pebe
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Shaka - König der Zulu
Ich schleiche ja seit ca. 5 Jahren um ein Messer von Scott McGhee - dem Zulu.
Ich habe zur Namensgebung nix griffiges gelesen, gehe aber davon aus, dass diese einer Inspiration durch die typische Speerspitze der Zulukrieger entspringt.
Auf den Punkt gebracht für Messerliebhaber, die meine Berichte lesen, würde ich dieses Messer grob als Alaskan Bowie mit Harpoon Swedge beschreiben.
Und. Mit sehr schlanken Griff.
Scott McGhee Zulu
Von Bark River gibt es ein ähnliches Design aber deutlich zarter in der Höhe und auch insgesamt etwas langgestreckter mit üblich dicken Griff - Handy Hunter genannt. Mir persönlich ist diese Variante zu wenig extra ordinär, wenngleich auch schön gemacht.
Thema 'Bark River "Handy Hunter"'
Jedenfalls. Einen Importeuer, wie ehemals GGear, scheint es nicht mehr zu geben, auf eine langwierige Bestellung nebst Importaufwand hatte ich wenig Lust und leider sind die Zulus auch aus zweiter Hand selten wie Einhörner.
Stein des Anstoßes für das Projekt waren dann Bilder von Fabian Jäger hier im MesserForum von seinen selbstgefertigten Messern und ganz konkret ein Messer mit Balbach Damast, das er zum Kauf anbot.
Ich glaub', der kann das.
Nach kurzem Austausch mit meinem amtlichen Consigliere, so nennt man seinen engen MF Messerfreund, der oft von manchem Unfug abhält und zu anderem hingegen rät, war Fabian schnell kontaktiert und wir wurden uns rasch einig.
Allerdings. Da ich so ein Zulu noch nie in Händen hatte und bislang auch keinen entsprechenden Bericht darüber finden konnte, blieben reichlich Fragen offen, wie es im Detail denn konkret zu gestalten sei.
Ich könnte am Ende tatsächlich gar nicht begründen, warum mir dieses Messer von Anfang an so gut gefiel. Auch hätte ich vermutlich jede beliebige der erhältlichen Materialkombination genommen - gibt es doch von Damast- über Monostahl auch die verschiedensten Hölzer am McGhee. Natürlich, manche lieber als andere.
Zunächst versuchte ich so gut es ging, die grundlegenden Maße des Messers anhand von Bildern grob rauszumessen und Fabian fertigte eine erste Skizze.
Hier schon die zweite mit einer Korrektur der Höhenlage der Klingenspitze.
Am Ende des Prozesses sollte es natürlich Abweichungen gegenüber der Vorlage bzw. Änderungen geben, sodaß letztlich eine Interpretation und kein identischer Nachbau vorliegt. Diese ergeben hier sich sowohl aus bewußten Entscheidungen als auch aus außerplanmäßen Entwicklungen. 😆
Jedoch, alles hat zu einem guten wie glücklichen Ende geführt, welches zum Start eben in Teilen noch unbestimmt war.
An dieser Stelle nochmal meinen besonderen Dank an Fabian für seine Geduld wie unerschütterliche Ruhe. Und. Seiner Fähigkeit auch unter Gefechtsbedingungen nervenstark biltzsauber zu arbeiten!
Aber. Nun von vorne.
Shaka war Anfang des 19. Jahrhunderts der Anführer der Zulus - ihr König. Er selbst war ein gefürchteter Krieger mit Beinamen „Besieger der Tausend“ und führte jene Kampftechnik ein, bei der der Speer nicht als Wurf-, sondern als Stichwaffe im Nahkampf eingesetzt wurde.
Unter seiner Führung wuchs der Stamm der Zulus vom kleinen regionalen Clan mit gut 1.000 Stammesangehörigen zu einer dominanten Macht, die über ein sehr großes Gebiet mit über 250.000 Untertanen herrschte.
Dieser Teil der Geschichte der Zulu mit ihrem König Shaka war schließlich ausschlaggebend dafür, das Thema mit einem eigenen Messer umzusetzen.
Der Zuluspeer war mit der Klingenform und der McGhee Vorlage eher einfach umzusetzen. Meine Klinge ist jedoch etwas länger, ebenso die Swedge, die Klinge damit insgesamt etwas gestreckter und dolchiger. Mehr Speerspitze - für mich.
Für das Königliche hätte ich gerne einen Damast mit Leopardenfellzeichnung genommen. Das Fell einer Großkatze diente oft als Schulterschmuck für afrikanische Herrscher.
Eher aus praktischen Erwägungen wurde es dann dieser Balbach Carbondamast, der im Gegensatz zum Leodamast ziemlich eindeutig eine afrikanische Fellstruktur erkennen läßt - Zebrastreifen.
Nicht ganz dem königlichen Rang angemessen, aber Zebrafell als Oberkörperschmuck dennoch durchaus üblich.
Hier wich ich auch nicht ganz freiwillig vom ursprünglich geplanten rostfreien Balbach DSC ab, weil die Zeichnung der Carbonvariante deutlich intensiver schien. Und auch weil Fabian den Carbondamast selbst auf 62/63 HRC härten kann, den rostfreien dagegen ausser Haus geben muss.
Dafür konnte ich im Gegenzug auf ein zeichnungsstarkes afrikanisches Holz, wie z.B. Zebraholz, für den Griff verzichten, der vielleicht dominant im Wettbewerb mit dem Damast gestanden hätte.
African Blackwood, Grenadill, wäre demnach thematisch passend gewesen. Hier entschied ich mich jedoch für sehr dunkle, schwarzbraune Mooreiche, weil hier das Holz räumliche Struktur hat und durch diese weniger regelmäßige Oberfläche, das Messer nicht zu geschniegelt werden sollte. Und ich Mooreiche auch ganz außerordentlich mag.
Eine weitere Besonderheit, die wir willentlich aus der Vorlage übernommen haben, ist die Griffform. Bissl klassisches Loveless Heck und Linie, ABER das ganze mehr kastig und schmal wie bei meinen beiden Fällkniven TK6 und TK2. Besonders ausgeprägt ist dies im ersten Drittel des Griffes.
Das zusätzliche Schmankerl ist der zweite Edelstahlring, der den dunklen Griff etwas lebendiger macht - und für Fabian deutlich mehr Arbeit bedeutete.
Das Shaka hat jetzt 12,6cm Griff- und 12,3cm Klingenlänge. Die Klinge ist 4mm stark und hat von Griff bis kurz nach der Swedge volle 4cm Höhe. Das ganze Paket wiegt nur 175g.
Mit dieser Klingenhöhe ist der Vollflachschliff schön dünn ausgeschliffen und sehr schneidfreudig. Mit dem geringen Gewicht und dem schmalen Griff ist es sehr leicht und extrem führig.
Das Paradoxon liegt nun darin, dass es technisch gesehen ein geniales EDC Messer ist, aber das Erscheinungsbild vermutlich in der Öffentlichkeit Angstzustände fördert und mit der Überlänge auch noch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Es bleibt also die Überlegung, die Klinge um 3 Milimeter zu kürzen und damit legal zu bekommen. Mal sehen.
Plagt mich aber zur Stunde nicht, ich nehme das Messer im Moment tatsächlich häufig und gerne in die Hand und lege es auch nur ungern wieder weg. Manche Messer haben diesen Zauber.
Das Shaka ist sozusagen in jeder Hinsicht ein Experimentiermesser. Kaum mehr als ein ungefähres Erscheinungsbild sowie das gewählte Thema standen als Vorgabe - jedenfalls gab es keinen konkreten Plan, wofür das Messer überhaupt zu nutzen sei, was es können soll.
Außer - einem Zulu König würdig.
Ich würde im Ergebnis nicht von einem praktischen Messer sprechen wollen, auch wenn das ein oder andere Küchenpetty schon mal neidvoll rüber schielen könnte.
Aber. Leider sehr geil geworden! 🤩
Mir hat das Projekt viel Freude bereitet und ich habe dabei Fabian als sehr fähigen und fairen Messermacher kennengelernt - in jeder Hinsicht. Nochmals meinen herzlichen Dank dafür, dürfte auch nicht das letzte Jaeger-Knives für mich gewesen sein.
Ich denke, Shaka der echte König der Zulu wäre auch zufrieden.
Euch allen wünsche ich einen schönen Sonntag
grüsse, pebe
Ich schleiche ja seit ca. 5 Jahren um ein Messer von Scott McGhee - dem Zulu.
Ich habe zur Namensgebung nix griffiges gelesen, gehe aber davon aus, dass diese einer Inspiration durch die typische Speerspitze der Zulukrieger entspringt.
Auf den Punkt gebracht für Messerliebhaber, die meine Berichte lesen, würde ich dieses Messer grob als Alaskan Bowie mit Harpoon Swedge beschreiben.
Und. Mit sehr schlanken Griff.
Scott McGhee Zulu
Von Bark River gibt es ein ähnliches Design aber deutlich zarter in der Höhe und auch insgesamt etwas langgestreckter mit üblich dicken Griff - Handy Hunter genannt. Mir persönlich ist diese Variante zu wenig extra ordinär, wenngleich auch schön gemacht.
Thema 'Bark River "Handy Hunter"'
Jedenfalls. Einen Importeuer, wie ehemals GGear, scheint es nicht mehr zu geben, auf eine langwierige Bestellung nebst Importaufwand hatte ich wenig Lust und leider sind die Zulus auch aus zweiter Hand selten wie Einhörner.
Stein des Anstoßes für das Projekt waren dann Bilder von Fabian Jäger hier im MesserForum von seinen selbstgefertigten Messern und ganz konkret ein Messer mit Balbach Damast, das er zum Kauf anbot.
Ich glaub', der kann das.
Nach kurzem Austausch mit meinem amtlichen Consigliere, so nennt man seinen engen MF Messerfreund, der oft von manchem Unfug abhält und zu anderem hingegen rät, war Fabian schnell kontaktiert und wir wurden uns rasch einig.
Allerdings. Da ich so ein Zulu noch nie in Händen hatte und bislang auch keinen entsprechenden Bericht darüber finden konnte, blieben reichlich Fragen offen, wie es im Detail denn konkret zu gestalten sei.
Ich könnte am Ende tatsächlich gar nicht begründen, warum mir dieses Messer von Anfang an so gut gefiel. Auch hätte ich vermutlich jede beliebige der erhältlichen Materialkombination genommen - gibt es doch von Damast- über Monostahl auch die verschiedensten Hölzer am McGhee. Natürlich, manche lieber als andere.
Zunächst versuchte ich so gut es ging, die grundlegenden Maße des Messers anhand von Bildern grob rauszumessen und Fabian fertigte eine erste Skizze.
Hier schon die zweite mit einer Korrektur der Höhenlage der Klingenspitze.
Am Ende des Prozesses sollte es natürlich Abweichungen gegenüber der Vorlage bzw. Änderungen geben, sodaß letztlich eine Interpretation und kein identischer Nachbau vorliegt. Diese ergeben hier sich sowohl aus bewußten Entscheidungen als auch aus außerplanmäßen Entwicklungen. 😆
Jedoch, alles hat zu einem guten wie glücklichen Ende geführt, welches zum Start eben in Teilen noch unbestimmt war.
An dieser Stelle nochmal meinen besonderen Dank an Fabian für seine Geduld wie unerschütterliche Ruhe. Und. Seiner Fähigkeit auch unter Gefechtsbedingungen nervenstark biltzsauber zu arbeiten!
Aber. Nun von vorne.
Shaka war Anfang des 19. Jahrhunderts der Anführer der Zulus - ihr König. Er selbst war ein gefürchteter Krieger mit Beinamen „Besieger der Tausend“ und führte jene Kampftechnik ein, bei der der Speer nicht als Wurf-, sondern als Stichwaffe im Nahkampf eingesetzt wurde.
Unter seiner Führung wuchs der Stamm der Zulus vom kleinen regionalen Clan mit gut 1.000 Stammesangehörigen zu einer dominanten Macht, die über ein sehr großes Gebiet mit über 250.000 Untertanen herrschte.
Dieser Teil der Geschichte der Zulu mit ihrem König Shaka war schließlich ausschlaggebend dafür, das Thema mit einem eigenen Messer umzusetzen.
Der Zuluspeer war mit der Klingenform und der McGhee Vorlage eher einfach umzusetzen. Meine Klinge ist jedoch etwas länger, ebenso die Swedge, die Klinge damit insgesamt etwas gestreckter und dolchiger. Mehr Speerspitze - für mich.
Für das Königliche hätte ich gerne einen Damast mit Leopardenfellzeichnung genommen. Das Fell einer Großkatze diente oft als Schulterschmuck für afrikanische Herrscher.
Eher aus praktischen Erwägungen wurde es dann dieser Balbach Carbondamast, der im Gegensatz zum Leodamast ziemlich eindeutig eine afrikanische Fellstruktur erkennen läßt - Zebrastreifen.
Nicht ganz dem königlichen Rang angemessen, aber Zebrafell als Oberkörperschmuck dennoch durchaus üblich.
Hier wich ich auch nicht ganz freiwillig vom ursprünglich geplanten rostfreien Balbach DSC ab, weil die Zeichnung der Carbonvariante deutlich intensiver schien. Und auch weil Fabian den Carbondamast selbst auf 62/63 HRC härten kann, den rostfreien dagegen ausser Haus geben muss.
Dafür konnte ich im Gegenzug auf ein zeichnungsstarkes afrikanisches Holz, wie z.B. Zebraholz, für den Griff verzichten, der vielleicht dominant im Wettbewerb mit dem Damast gestanden hätte.
African Blackwood, Grenadill, wäre demnach thematisch passend gewesen. Hier entschied ich mich jedoch für sehr dunkle, schwarzbraune Mooreiche, weil hier das Holz räumliche Struktur hat und durch diese weniger regelmäßige Oberfläche, das Messer nicht zu geschniegelt werden sollte. Und ich Mooreiche auch ganz außerordentlich mag.
Eine weitere Besonderheit, die wir willentlich aus der Vorlage übernommen haben, ist die Griffform. Bissl klassisches Loveless Heck und Linie, ABER das ganze mehr kastig und schmal wie bei meinen beiden Fällkniven TK6 und TK2. Besonders ausgeprägt ist dies im ersten Drittel des Griffes.
Das zusätzliche Schmankerl ist der zweite Edelstahlring, der den dunklen Griff etwas lebendiger macht - und für Fabian deutlich mehr Arbeit bedeutete.
Das Shaka hat jetzt 12,6cm Griff- und 12,3cm Klingenlänge. Die Klinge ist 4mm stark und hat von Griff bis kurz nach der Swedge volle 4cm Höhe. Das ganze Paket wiegt nur 175g.
Mit dieser Klingenhöhe ist der Vollflachschliff schön dünn ausgeschliffen und sehr schneidfreudig. Mit dem geringen Gewicht und dem schmalen Griff ist es sehr leicht und extrem führig.
Das Paradoxon liegt nun darin, dass es technisch gesehen ein geniales EDC Messer ist, aber das Erscheinungsbild vermutlich in der Öffentlichkeit Angstzustände fördert und mit der Überlänge auch noch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Es bleibt also die Überlegung, die Klinge um 3 Milimeter zu kürzen und damit legal zu bekommen. Mal sehen.
Plagt mich aber zur Stunde nicht, ich nehme das Messer im Moment tatsächlich häufig und gerne in die Hand und lege es auch nur ungern wieder weg. Manche Messer haben diesen Zauber.
Das Shaka ist sozusagen in jeder Hinsicht ein Experimentiermesser. Kaum mehr als ein ungefähres Erscheinungsbild sowie das gewählte Thema standen als Vorgabe - jedenfalls gab es keinen konkreten Plan, wofür das Messer überhaupt zu nutzen sei, was es können soll.
Außer - einem Zulu König würdig.
Ich würde im Ergebnis nicht von einem praktischen Messer sprechen wollen, auch wenn das ein oder andere Küchenpetty schon mal neidvoll rüber schielen könnte.
Aber. Leider sehr geil geworden! 🤩
Mir hat das Projekt viel Freude bereitet und ich habe dabei Fabian als sehr fähigen und fairen Messermacher kennengelernt - in jeder Hinsicht. Nochmals meinen herzlichen Dank dafür, dürfte auch nicht das letzte Jaeger-Knives für mich gewesen sein.
Ich denke, Shaka der echte König der Zulu wäre auch zufrieden.
Euch allen wünsche ich einen schönen Sonntag
grüsse, pebe
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