Schwerter: Funkenflug bei Rüstungstreffern?

Hallo,

aus eigenen Erlebnissen beim historischen Fechten kann ich bestätigen, dass es zur Funkenbildung beim Klingenkontakt kommen kann.
Auch kommt in historischen Fechtbücher der Ausdruck: "glitzt" öfters im Zusammenhang mit Klingenkontakt vor.

Funkenbildung beim Klingenkontakt kann ich absolut bestätigen, bei Plattenharnischen oder bei Kettenhemden habe ich es noch nicht gesehen. Wobei man auch nicht vergessen darf, dass es bei den verschiedenen Reenactmentfechten auch immer sehr darauf ankommt die Wucht des Hiebes zurück zu nehmen. Oftmals sind die besonders exponierten Stellen (wie Helm, Vorderarm) auch keine Trefferzonen und dort kann ich mir Funkenbildung aber eigentlich besonders gut vorstellen.

Grüße

Hans
 
@ D.Kraft: Das heißt, du hältst es für sehr unwahrscheinlich, daß Funken (egal in welcher Menge) bei solchen Treffern überhaupt auftreten?

Nein ,nein. Das habe ich damit nicht behaupten wollen.
In Verbindung mit Heldensagen gerade mit blumiger Sprache gemixt kommt sowas schon mal vor...deswegen diese erste Meinung.

Auch ich selbst hatte schon Funken beobachten können beim plötzlich heftigen Kontakt von Stahl auf Stahl. Ich schreibe hier bewußt und absichtlich von Stahl auf Stahl. Beispiel : Stumpfe Wendeschneidplatten oder ungünstige Schnittdaten beim Fräsen von Stahl......eine wahre Funkenorgie ist zu sehen. Oder beim ruckartigen lösen bei sehr festsitzenden Schrauben hatte ich das auch schon beobachten können.
Von daher .....möglich wäre es ....
Aber bitte nicht so wie beim Finale von dem Film Highlander .....:D
Das wäre dann schon übertrieben.
 
Funkenflug bei Kontakt von Rüstung und Klinge gibt es sicherlich.

Hab selbst schon die Funken fliegen sehen bei Schlägen, die mit dem Buckler (Stahl) abgelenkt wurden.
 
@ Eisenhans: Danke für deine Ausführungen, gerade der Hinweis zu den Fechtbüchern ist auch interessant.

@ D.Kraft: Vielen Dank für die Klarstellung und die weiteren Beispiele! Auch das hilft mir ein gutes Stück weiter. Aber wie, so wie bei Highlander ist das unrealistisch?! ...verdammt, das nimmt mir meine komplette Interpretationsgrundlage! :irre:

@ alle: Und nochmals danke, ich habe jetzt genug Anhaltspunkte zusammen, um dieses Kapitel meiner Arbeit gut bestreiten zu können. Da sieht man auch mal wieder, daß das hier wirklich ein "Fach"-Forum ist, auch wenn's mal um etwas ungewöhnlichere Dinge geht – nur zwei Tage, und eine Menge an Informationen. Hier werden Sie geholfen. :)
 
War uns ein Vergnügen.
Bleibt nur, Dir viel Erfolg bei der Magisterarbeit und -Prüfung zu wünschen. Und viel Glück bei der Jobsuche.;)
 
Es passiert zwar selten, aber beim Hämmern eines Nagels in die Wand - nicht nur bei den gebläuten harten Stahlnägeln - kommt es auch mal vor, dass Funken springen, wenn man nicht genau schlägt und er Hammer abrutscht.
Bei "normalen" blanken Nägeln dürfte das dann eigentlich nicht passieren :argw:

Gruß Andreas

Moin,

....ja, das kann ich bestätigen, das funkt auch bei stink normalen 08/15 Nägeln, hart müssen die nicht sein! Bei einem "Nageleinschlagspiel" dieses Jahr an Halloween, an dem wir nachts bei Lagerfeuer mit der Hammerfinne ca. 70mm Nägel in einen Holzklotz treiben mussten hat's nur so gefunkt.
Die Treffsicherheit war, durch die Dunkelheit am Lagerfeuer und den hastigen Genuss ein paar alkoholischer Getränke, etwas gemindert, so daß das schräge Aufschlagen der Hammerfinne auf den Nagelkopf, bzw. das entlanggleiten der Finne am Nagel zu recht ansehnlichen Funken führte... nachts natürlich umso sichtbarer.
Wenn jemand knapp daneben gehauen hat, hat's eigentlich immer gefunkt! War der Schlag perfekt, wurde der Nagel ohne Funken eingetrieben. Es hat, denke ich mal, mit der Kraft und der daraus resultierenden Geschwindigkeit mit denen die 2 Stahlflächen aneinander reiben zu tun.
Das sollte doch mit einem gehärteten Schwert an einer Metallfläche sprich Rüstung oder Schild nicht viel anders sein.

Gruß Khayman
 
Ich habe bei mehreren Mensuren auf Schläger (Studentisches Fechten, siehe Wikipedia) zugesehen und auch selbst gefochten.

Die Klingen sind gehärtet und scharf geschliffen, die Art des Schliffs ist nach Hochschulort unterschiedlich.

Bei schwungvollem Klingenkontakt gibt es immer wieder Funken.

Bei Treffern von Klingen auf stählerne/eiserne Schutzwaffen (Kettenhemd, mit Ketten/Blechteilen verstärkte Fechthandschuhe, Kettengeflecht am Schutzstulp des Fechtarms, wo gebräulich auch Fechtmasken) habe ich nie Funken gesehen.

Die Erfahrungen der Mittelalterfreunde und Schaukampfkämpfer sind vielleicht nicht typisch, da die Klingen nie scharf abgezogen sind.

Bei kettenhemdtreffern ist zu bedenken, daß das Kettengeflecht ja auf einer Leder- und Stoffunterlage liegt und daher die Wucht "abgepolstert" wird, also der maximale Druck auf die beanspruchten Teile viel geringer ist als bei Klinge-Klinge-Kontakt.

Hoffe geholfen zu haben.

Tassilo
 
Eigentlich bin ich ja nicht der Schwertkampfexperte, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es erwünscht, oder gar beabsichtigt war, Schneide gegen Schneide zu parieren... ...somit dürfte der Funkenflug schon mal abgetan sein. Soweit mir noch von Gesprächen mit Leuten die sich dem Schwertkampf der mitteleuropäischen und asiatischen Techniken verschrieben haben, bekannt und in Erinnerung ist, ist das Parieren mit der Schneide tabu. Die Schneide dürfte nach einem Kampf ja nicht mehr als Schneide bezeichnet werden sondern dann nur noch als Säge.
Ich würde es eigentlich so sehen, wie es schon in den Posts von Tomcat II und D. Kraft geschrieben wurde.
Wie gesagt ich bin kein Schwertkämpfer, aber ich denke hier kann der eine oder andere schon was fundiertes dazu beitragen.

Freddie

Sowohl eim klassischen europäischen Fechten als auch bei japanischen Fechtern wird scharf auf scharf pariert. Die Griffhaltung läßt anderes gar nicht zu. Beim (leichten) Säbel liegt der Daumen auf dem Griff auf, also am verlängerten Klingenrücken. Das sehe ich auch auf meinem historischen k.u.k. Kavalleriesäbel, der Daumenauflagebereich ist "verschnitten", um ein abgleiten zu vermeiden.

Beispiel: Gegner greift mit geradem Hieb zum Kopf an. Ich pariere Quint: Meine rechte Hand geht nach oben, über Kopfhöhe, die Klinge liegt horizontal von rechts etwas ober- und außerhalb meines Kopfs nach links und schützt Kopf und beide Schultern. Schneide natürlich nach oben! Aufgrund der Griffhaltung würde der Hieb bei zb Klinge nach vorne die Parade "durchhauen", denn die Kraft kommt aus dem Daumen der Fechthand.
 
Sowohl beim klassischen europäischen Fechten als auch bei japanischen Fechtern wird scharf auf scharf pariert. Die Griffhaltung läßt anderes gar nicht zu. .....
Da musst Du wohl einen falschen Film gesehen haben. In Japan gabs das nur im Notfall, um den Kopf zu retten. Ist auf keinen Fall eine Schul-Technik.

Gruß

sanjuro
 
Da musst Du wohl einen falschen Film gesehen haben. In Japan gabs das nur im Notfall, um den Kopf zu retten. Ist auf keinen Fall eine Schul-Technik.

Gruß

sanjuro

ich habe vor vielen Jahren einige Monate Kendo betrieben.
Mag sein, daß ich etwas verwechselt habe.
Auf (Spiel-) Filme ist kein Verlaß, das weiß ich schon!

Also Deiner Meinung nach hat man schulmäßig nicht scharf auf scharf pariert, aber im Ernst- bzw. Notfall (Krieg, Fehde, Zweikampf) dann doch?

lG aus Wien
 
Beim richtigen Schwertkampf wurde nur dann Schneide auf Schneide pariert, wenn es nicht anders ging!
Derartig harten Kontakt hält selbst die beste Klinge nicht lange aus, Schaukampffechten und dieses moderne pseudopicksen sind keinesfalls historischer Schwertkampf.
Beim historischen Schwertkampf parierte man mit der flachen Seite der Stärke der Klinge, teilweise wurde dafür auch die Parierstange benutzt, die erfüllt aber eigentlich eine andere Funktion.

Beweise , dass mit der Stärke der Klinge und nicht Schneide auf Schneide pariert wurde finden sich in den Abbildungen und Beschreibungen der überlieferten Fechtbücher , sowie an den erhaltenen Schwerter selbst, die entsprechende Abwehrbeschädigungen aufweisen.
 
Zurück