Spyderco Des Horn Kurzreview

porcupine

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Manchmal begegnen einem ja Messer, die auf den ersten Blick wenig sinnvolle Nutzung erschließen. Aber man verliebt sich einfach.
Das Des Horn ist so eins.
Wahnsinnig spitz - was ausser Briefe aufschlitzen soll man damit tun? Aber das reicht doch eigentlich auch schon.

Hier mal die nackten Daten:
Klinge CPM S30V, 76 mm lang.
Griff schwarzes poliertes G-10.
Spacer ebenfalls G-10.
Verdeckte Stahlplatinen beidseitig.
Washer aus Bronze.
Linerlock.
Torxverschraubt.
Drahtclip Tip down rechtshändig.
56 Grämmchen leicht.
Gebaut in Taiwan.

Als Besonderheit fallen natürlich gleich mal die in Griffschalen und Klinge gefrästen Rillen auf. Ein Hingucker!
Die Klingenform gibt dem Messer optisch was von einem giftigen kleinen Vogel.


Der Griff
ist aus G-10, wie beschrieben. Er ist full Size in der Länge, d.h. für 4 Finger, und liegt gut in der Hand. Fast keine Kanten, die drücken, sieht man vom hinteren Griffende ab, das bei Bewegung in der Hand schon spürbar ist, aber nicht wirklich unangenehm. Das Messer ist eh nicht für "fest-zupack-heavy-duty-jobs" gemacht.
Verwindungsfest ist es aber völlig, denn die 1,5 mm starken Stahlplatinen geben dem Griff Stabilität. Sie sind etwa 1,5 mm hinter die Aussenkante des Griffs versetzt und bündig in ausgefräste Taschen versenkt.
Es gibt keine Fangriemenöse; man kann das Messer aber, falls nötig, am Drahtclip festbinden.

Der Clip
ist der von einigen Spyderco-Modellen bekannte Drahtclip. Er kann nur an einer Position befestigt werden und wird von der Achsenschraube mitgehalten. Ist mal eine schön cleane Abwechslung zum 12-Gewinde-Overkill anderer Modelle.

Der Verschluß
ist ein klassischer Linerlock mit recht großem Stahl-Detentball. Er steht sauber bündig am Anfang der Rampe und hat ordentlich Druck auf der Feder. Da macht der tiefe Ausschnitt im Griff durchaus Sinn; das allerdings auch, weil das Spyderhole sonst kaum zugänglich wäre.
Als Linkshänder erreicht man das Spyderhole nicht. Aber ich habe mir einen Trick angewöhnt: mit dem Mittelfinger schiebe ich die Klinge heraus, greife schnell um und der Zeigefinger öffnet sie vollständig. Geht etwas langsamer, aber ich habe meistens auch Zeit.

Die Klinge
aus S30V ist schon mal äußerst hochwertig, sauber satiniert und nachgemessen 2,7 mm stark. Die sehr schlanke Spitze macht sie für manche Aufgaben ideal, für andere allerdings weniger. Als Gentlemanknife für viele Alltagsaufgaben sehr brauchbar. Die sauber und gleichmäßig angebrachte Schneide bildet keine Gerade, sondern eine sanfte Kurve.
Die Klingenspitze war wirklich spitzer als jede Zahnarztbetäubungsspritzenkanüle. Des Horn ist ja Zahnarzt, vielleicht deswegen. Ich sage "war", dann ich habe sie ganz leicht ent"spitzt", ehe sie mir wegbricht. Also, 1-2 Zehntel-mm gerundet.

Das Finish
ist an sich fast ohne Fehl und Tadel. Nur der hintere Teil des Klingenrückens war durch die gefräste Rille etwas scharfkantig geraten - das habe ich mit einem Stückchen sehr feinem Schleifpapier schnell behoben. Im Großen und Ganzen erinnert mich die blitzsaubere Machart an Klötzli-Messer.

Fazit
Ein klasse Messerchen. Wie gesagt, nicht der User auf den ersten oder auch zweiten Blick, aber mit Liebhabefaktor, auch wenn es designmäßig nicht jedem gefallen wird.

Ich wollte es aber gerne mal vorgestellt haben.
 

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Zuletzt bearbeitet:
Besten Dank erst mal für den netten Überblick. Endlich mal ein fast schon ausgewachsener Gentlemen Folder! Und warum wird eigentlich nicht viel mehr Micarta ohne Backen verbaut? Relativ natürliche und unaufgeregte Maserung und angenehmes Griffgefühl sind doch mal wieder schön. Klasse auch der nested liner.Wer will bei so einem Messer schon die Platinen sehen? Nutzwert der Klingenform ist bei so einem stimmigen Gesamtkonzept fast schon Nebensache. Allerdings erscheint mir bei diesem Messer erstmals der Drahtclip etwas plump. So ein kleiner, feiner Clip wie beim Terzoula (oder war´s Terzuola) Slipjoint hätte mir persönlich noch besser gefallen. Sonst: Ein sehr schönes Messer!
Viele Grüße
Stefan
 
Vielen Dank für den Bericht. Nach dem Subhilt nun schon das nächste Spyderco, das du vorstellst, was mich sehr interessiert...:)

Liebe Grüße,
Stephan
 
Schöner, knackiger Review; auch von meiner Seite vielen Dank dafür.
Das Design erinnert mich irgendwie an 30er-Jahre Bauhaus, sehr interessant.

Und warum wird eigentlich nicht viel mehr Micarta ohne Backen verbaut?

Mit Micarta wäre das Des Horn auch für mich eine Überlegung wert; leider ist von Spyderco aus dieser Seite nicht mehr viel zu erwarten, vom kommenden Calypso jr. sprint mal abgesehen.
Sal hatte sich mal in die Richtung geäußert, dass er Micarta als Griffmaterial wegen der Materaialausdehnung und Feuchtigkeitsempfindlichkeit nicht besonders mag.

greetz,
Marcus
 
Etwas will ich noch nachtragen:
Auch im geschlossenen Zustand ist das Design perfekt - die Ecke des Klingenfußes passt fast auf den Zehntel-mm genau in die Griffschalen, so daß keine unschöne Ecke heraussteht und die Hosentaschen malträtiert. Die Klingenspitze liegt tief genug im Griff und kann die Fingerkuppe nicht gefährden. (Das ist mir wichtig, denn auf diese Details scheinen viele Messerdesigner keinen besonderen Wert zu legen)
Das mit dem Drahtclip ist wahr - ein eleganter flacher Clip, der das Design der Griffschalen aufnimmt, wäre sicherlich die Krönung des Ganzen.
 

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Vielen Dank für das aussagekräftige Review eines interessanten Messers! :super:
Beides gefällt mir sehr.

Viele Grüße
 
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