SM-100 Nitinol Rasiermesser

felix49

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Hallo,
Da mich das Material und seine wundersamen Eigenschaften sehr interssierte, hat auf meine Anfrage hin, Gunther Löbach von Scorpio Design, im Zuge seines Tristar Projekts, mir netterweise ein Stück SM-100 mitbestellt.:super:
Ich war mir nicht sicher, für welche Anwendung ich mich entscheiden sollte und habe mich dann aufgrund der Materialabmessungen für zwei Rasiermesser entschieden, weil ich unter anderem wissen will, wie das Material im Bereich superfeiner Schneiden funzt.
Gruss Felix

DSCI0770.jpg DSCI0771.jpg DSCI0776.jpg DSCI0777.jpg DSCI0780.jpg DSCI0781.jpg DSCI0783.jpg DSCI0786.jpg DSCI0842.jpg DSCI0843.jpg DSCI0844.jpg DSCI0845.jpg DSCI0847.jpg
 
Hallo Felix,

sehr interessant! Mich würde das Material ja auch für ein paar SBH reizen, aber ich schrecke noch vor dem Preis und dem Bearbeitungsaufwand zurück. Wie lässt sich denn der SM-100 Deiner Meinung nach bearbeiten? Gunter klingt in seinem WIP-Thread ja nicht so begeistert...

Gerd
 
Wie lässt sich denn der SM-100 Deiner Meinung nach bearbeiten? Gunter klingt in seinem WIP-Thread ja nicht so begeistert...

Hallo Gerd

Gunther hat die Bearbeitbarkeit meiner Ansicht nach ziemlich realistisch beschrieben.
Händisch ist ausser die Konturen zeichnen nicht viel zu machen. Nur mit brachialem Maschineneinsatz und Verschleiss bewegt sich was.
Falls mein Versuch erfolgreich werden sollte, werde ich stolz sein wie ein Gockel, aber es wird mit ziemlicher Sicherheit mein einziger bleiben.

Felix
 
Autsch, das klingt nicht gut. Hmja, ich werde es trotzdem probieren. Manche wollen sich die Finger verbrennen. :)
Reiche übrigens ein "h" für Gunther nach.

Gerd
 
An alle Hobby- und Profi-Metallurgen:

Die empfohlene Wärmebehandlung des Herstellers für SM-100 ähnelt imho der von Chromstahl.
Meines Wissens ist weder Kohlenstoff noch Chrom noch Eisen in Nitinol enthalten und damit fehlen Voraussetzungen für stahltypische Phasengemische wie Austenit, Perlit, Zementit, Bainit, Ferrit und Martensit .
Da die Zusammensetzung der Nitinollegierung und deren Verhalten bei der Wärmebehandlung relativ unbekannt ist, stellen sich mir folgende Fragen:

Wie ist ein vergleichbares Materialverhalten was die erreichbare Härte und Eigenschaften anbelangt, zu erklären? Ist es Zufall ? Ist eine Stahlparallelwelt möglich?

Weil es bisher wenig WB-Erfahrungswerte bezüglich Nitinol gibt, bin ich an allen Erfahrungen und denkbaren Theorien interessiert.
Gruss Felix
 
Hallo Felix -

martensitische und austenitische Phasen treten bei vielen Metalllegierungen auf. Bei Memorymetallen bewirken sie so starke Dimensionsänderungen, dass man damit Aktoren für Wintergartenfenster oder für Sonnensegel von Satelliten benutzt. Das sind in dem Fall dann Nickel / Titanlegierungen.

Herzliche Grüße,
Jost
 
Sodele, inzwischen habe ich die Rasiermesser gehärtet, versucht Glas damit zu ritzen und mir einen Wolf geschliffen :

Felix
 

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Moin,

sieht ja schon gut aus... ich hoffe, Du hast das Material schätzen gelernt :teuflisch

Schon die erste Rasur durchgeführt?
Das würd mich ja brennend interessieren...


Grüße,
Gunther
 
Schon die erste Rasur durchgeführt?
Das würd mich ja brennend interessieren...

Grüße,
Gunther

Hallo Gunther und x47,
Die ersten Rasierversuche habe ich erfolgreich an meinem Unterarm gemacht.:applouse:
Für eine Gesichtsrasur muss ich noch üben.:hororr:
Auch fehlt mir noch eine Idee wie ich eine Testprozedur hinbekomme, um einen objektiven Vergleich einer SM-100 Schneidkante mit der eines herkömmlichen Rasiermessers durchzuführen und zu dokumentieren.
Grüsse
Felix
 
....Fortsetzung:

Dieser Report: http://www.juelich-bonn.com/pdf/Abenteuer_Klingen_Schaerfen.pdf http://
aus diesem Thread:http://www.messerforum.net/showthread.php?122538-Interessante-Abhandlung-%FCbers-Sch%E4rfen-viele-Bilder&p=951323#post951323

über das Erzeugen feinster Schneiden und der Versuch eines objektiven Schärfevergleichs war der Anlass für einen eigenen Testaufbau.
Zum Vergleich wählte ich mein Nitinol Rasiermesser welches ich zuerst mit einem 1000er Diamantschleifblock, dann einem belgischen Brocken und zum Schluss mit einem mit Diamantschleifpaste präparierten Lederriemen schärfte. Das gleiche machte ich mit einem stahlmässig unbekanntem Rasiermesser aus der Bucht. Als Referenzschärfe wählte ich ein Einmalskalpell mit "Out-of-the-Blister-Schärfe" aus der Apotheke.

Bilder der Probanten
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Nitinol 60fach
Still0104.jpg
Still0080.jpg
Skalpell 60fach
Still0073.jpg
Skalpell mit Faden 60fach
Still0087.jpg


Als Schnittmedium diente ein handelsüblicher Polyesterfaden aus dem Nähkorb meiner Frau, der mit definierter Spannung von 0,5Kg über der Testklinge in Waage positioniert wurde.

Testaufbau:
Im Unterschied zum Testaufbau im obigen Vorbildreport erzeuge ich den notwendigen Schneidendruck durch Einträufeln von Wasser mittels einer Spritze in einen kleinen Plastikbecher. Sobald der Faden durchschnitten ist, kann ich am Restinhalt der Spritze ablesen, wieviel Gramm Gewicht zum Durchtrennen des Fadens nötig waren.

DSCI0970.jpg
DSCI0971.jpg
DSCI0967.jpg
DSCI0968.jpg


Testablauf:

Ich mache jeweils 10 Versuche pro Klinge und protokolliere sie. Dazu wird der Polyesterfaden unter einer Spannung von ca 0,5Kg befestigt. Das Gleichgewicht der Vorrichtung wird nun einseitig langsam durch Zugabe von Wasser solange verändert, bis der Faden im Druckschnitt durchtrennt wird.
Neben der zu untersuchenden Schneidkantengüte im Testbereich, spielen Fadenspannung , Fadenbeschaffenheit, Einspannwinkel der Klinge, Startgewicht von ca. 1 Gramm, Dauer und Geschwindigkeit der Gewichtszunahme jeweils eine signifikante Rolle im Messergebnis.

Mittelwert der Messreihen:

Nitinol 6,6 g, Skalpell 7,4 g, NN-Stahl-Rasiermesser > 24g

Das Bucht-Rasiermesser blieb ohne Wertung, weil dabei alle Messergebnisse > 24 Gramm waren.

Video Clip:

bisheriges Fazit:

Nitinol ist absolut rostfrei, erreicht eine vergleichbare Schärfe wie der Skalpellstahl und ist sehr elastisch und zäh (hartnäckiger Grat aber keine Ausbrüche). Nassrasieren funktioniert inzwischen prima.

Gruss
Felix
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht uninterresant der Test. Warum wird aber ein Rasiermesser mit einem Skalpell verglichen? Beide Schneidwerkzeuge haben eine unterschiedliche Anwendung.

Um was für ein Vergleichsrasiermesser handelt es sich? Dosenblech für 3 Euro oder ein hochwertiges Exemplar? Ich würde das Nitinol mit einem hochwertigen Rasiermesser vergleichen wollen, am besten in der unmittelbaren Anwendung: wie rasieren sie im Vergleich (gründlich und sanft?). Zur Not geht auch der Haartest. Vielicht wird er Test dadurch subjektiver, aber auch aussagekräftiger.
 
Danke für diesen Test! Allein der Versuchsaufbau hat meinen Abend gerettet :D und mit dem Ergebnis hätte ich nicht unbedingt gerechnet :super:
 
Nicht uninterresant der Test. Warum wird aber ein Rasiermesser mit einem Skalpell verglichen? Beide Schneidwerkzeuge haben eine unterschiedliche Anwendung.
Mich interessiert bei diesem Test haupsächlich der mikroskopisch kleine Teil der jeweiligen Klinge, an der die Schneidkante den Polyesterfaden berührt. Da ich eine möglichst objektive nachvollziehbare Referenzschärfe brauchte, kam für mich ein Industrieprodukt wie eine Rasierklinge oder ein Skalpell in Frage.


Um was für ein Vergleichsrasiermesser handelt es sich? Dosenblech für 3 Euro oder ein hochwertiges Exemplar? Ich würde das Nitinol mit einem hochwertigen Rasiermesser vergleichen wollen, am besten in der unmittelbaren Anwendung: wie rasieren sie im Vergleich (gründlich und sanft?). Zur Not geht auch der Haartest. Vielicht wird er Test dadurch subjektiver, aber auch aussagekräftiger.
Das war auch so geplant. Ich habe beim MF Mitglied und Messermacher Koraat ein Rasiermesser avisiert, aber das war eben nicht "just in time" fertig und steht mir noch nicht zur Verfügung.

Gruss
Felix
 
Servus,

super wie wissenschaftlich Du an die Sache heran gehst:super:. Ich hätte mir das aber einfacher gemacht: Ich hätte mich einfach ein paar Mal mit den Messern rasiert. Dabei merkt man sofort, ob eine Klinge scharf ist, oder nicht. Auch den Haartest halte ich bei Rasiermessern, nicht für besonders aussagekräftig. So wie die Nitinolklinge unter 60-facher Vergrößerung, im ersten Bild aussieht, würde ich mich damit nicht rasieren wollen. Im zweiten Bild schaut es gut aus. Ist das immer noch die Nitinolklinge?


Viele Grüße

Christian
 
So wie die Nitinolklinge unter 60-facher Vergrößerung, im ersten Bild aussieht, würde ich mich damit nicht rasieren wollen. Im zweiten Bild schaut es gut aus. Ist das immer noch die Nitinolklinge?

Hallo Christian,
Beide Bilder zeigen die Nitinolklinge und es sind nur zwei von zig Möglichkeiten, die gesamten Schneidenlänge von 70mm abzubilden. Da sind Unterschiede möglich, wie auch im oben verlinkten Vorbildreport bereits eingeräumt und dargestellt wurde.


Ich hätte mir das aber einfacher gemacht: Ich hätte mich einfach ein paar Mal mit den Messern rasiert. Dabei merkt man sofort, ob eine Klinge scharf ist, oder nicht. Auch den Haartest halte ich bei Rasiermessern, nicht für besonders aussagekräftig.
Wenn das Rasieren mit einem Messer für mich Routine wäre, wie mit einem üblichen Multiklingenhobel, könnte ich einen Vergleich wagen. Aber dem ist nicht so. Alles ist hier Neuland für mich: Das Nassrasieren mit dem Messer, das Material "Nitinol SM-100" in Form und Funktion in diesen Zustand zu bringen, eine möglichst objektive Referenzschärfe für einen Vergleichstest zu finden und dann noch als Autodidakt eine Schärfe hinzubekommen, die den Eigenschaften des Materials entsprechend ultimativ scharf ist.

Ursprünglich war meine Absicht, eine objektive Bestimmung von Schärfe hinzubekommen wie es z.B. bei der Definition von Härte der Fall ist, wo ganz klar festgelegte Parameter und Messmethoden zu einem allgemein gültigen Ergebnis führen.
Das gelingt mir für die Bestimmung von Schärfe mit dieser Testanordnung nicht wirklich, da mehr Variablen das Ergebnis beeinflussen können.
Ich schaffe mit dieser Methode allenfalls für mich, einen Trend für die Qualität von Schärfe zu erkennen und zu vergleichen. Das ist im Prinzip noch nichts anderes als Deine Erfahrungswerte im Selbstversuch.

Gruss
Felix
 
Servus Felix,

da hast Du Dir auch ein komplexes Thema ausgesucht. Ich finde es hervorragend, wie Du an die Sache heran gehst. Mach weiter so.

Ich habe übrigens ein USB-Mikroskop. Damit kann man solche Dinge super abbilden, oder sogar Videos machen. Kostet nicht die Welt, war aber ein großer Aha-Effekt, als ich mein Rasiermesser zwischen den Körnungswechseln angeschaut habe.


Viele Grüße

Christian
 
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