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Schon öfters nahm Sypderco traditionelle Messer als Vorlage für eigene Modelle her. Das Carraca Gekrächze des Navaja hab ich heut noch im Ohr (nee Keno, ich mags immer noch nicht ). Dann gibts ja noch das Persian, den Lum Chinese Folder, das Chokwe usw. Und seit einiger Zeit ein (feststehendes) Puukko, entstanden in Zusammenarbeit mit dem finnischen Messermacher Pekka Tuominen (http://www.puukkopekka.com/).
Spyderco hats aber mehr mit Foldern, also entwickelte man zusammen mit Pekka Tuominen das Nilakka; ein Puukoo Klappmesser, das die Charakteristik eines Pukkos behalten sollte. Unter anderem den Scandi Schliff - dazu später.
Technische Daten:
Hergestellt wird das Nilakka für Spyderco in Taiwan.
Der Zettel, der dem Messer beiliegt ist wichtig
Erstmal zum Design. Die Klinge verschwindet eingeklappt fast vollkommen im Rahmen. Damit man die Klinge trotzdem bequem bedienen kann, ist rund um das Spyderhole der Griff weit ausgeschnitten.
Die Rückseite hat keine Aussparung, mit der linken Hand bekommt mans also nicht auf.
In einem massiven Backspacer aus Edelstahl sitzt der Deep Pocket Clip. Schön wärs, der Clip wäre in eine Tasche eingelegt, und nicht nur drauf geschraubt.
Sieht sauber gemacht aus. Ist es auch, Finish und Verarbeitung sind wunderbar, die Klinge sitzt exakt in der Mitte.
Der dreieckige Querschnitt des Griffs soll auch traditionelle Wurzeln haben - da muss ich passen, Puukkos sind nicht meine Baustelle. Jedenfalls hat man das Nilakka durch den kräftigen Griff gut in der Hand.
Na, dann schrauben wirs mal der Tradition gemäß auf Sieht auch sehr sauber aus.
Interessant ist der innenliegende Anschlag (hab ich vor kurzem erst beim Sage 4 gesehen, neuer Trend bei Spyderco?).
Zusammengehalten wird der Griff durch Achse und die beiden hinteren Schrauben. Die dicken Passstifte fixieren die Platinen in der richtigen Position.
Und auch noch die Platine abgenommen Den Backspacer darf man üppig nennen, zum Glück ist er ausgespart, das Nilakka ist so schon nicht gerade leicht.
Die Griffschrauben sitzen in Gewindehülsen mit Verdrehsicherung
Auf ein Bushing, wie etwa das im Native5, hat Spyderco hier verzichtet. Die Passung der ganzen Konstruktion ist aber so gut, dass man die Klinge problemlos leicht laufend und spielfrei einstellen kann. Macht echt Laune, da passt alles satt saugend zusammen.
Klingenanschlag. Zusammengebaut steht der Liner nen Tick weiter außen.
Es täuscht auf dem Bild nicht, Rampe/Liner verlaufen nicht gerade, sondern leicht schräg. Hab ich auch noch nicht gesehen, immer wieder mal was neues. Ob das einen bestimmten Zweck hat - keine Ahnung. Der Liner verriegelt jedenfalls sauber, die Klinge hat auch kein vertikales Spiel, passt.
Der Schliff des Nilakka - das Besondere, die Probleme und die Diskussionen
Nochmal zur Klingengeometrie:
Am Rücken 4,5mm dick
An der breitesten Stelle messe ich 24mm
Vom Klingenrücken zur Schneide geradlinig auf Null runtergeschliffen
Den Schneidenwinkel dürft ihr euch selber ausrechnen . Die Schneide ist sichtbar dünn.
Pekka Tuominen und Spyderco wollten einen kräftigen, dabei aber sehr schneidfreudigen Folder bauen. In der Art, wie sie Pekka Tuominen selber benutzt.
Dass eine so feine Schneide vergleichsweise empfindlich ist, ist klar. Spyderco weißt im Beipackzettel extra darauf hin, dass das Nilakka ein "Cutting-Tool" ist, und das Messer nicht zum Hacken, Hebeln, Graben oder für sonstige Tätigkeiten geeignet ist, die die Schneide stark belasten.
So fein ausgeschliffene Schneiden sind auch sehr unüblich, der Hinweis von Sypderco hat also einen guten Grund.
Interessiert aber nicht jeden. Und kaum ist das Nilakka auf dem Markt, gibts querbeet in mehreren US Foren Diskussionen und Geraune um ausgebrochene Schneiden. Interessanterweise sinds allerdings immer die gleichen, die zeigen, wie die Schneide ausbricht, wenn man damit an Ästen rumschnippelt. Oh Wunder.
Ich hab mir selbst noch keine Meinung über das Konzept des Nilakka gemacht - was auch daran liegt, dass das Messer geliehen ist und ich jetzt nicht das Schnippen von Hartholz anfange, um zu wissen, ab wann die Klinge ausbricht. Ein paar Gedanken und Diskussionsgrundlage dazu:
Erst wird lang hin und her über Schneidenwinkel diskutiert, Full Flat Ground solls schon sein, sonst scheid das ja nix. Dann baut Spyderco mal einen echten Full Flat Ground. Passt auch wieder nicht, jetzt kann man nicht mehr Schnitzen. Ja was nu, weiß doch jeder, was er kauft, steht doch da: 4,5mm dick, Zero-Ground und S30V.
Wenn ich eine sehr schnittfreudige Klinge will, dann ists eher kontraproduktiv, mit einer 4,5mm dicken Klinge anzufangen, die ich vom Rücken ab auf Null schleifen muss, damit ich einen kleinen Schneidenwinkel habe. Ob S30V dafür die geeignete Wahl ist, ist die nächste Frage. Andererseits schreibt Pekka Tuominen, dass er mit genau so einem Messer und S30V Klinge seit Jahren arbeitet und damit keine Probleme hat. Ich weiß nicht, was er schneidet, vermutlich nicht nur Tomaten, sicher keine Äste. Ganz sicher mit Hirn und Verstand. Es gibt keine Klinge, die Haare der Länge nach spalten kann, und es gleichzeitig aushält, wenn man damit in Ästen schnitzt. Zumindest nicht in Wirklichkeit, nur bei Galileo und Starwars.
Der Schliff auf Null hat den Nachteil, dass ich beim Schärfen über die komplette Klingenfläche gehen muss, wenn ich die Geometrie behalten will. Allein deswegen wäre das nichts für mich, das Finish der Klinge wäre ja nach dem ersten Schärfen versaut. Sinnigerweise haben deswegen typische Messer mit Scandi Schliff (oder manche Kochmesser etc) zwar einen Schliff auf Null - aber eben nicht bis zum Klingenrücken hin.
Andererseits: Weil vermutlich die wenigsten über die gesamte Klingenbreite schleifen, hat das Nilakka nach dem ersten Schärfen eh eine Schneidfase, entsprechend stabiler wird dann auch die Schneide. Winkel müsste man probieren.
Was das Schneidverhalten angeht. Wie gesagt, ich muss damit recht vorsichtig umgehen. Wenn ich Zeitungspapier schneide, tut sich da nicht viel zum Native (dünnere Klinge, S30V, Flachschliff mit Schneidfase) oder zum Stretch (noch dünnere Klinge, ZDP-189, auch Flachschliff mit Schneidfase). Alle drei (und noch geschätzte 567 Messer hier) schneiden Zeitungspapier ohne zu rupfen und rasieren Armhaare. Was brauch ich mehr? Das sind Taschenmesser. Keine Mikrotome.
Hmm. Was soll ich davon halten. Als Gebrauchsmesser liegt mit der Schliff nicht. Ich brauch die extrem feine Schneide nicht, Schliff auf Null hat sich bei mir nach dem ersten Schärfen. Andererseits ist das Konzept "dicke Klinge die schneidet" auch cool
Meinungen?
Ok, wenn man sich zu einer Meinung durchgerungen hat, liegt das Nilakka gut in der Hand, auch wenns eckig ausschaut. Die dicke Klinge hat zumindest den Vorteil, dass man den Daumen bequem auflegen kann
Mein Fazit:
Verarbeitung: Ist top. Ich find nichts zu meckern. Alles schön bündig, die Klinge läuft sauber, keinerlei Klingenspiel, alles wunderbar.
Design: Mir gefällts sehr gut, obwohl ich überhaupt kein Freund "nordischer Designs" mit den kurzen Klingen bin. Aber beim Nilakka passt mir das irgendwie. Na, eben Geschmackssache.
Gebrauchswert: Keine Ahnung Schleift mal jemand ne Fase rein und berichtet? Ich spekulier mal - zehnmal übern Stein, Sharpmaker, Wicked Edge und das Thema Ausbrüche hat sich erledigt. Solange man nicht hebelt, in Holz puhlt usw, klar.
Pitter
Spyderco hats aber mehr mit Foldern, also entwickelte man zusammen mit Pekka Tuominen das Nilakka; ein Puukoo Klappmesser, das die Charakteristik eines Pukkos behalten sollte. Unter anderem den Scandi Schliff - dazu später.
Technische Daten:
- Länge 207 mm
- Klingenlänge 89 mm, Stahl CPM-S30V, 61HRC
- Klingendicke 4.5mm
- Platinen Edelstahl
- Linerlock
- Griffschalen G10
- Länge geschlossen 117 mm
- Gewicht 142 g
Hergestellt wird das Nilakka für Spyderco in Taiwan.
Der Zettel, der dem Messer beiliegt ist wichtig
Erstmal zum Design. Die Klinge verschwindet eingeklappt fast vollkommen im Rahmen. Damit man die Klinge trotzdem bequem bedienen kann, ist rund um das Spyderhole der Griff weit ausgeschnitten.
Die Rückseite hat keine Aussparung, mit der linken Hand bekommt mans also nicht auf.
In einem massiven Backspacer aus Edelstahl sitzt der Deep Pocket Clip. Schön wärs, der Clip wäre in eine Tasche eingelegt, und nicht nur drauf geschraubt.
Sieht sauber gemacht aus. Ist es auch, Finish und Verarbeitung sind wunderbar, die Klinge sitzt exakt in der Mitte.
Der dreieckige Querschnitt des Griffs soll auch traditionelle Wurzeln haben - da muss ich passen, Puukkos sind nicht meine Baustelle. Jedenfalls hat man das Nilakka durch den kräftigen Griff gut in der Hand.
Na, dann schrauben wirs mal der Tradition gemäß auf Sieht auch sehr sauber aus.
Interessant ist der innenliegende Anschlag (hab ich vor kurzem erst beim Sage 4 gesehen, neuer Trend bei Spyderco?).
Zusammengehalten wird der Griff durch Achse und die beiden hinteren Schrauben. Die dicken Passstifte fixieren die Platinen in der richtigen Position.
Und auch noch die Platine abgenommen Den Backspacer darf man üppig nennen, zum Glück ist er ausgespart, das Nilakka ist so schon nicht gerade leicht.
Die Griffschrauben sitzen in Gewindehülsen mit Verdrehsicherung
Auf ein Bushing, wie etwa das im Native5, hat Spyderco hier verzichtet. Die Passung der ganzen Konstruktion ist aber so gut, dass man die Klinge problemlos leicht laufend und spielfrei einstellen kann. Macht echt Laune, da passt alles satt saugend zusammen.
Klingenanschlag. Zusammengebaut steht der Liner nen Tick weiter außen.
Es täuscht auf dem Bild nicht, Rampe/Liner verlaufen nicht gerade, sondern leicht schräg. Hab ich auch noch nicht gesehen, immer wieder mal was neues. Ob das einen bestimmten Zweck hat - keine Ahnung. Der Liner verriegelt jedenfalls sauber, die Klinge hat auch kein vertikales Spiel, passt.
Der Schliff des Nilakka - das Besondere, die Probleme und die Diskussionen
Nochmal zur Klingengeometrie:
Am Rücken 4,5mm dick
An der breitesten Stelle messe ich 24mm
Vom Klingenrücken zur Schneide geradlinig auf Null runtergeschliffen
Den Schneidenwinkel dürft ihr euch selber ausrechnen . Die Schneide ist sichtbar dünn.
Pekka Tuominen und Spyderco wollten einen kräftigen, dabei aber sehr schneidfreudigen Folder bauen. In der Art, wie sie Pekka Tuominen selber benutzt.
Dass eine so feine Schneide vergleichsweise empfindlich ist, ist klar. Spyderco weißt im Beipackzettel extra darauf hin, dass das Nilakka ein "Cutting-Tool" ist, und das Messer nicht zum Hacken, Hebeln, Graben oder für sonstige Tätigkeiten geeignet ist, die die Schneide stark belasten.
So fein ausgeschliffene Schneiden sind auch sehr unüblich, der Hinweis von Sypderco hat also einen guten Grund.
Interessiert aber nicht jeden. Und kaum ist das Nilakka auf dem Markt, gibts querbeet in mehreren US Foren Diskussionen und Geraune um ausgebrochene Schneiden. Interessanterweise sinds allerdings immer die gleichen, die zeigen, wie die Schneide ausbricht, wenn man damit an Ästen rumschnippelt. Oh Wunder.
Ich hab mir selbst noch keine Meinung über das Konzept des Nilakka gemacht - was auch daran liegt, dass das Messer geliehen ist und ich jetzt nicht das Schnippen von Hartholz anfange, um zu wissen, ab wann die Klinge ausbricht. Ein paar Gedanken und Diskussionsgrundlage dazu:
Erst wird lang hin und her über Schneidenwinkel diskutiert, Full Flat Ground solls schon sein, sonst scheid das ja nix. Dann baut Spyderco mal einen echten Full Flat Ground. Passt auch wieder nicht, jetzt kann man nicht mehr Schnitzen. Ja was nu, weiß doch jeder, was er kauft, steht doch da: 4,5mm dick, Zero-Ground und S30V.
Wenn ich eine sehr schnittfreudige Klinge will, dann ists eher kontraproduktiv, mit einer 4,5mm dicken Klinge anzufangen, die ich vom Rücken ab auf Null schleifen muss, damit ich einen kleinen Schneidenwinkel habe. Ob S30V dafür die geeignete Wahl ist, ist die nächste Frage. Andererseits schreibt Pekka Tuominen, dass er mit genau so einem Messer und S30V Klinge seit Jahren arbeitet und damit keine Probleme hat. Ich weiß nicht, was er schneidet, vermutlich nicht nur Tomaten, sicher keine Äste. Ganz sicher mit Hirn und Verstand. Es gibt keine Klinge, die Haare der Länge nach spalten kann, und es gleichzeitig aushält, wenn man damit in Ästen schnitzt. Zumindest nicht in Wirklichkeit, nur bei Galileo und Starwars.
Der Schliff auf Null hat den Nachteil, dass ich beim Schärfen über die komplette Klingenfläche gehen muss, wenn ich die Geometrie behalten will. Allein deswegen wäre das nichts für mich, das Finish der Klinge wäre ja nach dem ersten Schärfen versaut. Sinnigerweise haben deswegen typische Messer mit Scandi Schliff (oder manche Kochmesser etc) zwar einen Schliff auf Null - aber eben nicht bis zum Klingenrücken hin.
Andererseits: Weil vermutlich die wenigsten über die gesamte Klingenbreite schleifen, hat das Nilakka nach dem ersten Schärfen eh eine Schneidfase, entsprechend stabiler wird dann auch die Schneide. Winkel müsste man probieren.
Was das Schneidverhalten angeht. Wie gesagt, ich muss damit recht vorsichtig umgehen. Wenn ich Zeitungspapier schneide, tut sich da nicht viel zum Native (dünnere Klinge, S30V, Flachschliff mit Schneidfase) oder zum Stretch (noch dünnere Klinge, ZDP-189, auch Flachschliff mit Schneidfase). Alle drei (und noch geschätzte 567 Messer hier) schneiden Zeitungspapier ohne zu rupfen und rasieren Armhaare. Was brauch ich mehr? Das sind Taschenmesser. Keine Mikrotome.
Hmm. Was soll ich davon halten. Als Gebrauchsmesser liegt mit der Schliff nicht. Ich brauch die extrem feine Schneide nicht, Schliff auf Null hat sich bei mir nach dem ersten Schärfen. Andererseits ist das Konzept "dicke Klinge die schneidet" auch cool
Meinungen?
Ok, wenn man sich zu einer Meinung durchgerungen hat, liegt das Nilakka gut in der Hand, auch wenns eckig ausschaut. Die dicke Klinge hat zumindest den Vorteil, dass man den Daumen bequem auflegen kann
Mein Fazit:
Verarbeitung: Ist top. Ich find nichts zu meckern. Alles schön bündig, die Klinge läuft sauber, keinerlei Klingenspiel, alles wunderbar.
Design: Mir gefällts sehr gut, obwohl ich überhaupt kein Freund "nordischer Designs" mit den kurzen Klingen bin. Aber beim Nilakka passt mir das irgendwie. Na, eben Geschmackssache.
Gebrauchswert: Keine Ahnung Schleift mal jemand ne Fase rein und berichtet? Ich spekulier mal - zehnmal übern Stein, Sharpmaker, Wicked Edge und das Thema Ausbrüche hat sich erledigt. Solange man nicht hebelt, in Holz puhlt usw, klar.
Pitter
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