Schwedische Messermacher

JayS

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Ich hab mit der Zeit einige Messer von schwedischen Machern angesammelt, waren auch meine ersten Customs. Mir hat die Auswahl, Ästhetik und der solide Ruf von einigen schwedischen Machern gefallen.
Nun was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Habe nur postive Erlebnisse gehabt und einige schöne Messer sind dabei rumgekommen. Die Schweden waren auch immer sehr hilfsbereit, wenn es ein Problem gab. Außerdem finde ich ihre Arbeiten sehr preiswert und vielschichtig.
Darum mal eine kleine Vorstellrunde
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von links nach rechts:
Spare 80crV2/15n20 Dami
Heldqvist 26c3 Wrought
Heldqvist 26c3 Dami
Isasmedjan TWR Dami
Dalman Stainless Steakknife Prototyp
Dalman Honyaki
Dalman x Birgersson Warikomi First Gen
Birgersson Western

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Isasmedjan C130 Fulltang Integral Honyaki
Spare 26c3 Fulltang Honyaki
Smedja Aspen 14c28n
Lönsted 1.2562 Wrought
Ekman AEB-L
Lundbergs TWR Wrought

Isasmedjan: Jonas Johnsson. Sehr vielschichtige Arbeiten mit unterschiedlichen Stählen, probiert immer wieder gerne etwas neues. Seine Birkenrinden-Griffe sind echt toll. Super netter Kerl, exzellenter Kundenservice und preiswert
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Tobias Heldqvist: gelernter Schmied, Kunstschmied. Macht hauptsächlich Kochmesser mittlerweile. Zuvorkommend, interessanter und markanter Stil, tolles Wrought. Sehr angenehme und schöne Griffe. Preislich immer noch in Ordnung
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Robin Dalman: Einer der Mitbegründer der schwedischen Kochmesserszene. Eigener sauberer Stil. Hauptsächlich S-Grinds und Monostahl. Scheut nicht davor seine Messer nachzuarbeiten. Mein Kollabo hat sich gewarpet. Er hat es wieder in Ordnung gebracht, die Schleifspuren an der Seite, die ich bei Erhalt moniert hatte, bereinigt, Spitze noch dünner und Rücken, Kehl schöner verrundet. All dies ohne mein Zutun, außer Warp und unschöne Schleifspuren.
Macht keine Customs mehr. Zum Newsletter anmelden, dann bekommt man vor Erscheinung auf seiner Website eine E-Mail Benachrichtigung. Messer sind schnell weg und mittlerweile preislich höher anzusetzen. Dennoch sehr gute Arbeit.
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Björn Birgerrson: bekannt durch seine Kollaboration mit Dalman. Er schmiedet die Messer, Robin ist für den Schliff und Verkauf zuständig. Macht Warikomis(Kernstahl von Seitenlagen ummantelt) und wie Robin es damals beschrieben hat, einen medium bis höhren Widebevel Schliff mit leichter Konkavität. Mittlerweile Vollzeit Macher. Er veröffentlicht Schwünge auf seiner Website in verschiedenen Größen, aber immer relativ gleichem Stil. Customs hat er für kurze Zeit angenommen. Mein Western lag gleich als ichs ausgepackt habe super in der Hand und schneidet verdammt gut. Foodrelease nicht der beste, bei meinem aber noch am besten bis jetzt. Preislich find ich ihn gut, zumindest unter 230mm.
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Fredrik Spare: Ich mag seinen Stil sehr und er arbeitet auch sehr sauber. Meine Sayas bei den jetzigen Messern nicht ganz so gut wie bei meinem ersten von ihm aber für den Preis sehr ordentlich. Bei meinem ersten Custom hab ich ihm genau gesagt was ich gerne hätte und er hat es sehr gut umgesetzt und mich immer wieder gefragt bezüglich Anpassungen. Die nächste Bestellung, ursprünglich zwei, eines für mich und eines für einen Freund hat sich sehr gezogen. Hab dann gleich die Chance noch genutzt und erweitert und bin sehr glücklich damit. Erlebnis war aber auch definitiv chaotischer und weniger Rücksprache als beim ersten. Er macht eigentlich nur Monostahlmesser oder Coreless Damscus. Er hat früher ab und zu etwas auf seiner Seite angeboten, aber hauptsächlich Customs gemacht. Mittlerweile seine Bücher zu, was etwas zu spät kam und seine Messer nur über Sekundärmarkt oder Modern Cooking erhältlich. Er hat einen Deal mit MC, dass eigentlich jeden Monat ein neuer Batch von 10-14 Messern ankommt. Dies bedeutet, dass ca 2 Wochen seiner Zeit für MC drauf geht und seine Customaufträge immer weiter nach hinten verschieben, obwohl schon vor dem MC Deal geordert. Hat natürlich zu Unmut geführt, da die angegebene Zeit für ein Custom deutlich überschritten und nicht wirklich offen darüber kommuniziert wurde. Fredrik hat sich da etwas verrannt, er ist aber trotzdem ein guter Kerl, der gute Messer macht für absolute Spitzenpreise. War früher auch mal Koch.
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Marius Smide:
Auch einer der etablierteren schwedischen Messermacher. Arbeitet in der ältesten, noch in Betrieb laufenden schwedischen Schmiede. Robin hat ihn in seiner Anfangszeit unter seine Fittiche genommen. Macht daher auch hauptsächlich S-Grind Messer, mit wrought oder Damast. Macht auch viel mit Integralen. Hat die letzten 1,5Jahre so gut wie nichts gemacht, fängt langsam wieder an. Definitv nicht günstig.
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Mathias Ekman: Ein Teil vom Stockholmener Kreis mit Robin und Marius. Macht Messer nur als Hobby und somit nicht viel. Arbeitet hauptsächlich mit AEB-L. Macht so eine Art S-Grind, aber mit einer Konkavität zur Schneide hin und super dünn. Einzige Messer das jemals so richtig beim Arbeiten bei mir Schaden genommen hat. Echt extremes Messer. Mit nem Sellerie auf Arbeit die Schneide umgelegt und Deformierungen darüber. Problem war der Sellerie als Schnittgut, hat sich echt schwer getan und dann kurze Ablenkung in der Arbeit. Karotten konntest du damit vorsichtig choppen als wären es Gurken. Super leichter Schnitt teilweise. Würde lieber den S-Grind nehmen. Freundlicher Kerl, gute Preise und super Verarbeitung. Auch seine Sayas sind mega. Eines meiner Lieblingslogos, jedoch passt für mich nicht dass das Logo eingekerbt ist. Sauber gelasert, geätzt, würde bei seinen Messern für mich mehr Sinn machen.
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Simon Lönsted: Der letzte im Bunde und ab und zu mit den anderen sich rumgetrieben hat. Seine Arbeit erinnert sehr an Marius, der am ehesten sein Mentor ist. Auch wieder S-Grinds. Geringer Output als Hobbymaker. Arbeitet gerne mit 1.2562 und einem interessanten wrought clad. Schmiedet seine Klingen. Mein erstes Messer von ihm hat den wahrscheinlich besten Taper von all meinen Messern und schön kontinuierlich von 7,3mm auf 0,7. Das Messer hat leider ne Delamination entwickelt und er hat mir gleich angeboten ein neues zu machen oder Geld zurück. An mein neues hat er dann einen für mich schöneren Griff dran gemacht und beim Alten Delam überschliffen und als Testobjekt in seiner Küche behalten. Keine Probleme bisher. Ein echt schönes Messer, muss aber nochmal für mich nachgearbeitet werden.
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Mattias Lundbergs: Hat früher als Koch gearbeitet. Ich bin ihm ziemlich direkt gefolgt als er sich auf IG angemeldet hat. Davor ging bei ihm alles über Facebook. Hab mit ihm hin und wieder mal geschrieben und wollte dann ein TWR wrought clad. Das hat einigermaßen gedauert, da er damit oftmals noch nicht ganz zufrieden war. Immer wieder mal ausgestauscht auch bezüglich Grind. Dann hat er mir vorgeschlagen er schickt mir zwei relativ identische Messer mit unterschiedlichen Schliffen und dann sehen wir weiter. So kam es dann zum PA. Hab ihm dann meine Meinung mitgeteilt und wir haben uns noch etwas über meinen Auftrag unterhalten und dann kam es dazu. Messer gefällt mir ziemlich gut, aber gerade die Phase dahin fand ich toll und auch die Offenheit Mattias Kritik gegenüber. Super Kerl und da kommt bestimmt nochmal eines dazu. Er entwickelt sich auch stetig weiter.
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Smedja Aspen: Patrik Carlvik. Auch ein Hobbymacher, der sich jedoch intensiv mit Messern beschäftigt. Er führt zusammen mit Jonas und ehemals Alfred Alfredsson, der mit der Messermacherei aufgehört hat, einen Messer Podcast, Knivpodden. Da gibts auch eine Episode auf Englisch. Er färbt und stabilisert Hölzer, beschäftigt sich viel mit Stahl und Lamination und probiert gerne rum. Patrik veröffentlicht ab und zu etwas auf seiner Seite und macht demnächst wieder seine Bücher auf. Er hat SanMai Rohlinge für ein Spare Projekt gefertigt und trifft sich öfters mit Jonas zum Schmieden. Obwohl sich mein Projekt durch Außenfaktoren in die Länge gezogen hat, war ich mit him doch sehr zufrieden. Anständiger Kerl, der ordentliche Messer macht. Erleinlassung muss er definitv noch dran arbeiten, aber mein Messer hat mich sehr positiv überrascht. Logo gefällt mir gut und ist sauber gemacht. Preislich war meines absolut in Ordnung
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Noch ein paar weiter schwedische Macher wo es sich lohnt, sie im Auge zu behalten oder loszuschlagen:
A.G.Klint: Aidan macht erst seit Dezember 2020 hauptberuflich Messer. Seine ersten Messer auf seiner Webseite lagen so zwischen 200 und 300€ und dies mit VAT und Versand inbegriffen. Da er wenig bekannt war und die Messer sich trotzdem nicht so recht verkaufen wollten, hat er dann die Preise von der ersten größeren Charge verringert. Ich war kurz davor mir eines für 180 zu holen um es auszuprobieren. Zu lange gezögert und am nächsten Tag ausverkauft. Mittlerweile hat er sich langsam einen Namen gemacht und die veröffentlichten Stücke sind in maximal einer Stunde weg. Preise liegen mittlerweile so bei 350€+. Er arbeitet mit 80CrV2 und schmiedet seine Messer. Dadurch haben die Messer auch Hammerspuren und Zunder an den Flanken, hauptsächlich nahe dem Rücken. Die Klingen tapern zumeist sehr gut und starten manchmal auch sogar bei 8mm und verjüngen sich ordentlich nach vorne. Er arbeitet zumeist mit einem S-Grind. Seine Griffe sollen angenehm sein und seine Verarbeitung gut. Außerdem spielt er Schlagzeug, vor allem Heavy Metal, und schmilzt seine zerbrochenen Bronze Becken ein und macht daraus Zwingen und Spacer. Für mich ein interessanter Macher, der auf einem guten Weg ist und zurzeit vielleicht die beste ist zuzuschlagen.
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KnivesByLars: Hobbymacher, der Messer schon länger macht. Arbeitet hauptsächlich mit C75S und 80CrV2. Verarbeitung und Schliff sollen solide sein. Preislich auch sehr gut zwischen 250 und 300€. Stellt ab und zu etwas auf seine Website.
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Christian Dam: Er macht leicht rustikale Messer. Die Klingen tapern nicht so schön nach vorne und die Spitze könnte dünner sein. Zur Schneide hin ordentlich dünn mit einem leichten Wide Bevel Grind der etwas höher sein könnte. Der Foodrelease könnte besser sein. Mittlerweile auch etwas konvexere Schliffe. Schlichte aber schöne Ästhetik. War ein paar Mal bei Knivpodden, könnte noch interessant werden
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Schön Blacksmithing: Daniel Schön, ein Schmied, der über Äxte zu Messern gekommen ist und sich immer mehr in die Messermaterie einfügt. Messer sind ordentlich dünn ausgeschliffen, aber die Spitze könnte dünner sein und wenig Taper. Außerdem sind die Schliffe doch etwas flach. Arbeitet sehr sauber und hat einen Qualitätsanspruch, vor allem mit kleinen Details. Ästhetisch für mich sehr ansprechend und könnte interessant sein mit ihm an einem Custom zu arbeiten. Preise sollen gut sein.
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Tools of Lapland: Profile sehen gut aus, Spitze ordentlich dünn sein. Hinter der Schneide etwas zu dick, mit Taper entlang der Schneide. Preise gut
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Lilla Nordanskog: Hampus Perhamn. Leicht rustikal anmutende Messer. Relativ leichte Messer mit dünner Spitze. Könnten etwas dünner hinter der Schneide sein. Enthusiastischer Macher, mit dem man gut arbeiten können soll. Gute Preise
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Botarve Smedjan: Finde ich optisch ansprechend. Sehen etwas zu dick aus und flach geschliffen. Könnte interessant werden. Matteo/Preizzo hat ein Integral von ihm

Das waren so ziemlich alle schwedischen Macher.

Grüße,
Julian
 
Danke für die Vorstellung! Die Heldquist Messer mit den sanmais finde ich super schön... vielleicht muss ich doch mal wieder in das Geldbörserl schauen... ;)
 
Servus,

vielen Dank für die grandiose Übersicht. Einige der Schweden durfte ich ja schon ausprobieren, nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist mir das Spare 26c3 Fulltang Honyaki. Obwohl ich glasklar am reduzieren meines Bestandes bis und zwar ganz weit runter, würde ich das Messer vom Fleck weg nehmen, es hat mich einfach das Preis-Leistungsverhältnis fasziniert und sowohl der Schnitt für einen Rechtshänder, wie auch die überragende Qualität der Verarbeitung. Ein faszinierendes Messer zu einem unglaublichen Preis. Wenn du es je abgeben möchtest, geht es bitte an mich. ;) :super:

Gruß, güNef
 
Danke für die Präsentation - interessante Messer, teilweise beeeindruckend
Ebenfalls beeeindruckend - fast alle Webshops sind vollständig ausverkauft...
 
Vielen Dank @JayS für die schöne und ausführliche Vorstellung. Die Messer gefallen mir optisch allesamt sehr gut. Schweden hatte ich bisher nie auf dem Schirm was Messer angeht.

@güNef Verzeihe mir bitte die neugierige Frage aber was bedeutet wenn ein Enthusiast wie du einer bist, also im positiven Sinne, wenn du deinen Messerbestand ganz weit runter reduzieren möchtest? Herunterreduzieren auf 4-5 Messer im Küchenbereich?

Viele Grüße
 
Schweden oder Australien sind die Länder mit der höchsten Messermacherdichte gefühlt weltweit - da sind sehr viele versteckte Perlen darunter.

Die eigentliche Kunst ist es, bei den neuen aufstrebenden Messermachern eine Order platziert zu haben bevor sie ihre Bücher schließen und/oder preislich intensiv werden....
 
Servus,

Herunterreduzieren auf 4-5 Messer im Küchenbereich?

Ich bin jetzt bei 12 Stück von den Großen und es wird noch gut die Hälfte gehen. Bei den letzten wird es immer schwieriger im Vergleich der Eigenschaften. Was Julian oben zeigt, da sind schon ein paar Exemplare dabei, die das Zeug für die Ewigkeit haben. Zumindest mit Gewissheit eines davon. 😉. Was bleibt und weder käuflich noch verkäuflich ist und schon gar nicht anlesbar ist die gemachte Erfahrung und daraus gewonnene Erkenntnis was einem wirklich genau passt.

Gruß, güNef
 
Okay 12 Stück im Moment sind ja von der Anzahl her überschaubar. Das glaube ich sofort das es dann immer schwieriger wird heraus zu sortieren.
Was bleibt und weder käuflich noch verkäuflich ist und schon gar nicht anlesbar ist die gemachte Erfahrung und daraus gewonnene Erkenntnis was einem wirklich genau passt.
Das ist wohl so und von Person zu Person sehr unterschiedlich. Eben individuell.
 
Wenn ich mich nur auf ein Land konzentrieren müsste, wäre es wahrscheinlich Schweden.
Mit Japan fährt man auch ganz gut, aber halt deutlich weniger Individualität.
Australien wäre für mich auch noch eines der Spitzenländer. Viele tolle Macher und auch sehr nett. Wäre der teure Versand und Zoll nicht, hätte ich da schon mehr.
Deutschland ist an sich auch interessant und vielschichtig. Problem dabei, es beschränkt sich viel auf Hobbymacher mit geringem Output. Jedoch welch sauber verarbeiteten und performanten Messer dabei rauskommen, ist schon auch der Wahnsinn.
USA sind zwar nicht schlecht, aber kommen an andere Länder im Gesamten nicht ganz ran. Auch gibt es immer wieder das Macher von der Bildfläche verschwinden, ohne zu wissen ob sie wieder kommen oder nicht. Auch die teils extremen Preise für mich mäßig performend aussehende Messer stoßen mich ab. Amerikanische Szene ist für mich etwas zu oberflächlich.
Frankreich ist für mich der glitzernde Nebendarsteller, der gut ist, aber um den es etwas zu viel Hype gibt.
 
Moin

Danke für die Vorstellung Julian.

Für mich ziehe ich daraus : Es gibt auch noch " bezahlbare " Individualität.

Für mich persönlich wird es immer schwieriger was zu finden . Benjamin weigert sich standhaft mir was in rostfrei zu bauen...LOL ( sein gutes recht ! )
Und wer schon Xerxes , Herde , Sturmschwalbe sein eigen nennt , stellt sich ja auch die Frage..." geht da überhaupt noch was ? "

Besser? Qualität ? ...eher nicht....nur etwas anders. Zumindest kommt man wenigstens ran.

Danke nochmal

Gruss

Micha
 
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