Spring Heeled Jack by Roland Lannier

pebe

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Spring Heeled Jack by Roland Lannier


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Noch mal kurz zur Erinnerung. Roland Lannier war viele Jahre prägender Mitarbeiter bei Atelier Perceval. Aus seiner Feder stammen die Serien L08, L09, L10 und auch das Le Grand.

Dem Vernehmen nach war ihm irgendwann der klassische Stil zu langweilig und er startete seine eigene Messerwerkstatt. „Why so serious“ und „Just a little serious“ waren seine erste Kreationen.

Neben einer, sagen wir generellen Modernisierung gegenüber seiner bisher eher klassischen Entwürfe, ist vor allem die Wahl seiner Griffmaterialien das herausragende Erkennungszeichen. Kein Holz, kein Horn, kein Zahnmaterial. Statt dessen Kunststoff, Titanium, Beton und Verbundstoffe. Dies auch gerne im Receicling Modus.

Aber nun zum Spring Heeled Jack. Dieser wiederum ist eine Figur aus der viktorianischen Zeit Londons. Äußerlich eine Mischung aus Batman und Joker mit enormer Sprungkraft aus Federn in seinen Schuhabsätzen, so dass er selbst auf hohe Hausdächer springen konnte. Kategorie Bösewicht.

Bei Lannier ist es der Name für ein großes Slipjoint Messer - aus Bewunderung für Comics und deren Helden. Geliefert wird in schicker Brotbox und Filzbehausung.

Here we go.

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Es ist ein Slipjoint. Erste Besonderheit, die Feder im Rücken ist eine Sandwich Konstruktion aus Stahl und G10. Bei meiner Carbonausführung ist das G10 in rot. Trè chic!

Und. Das G10 soll Gewicht einsparen.

Jedenfalls. Die Feder fügt sich in Moki Qualität spalt- und stufenfrei ins Gehäuse. Respekt.

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Der verwendete Stahl, eine echte Verbesserung gegenüber Atelier Perceval. Es ist der modernste Sandvik - der 14C28N und dieser auf 60 HRC gehärtet. Nicht dass die anderen typischen Sandviks schlecht wären, aber dieser 14er ist als Klingenstahl entwickelt, bleibt derart hochgehärtet länger scharf und ist auch verkratzfester.

In jedem Fall ein zeitgemäßes Upgrade, das z.B. Atelier Perceval leider nur der neuesten Serie, dem Le Vendredi, gönnt.

Das zweite Highlight, die recht hohe Klinge hat 9,2cm Länge bei 2,45mm Stärke und zwischen 0,25-0,3mm! hinter der Fase. Geschlossen misst das Messer stolze 12,1cm.

Es gibt keine metallischen Liner, die scales sind üppig und tragend konstruiert. Das ganze Messer wiegt dabei mit Carbon nur 75g.

Ein Full Size Schneidteufel in Leichtbauweise. Voilà!

Dünnes Beilagenpapier ging out of the Box smooth und ruckelfrei - so wie wir es eben auch von Atelier Perceval kennen.

Die Klinge steht perfekt mittig, läuft leicht und smooth auf bronze washer, alles sehr sauber und genau gefertigt und ebenso sauber zusammengebaut. Keinerlei Spiel, weder horizontal noch vertikal. Es gibt einen deutlichen Halfstop, wenngleich dieser in Position ordentlich Spiel hat, aber dennoch macht was er soll.

Die Federkraft ist ausgewogen mittelschwer - das sollte in der Regel bedenkenlos funktionieren, da bei der schieren Messergröße das ganze Handling ein anderes ist als bei einem Vic. Ob der Hebelwirkung ist auch Öffnen und Schließen komplett stressfrei.

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Auch schön. Es gibt nur ein kleines Logo auf dem Ricasso. Und nur auf einer Seite, die andere ist komplett clean.

Hier zum Vergleich mit L08 und Le Francais

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Es ist tatsächlich ohne jede Einschränkung ein Full Size, selbst in meinen großen Händen gibt es in jeder Griffart Material im Überfluß - egal wie großzügig ich zupacke.

Zusammen mit dem sehr geringen Gewicht ist das schon ein Leckerbissen der besonderen Art.

Durch das üppige Format kommt auch trotz des geringen Gewichts keinerlei Gefühl mangelnder Solidität oder „Leichtsinn“ auf. Die dicken Scales sind ultra stabil, da verwindet sich nix.

Dabei ist der Platzbedarf in der Hosentasche dennoch relativ gering - deutlich geringer im Vergleich mit den hochgeschätzten Spinnen, die ebenso überwiegend technische Griffmaterialien verwenden. Hier zum Vergleich mit Spyderco Manix 2.


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Hier noch mal zum verdeutlichen der Größe ein Vergleich mit einem Hartkopf 8,5cm Klinge und dem großen Moki Fish Owl, also zwei typischen Sackmessern, die es so vergleichbar auch als Slipjoints gibt. Ein ordentlicher Brocken.

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Und hier mit large Sebenza Insingo 21

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Die Klingenachse am Lannier ist geschraubt und damit justierbar. Noch geschickter wäre vermutlich, es wäre komplett verschraubt und somit zerlegbar. Andere hätten gerne einen Clip. Gerade an einem legalen Klappmesser dieser Größe. Trägt sich schlicht bequemer als lose im Hosensack. Und ist ohne Umstände griffbereit.

Wie auch immer. Aus meiner Sicht passt die Konstruktion zum Messer und das ist nicht nur eine Stilfrage.

Es ist ein Zweihandmesser, man benötig also ohnehin beide Hände zum Benutzen. Und eine Verschraubung, die wiederholtes Zerlegen übersteht, verlangt nach einer üppigeren Feder, die das ermöglicht. Für mich passt es hier, auch wenn man das natürlich anders sehen kann.

Meine Carbon Version ist etwas größer als die im Katalog angegeben Werte. Dort hat die Klinge genau 9cm Länge, das Messer geschlossen genau 12cm und das Gewicht nur 67g.

Ob das jetzt franzöisches Laissez-faire oder eher Ergebnis der Manufakturarbeit ist, was ich vermute, sei dahin gestellt. Jedenfalls wäre eine Punktlandung der Maße geradezu perfekt. 67g!

Ich persönlich finde die Idee mit der schicken Brotbox und der Filztasche zwar witzig, hätte aber wg Platzbedarf dennoch lieber eine schlichte Lederhülle und einen geringeren Preis für den Verzicht auf die Brotbox. Aber beides gehört eben zu Lanniers Handschrift.

Es gibt den Jack auch mit außergewöhnlichen Griffen aus Betonmaterial oder Kunststoff, in den Comicseiten sichtbar eingearbeitet werden. Ich bin hier mit Carbon meinem eigenen Stil treu geblieben - obwohl andere Materialen das Messer recht einzigartig machen.

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Braucht man sowas?

Burgherren in jedem Fall. Es ist fast eine eigene Messerkategorie, das Format Taschenmesser ist maximal ausgereizt bei minimalem Gewicht. Eine gewaltige Nutellaschaufel als Klinge, dabei ideales EDC Gewicht, das Ganze in nobel mit sozialverträglichem Outfit und - legal.

Yup. Well done.

Einen schönen Sonntag Euch allen.

grüsse, pebe
 
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Servus,

wieder eine exzellente Vorstellung. Sollte in AT das Waffengesetz tatsächlich für noch legale Messer wie von einigen populistischen Politikern gewollt, massiv verschärft werden, dann werde ich auf solche Vorstellungen zurückgreifen müssen. 😫

Bis dahin lerne ich durch deine Berichte einiges über die Hintergründe so mancher Hersteller ohne selbst recherchieren zu müssen, was eben MF ist. Klare Sachlichkeit, gut bebildert und die Möglichkeit nachzufragen und zu diskutieren. So muss das sein.

Gruß, güNef
 
Merci, mon cher Pierre, für die Vorstellung des "Jaques Talons-à-Ressort"! Sehr schöne Bilder und aufschlussreiche Infos zum Messer.

Ich hatte früher schon ein Auge darauf geworfen, weil "Jaques" viele für mich wichtige Attribute eines habenswerten Messers besitzt.

@excalibur hat mir daraufhin mal seines mitgebracht zum befümmeln, was dann aber leider auf der Grund der Größe des Messers den Haben-will-Effekt recht schnell eingedampft hat.

"Just a little serious" von Lannier in dieser Ausführung könnte mich aber schon noch reizen ....

Die Carbonschalen deines SHJ sehen schon cool aus!

Viel Spaß damit!

A+

Virgil
 
Tolle Vorstellung und tolles Messer. Ich mag die linerlosen Carbonschalen ohnehin gerne, weil damit auch vergleichsweise große Messer sehr leicht werden können (vgl. Chambriard oder Julien Paoli mit ihren Le Compagnon). Mit meimen eher kleineren Händen fühle ich mich in der 11cm Klasse einfach wohler. Außerdem passen die kleineren Messer auch besser zu meiner bevorzugten Trageweise in der fünften Jeanstasche.

Wenn es dann mal ein full size 12 cm Klapper werden soll, wäre der SHJ sicher recht weit oben auf der Liste.
 
Lieber Pebe, vielen Dank für diese - wie immer von dir - lebendige Vorstellung dieses sehr schönen Messers. Ich habe ebenfalls zwei davon, eines in Carbon und eines in Comic, und kann nur unterschreiben, was du über das Messer schreibst. Das in Carbon habe ich mir gekauft, um das Comic zu schonen...
Meine Blechbox ist noch - wie früher - sehr klassisch. Ich nehme sie für meine Brotzeit mit ins Büro, allerdings ohne das entsprechende Messer mitzunehmen - das wäre für viele Kollegen too much. Auch für mich ist das Messer fast schon zu groß. Bin trotzdem froh, dass ich es habe, weil auf ein, zwei Grillparites im Jahr darf es dann doch mal mit und da schlägt es sich immer hervorragend.
Der Magnetpatch macht sich am Kühlschrank großartig (Bild davon reiche ich nach, wenn ich wieder zu Hause bin).
Roland macht tolle Sachen. Ein Just a little serious SKA habe ich bereits, das Why so serious is mir wahrscheinlich zu groß, daher hadere ich noch ein bisschen, aber das INO steht auf meiner aktuellen haben-wollen-Liste ziemlich weit oben...
Hier mal die alte Blechdose (meines hatte am 17.3.2022 Geburtstag)

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Herzlichen Dank für die regen Rückmeldungen, Männer.

Generell ziehe ich ja persönlich ein Messer mit Verriegelung immer einem ohne vor.

Stein des Anstosses für den SH Jack war und ist der §42. Da weder Einhand noch Verriegelung vorhanden und in diesem Zusammenhang ebenso vorteilhaft auch kein Clip - weil eben nicht zugriffbereit führbar - sollte der SH Jack eigentlich, zumal in einer freundlichen Materialausführung, die maximale Kontrolltoleranz besitzen.

Wenn man ein konformes Oberland Arms Sepp daneben legt, wird sofort klar, wovon ich spreche.

Die wiederholt ausgesprochne und etablierte Forderung, ein Sackmesser darf max. 100g wiegen, gebührt @Virgil4, die amtliche Bezeichnung VirgilWeight hierfür nehme ich mal für mich in Anspruch. :haemisch:

Leicht genug für die Hosentasche ist demnach die passende Klassifizierung.

Tatsächlich, also absolut leicht, ist dann schon schwieriger. Sweetspot EDC 85g sagt Daniel aka @Bukowski. Um 70g für echte Leichtklasse - denke ich. Ich mein‘, der Spring Heeled Jack ist leichter als das Carbon Le Francais!

Ich selbst trage normalerweise Messer, gleich welcher Art, nur bei echten Outdoor Aktivitäten Zugriff bereit. Sonst überwiegend im Filson Rucksack oder in der Jackentasche. Genau da ist bei leichten Jacken weniger die Größe als das absolute Gewicht relevant und für die Hosentasche gilt dies mindestens zur Hälfte auch.

Nicht ohne Grund hatte ich oben den Titan Sepp erwähnt. Manchmal hat man einfach Bock auf eine große Klinge und will dann wenigsten EIN konformes Messer besitzen. Stressfrei.

Den Sepp hatte ich und habe ihn recht zügig wieder abgegeben. Nicht nur, aber auch wegen dessen Gewicht. Da wo ich einen sehr stabilen Klapper vermutlich brauchen kann, nehme ich wieder einen mir beliebig passenden, weil das selten im Büro oder beim Stadtbummel der Fall ist.

Also ganz klar, der Spring Heeled Jack ist eine echte Empfehlung für Liebhaber großer Klingen, die dennoch leicht und konform unterwegs sein wollen. Kein MUSS, aber dafür goldrichtig.

Dass er auch durch schnörkellose Eleganz besticht, könnte natürlich durchaus bei manchen dem taktischen Charme eines Titan Sepps entgegenstehen. ;)

grüsse, pebe
 
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Salut,
als Co-Owner kann ich pebe‘s Einschätzung zur Handhabung und zum
Tragekomfort nur unterstreichen.
Nicht zu verachten ist auch der solide, sichere Slipjointmechanismus.
Die Haltekraft ist über jeden Zweifel erhaben, ohne beim Einklappen zu stressen.

Gruß
Excalibur
 
Und dann noch.

Mir war im Nachgang aufgefallen, daß die Comic Variante nur einen erkennbaren Pin statt der zweien meiner Carbon Variante aufweist.
Sabine Brandner hat dann bei Roland direkt nachgefragt:

"It's quite simple. Comics and concrete versions are assembled on carbon fiber liners underneath the scales, so we're able to hide the spring's pivot in between. For the carbon fiber and titanium versions, no liners, just solid material so the pin has to appear on the surface."

grüsse, pebe
 
Ja..... um die Titanvariante schleiche ich auch ein bisschen herum.... Gut: die ist schwerer, aber: wie schätzt du die Hygiene ein? Also ist das ein Messer, was man getrost unter fliessendes Wasser halten kann, abspülen mit was weiss ich usw. und was quasi als Küchenmesser für säuigste Arbeiten taugte?
 
@feuervogel69

Die Achseschraube ist aus Titan, die Verstiftung könnte VA sein. Die Rückenfeder vermute ich eher nicht rostfrei und die bronze Washer natürlich auch nicht.

Das Kernproblem von Rückenfedern ist die Reinigung und Befreiung von Flugrost innen.

Bei einer täglichen Wasserdusche wäre ich skeptisch, ob das lange gut geht. Zerlegen kannst Du es ja nicht, um Rostpickel innen zu entfernen.

Generell halte ich die Carbonvariante für besser geeignet. In jeder Hinsicht. Das Gewicht bei dieser Größe ist sensationell für ein hochwertiges Manufaktur Messer.

Das Titan ist mal eben doppelt so schwer und griffglastig. Das ist bei der Griffgröße allerdings erheblich weniger spürbar als bei anderen Messern.

Ausgefräst wären die scales vom Gewicht perfekt, das wäre aber auch eine andere Optik, wenn man da, wie ich, sensible Augen bzw. Sinne hat. 😁

Ob man jetzt die glatte Carbonoberfläche oder die satinierte Titanoberfläche zusammen mit Schlüssebund in der Hosentasche ramponiert, sollte egal sein.

Das Carbon ist mega massiv, das ist extrem robust. Das wäre ganz klar mein Slipjoint Ritter - ein wirklich tolles Messer. Und ich hatte schon einiges in Händen.

Das Titan musste ich unbedingt haben, cooles Teil, die Machart und die Handlage sind ja wie beim Carbon. Aber für einen Ritter locker 25g zu fett, mit ca. 110g wäre das die Full Metal Jacket Alternative und vermutlich auch nicht mehr grifflastig.

grüsse, pebe
 
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@feuervogel69

Vielleicht mal ganz generell zum Thema zerlegen.

Persönlich glaube ich nicht, dass es eine gute Idee ist, ein verschraubtes Klappmesser regelmäßig im Wortsinne zu zerlegen - weiche oder spröde Materialien nebst kleinen Verschraubungen sind letztlich darauf nicht ausgelegt und ist es auch meist nicht notwendig.

Natürlich hängt dies auch vom konkreten Messer ab, aber bei mir ist es in erster Linie die Möglichkeit bei Funktionsbeeinträchtigung eingreifen zu können.

Manchmal kommt auch ein neues Messer schlecht gereinigt oder aus anderen Gründen nicht gut eingestellt an. Aber, bei genügend Messerauswahl ist zumindest bei mir kein Messer derart in Dauerbetrieb, sodass ein Zerlegen wg Schmutz sich eher in Jahren bemisst.

Mein Apfelschneider, das Le Francais Wüsteneisenholz, bekommt seit 10 Jahren einen Strahl heißes Wasser vornehmlich auf Klinge und auch kurz in die offene Konstruktion. Heißes Wasser dampft besser ab, der Achsbereich wird mundisch durchgepustet und alles mit einem Zewa nachgewischt, auch innen der Platinenbereich.

Häufigkeit? Max. ein Dutzend Mal im Jahr, rein statistisch betrachtet.

Sonst besser ein Perceval 9.47 nehmen - überlege immer wieder, ob das nicht auch ein super daily EDC für den Rucksack ist. 😆

grüsse, pebe
 
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