Seltsame Werkstoffe im Uhrenmagazin

WalterH

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Hab grad das neue Uhrenmagazin bekommen und les mir so die ersten Beitraege durch...

Seite 8: Ein Bericht ueber das Jubilaeum der Royal Oak von Audemars Piguet: "... Das Gehaeuse ist aus Alcarite 602 gefertigt, einer Legierung aus dem Flugzeugbau, die etwa doppelt so hart ist wie Stahl, ..."

Kennt das wer? Google findet zu dem Stichwort nur ein paar spanische Seiten.

Kommt mir alles recht spanisch vor. :) Ausserdem: Welcher Stahl? :)

Seite 10, in einem Bericht ueber eine neue Sinn: "... Das Gehaeuse ist aus nickelfreiem Edelstahl gefertigt, der etwa dreimal haerter ist als nickelhaltiger."

Hmmm ... Naja, wenn sie meinen. Haerter, ok. Seh ich ein. Aber dreimal ??

Was sagen denn unsere "Werkstoff'ler" dazu?

-Walter
 
Hallo WalterH!

Mit dreimal härter meinen die bestimmt nicht, dass Du die Rockwellhärte des weicheren Materials mal drei nehmen musst, um die des harten zu erhalten.

Vielleicht ist die Standzeit des Materials bei Abriebtests einfach 3 mal so groß wie die von Edelstahl (V2A oder V4A, oder was weiß ich). Und Edelstahl ist nicht allzu hart und damit auch nicht allzu standfest. Es soll ja primär korrosionshemmend sein.

Gruß Leo.
 
Ich hab denn Artikel nicht gelesen und werds auch nicht tun, aber irgendwie hab ich den Eindruck, dass da jemand anders Eindruck schinden will.

Abgesehen davon, bei 100 HRC ist das absolute Limit der Rockwell C Skala erreicht....:irre:
 
Dreimal härter als was weiß ich

Tja, schon wieder sowas. WalterH, weißt Du noch, als wir ein paar Bier getrunken hatte und uns über Werbeanmache unterhielten?
Nun, Edelstahl was ist das? Na klar, edler Stahl, also unter besonderer Sorgfalt hergestellt.
Muß nicht zwingend rostfrei sein. Mein guter alter 1.2842 ist ein Edelstahl, aber kein rostfreier.
Wie macht man rostfrei?
Am einfachsten nimmt man Stahl, bei dem Austenit stabilisiert ist, also durch Cr und Ni. Viel. Der berühmte Cromargon 18 8 bzw. 18 10 hat viel Cr, das in der Matrix gelöst ohnehin rostträge macht, und zusammen mit Nickel wandelt dieser Stahl nicht mehr um in die kubisch raumzentrierte Phase, sondern bleibt kubisch flächenzentriert, austenitisch. Damit aber notgedrungen auch viel weicher.
Damit kann man nicht immer viel anfangen, wenns halt Stabilität braucht. Da nimmt man hochchromhaltige Stähle ohne Nickel, Die sind härter. Aber was heißt dreimal?

Zweifel sind allemal erlaubt.

Die Austenite sollte man eh nicht per Rockwell-Härte definieren.
Sind zu weich dazu. Und der Vergleich der unterschiedlichen Härtemeßverfahren ist für unterschiedlich legierte und hoch legiert eher problematisch, soll heißen, ich mach son Sch.. nicht. Ist nicht in Ordnung.
Die Stähle sind dafür zäh. Hat ja auch was.
Dreimal härter.. Mann o Mann, glaub ich das jetzt?
Neeee.
Nicht nickelhaltige rostfreie Edelstähle können sauhart werden, viele Messer sind daraus, aber man kann das nicht vergleichen, Äpfel und Birnen.
So, das mußte raus. Sorry.
 
Materialien

Lustiger Beitrag! Die Uhrenfuzzis fallen auf so was tatsächlich rein (Anwesende natürlich ausgenommen), das weiß ich von meinem Schwager, der auch immer über solche Sachen schwadroniert und den ich dann regelmäßig von seiner Wolke runterhole.

:teuflisch :teuflisch :teuflisch

Achim
 
@Leo, Herbert: War mir schon klar, dass die nicht die Rockwell Haerte meinen. Was Edelstahl ist, wusst ich auch schon ;) sogar, dass Nickel weich und Chrom hart macht ;) (siehe "Chromoly" Stahl fuer Fahrradrahmen).

Schon klar, dass das Uhrenmagazin nicht der Weisheit letzter Schluss in Sachen Materialwissenschaften ist.

Mir ging's mehr um dieses ominoese Alcarite. Haette mich nur interessiert, ob es eine Stahl-Legierung ist oder was ganz anderes wie Talonite oder Stellite. Das Netz gibt rein gar nix dazu her.

Aber trotzdem Danke fuer die Aufklaerung. ;)

@AchimW: Naja, dafuer kennen sich die Uhrenfuzzis mit Genfer Streifen, gefasten Bruecken, geblaeuten Schrauben, Guillochierungen etc aus. Auch was wert. :D

-Walter
 
Alcarite

Ups, Pardon, WalterH, da hatten wir ja vor lauter Eifer übersehen, dass da noch eine konkrete Werkstofffrage war. Alcarite. Mal sehen, ich bleib da mal am Ball. Vielleicht krieg ich was raus. Melde mich dann.

Und: schön zu lesen, dass Dein Messerchen auch heil nach Hause gefunden hat.
 
Das Netz gibt tatsächlich nichts dazu her, die spanisch geschriebenen Seiten befassen sich nur mit einem Wasserzusatz zum einstellen des PH-Wertes und der Stadt Alcarite.
Wenn wir uns dem Problem logisch nähern: das Produkt stammt aus dem Flugzeugbau. Und Uhrengehäuse sollten nicht unbedingt die schwersten sein. Und die Reklamefritzen verwechseln meistens Härte mit Festigkeit.
Für mich sieht es deshalb eher nach einer hochfesten Titanlegierung aus als nach einem Sintermetall für Turbinen, das vom Gewicht her Stahl um das Doppelte übertreffen kann.
 
Günter, ich denke, dass Du Recht hast. Titanlegierung oder hochfestes Alu. Der Name läßt vermuten, dass da entweder ALCAN oder ALCOA dahinterstecken, aber da habe ich auch schon erfolglos recherchiert.
Mal sehen, wie wir da weiter kommen.
 
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