Spyderco Swayback - Knackiges EDC von Marcin Slysz

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Schneidenwinkel und Lufttemperatur heute 26 Grad …

Moin,

ich hatte von Anfang an ein Faible für die Designs von Marcin Slysz. Angefangen mit dem Techno habe ich auch beim Slysz Bowie zugeschlagen. Und beim SpydieChef. Das mich insbesondere auch seines exzellent ausgewogenen Stahls (LC 200 N) und seiner fabelhaften Schneid-Eigenschaften wegen begeistert hat. 26 Grad Gesamtschneidenwinkel und 0,4 mm hinter der Wate sind eine Ansage für ein Serienmesser …

Das Swayback hatte ich - seiner langen Vorlaufzeit wegen - eine gute Weile im Blick. Irgendwann habe ich es dann aus den Augen verloren. Letztens geriet es dann im Rahmen einer Kaufberatung für ein schneidfreudiges EDC wieder ins Blickfeld. Bukowski hatte die guten Schneideigenschaften hervorgehoben.

Kürzlich ist es bei mir eingetrudelt. Und macht dem Lob alle Ehre. Mit den gleichen Werten wie das SpydieChef (26 Grad Gesamtschneidenwinkel und 0,4 mm hinter der Wate) sind der Schneidfreude keine Grenzen gesetzt. Anstelle Flachschliff - wie bei den anderen drei Slysz - sehen wir einen hochgezogenen Hohlschliff, der der Schneidfähigkeit Nachdruck verleiht.


Carpenters CTS XHP

Als Stahl kommt beim Swayback - wie bereits beim Techno und beim Bowie - Carpenters CTS XHP zum Einsatz.

CTS XHP: C: 1,60 Cr: 16,00 Mo: 0,80 Mn: 0,50 Si: 0,40 Ni: 0,35 V: 0,45 (21 % Carbide Volume)

Larrin charakterisiert ihn wie folgt:

XHP, can be seen as either a high hardness 440C or a high corrosion resistance D2.

(Allerdings nicht wirklich sonderlich rostträge. Bedingt durch den hohen C-Gehalt fließt ein großer Teil des Chroms in die Karbidbildung und steht daher nicht für den Rostschutz zur Verfügung.)

XHP has similar edge retention to S35VN or S30V.

XHP does not have particularly great toughness. It can perhaps be said to have “good” toughness. In our toughness testing it would likely be in the 6-10 ft-lb range around 60 Rc.

XHP can reach very high hardness values, up to about 65 Rc.

The low vanadium content of XHP means it is made up of chromium carbides which are softer than typical abrasives used for polishing and sharpening of steel. That means that XHP should have relatively good ease in finishing, particularly relative to its degree of wear resistance and edge retention. XHP is likely easier to hand finish than S30V, Elmax, M390, S90V, and other high vanadium stainless steels.

Hier die Struktur von D2 (Bild 01) und CTS XHP (Bild 02) im Vergleich:

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1000X-XHP 21 % Carbide Volume.jpg



Das Swayback

Die 3,5-mm-Klinge hat wie gesagt einen hochgezogenen Hohlschliff mit V-Fase von 26 Grad und 0,4 mm hinter der Wate und schneidet exzellent. Beim Schnitzen generell wie auch insbesondere feinsten Abhebungen ist die 90 mm lange, otb rasurscharfe Wharncliffe-Klinge, die eine Swedge ziert, in ihrem Element. Stonewash Finish.

Alles ist handfreundlich abgerundet. Was auch auf die leicht gewölbten massiven Titanschalen zutrifft. Als Clip ist ein Standard-Hour-Glass verbaut und kein Deep-Carry-Draht-Clip, was manchen stört, aus meiner Sicht aber durchaus in Ordnung geht.

Der Framelock hat eine auswechselbare Stahleinlage mit Overtravel-Stop. Zwei verschraubte - in die Klinge integrierte - Stoppins laufen in den halbrunden Ausfräsungen der Titangriffschalen. Bronze Washer, smoother Klingengang, 10 mm Lochdurchmesser.

Die Aussparung zum Öffnen der Klinge ist etwas klein geraten und erfordert Eingewöhnung. Was auch auf die Handhaltung beim Öffnen zutrifft. Greift man unbedarft zu, kann es sein, daß man die Klinge nicht aus der Arretierung herausbekommt, weil der Mittelfinger auf die Lockbar drückt. Hat man sich daran gewöhnt, läuft alles gut. Auch Aufflicken ist kein Problem.

Zur Klinge hin ist das Ricasso leicht nach unten gewölbt, was einen dezenten Schutz gegen Abrutschen in die scharfe Schneide bewirkt. Die insgesamt schlanke Bauweise macht das Swayback zu einem sehr wendigen Messerchen, das gut um die Kurve geht und sowohl zum Apfelschälen als auch zum Schnitzen taugt. Keine Jimpings …

Trotz der feinen Geometrie ist die Klinge mit ihren 3,5 mm grundsolide. Und das Messerchen auf der einen Seite Gentleman, auf der anderen nicht zu unterschätzen bezüglich seiner Leistungsfähigkeit.

Von der Größe her läßt es sich am besten mit einem Large Sebenza vergleichen. Die Waage zeigt 112 Gramm. Schärfen ist beim CTS XHP kein Problem. Der Stahl nimmt unkompliziert eine feine, rasurscharfe Schneide an und läßt sich gut hochglanzpolieren. Eine Montage ist simpel. Torx T9 für die Klingenachse und T6 für Griffschalen und Clip.



Spyderco Swayback - Design Marcin Slysz

CTS XHP: C: 1,60 Cr: 16,00 Mo: 0,80 Mn: 0,50 Si: 0,40 Ni: 0,35 V: 0,45 (21 % Carbide Volume)

Gesamtlänge: 204 mm
Länge geschlossen: 115 mm
Klinge: CTS XHP, Hohlschliff, Wharncliffe
Klingenlänge: 90 mm (85 mm scharf, die Schneidfase entlang gemessen)
Klingendicke: 3,5 mm
Klingenhöhe: 22,35 mm max.
Framelock
Griffmaterial: 3,9 mm Titan
Griffstärke: 12,4 mm (max. 18,8 mm inkl. Clip)
Griffhöhe: von vorne 23,3 mm auf hinten 26,5 mm kontinuierlich ansteigend
Bronze Washer
Hour Glass Clip: Tip up (rechts und links montierbar)
Spyderhole: 10 mm
Fangriemenöse: 4,8 mm
Gewicht: 112 Gramm
Design: Marcin Slysz
Produktionsdatum: Juni 2020
Made in Taichung Taiwan


Und action ...

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Die Jukebox mit Clutch - Gone Cold

R’n‘R
 
Ich erlaube mir hier ein paar Bemerkungen zum Swayback - hab das Messer erst vor kurzem im Forum erstanden!

Das Swayback ist wirklich gut gemacht und sehr schneidfreudig, ich verwende es ganz gerne für leichte Aufgaben. Die Verarbeitung ist sehr sauber und die Optik finde ich sehr gelungen.

Die Spitze ist sehr dünn und wie RnR schon erwähnte, hohl ausgeschliffen, was das Messer zu einem super Slicer macht. Für Nahrungszubereitung unterwegs oder Gentleman-EDC-Aufgaben ist es für mich super geeignet. Bei einer drehend schnitzenden Bewegungen habe ich aber bei meinem sofort mal die Spitze verbogen! Ein vollwertiges, robustes Schnitzmesser kann es natürlich nicht ersetzen, war aber wahrscheinlich auch nicht die Idee bei Spyderco.

Der Clip ist deutlich höher gebaut wie der Standard-Clip von Spyderco (Endura, Delica usw.), was man auf RnRs Fotos 2 und 7 gut sieht. Mich hat dieser unnötige hohe Clip ziemlich gestört, warum ich ihn durch einen flacheren Deep-Carry ersetzt habe, was die Handlage für mich enorm verbessert hat.

Die klassische Swaybackgriff-Form wurde bei Spyderco so umgesetzt, dass das Griffende an der Oberseite eine definierte Ecke hat, was bei entsprechender Handhaltung und Handgröße zu einem Hotspot führt. Bei klassischen Swaybacks ist dieses Ecke am Griffende oben meist verrundet ….

Der Klingengang ist über die Achsschraube einzustellen, es gibt kein Bushing. Die Anschlagstifte sind innenliegend an der Klingenwurzel verbaut und zwar gegenüberliegend jeweils einer. Diese laufen innen in den Griffschalen in ausgefrästen halbrunden Bahnen. Leider werden diese nicht ganz durch die Klingenwurzel abgedeckt. So ist mir passiert, dass ein Fremdkörper in eine dieser Bahnen geraten war, wodurch sich die Klinge nicht mehr einklappen ließ. Mit etwas Schütteln und Pressluft ließ sich das Problem dann beheben.

BGC
 
Moin R'n'R,

danke für die gelungene Vorstellung!

Das Modell hat sich insbesondere aufgrund der schneidfreudigen Klinge, die - wie du erwähnst - im Serienmessersegment eher eine Seltenheit ist (ich bin absoluter Hohlschliff-Fan), des wunderbar smoothen Klingengangs und der sauberen Verarbeitung inzwischen zu einem meiner Lieblings-EDC-Klapper entwickelt. Anfangs musste ich mich aufgrund der von dir beschriebenen Einbettung der Öffnungshilfe auch erstmal an die Öffnungsbewegung gewöhnen, inzwischen läuft aber sowohl das Aufflippen als auch das langsame Öffnen locker aus der Hüfte :)

Auch der Griff liegt mir gut, mit meiner Handschuhgröße spüre ich die "Ecke" am oberen Griffende glücklicherweise nicht.

Die Klinge mag durch ihr Profil und ihren Schliff nicht für alle Aufgaben bestens geeignet sein und das Messer seine Schwächen haben (ich habe den Clip inzwischen ebenfalls ausgetauscht), für mich überwiegen aber eindeutig die positiven Eigenschaften.

Das SpydieChef steht bei mir auch schon lange auf dem Zettel, deine Beschreibung schürt das Feuer ;)
 
Ein vollwertiges, robustes Schnitzmesser kann es natürlich nicht ersetzen, …

Darum habe ich für die „Basisarbeit“ gern mein bevorzugtes Schnitzmesser von Bark River - das Tusk - im Rucksack dabei. Der satte Prümmel hat ebenfalls eine Wharncliffe-Klinge, die ich für die Holzarbeit sehr schätze. Und mit balligem A2 Toolsteel macht man nix verkehrt. Das Swayback für die weniger anspruchsvollen Aufgaben.

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Die klassische Swaybackgriff-Form wurde bei Spyderco so umgesetzt, dass das Griffende an der Oberseite eine definierte Ecke hat, was bei entsprechender Handhaltung und Handgröße zu einem Hotspot führt.

Was die hochgezogene Ecke anbetrifft, stört sie mich eher weniger bei meiner Handgröße. Und - ich habe es gerade mal im direkten Vergleich ausprobiert - setzt die hinter Kante des Large Sebenza (Bild 10 im ersten Post) bei mir einen vergleichbaren Druckpunkt.

Deutlich besser ist hier der Griff eines Para Military 2. Als ideal empfinde ich die Handlage des Para 3. Nicht nur wegen des kürzeren Griffs, sondern insbesondere auch, weil das Griffende hier - dem Para Military 2 gegenüber - noch einmal dezidiert ein Stück nach unten abgeschrägt worden ist (y)

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Das SpydieChef steht bei mir auch schon lange auf dem Zettel, deine Beschreibung schürt das Feuer

Ich kann Dir nur zuraten. Ausführliches Review ist hier

R’n‘R
 
Für Holz habe ich draußen normalerweise auch ein BRK mit möglichst kleinem Winkel dabei.

Für Food mag ich wiederum den Hohlschliff und die lange Klinge des SwayBack lieber. Obwohl die BRK mit schmalerem Klingenrücken da auch gut funktionieren. Der Hohlschliff und das Klingenprofil des Bradley 2 liegen mir hierfür auch sehr. Beides (konvex oder konkav) ist mir lieber als ein reiner Flachschliff, von dem sich das Schnittgut schwerer ablöst.

Bei der Handlage bin ich bei dir. PM2 und Para3 liegen mir diesbezüglich auch besser als die meisten Serienklapper, die ich in der Hand hatte. Spyderco beherrscht diese Disziplin im Hinblick auf meine Hände (Gr. 9,5) ohnehin sehr gut, da habe ich selten größere Enttäuschungen erlebt.

Das SpydieChef ist daher quasi fest eingeplant, ich warte nur auf ein gutes Angebot auf dem Sekundärmarkt.
 
Ich persönlich finde das Preisniveau etwas saftig.

EDIT: Swayback für akzeptable 279€ im Böker Sale [Stand 19/20.05.2022]

Es ist kein Integral, der Stahl ist wertig aber nicht 300€-Klasse Argument für mich, Titan ist hier das einzige Premium- Element neben dem Designernamen (sein Bowie bei Spyderco hat die perfekte Grundlage für eine neue Cash Cow gelegt). Das scheint aber der generelle Preistrend zu sein. Und ganz ehrlich: Spyderco Standard Clip? Auf dem Preisniveau erwarte ich zumindest einen zum Design passenden Titanclip. Fairerweise muss man aber auch die Preise von Chris Reeve und Co. als Relation sehen.Tolles Messer, ohne Frage. Bis auf den Clip. Glückwunsch.
 
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