Spiegel online: Schwerter für die Ewigkeit

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Moin.

So. nun habe ich mir das auch mal durchgelesen.

Ich finde den Artikel mutig. Bei all seiner Oberflächlichkeit wird versucht die Brücke zwischen Handwerk , Kunst und Waffe zu schlagen.

Das gelingt dem "Schreiberling" durchaus gut.

Ich wünsche mir sehr viel mehr dieser oberflächlichen, mit Superlativen gespickter Beiträge in einer Zeit wo andere mit noch viel gewaltigeren Superlativen die Sammler von Taschenmessern zu krankhaften Messerstechern erklären.

In dem Artikel wird sehr deutlich gesagt, dass Katana es eben nicht nur tödliche Waffen sondern integraler Bestandteil der japanischen Kutur sind.

Wäre schön, wenn mal einer der hier vorstellig gewordenen Beitragskritiker etwas ähnliches zum Thema Europäische Waffen schreiben würde. Und zwar nicht für´s MM sondern für Spiegel online.

Gruß
chamenos
 
Nein, das ist nicht Tradition, sondern ein Beruf! Und der heißt nicht Presse-Schreiberling, sondern Journalist.

Die Aufgabe des Journalisten ist es, Artikel zu schreiben, die etliche 100.000 Leute lesen. Natürlich weiß er, dass er sich dabei mitunter der Kritik von Leuten aussetzt, die sich seit Jahren intensiv mit einem schmalen Fachgebiet beschäftigen und sich dort erstaunlicherweise besser auskennen als er.

Doch diese Fachleute schreiben bestenfalls einen Artikel, der ein paar tausend Leser interessiert. Das reicht dann vielleicht für ein einigermaßen erfolgreiches Fachbuch, aber nicht für eine Veröffentlichung über japanische Schwerter auf Spiegel Online.

Tradition sind die Übertreibungen und Lob-Gesänge wenn es um japanische Schwerter geht.

Ich finde es gar nicht erstaunlich das wenn man sich seid Jahren intensiv mit einer Materie beschäftigt, auf dem Gebiet dann auch besser
auskennt, als jemand der das Thema nur im vorbeigehen betrachtet. Das ist für mich völlig normal und nicht erstaunlich:)

Das einstreuen von unterhaltenden Elementen in einen Bericht über japanische Schwerter soll und kann jeder so machen wie er möchte.....nur muß er dann damit leben das so was nicht von allen Seiten mit Beifall bedacht wird.
Vor langer Zeit habe ich mal geglaubt das ein guter Artikel objektiv und wertungsfrei sein kann . Völlig klar das mehr oder weniger immer ein wenig die persönliche Meinung mit einfließt aber mittlerweile habe ich schon begriffen da sowas offenbar fast keinen mehr interessiert.

Unterhaltung, reißerische Schlagworte, ein paar Übertreibungen..... wenn das die Maxime von einem Journalisten sind.....dann bitte nur zu.

Gefallen tut mir das trotzdem nicht und das sage ich völlig offen und ehrlich.....und kein Schreiberling oder Journalist wird das verhindern können.
 
Ich würde es zwar nicht Jaulen nennen, doch pauschale Verunglimpfungen meines Berufsstandes finde ich sehr wohl verdrießlich.

Nunja. Ich schreibe auch. Nichts was die Welt verändert. Eben über Messer.
Schneider/Raue habe ich trotzdem gelesen. Und es könnte nicht schaden, wenn ein Excerpt davon über jedem Journalisten und Redaktionschreibtisch hängt. Es ist einfach eine Frage des sauberen Handwerks.

Ich finde den Artikel erträglich. Er ist wenigstens nicht komplett mit Halb- und Unwahrheiten gespickt. Aber jeder, der sich in der Materie leidlich auskennt, bekommt schon bei der Überschrift Magenkrämpfe. Und harrt mit verkniffenen Augen der Dinge, die da noch kommen. Dass gerade bei Japanschwerter Themen, oder auch bei Messerthemen, oder gar bei der diebsezüglichen Rechtslage zu 90% hahnebüchener Blödsinn verzapft wird, ist einfach die Regel. Da kann man schon mal prophylaktisch draufkloppen, ala "es trifft keinen falschen". Das ist zwar ungerecht, aber verständlich.

Und schuld sind nicht die dummen Leser, sondern die Pfeiffen von Pseudjournalisten und -redakteuren, die irgendwie ihre Spalten füllen und sich den Inhalt einer Kehrschaufel darum scheren, was sie da eigentlich verzapfen. Ich sag nur "Lotuseffekt" wenns um Messer mit Kullen geht. Ja gehts noch?

Und wenn ich drei Spalten über Klopapier schreibe, das Geschriebene muss hinreichend belegbar sein, oder ich muss zur BILD. Nein, dazwischen gibt es für mich nichts. Man kann vereinfachen. Man wird nie alle Aspekte in beliebiger Tiefe abhandeln können. Das wäre auch nicht Sinn der Sache, schliesslich ist es idR die Aufgabe eines Schreibers, den Kern auf einem allgemeinverständlichen Niveau abzuhandeln. Aber eben sachlich korrekt.

Ich kenne aktuell zwei Special Interest Magazine, die sauber recherchieren (Fehler und Niverauschwankungen hin oder her, das gehört dazu). Eines über Computertechnik, eines über Waffen. Alle anderen in dem Bereich sind mehr oder weniger unterhaltsames Larifari. Ich will mich da nicht daran gewöhnen.

Die Form und der Stil stehen weit dahinter, die paar Vertipper sind das letzte, was mich an einem Artikel stören würde.

Pitter
 
Spiegel online: japanische Schwerter

.....Die Form und der Stil stehen weit dahinter, die paar Vertipper sind das Letzte, was mich an einem Artikel stören würde.....
Wenn ich das nochmals aufnehmen darf, auch wenn es nicht in direktem Bezug zum Spiegel-Artikel steht:

Eine ordentliche journalistische oder schriftstellerische Arbeit sollte nach meinem Empfinden über dem Niveau einer hastigen Aufzeichnung im Tagebuch oder dem Einkaufszettel stehen. Zum Stil gehört für mich neben dem Inhaltlichen auch die gute Beherrschung der Sprache, und ein Artikel, der den Anspruch der Professionalität erfüllen soll, darf nach meinem Verständnis nach mehrfachem Lesen und Gegenlesen keine "Vertipper" (wenn es denn welche wären....) mehr enthalten.

Nichts, was von Menschen gemacht wurde, ist wirklich perfekt, aber das Bessere ist des Guten Feind. Daher faszinieren mich gute (japanische) Blankwaffen, weil sie Stahl gewordenes Streben nach Perfektion sind. Gutes Handwerk - ob beim Schmieden oder Schreiben - wird immer meine Anerkennung finden.

Gruß

sanjuro
 
Ich will mich da nicht daran gewöhnen.

Aus diesem Grund lese ich z.B. keine Tageszeitungen mehr. In Berlin gibt es mindestens 7 auflagemäßig bedeutende Tageszeitungen... und alle gehören mittlerweile nur noch 2 Konzernen. Springer und Mecom/Montgomery. Ich habe Jahrelang die "Qualitätszeitungen" sehr ausführlich gelesen. Studenten haben Zeit und bekommen die Zeitungen oft geschenkt. Dabei war der Niedergang innerhalb von 7-8 Jahren extrem deutlich zu beobachten. Zeitgleich kamen diese tollen Formate a la Galileo in den Privatsendern auf. Das mag Zufall sein, oder "früherwarallesbesser" Jammerei. Aber ich habe mich entschlossen, in dieser Zeit lieber ein gutes Buch zu lesen, als mich jeden Tag über schlechte Zeitungen zu ärgern.

stay rude
braces
 
Ja, auch ich habe das Gefühl, dass die durchschnittliche Qualität journalistischer Ergüsse stetig abnimmt. Und zwar sowohl in handwerklicher Sicht (Ortographie etc.) als auch inhaltlich. Vor diesem Hintergrund empfand ich den Spiegel Artikel sogar als positiv, enthielt er doch zumindestens keinen absoluten Schwachsinn. Man merkte deutlich, dass da jemand mit Ahnung von der Materie beraten hat und der Autor mit Interesse zugehört hat. Die Tatsache, dass der "Spiegel" inzwischen dass Niveau des "Stern" von vor 15 Jahren unterschritten hat und eigentlich auch nur noch eine Bildzeitung für Intellektuelle ist lässt sich wohl kaum leugnen. Dass die Artikel dementsprechend in erster Linie unterhalten sollen kann da ja nicht verwundern. Was ich nicht verstehe ist, warum so viele Journalisten die korrekte Wiedergabe von Fakten nicht (mehr?) für ihr Kerngeschäft halten. Immer wenn ich einen Artikel lese über ein Thema von dem ich wirklich Ahnung habe oder ein Ereigniss wo ich dabei war, frage ich mich: Warum läst man das nicht einfach mal jemanden gegenlesen, der Ahnung davon hat? Ich vermute mal, dass der Grund weniger in der Arroganz der Autoren zu suchen ist, als in Zeitdruck und Geldmangel.
Früher haben wir direkt dafür bezahlt, dass uns Leute die Informationen aufbereiten. Heute sind es versrtärkt die Werbekunden die dafür aufkommen. Und die wollen vor allem eines: Quote. Und die bekommt man mit Sensationen, Superlativen, Sex und Crime. Warum DAS so ist, weiß ich nicht...

Gruß, Jan.
 
Ein guter Bekannter (eigentlich eher ein Kunpel) von mir ist Redakteur beim Spiegel, den habe ich wegen einer speziellen Frage/Thematik bei der Arbeit angerufen - seine Antwort:
Wenn nicht zu erwarten ist dass das Thema *unsere* Leser wirklich interessiert, wird es auch nicht bearbeitet. Das muss schon ein(e) gewisse(s) öffentliche(s) Bedeutung/Interesse haben.
OK, andere Baustelle.

Aber wenn sie annehmen, dass das Thema *ihre* Leser mit zuvielen reellen Fakten ebenfalls nicht interessiert, oder sogar überfordert, wird es demnach wohl auch nicht entsprechend bearbeitet. Weil vermutlich auch zu Recht angenommen wird, dass das Thema dann den Rahmen dieser Kategorie/Rubrik des Magazins sprengt - in welcher Kategorie stand denn dieser Artikel? Zeitgeist, Technik/Handwerk, Historie, Kunst?

Die Oberfläche etwas intensiver ankratzen, das war es dann wohl - nicht nur beim Spiegel, sondern generell :hmpf:

Gruß Andreas
 
Herrgott, hört doch ein Mal mit der Erbsenzählerei auf und freut euch einfach, dass mal ein Artikel in einem stark frequentierten Onlinemedium das Handwerk als Kunst und Klingen als schön darstellt, dazu noch betont, dass das "Kill Bill" - Gefuchtel in Bezug auf Japanische Schwerter doof war und ansonsten niemandem vorgeworfen wird, ein verrückter Messerstecher zu sein! Ist denn das so schwer?
Da gibt es ganz andere Sachen, über die wir uns gepflegt aufregen dürfen.
 
Ich finde es eine tolle Sache, daß der Spiegel, im Zeitalter der permanenten Verteufelung von allen scharfen Gegenständen, so einen Artikel bringt.
Interessant ist die Wertsteigerung dieser importierten Katanas, von K.H.Peuker, in den letzten 3 Jahren.
Der Goldpreis ist dagegen wenig gestiegen.
 
Die Oberfläche etwas intensiver ankratzen, das war es dann wohl - nicht nur beim Spiegel, sondern generell :hmpf:

Gruß Andreas

Und genau betrachtet, ist das ein Grund zur Freude. Vor einigen Jahren hätte der Spiegel diese Oberfläche noch nicht mal angekratzt. Richtig, auch bei dieser Geschichte wurde nur gekratzt, dafür war sie nicht parteiisch und voreingenommen. Deswegen ist es auch völliger Nonsense, den Spiegel in einem Atemzug mit Bild zu nennen.

Klar ist das Unterhaltung, was bitte habt ihr den hier? Japanische Schwerter sind Unterhaltung, Hobby, Spaß - so lange man kein Samurai oder Schwertschmied ist.

Viel mehr Probleme als mit Spiegel und den meisten Tageszeitungen habe ich mit den von Pitter zu recht gescholtenen Fachmagazinen. Tagespresse und Magazine haben i.d.R. nicht den Anspruch, über Themen wie japanische Blankwaffen umfassend zu informieren. Sie können Themen aufbringen und Appetit auf mehr machen. Wer ehrlich mehr wissen will, findet z.B. hier fundierte Informationen.
Bei vielen Themen gibt es die Fachmagazine, die so etwas leisten sollten und das auch versprechen. Da allerdings hat tatsächlich oft der Werbekunde zu viel Einfluß, und das schon bei kleinen Musikmagazinen aus irgendeiner Subkultur ganz am Rand.

Wieder eine andere Sache sind gesetzliche Themen zu Messern und Waffen. Da haben Kollegen tatsächlich oft die öffentliche Meinung im Kopf und dazu kommt, - wie wir alle hier wissen - dass die vermeintlichen Experten oft mit einer erschreckenden Unwissenheit glänzen.
Als vor einiger Zeit hier in der Gegend eine Softair-Truppe hochgenommen wurde, stand in der Pressemitteilung der Polizei etwas von fehlenden Waffenscheinen. Erst auf meinen Hinweis wurde das korrigiert. Ein Kollege, der sich nicht mit der Thematik beschäftigt hat, hätte das nie bemerkt. Er hätte aber auch keinen Grund gehabt, an der Mitteilung zu zweifeln und tiefer zu recherchieren. Da fehlt tatsächlich schlicht die Zeit, bei jeder Pressemitteilung einen Fachanwalt für Waffenrecht zu fragen.

Chrisse
 
Spiegel online: japanische Schwerter

....hört doch einmal mit der Erbsenzählerei auf und freut euch einfach, dass mal ein Artikel in einem stark frequentierten Onlinemedium das Handwerk als Kunst und Klingen als schön darstellt....
Nichts ist nur schwarz oder nur weiß. Daher freust Du Dich über bestimmte Aspekte des Artkels, und andere sehen auch die Unzulänglichkeiten. Man kann weder Kritik noch Kritiklosigkeit verordnen.

Gruß

sanjuro
 
Da allerdings hat tatsächlich oft der Werbekunde zu viel Einfluß, und das schon bei kleinen Musikmagazinen aus irgendeiner Subkultur ganz am Rand.

Verleumdung :steirer:

Nonsense kann man da nicht schreiben, weil der Leser in aller Regel selbst tief in der Materie steckt. Bei uns gibt es z.B. nur ein Zugeständnis an unterstützende Partner: Wenn wir etwas extrem schlecht finden, dann breiten wir den Mantel des Schweigens darüber. Aber schöngeschrieben wird nichts.

Aber so ein Non-Profit-Projekt ist auch nicht mit professionellem Jounalismus zu vergleichen.
In vielen Bereichen, in denen ich bisher privat in Zeitschriften recherchieren wollte, war eine redaktionelle Unterstützung von Anzeigenkunden unübersehbar. Autos, Uhren, HiFi... da berichten die Magazine kaum neutral.

stay rude
braces
 
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