Stähle und Rost - ein Test

porcupine

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Hallo alle zusammen!
eigentlich wollte ich nur bei meinem Busse B3 mal testen, wie schnell es rostet, dann dachte ich, nimm doch noch mal eine andere Klinge zum Vergleich, schließlich wurden es noch mehr...

Das Verfahren: In eine Plastikwanne habe ich eine gesättigte Salzlösung getan und die Messer so hineingelegt, daß die halbe Klinge untergetaucht war. Den Rest der Klinge habe ich mit einem (vom Salzwasser) nassen Tuch abgedeckt. Dann die Klingen neben dem Heizkessel, wo es warm ist, 18 Stunden stehen lassen. Es sollten erst nur 12 Stunden werden, aber ich habe, weil es Sonntag war, vergessen nachzusehen.
Hier die ersten Ergebnisse, ich denke, ich werde noch ein paar andere Stähle testen. (Außer meine Sammlerstücke!:rolleyes: ) Alle Klingen wurden schon mal geschliffen, sodaß sie an der Schneide auch Angriffsfläche boten.

C 75 (altes Küchenmesser) wie zu erwarten stark geschwärzt, dicke Rostflecken.
12 C 27 (Marttiini, poliert) leichte Rostbildung
425 M (Bucklite, satiniert)nichts, kein Rost
AUS 6M (CRKT Kasper/Polkowski Companion, gestrahlt) leichte Rostflecken
440 A (Gerber Cliplock, satiniert) ganz leichte Rostflecken
440 A (Gerber EZ-out gestrahlt)nichts, kein Rost
440 C (Böker Nealy, satiniert) nichts, kein Rost
4034 (Anton Wingen Stiefeldolch, Teflonbeschichtung entfernt, darunter gestrahlt) nichts, kein Rost
ATS 34 (Linder Superedge II, satiniert) nichts, kein Rost
M-INFI (Busse B3 ohne Beschichtung) ganz leichte Rostflecken, nur unter der Lupe sichtbar
INFI (Busse Combat 4 mit teilweise entfernter Beschichtung) kein Rost, kein Fleck, nichts
A 2 (Chris Reeve Shadow III) kleine schwarze Flecken auf der Schneide, kein Rost
VG-10 (Spyderco Moran) nichts
AUS-8 (Spyderco Calypso jr. II) nichts
ATS-55 (Spyderco Rookie) ganz leichte Rostflecken
CPM 440 V (Spyderco Native) nichts
X-15 TN (Böker H&K) nach 25 Stunden auch kein Rostfleck
 
Last edited:
ich hab´s andernorts schon mal geschrieben: die rostbeständigkeit meines basic#4 bereitet mir echt kopfzerbrechen! wenn ich zwei, drei stunden draußen bin, und das messer seiner bestimmung zuführe (...) habe ich nachher garantiert rostflecken an der schneide. und das ist kein dreck sondern rost, für den man keine lupe braucht!!. bis jetzt habe ich damit noch kein problem, ich pflege das messer nach jedem "einsatz" immer sofort. aber was ist erst, wenn die beschichtung flöten gegangen ist?
hat jemand eine ahnung, woran das liegen könnte?
ich habe schon albträume, daß das gute busse mal so aussehen könnte wie das glock feldmesser, das ich zu wehrdienstzeiten beim grenzeinsatz gefunden habe!

@arno: mich würde AUS8 noch interessieren; also, wenn du wieder zu planschen beginnst und du zufällig ein messer aus diesem stahl besitzen solltest, würde mich das freuen...

gruß, flo!
 
ok, florian, mach ich. Ich habe übrigens auch so was erlebt, was ich nicht ganz verstehe: Beim Paddeln in der Ostsee bin ich gekentert und hatte ein Gerber Ez-Out einstecken. Innerhalb von 30 Minuten hatte es Rostflecken. Beim Test nicht. Ist Ostseewasser vielleicht der ultimative Rost-Test?
 
Nun Rostbeständigkeit ist nicht alleine eine Frage des Stahles!
Es ist immer ein Zusammenspiel zwischen chemischer Zusammensetzung eines Stahles und der Wärmebehandlung.
Das Problem das bei vielen Messern aus Rostbeständigen Stählen auftaucht, ist dass man um dem Kunden den man als Hersteller ja nicht kennt, nicht ein allzu empfindlichens Stück in die Hand geben möchte sonder ein erher robustes Messer baut das auch bei Missbrauch noch ausreichend standhält und wichtigstes Kriterium kostengünstig ist.
Dafür gibt es 2 Mittel
1. Materialstärke raufnehmen z.B. große Schneidendicken und derbe Schneidenwinkel
2. Wärmebehandlung anpassen. Statt nach dem Härten, Tiefkühlen und niedrig Anlassen was zwar teuer ist aber Leistung und Rostbeständigkeit gibt, lieber hoch Anlassen und dabei zwar Zähigkeit gewinnen und Kosten sparen, aber Leistung und Korrosionsbeständigkeit opfern
 
niedrig anlassen oder hoch anlassen ist wohl ähnlich vom preis her. aber cryo-behandlung UND anlassen ist mehr aufwand, also sicher teurer. seh ich das richtig ?

gruß chris
 
Last edited:
So, ich hab die Angaben oben noch um das jeweilige Messermodell und das Klingenfinish ergänzt. Das ist für die Rostbildung ja auch ausschlaggebend. Zur Zeit habe ich noch VG 10, A 2, ATS 55, 440 A mattiert und INFI im Test.
@ roman: Ist es möglich, daß ein Messermodell eines Herstellers mal mehr, mal weniger rostet? Muß man bei Serienproduktion mit sowas grundsätzlich rechnen?
arno
 
@Arno Fey
Nun das sollte zwar nicht sein aber möglich ist das schon. Natürlicher weise haben alle Stähle eine gewisse schwankung in der Zusammensetzung das kann schon mal was ausmachen. Oder man hat auch das falsche Material bentzt ist mir früher in der Arbeit oft vorgekommen das die kunden meinten das wär der Stahl xx und muss so hart werden und dann wars doch nicht so..
Weiterhin versucht man ja möglichst kostengünstig zu produzieren da kann schon mal ein Stück nicht lange genug im Ofen gewesen sein oder vielleicht war auch der Ofen nicht mehr ganz so genau mit der Temperatur...

Ach ja ich ahb natürlich gestern nicht das Thema Oberflächengüte betrachtet, weil ich nur die Stahlseite angesehen habe. Das ist natürlich auch ein wichtiges Element das berücksichtigt werden muss.

Übrigens gibt es auch Methoden das Korrosionsverhalten von solchen Stählen 12%+(vorrausgesetzt sie sind richtig Wärmebehandelt) noch ein wenig durch sogenanntes Passivieren (=eintauchen in spezielle Flüssigkeiten) oberflächlich zu verbessern. Sowas könnte auch ein Grund sein wesshalb eins weniger und eins mehr rostet, aber ich weis nicht ob das genutzt wird!
 
Danke, Roman!
Ich habe oben noch weitere Ergebnisse angefügt. Da wo ich schrieb "leichte Rostflecken", ließen sich diese mit dem Radiergummi entfernen.
Interessant waren die kleinen schwarzen Flecken auf dem Reeve-Messer. Ist das die sogenannte "Eisengallustinte", die bei Berührung mit Gerbsäure aus der Lederscheide entsteht? Sie sind an derselben Stelle früher schon mal aufgetreten, jetzt in der Salzlösung kamen sie verstätkt wieder zum Vorschein.
arno
 
@arno: vielen dank, daß du den AUS-8 (für mich) getestet hast!
mittlerweile hast du ja schon eine gute auswahl an stählen getestet. respekt-und nochmals danke!
 
@ kuda
Nein das ist auch ganz ok. Ich hab doch glatt vergessen, das noch nachzutragen. Das H&K war aber auch etwas länger im Test, ich wollte nicht nachts um drei aufstehen, um exakt die 18 Stunden abzupassen.arno
 
@Arno Frey

Dem H&K lässt sich ja einiges nachsagen, aber mit Korrosion scheint es nix am Hut zu haben.
Ist auch meine Erfahrung: schlepp es den ganzen Tag über mit mir rum, weil klein und leicht. Nix Rost.

Kuda
 
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