Seit wann gibt es Taschenmesser?

Thehunt

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Meine Frau hat mich doch gestern beim gemütlichen Weinchen gefragt, seit wann es eigentlich Taschenmesser gibt.

Erst dachte ich: Na, seit es Taschen gibt...

Mal im Ernst, mir ist auf diese einfache aber tiegreifende Frage keine befriedigende Antwort eingefallen.

Also die Frage in die Runde:

Seit wann gibt es denn nun Taschen-Messer?

Bin auf euren Input gespannt!!

Liebe Grüße,

hunt
 
2min...

Hier

Dort gibt es Zwei Klappmesser aus dem 6. Jahrhundert. Also ich denke die Lügen nicht das wird es vor dem 6. Jahrhundert vllt. auch schon gegeben haben.

Hier gibt es auch noch was



Liebe Grüße Santino
 
Hallo,

Um diese Frage genau zu beantworten, müsste ich nochmals in unser Museum gehen.

Allerdings habe ich dort vor ca 3 Monaten , in einer Vitrine einige Taschenmesser gesehen, die aus Bronze gegossene , durchbrochene Griffe, mit Tiermotiven, undsoweiter hatten, deren Stahlklingen stark korrodiert waren.

Eines dieser Taschenmesser zeigte sogar eine ziemlich heftig Erotische Szene, als Griffmotiv.:super:

Die wurden um 100 nach Chr. datiert, und waren in der Gallorömischen Abteilung zu bewundern.

Gruss unsel
 
Auf die Schnelle gegoogelt findet sich Meyers Onlinelexikon:

Anfänge im antiken Rom (Klappmesser; 1. Jahrhundert vor Christus); ab um 1650 erstmals mit Rückenfeder im Griff, in den USA nach 1742 Springmesser (B. Quäker), nach 1892/93 in Massenproduktion (G. Schrade, USA); 1897 Patentierung des »Schweizer Offiziersmessers« (K. Elsener, Kanton Schwyz).
Würde mich aber nicht wundern, wenn es klappbare Klingen schon in der Bronzezeit gab. Ist ja kein Hexenwerk. Ich habe ein Higonokami, da ist ja nicht viel dran. Das sind mit Scharnier 3 Teile.
 
Also plusminus 100 um Christi?

Was für ein schönes, altes und ehrwürdiges Hobby wir doch haben...

Ich hatte aus dem Bauch auf ende 17.Jh getippt, mit dem Niedergand der Seitenwaffen...
so kann man sich irren...
 
Die Frage lässt sich nur insofern beantworten, aus welcher Zeit die bisher ältesten Funde stammen. Diese datieren nach mir zugänglichen Quellen (Himsworth 1953, S. 125; Moore 2006, S. 3) aus dem 1 Jh. n. Chr. und sind römischer Provienenz.
 
Das wär klasse!!!

Das älteste was mir zugänglich ist hat "nur" schlappe 70 Jahre auf dem Buckel, von meinem verschiedenen Großvater.

Ein Jungspund, verglichen mit derart Funden...
 
Also ich kann mich noch erinnern, als ich vor einigen Jahren im Rom in einem Etruskermuseum war, dort die Reste einiger Taschenmesser gesehen zu haben.
An das genaue Alter kann ich mich nicht erinnern, aber 100 n. Chr. wäre da locker drin.
 
Zusammenfassend kann man sagen, dass die ältesten als Taschenmesser einzustufenden Messer (allein durch ihre Existenz bzw. die ihrer Überreste bis heute) etwa um die Zeitenwende herum zu datieren sind.

Dass es auch schon einige Zeit vorher schon Messer gab, die man heute Taschenmesser nennen würde, ergibt sich aus der Tatsache, dass auch die ältesten erhaltenen Exemplare schon einen gewissen Entwicklungsstand aufweisen, der nicht von heute auf morgen kommt. Und früher datierte alternative Quellen (z.B. Schriftwerke oder _eindeutige_ bildliche Darstellungen) sind zumindest mir nicht bekannt, so dass frühere Datierungen in den Bereich der Spekulation zu verweisen sind. Einen technischen Entwicklungsstand, der die Entwicklung von Klappmessern gestattete, hatten aber sicherlich auch schon manche Völker, welche in der Zeit viele Hundert Jahre vor der Zeitenwende lebten. Aber daraus zu schliessen, dass es dort auch schon wirklich Klappmesser gab, ist wie gesagt spekulativ.

Und das führt uns zum ursprünglichen Gedankenblitz des Originalpost dieses Threads zurück - der entbehrt nämlich nicht einer gewissen Logik.

-ZiLi-
 
Laut den Informationen eines "Feldläufers" (guter Bekannter von mir), gibt es Ansätze erster Taschenmesser aus Stein (die Klingen!) bereits in der Neusteinzeit. Die Menschen haben sehr schnell gemerkt, daß eine offen getragene Klinge zu Verletzungen und Schäden führen können. Natürlich noch nicht mit Gelenken pp...

PS: Feldläufer sind die Jungs, die wirklcih über die Felder laufen und nach alten Sachen aus der Steinzeit oder auch aus der Römerzeit (bei uns hier in der Gegend um Mitteldeutschland ob des Liemes auch sehr verbreitet) suchen.
 
Hallo Thehunt,

Um nochmal auf deine Anregung zurück zu kommen, möchte ich einige Bilder zeigen die ich heute Nachmittag im Naturhistorischen Museeum ,gemacht habe.

Und zwar in der Gallorömischen Abteilung. Die Stücke werden auf das erste bis 3te Jahrhundert n. Chr. datiert.
Ich möchte alle darauf hinweisen dass es besser ist , in einem Museeum ,vorher zu fragen ob man Fotos machen darf.:argw:







Die Griffe dieser Taschenmesser sind aus Bronze, von den Eisenklingen
ist allerdings nur noch ein Hauch von Rost übrig.


Sicher sind auf diesem Amboss so manche Klingen entstanden;)

Gruss unsel
 
Ich möchte alle darauf hinweisen dass es besser ist , in einem Museeum ,vorher zu fragen ob man Fotos machen darf.:argw:

Soweit ich weiß, ist nur Blitzlicht problematisch, da dies ja sehr störend für andere Besucher sein kann.

Ansonsten danke für die Bilder. Die figürliche Gestaltung der Messergriffe scheint bei den Römern sehr beliebt gewesen zu sein.

Die Abbildung unten zeigt ein Messerheft aus Elfenbein, das einen Gladiator darstellt, gefunden in England.
 

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Hallo Unsel!

Danke für die Bilder!
Immer wieder beeindruckend, das technische und künstlerische Können "unserer" Altvorderen.

Und die bildliche Darstellung, schon irgendwie amüsant...
 
Erst dachte ich: Na, seit es Taschen gibt...

Ich bin in der Tat ueber einen solchen Hinweis gestolpert in einem Buch ueber Taschenmesser (Pascal: Taschenmesser): dort wurde ein Zusammenhang hergestellt zwischen Hosen-/Westentaschen und der groesseren Verbreitung und Weiterentwicklung von Taschenmessern, die seit etwa Mitte des 18. Jahrhundert stattfand (zB die Einfuehrung der Sprungfeder, Klingenformen, mehrere Klingen im Messer).

Um diesen Dreh ist auch die Entdeckung des Guss-Stahls, die wohl ebenfalls nicht ganz unschuldig an diesem Boom ist.

cu
Peter
 
Noch ein paar römische Taschenmessergriffe aus Elfenbein. Fundorte sind Köln und Umland, ausgestellt werden sie im römisch-germanischen Museum in Köln.

Beliebtes Motiv war offentlichtlich die Jagd, wie bereits zu sehen war. Hier nochmal Hund und Hase. Und noch zwei Gladiatoren (Colonia Claudia Ara Agrippinensium hatte auch ein eigenes Amphitheater, wo Gladiatorenkämpfe stattfanden). Bei dem linken Exemplar ist, wie auf einem Bild zu sehen, sogar noch die Klinge erhalten.
 

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