schrittweise anlassen - optimale Härte einstellen

stone600

Mitglied
Beiträge
473
Servus,
zur Vorgeschichte:

Ich hab mir neulich das Buch "Messerklingen und Stahl" von Roman Landes zugelegt. Jetzt möchte ich das gelernte umsetzen und ein neues Küchenmesser fertigen. Es wird auf reinen Druckschnitt ausgelegt und soll sehr dünn und hart werden. Dazu habe ich mir folgendes überlegt:

Ich muss sofort nach dem Härten anlassen, um Restaustenit zu beseitigen und Spannungen abzubauen. Das würde ich meinetwegen zwei Mal bei 160 Grad machen. Danach möchte ich die Klinge ausdünnen, Flachschliff komplett auf null. Gibt es Ausbrüche - anlassen 170 Grad - wieder ausdünnen - u.s.w.

Funktioniert das ausdünnen, wird die Schneide angebracht.

Im Anschluss möchte ich die Klinge ausgiebig testen. Gibt es Ausbrüche, möchte ich erneut höher anlassen.

Kann ich grundsätzlich so vorgehen? Oder funktioniert das Anlassen so nicht? Stahl ist O1. Es gibt geeignetere Stähle, ich weiß. Mir geht es aber erstmal um die vorgehensweise.
 
Es geht einfacher:

1. O 1 ist- wenn es sich wirklich um diesen Stahl handelt, er wird gerne mit O 2 verwechselt- ein sehr geeigneter Stahl für feinschneidende Klingen.
O 1 ist unser Stahl 1.2510. O 2 entspricht unserem 1.2842.
Die Wärmebehandlung ist in etwa gleich, ich ziehe den wolframhaltigen 1.2510 vor.

2. Dieser Stahl wird bei korrekter Wärmebehandlung auf über 65 HRC anspringen und nach dem Anlassen bei 180-200 Grad noch bei über 62 HRC liegen.
Das ist für ein Kochmesser für den Druckschnitt allemal hart genug.

3. Der Zähigkeitsgewinn beim Anlassen auf 180-200 Grad ist gegenüber einem Anlassen auf 160 Grad lohnend.

4. Das Ausschleifen auf Null muß vorsichtig geschehen-ohne Erwärmung der Schneide- hier kann man viel verderben.

5. Härten und Anlassen sind nur ein Teil der Wärmebehandlung.
Da hier wohl nicht geschmiedet wurde, kann man von dem Lieferzustand "weichgeglüht" ausgehen. Dann sind keine besonderen zusätzlichen Schritte notwendig.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Danke für die sehr hilfreiche Antwort. Ich habe mir schon gedacht, dass ich etwas übers Ziel hinaus geschossen bin.
Der Stahl wird als 1.2510/1.2842 bezeichnet, was mich anfangs sehr geärgert hat, da ich auch den 1.2510 bevorzuge. Allerdings konnte ich im Datenblatt die genaue Zusammensetzung finden, welche sich mit der Angabe im Stahlschlüssel zum 1.2510 deckt.
Ich schmiede meine Klingen nicht und härte zur Sicherheit eine kleine Probe, bevor ich mit dem eigendlichen Messer anfange, da ich schon böse Überraschungen erlebt habe.
Ausgedünnt wird am Bandschleifer mit stetiger Wasserzufuhr.

Gruß Christian
 
Zurück