„Solinger“ aus Böhmen

Abu

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Erfolgreiche Messertypen erkennt man daran, dass sie oft kopiert wurden. So gibt es typische Solinger, die wie ein Ei dem anderen gleichen. Alle aus Solingen, nur der Firmenstempel verweist auf die jeweilige Manufaktur.

Gleiches Bild in Böhmen. Anhand eines sehr umfangreichen Katalogs von Franz Frenzel mit seinen rund 600 Typen lässt sich recht sicher eine böhmische Herkunft bei Messern auch ohne Stempel ableiten. Oft, zumindest bis ca. 20er Jahre. Daneben gab es dann noch Starke Beeinflussungen Böhmen-Solingen und retour.

Als ich dieses Federdrücker-Jagdmesser zunächst sah, war klar: Solinger Standard, .....weiterblättern. Erst ein zweiter Blick auf den Stempel zeigte: Frenzel, Böhmen - mein Gebiet. Klassisches Solinger Design, hergestellt in Böhmen?

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Warum sollte die Kopiererei auch an damaligen Landesgrenzen Halt gemacht haben? Evtl. gibt es aber auch eine plausible historische Erklärung.

Mit der Annexion der Tschechoslowakei 1939 und Schaffung des Reichsprotektorats Böhmen und Mähren durch Hitler-Deutschland gewann Solingen unmittelbar per Anordnung Einfluss auf die böhmischen Manufakturen. (Ich hab es gelesen, mir aber leider die Quelle nicht notiert.) Gut möglich also, dass in diesem Zuge auch Messermodelle angeglichen wurden.

Ich schätze dieses sehr hochwertig verarbeitete Messer auf 30er/Max. Anfang 40er Jahre. Man hat ihm sogar etwas Zierde gegönnt: Die Platinen haben einen Münzrand und der Hebel der Feder weist mit seiner Delle Sinn für Ergonomie auf.

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Gruß
Abu
 
Hallo Abu,
Glückwunsch zu dem schönen Messer.
Gefällt mir gut, Franz Frenzel findet man ja in Deutschland nicht so oft.
Grüße Heiko
 
Hallo Heiko,

Stimmt, sind nicht sehr häufig, noch dazu im guten Zustand. Und wenn ich sie dann noch übersehe, wachen nette Kollegen über meinen Spleen.:super:

Gruß
Abu
 
Hi Abu,

freut mich, daß Du das Teil bekommen hast! Wirklich ein wunderbares Messer, man sieht ihm das Alter nicht an.

Gruß
 
Hallo Heiko,
Glückwunsch, das ist wirklich ein sehr gutes Exemplar! Sogar mit Hahnekopp-Backen; hätte optisch auch wieder als Solinger durchgehen können. Toller Fang.

Abu
 
Tolles Stück. Gibt es für diese Art Monoblock-Verschluss mit integrierter Feder eigentlich einen Fachausdruck?
 
Nach Hubertus-Katalog ist der Kopf ein Drücker der Druckfeder. Ganz allgemein kenne ich diesen Typ nur als Federdrücker. Nicht zu verwechseln mit Federmesserdrückern, wo die Entriegelung per Federmesser vorn bei den Backen erfolgt.
Die fehlende Platine zwischen Korkenzieher und Druckfeder beim obigen Messer gibt auch einen sehr schönen Einblick in die geschlitzte Feder. Finde ich auch bei einigen meiner Messer, andere sind nicht sichtbar. Ob der Schlitz konstruktiver Standard ist, kann ich nur vermuten.

Abu
 
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