Vertrauens eine gute Wahl, da sich dessen feines Gefüge als ideale Basis für die angestrebte Geometrie erweist.

Bereits vor Kenntnisnahme dieser insgesamt sehr komplexen Zusammenhänge - die wir hier nur grob anreißen konnten - haben wir diesbezüglich beim Messerkauf in den vergangenen Jahren einige glückliche Treffer gelandet. Das Opinel mit seiner Klinge aus XC90. Das Herder Office (C 75 W1). Mit seinem Solinger Dünnschliff - und der die Schneidgüte fördernden glatten Oberfläche durch das Blaupließten - macht es in unserer Bordküche eine fabelhafte Figur. Nicht umsonst haben uns diverse Windmühlenmesser durch das Leben begleitet. Oder Leo 3, unser Balbach-Damast-EDC von Eckhard Schmoll: Ein penetrantes performantes Prachtstück!!

Hatten wir es irgendwie schon immer geahnt, in der Praxis bestätigt gefunden und waren wiederholt intuitiv oder vermittels guter Beratung erfolgreich fündig geworden, sehen wir es jetzt - bestätigt durch fundiertes Expertenwissen - klar und deutlich vor Augen, um welchen Stoff wir unseren Dealer angehen sollten, wenn feinstes Schneiden Thema ist. Um Kohlenstoff :eek:


Attilas Slipjoint

Auf der Suche nach derartigem Junk-Food stach uns kürzlich ein Messerchen vom in Rumänien lebenden Messerbauer Attila Kovacs ins Auge, als es hier im Forum zum Kauf anstand. Wir wissen nicht, was genau es war, aber auf Anhieb mochten wir den kleinen Slipjoint leiden. Als wir die Spezifikationen vergegenwärtigt hatten, stellten wir fest, daß es seitens des Stahls und seiner Geometrie genau im Spektrum unserer Begierde liegt. Die 2,2 mm starke Klinge des Handmade ist aus UHB 15 LM gefertigt und dünn und sauber ausgeschliffen. Wir haben nicht lange gezögert.

Was nun ist UHB 15 LM für ein Stoff? Böhler Uddeholm vermarktet ihn als “Bandsaw/Spring-Steel” und führt aus: “A grade primarily suitable for springs, knives and saws. Best combination of flexibility and toughness in thicknesses exceeding 1 mm or tensile strength less than 1800 N/mm2.”

Er wird eingesetzt als Federstahl, für Sägeblätter, in der Papier-Industrie für sogenannte „Crêping doctor blades“- und für Messer. Mora-Besitzer könnten UHB 15 LM zu Hause vorrätig haben. KJ-Eriksson-Moras aus Carbonstahl waren aus UHB 15 LM gefertigt.

Der Stahl ähnelt in seiner Zusammensetzung C 75 W (kaltgewalztem Federbandstahl):
UHB 15 LM (C 75 W): C 0,75% (0,76%) Mn 0,73% (0,70%) Si 0,2% (0,35%)


Dem Kennfeld-Datenblatt von C 75 W haben wir folgende Eigenschaften entnommen:

Sehr gute Schärfbarkeit , Anfangsschärfe, Druckschneidefähigkeit und -haltbarkeit bei ebenso guter Schneidkantenstabilität und stabilem Schneidenwinkel sowie hoher Zähigkeit, Schockbelastbarkeit und Schnittgüte - Wir konnten also im wesentlichen von einem Messer ausgehen, das schneidet :D


Und was haben wir bekommen?

Als wir es ausgepackt haben, wußten wir sofort: Ein Top-Deal! Anmutung, Verarbeitung, Material, Gewicht - sehr fein das alles. Da hatten wir noch keinen Schnitt getan. Der hat uns dann vollends überzeugt. Ein wunderbares Taschenmesserchen haben wir da erworben. Seine Schneidleistung ist fulminant und steht dem Opinel auf Anhieb in so gut wie nichts nach. Papiertest und Rasieren nach Lehrbuch :super:

Der Griff aus Hirschhorn mutet an wie Knochen. Liner, Backen und Pins (5 auf jeder Seite) aus Stahl verleihen dem Messer ein Gewicht, das seiner Wertigkeit gerecht wird und ihm das Gefühl von Verläßlichkeit verleiht. Die genietete Klingenachse ist so fein mit den Backen auspoliert, daß man sie nur erahnen kann. Das Messer entfaltet seine Vorzüge erst richtig, wenn man es anfaßt. Es paßt uns gut und hat eine sehr angenehme Haptik. Die Hornschalen in Verbindung mit dem sorgfältig bearbeiteten Stahl schmeicheln der Hand. Es muß nicht unbedingt Titan sein, wie wir feststellen.

Klinge und (sehr stramme) Feder gehen im geöffneten Zustand direkt ineinander über. Der Finger spürt keinerlei Spalt. Ebenso fein sind die Übergänge zwischen Liner und Hornschale. Auch im geschlossenen Zustand bilden Griffschalen, Liner und Rückenfeder eine Einheit. Die Klinge schlägt beim Schließen nicht auf die Feder. Wie bereits angedeutet, insgesamt eine erstklassige Verarbeitung. Geschmacksache ist die - im geschlossenen Zustand - herausragende Klingenwurzel. Paßt zum rudimentären, erdigen Stil des Messers, wie wir meinen.

Die 7 cm lange Klinge (6,5 cm davon scharf) mit weit nach unten gezogener Spitze ist leicht längs satiniert und trägt die dezenten Initialen A K. Mit dem innen schmiederauh belassenen Nagelhau zeigt sie im geöffneten Zustand ein leicht verschmitztes „Gesicht“. Vollkommen zu Recht. Haben wir das Messer doch in erster Linie seiner Klinge wegen erworben - auf der Suche nach dem „finalen Kick“. Attilas Slipjoint cuts like crazy :glgl:!!

Das haben wir sofort ausgiebig genossen und anläßlich eines ausgiebigen Spaziergangs in der Sonne gedörrte Zweige eines Eukalyptus-Baumes bearbeitet. Die spröde, brotkrustenharte Rinde abgeschält, kleine Verästelungen entfernt, die obere - rote - Schicht abgetragen und uns dabei an der feinen Schärfe des Messerchens delektiert. Nach etwa einer Stunde zeigte sich die Klinge unbeeindruckt. Sie lief säuberlich über den Daumennagel. Keinerlei Microausbrüche. Papiertest, Rasieren! Am nächsten Tag haben wir das Vergnügen mit demselben Ergebnis fortgesetzt …

Brötchen aufzuschneiden ist ein Spaß. Apfelschälen und -schneiden wird zum Vergnügen, was für eines unserer gängigen Taschenmesser eher selten der Fall ist. Die Klinge ist übrigens sehr reaktionsschnell ;). Schon nach einem Apfel zeigte sie deutlich Patina. Und schmeckte einen ganzen Tag lang nach. Wir werden ihr das abgewöhnen.

Attilas Slipjoint gefällt uns ausgezeichnet. Er hat Charisma, schneidet sehr freudig, die relativ kurze Bauform verleiht dem Messer insgesamt und der Klinge gute Stabilität. Das Standvermögen hinterläßt bis hierher einen guten Eindruck. Schärfen dürfte eh kein Problem sein. Keinerlei Micro-Ausbrüche. Die Verarbeitung wie auch die Haptik sind tadellos. Und - nicht jeder hat eins …


Slipjoint von Attila Kovacs (Handmade)

Gesamtlänge: 161 mm
Klingenlänge 70 mm (davon scharf 65 mm)
Klinge: 2,2 mm UHB 15 LM (schwedischer Carbonstahl, nicht rostfrei), ca. 59 HRC, Ricasso und Schleifkerbe
Klingenhöhe: 18,3 mm max, Klingenachse genietet
Griffmaterial: Hirschhorn auf Stahl-Linern, Stahlbacken, je Seite 5 Stahl-Pins
Griffdicke: 16 mm
Griffhöhe: von hinten 20,6 stetig zur Klinge hin auf 18,9 mm abfallend; 27,5 mm max. bei geschlossener Klinge (die Klingenwurzel steht dabei 4 mm frei)
Slipjoint mit strammer Feder, Nagelhieb
Kein Lanyardhole
Kein Clip
Gewicht: 110 Gramm
Sehr sauber verarbeitet


Weitere Stähle wollen ausprobiert werden. Die Begeisterung für den feinen Schnitt bei problemloser Schärfbarkeit und guter Standzeit (ohne Micro-Chipping) fordert ihren Tribut. Bereits seit geraumer Zeit in der Pipeline: 1.2442 und 1.2519. Wir hörten/lasen sehr viel Gutes und sind sehr gespannt! Neugierig sind wir auch auf C100, 1.3505, Feile, Shirogami …

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Roman Landes, vor dessen Expertise und seinem Vermögen, die ausgesprochen komplexen und umfangreichen Zusammenhänge derart verständlich und nachvollziehbar darzustellen, wir den Hut ziehen. Weil sein Buch es uns leicht gemacht hat, das Thema Stahl ein wenig zu vertiefen.


Attilas Slipjoint mit Kollegen

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Das Letzte

Es empfiehlt sich, vor dem Kauf eines Messers unbedingt die Packungsbeilage zu lesen. Welche Risiken und Nebenwirkungen der „Genuß“ feiner Schärfen von Carbonstählen mit sich bringen kann, sei am folgenden Beispiel verdeutlicht: Auf der ZDP-189-Klinge unseres erst kürzlich erworbenen Caly 3.5 CF vermeinen wir gelegentlich den Schriftzug „Superblue“ zu erkennen. Und - erst gestern Nacht im Traum wieder - haben wir einen Apfel mit einem nagelgängig dünn ausgeschliffenen Carbonstahl-Sebenza geschält :drunk: …

Aus den Tiefen der Jukebox von 1966 Lee Dorsey mit „Working In The Coalmine“: https://www.youtube.com/watch?v=FA3Royf9_zM


Schneidfähig aus Monte Gordo

Johnny & Rock’n’Roll
 
Zuletzt bearbeitet:
Na Gott sei Dank ist die Sommerpause bei dir vorbei. Jetzt schon das 2. Portrait eines neue Messers innerhalb kurzer Zeit, das verspricht für die Wintermonate wieder jede Menge Lesespaß und Bilderfreude.

yaammoo
 
Großartiges Review, danke dafür!

So langsam rücken die Testobjekte in die Bereiche, die mich persönlich interessieren (und wo ich in den letzten Wochen 5 Mal zugeschlagen habe, wenn auch andere -tiefere. Preisliga).....weiter so, dann muss ich nämlich keinen Thread in der Kaufberatung starten ("Slipjoint mit Schneidteufelgeometrie und rostendem Stahl gesucht" oder so ähnlich) :cool:
 
Hallo Peter, mal abgesehen vom wie immer sehr guten Review......du bist mir exakt fünf Minuten zuvor gekommen, ich wollte es auch haben, aber ich weiß es ja jetzt in guten Händen! Gruß,Olli :super:
 
Moin Peter, wie gewohnt eine spitzen Betrachtung mit ebensolchen
Bildern, deine Review´s lassen einen hautnah teilnehmen.

Gruß
Udo
 
Servus,

Einer trägt das (un)edle Material gar dauerhaft am Mann, weil er nicht davon lassen kann :steirer:. Er hat unser vollstes Verständnis

Aogami lebt! Er riecht, schmeckt und ändert seine Oberfläche wie der Mann der ihn trägt! :steirer: :irre: :cool:

Schönes Messer und klasse Bericht der einiges bietet. Bekanntes wird vertieft und Neues erfahren! :super:

Gruß, güNef
 
Danke für den schönen Bericht! Du kennst ja meine Vorliebe für einfache Alltagsmesser. Schön, dass du deinen Zuwachs hier präsentierst!
Die Lektüre von Roman Landes hat dich sichtlich inspiriert. Sie sei an dieser Stelle allen Messerliebhabern empfohlen!
LG rocco26
 
Boas,

ein Hauch von Kohlenstoff weht durch’s Forum :beguiled:. Eure Zustimmung hör‘ ich gern. Natürlich die zum Review und den Bildern, besonders aber die zum Carbon :super:. Wenn ich so manche „Alteisensammlung“ hier im Forum ansehe, zerfrißt mich regelmäßig der Neid. Aber - es ist ja noch nicht aller Tage Abend.

Fixed brauche ich - wenngleich einige zugegen sind - eher selten. Neben dem Fällkniven F1 (VG-10) und dem Schanz Viper Middle (SB1) greife ich dann mit Vorliebe zum SplinterS von MLL Knives und dem zu meiner großen Freude seit kurzem gegenwärtigen Kleinen Hennicke-Fixed. Der O1 des SplinterS wird übel scharf und hat Stehvermögen! Auch ein Stoff, aus dem sich gut ein Taschenmesser klöppeln ließe. Über den Stahl vom Kleinen Hennicke weiß ich nix, da es ein Geschenk war. 2519 vielleicht?? Jedenfalls seeeehr delikat!!

Die „Carbonara“ soll kein Abgesang auf edle, höherlegierte Stähle sein. Haben wir (Johnny und ich) uns doch in den letzten beiden Jahren ausgiebig mit allen möglichen von ihnen angefreundet. Wir lieben den SB1 sowohl für seine exzellente Performance in der Küche als auch in Gestalt des gebraucht erworbenen Viper Middle (nachdem es unlängst von Jürgen auf Vordermann gebracht wurde) und besonders auch des Schmoll-EDC „Little Wing“.

Gute Schärfe und Schärfbarkeit attestieren wir VG-10 (F1, Centofante Memory) und N690 (Böker Haddock, Hasenfuß-SBH), 12C27 schneidet gut ab und überzeugt durch hervorragende Standfestigkeit in Gestalt von Fred Perrins Neck Bowie. Von allen Edelstählen, über die wir verfügen, war er neben SB1 der einzige, der nach ausgiebigem Schnitzen harter Hölzer keine Microausbrüche gezeigt hat. S30V / S35VN haben wir an Sebies und Spydies schätzen gelernt, die CTS-XHP-Klinge des Techno gefällt, der CTS-204P am Brad Southard, M390 wollen wir nicht vergessen. Interessieren würde uns AEB-L ….

Das Schärfen von D2 (Benchmade 710) und SB1 verlangt uns zwar immer wieder einiges ab. Wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt!

Aber - Risiko und Nebenwirkungen :D ….


Hier nochmal unsere derzeit gefühlt Schneidfreudigsten im Bild. Drei Rostige gegen drei Rostunfähige. Und das kleine Fixed von Uli Hennicke …


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Kleiner Nachtrag noch zur Geometrie

Opinel No.8 (rostfähig, ballig), 1,7 mm
Attila Kovacs Slipjoint (rostfähig, ballig), 2,2 mm
Schmoll-Damast-Folder Leo 3 (rostfähig, ballig), 2,85 mm
Schmoll-EDC (SB1, ballig), 2,7 mm
Trevor Burger Atlas-Flipper (N690, hochgezogener Hohlschliff), 2,75 mm
Spyderco Centofante Memory (VG-10, Flachschliff), 2,2 mm
Hennicke-Fixed (???, ballig), 4 mm


Der Vollständigkeit halber die Küche:

Herder 1922 Office (rostfähig, ballig), 1,45 mm
Herder 1922 Kochmesser (rostfähig, ballig), 3,5 mm
Schanz Kleines Custom-Gyuto (SB1, ballig), 1,6 mm
Schanz Custom-Petty (SB1, ballig), 1,4 mm


In den Tiefen von Roman Landes’ Buch ist eine Menge Gold vergraben …


Carbonara :eek:

Johnny & R’n’R
 
Boas,

als wir uns gestern Abend die Bilder von „Attila“ und seinen schneidfreudigen Brüdern nochmal in Ruhe angesehen habe, fiel uns auf, daß er etwas außer Konkurrenz läuft - der Größe wegen. Dann fiel der Blick auf das kurz vorher erworbene Mini Haddock, das in Reichweite lag. Das paßt schon eher!

Unabhängig von Schneidfreude und Schneidfähigkeit haben wir dann im Rahmen einer kleinen spätabendlichen Meditation etwas vor uns hinphilosophiert. Wieviel Messer braucht der Mensch (nicht Anzahl, nein, Größe)? Was muß es können? Was soll/darf es kosten? Koste es, was es wolle? Immerhin hat das eine den zigfachen Preis des anderen gekostet. Mit welchem Endergebnis? Und wohin jetzt mit den beiden Schnuckelchen? Nur ein Lederbeutelchen verfügbar momentan :apologetic:. Wie wir den montegordischen Knoten durchschlagen haben?


Das Schöne und das Biest

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Grüße von ebendort

Johnny & R'n'R
 
Boas,

wo wir gerade bei Carbon sind - eine Kleinigkeit reichen wir noch nach. Attilas kleiner Deubel hat ja außer den guten Eigenschaften auch eine äußerst unangenehme. Er verbreitet schlechten Geschmack. Wenn man ihn bei der Nahrungszubereitung einsetzt. Bezüglich dieser Eigenart erreicht er zwar nicht ganz die „Perfektion“ von „Leo 3“, dessen Balbach-Damast hier klar vorn liegt - doch uns reicht es.

Da wir jedoch alle Messer gern auch zum Obstschnippeln oder für’n Stück Käse nutzen, muß was passieren. Daß es auch anders geht, zeigen ja die Herders. Selbst vor „Anlage“ einer schönen Patina läßt sich damit gut und ohne Theater ein Apfel schälen und dann genußvoll essen.

Keine Ahnung, was die genaue Ursache ist - Schwefelgehalt vielleicht oder sonstwas. Wir haben uns vorgenommen, Attila und Leo diese Unart abzugewöhnen und versuchen das nun vermittels einer Patinaisierung ohne Nebenwirkungen. Das machen wir, indem wir bei unseren täglichen Obst- und Gemüse-Unternehmungen beide passiv teilnehmen lassen. Passiv insofern, daß wir z.B. einen Apfel oder Ameixas (fette portugiesische Zwetschgen) mit dem 1922 Office zerlegen und ein kleines Stück opfern und die Klingen der beiden „Geschmackvollen“ damit einstreichen.

Die Patina gedeiht. Wir machen das genau so und nicht anders, weil wir neugierig sind, ob es auf diese Weise ohne andere Mittelchen funktioniert. Optisch geht es gut voran. Was den Geschmack angeht, werden wir noch ein Weilchen abwarten mit dem Probieren. Und dann berichten :)


Patinaisierung von Attilas Slipjoint und „Leo 3“

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Schönes Wochenende

Johnny & Rock’n‘Roll
 
..............da isses wieder: erst durch Gebrauch und Patina wird ein Messer schön, und wird zu dem was es ist: ein Werkzeug!
Das Messer, das Werkzeug der Neugierigen, wie es Norbert Leitner mal so schön formuliert hat!!!
Tolle Stücke Peter, und wie immer gut abgelichtet, Danke für die Bilder!
Gruß an euch zwei in Monte Gordo, Olli
 
@Olli

Gefällt mir, das Zitat. Ein gut zum Thema Carbon passendes steht im Deutschen Sprichwörter-Lexikon von Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.), Band 3. Leipzig 1873 (gefunden hier http://www.zeno.org/Wander-1867/A/Messer)

„Ein gebrauchtes Messer rostet nicht.“


In diesem Sinne

Johnny & R’n‘R
 
Hallo Peter, hallo Johnny,

ein äußerst amüsant zu lesender, doch top recherchierter Bericht, der mich näher an das Thema Stahl bringt. Andere sind da sooo trocken, und bei mir bleiben da nicht wenige '?'.

Ihr verstehst es, Entertainment mit der Darreichung von Fakten beispiellos zu kombinieren :super: - dafür ein herzlichen Dankeschön!

Ich hatte den Verkauf des Attila auch beäugt, da ich vor nicht allzu langer Zeit eben dieses Modell mit anderen Griff-Zutaten in den Händen halten und bespielen konnte. Eure Wahl kann ich sehr gut nachvollziehen, Eure Zufriedenheit beneiden ;)


Liebe Grüße, und weiterhin gute Wärmebehandlung

Franky
 
Zuletzt bearbeitet:
Boas,

wir hatten erwähnt, daß wir dabei sind, Attila und Leo 3 den „schlechten Geschmack“ abzugewöhnen - in Gestalt einer Patinaisierung ohne Nebenwirkungen - indem wir bei unseren täglichen Mahlzeiten beide passiv teilnehmen lassen. Wir schneiden Obst und Gemüse mit den Küchenmessern, opfern abwechselnd kleine Stücke und streichen beide Klingen damit ein. Und lassen die Säuren einwirken, ohne die Klingen danach zu trocknen.

Es war nichts Aufregendes im Spiel. Überwiegend Apfel, Apfelsine, Rettich und Knoblauch. Nach nun 7 Tagen haben wir uns vorgenommen, mal abzuschmecken. Zu diesem Zweck wurde mit beiden Messern je ein Apfel geschält, geviertelt und gegessen. Beim ersten Mal, als die Messer noch neu waren, hat es uns ernsthaft den Appetit verschlagen. Einmal rund um die Uhr derber Metallgeschmack. Und heute??

So gut wie nichts mehr davon übrig. Ein leichter Touch - ich glaube es ist 73er Kanone :D - aber harmlos. Wir werden noch ein Weilchen weiterbehandeln und sind zuversichtlich, daß wir beide Messer in Zukunft bei Ausflügen unbesorgt auch mal zum Vespern einsetzen können. Das freut uns natürlich sehr.

Die Patina hat inzwischen wunderbare - teils bläulich schillernde - Grautöne angenommen. Von Korrosion keine Spur :super:


Und so sieht das nach einer Woche aus

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Schönes Wochenende

Johnny & R'n'R
 
...........so mag ich die Klingenoptik, wahrscheinlich wäre ich unvorsichtiger gewesen, da bin ich wohl manchmal zu sehr Pragmatiker! Gruß,Olli
 
Boas,

Attilas Entwicklungs- respektive Individualisierungsprozeß schreitet erfreulich voran. Hier und heute - angeleuchtet von der morgendlichen Sonne Monte Gordos - auf dem Tresen liegend :)


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Carbonara

Johnny & Rock'n'Roll
 
Danke R`R - Deine Berichte lese immer wieder gerne ... sie gehören für mich zu den kurzweiligsten Äußerungen hier!

Gruß, C.
 
Schönes Messer. Das beweist erlesenen Geschmack ;) Habe mir auch unlängst ein ähnlches von Attila gegönnt. Finde es klasse, dass Du unermüdlich neues Bildmaterial zu Deinen Vorstellungen nachlieferst.

Aber sag mal, sehe ich da die "klassische" Sharpmaker-Spitze?
 
Moin Orestes,

scharfes Auge ;)! Dem wahren Enthusiasten entgeht halt nix. Faulheit, Bequemlichkeit und dadurch bedingte Standardisierung im Roadhouse haben zur konsequenten Nutzung des Sharpmakers für alle Geschäftsvorgänge, das Schärfen betreffend, geführt. Um den damit verbundenen Aufbaustreß etwas zu mildern, greifen wir gelegentlich auch gern zum Sinterrubin, der ständig in Griffweite vor unserer Nase baumelt :steirer:

Btw, gut, daß Du Dir die Spitze des Centofante Memory noch nicht genau angesehen hast :glgl: ...

Greetz R'n'R
 
Zuletzt bearbeitet:
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