Stärke, Trotz & Leitfähigkeit - Der „Sündenbock“ von Daniel Jeremiah Boll

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„Man kann wohl sagen, daß kein Legierungsmetall für Werkzeuge so wertvoll ist wie das Wolfram; …“

F. Rapatz, Die Edelstähle 5. Auflage 1962, Seite 218


„Die für feinschneidige Werkzeuge besonders günstigen Legierungselemente sind: Kohlenstoff, Stickstoff, Chrom, Wolfram, Niob/Tantal (als Karbidbildner). ….. In jedem Fall ist Wolfram dem Vanadium vorzuziehen, da es bei gleicher Mengenzugabe wesentlich kleinere und besser verteilte Karbide fast gleicher Härte bildet.“

Roman Landes, Messerklingen und Stahl, 2. Auflage 2006, Seite 88


Boas,

der Sündenbock - die Größe ideal, Handlage und Haptik könnten nicht besser sein. Den Schalen aus Steinbockhorn kann aus meiner Sicht auch das wunderbare Ceylon Eisenholz oder die feurige Padoukwurzel nicht das Wasser reichen. Edel die fein gehämmerten Kupferpins. MEIN Messer :)

Der Wolframstahl dürfte über jeden Zweifel erhaben sein. Und die Geometrie. Ich liebe diesen - aus jeder Perspektive betrachtet - perfekt ballig ausgeschliffenen Klingenverlauf. Ein sanfter Bogen zieht sich vom Klingenrücken runter bis zur scharfen Schneide. Ebenso sanft und gestreckt verläuft er gleichzeitig auch vom Ricasso aus in Richtung Klingenspitze.

Greift man das Messer und hält die Klinge waagerecht vor sich, erschließt sich einem diese Klingenerotik. Das Auge ruht auf den Rundungen und genießt, wenn sich bei leichten Drehbewegungen das Licht im matten Glanz spiegelt. Das ist Hohe Schule der Messerbaukunst, was ich hier in der Hand halte. Was die Erotik angeht, zieht sie sich durch bis zum Schluß. Zum Schluß der Steinbockhornschalen. Die Bilder sprechen am besten für sich …

Das Klingenfinish verdient besondere Beachtung. Daniel hat alles gegeben. Vor dem letzten Anlassen hat er die Klinge brüniert und dann den Hauptarbeitsbereich, der in der Regel beim Schneiden „aktiv“ ist, wieder poliert - die Brünierung nur in Griffnähe stehen lassen. Dann die Klinge ein letztes Mal angelassen, was dazu führt, daß sie nun im vorderen Bereich die leicht orange-rötliche Anlaßfarbe zeigt, die über sattes Blau in Blaugrau übergeht. Ein Klingen-Gemälde :eek:

Wohlwissend, daß diese Pracht nicht von Dauer sein würde, habe ich mir nach einer Weile des Genießens und einigen Bildern am zweiten Tag ein Herz gefaßt und einen Apfel geschält. Nach zwei Äpfeln ist die Anlaßfarbe im wesentlichen dahin!! Klassisch graue Patina mit leicht bläulichem Schimmer stellt sich ein. Nach der ersten Apfelsine ist die Anlaßfarbe Geschichte. Ein Jammer …

Ganz unabhängig von dieser ganz speziellen Klinge, ist es für Freunde einer sich natürlich entwickelnden Patina ein Segen, daß Daniel seine Klingen im Bereich des Ricassos brüniert. So kann im vorderen Bereich die Patina gedeihen. Natürliche Patina und Brünierung gehen langsam ineinander über und führen im Ergebnis schon nach kurzem Gebrauch zu einem harmonischen Gesamt-Klingenbild.


Der Sündenbock …


Der „Sündenbock“ steht für die Tatsache, daß demjenigen, der mit offenen Augen durch die Welt spaziert, Dinge begegnen, die dem Wohlbefinden abträglich sind. Umweltzerstörung und unreflektierter, rücksichtsloser Umgang mit derselben können einfühlsame Menschen zur Verzweiflung treiben. Diesem Umstand - ganz allgemein den allgegenwärtigen Schattenseiten des Lebens - ist der Sündenbock gewidmet. In Daniels Worten:

„Ich hab das Teil "Sündenbock" genannt, weil ich schon lange daran gedacht habe, einmal nicht die Schokoladenseite der Inspiration zu zeigen, sondern die dunkle, böse, traurige Seite die immer da ist und mit der die gute Inspiration immer klarkommen muss....
Er besteht nicht aus klagendem Blues und ist auch kein schreiend erhobener Zeigefinger eines Wanderpredigers,.... Trauer und das Gefühl der Machtlosigkeit gehören ebenfalls nicht zu seinem Wesen sondern geschmiedeter 2516, Steinbockhorn und Kupfer....Stärke, Trotz und Leitfähigkeit auf einer Gesamtlänge von 185 mm....“


Ganz abgesehen von der Eigenschaft des Messers, verläßliches Werkzeug zu sein, gefällt mir diese Sichtweise der Dinge, wie Daniel sie betrachtet. Ich verstehe diese Sichtweise nur zu gut und kann mich damit identifizieren. Ob Deutschland, Thailand oder südliches Portugal - es gibt keine Paradiese mehr. Manchmal kann einen die Schwermut befallen. Und Stärke wie Trotz sind geeignete Mittel, den Gegebenheiten zu begegnen. Gut, wenn es dabei einen Begleiter gibt, der diese Eigenschaften faktisch und symbolisch in sich vereint.


Steinbockhorn …


Die Eigenschaft „Trotz“ hat Daniel dem Steinbockhorn zugedacht. Ein passenderes Material hätte es nicht sein können. Gelten Steinböcke doch u.a. als introvertiert und stur. Sie haben in der Regel ihren eigenen - ganz speziellen - Standpunkt. Was auch für Ziegenböcke gilt, wie das hier stellvertretend abgelichtete Exemplar eindrucksvoll belegt.

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Die Herkunft des Horns ist bekannt. Es stammt aus einem viele Jahre zurückliegenden Fund in den Schweizer Alpen. Es war ein gestürzter - kein geschossener - Bock. Alle bisherigen Steinbockhorn-Griffschalen aus dem Hause Boll entstammen diesem Fund. Mit dem „Sündenbock“ endet diese Ära.

Zu erwähnen wäre noch, daß sowohl Daniel als auch ich dem Tierkreiszeichen Steinbock zugehören. Was dem Messer eine sehr persönliche Note verleiht …


Silberstahl …

„Die Bezeichnung "Silberstahl" hat nichts mit der Legierung, sondern mit der blank gezogenen Oberfläche zu tun. Früher wurde meist der Stahl 1.2516 so be- und gehandelt, aus Kostengründen wurde er durch den für unsere Zwecke nicht ganz so geeigneten 1.2210 ersetzt. 1.2516 ist aber noch im Handel- allerdings in der Regel in Rundmaterial.“

U. Gerfin


Daniel meint dazu:

„Der Chrom-Vanadium legierte Silberstahl 2210 ist für Messerklingen meiner Meinung nach etwas spröde. Trotzdem ist er für stárkere Winkel geeignet. Körner, Schlagstempel und ähnliches werden in Deutschland hauptsächlich daraus gefertigt. Er bietet ein gutes Preiss-Leistungs-Verhältnis.

Der 2516 ist in jeder Hinsicht deutlich besser aber wesentlich teurer als der 2210 (Wolfram ist teuer). Also klar warum der 2516 nicht grossflächig verwendet wird, der billigere 2210 tut‘s ja auch.

Beide Stähle schmieden sehr einfach, was besonders beim von Hand schmieden ins Gewicht fällt. Der 2516 schweisst auch sehr einfach und ist eine ausgezeichnete Damast-Komponente. Meiner Meinung nach, ausser für drei Lagen Stahl viel zu schade für Damast. Auf jeden Fall eine Legierung die seit 120 Jahren verwendet wird .....“


In der 3. Auflage von Franz Rapatz 1942 finden wir die Wolfram-Fraktion unter der Rubrik Kaltarbeitswerkzeugstähle in der Übersicht „Werkzeugstähle für Schneidwaren und Maschinenmesser“. Daniel hat mir zur Anschauung eine Kopie der Übersicht gemailt. Ich habe das als Anlaß genommen und mir das Werk mal zugelegt.

Dazu ist anzumerken, daß der Rapatz ganz grundsätzlich - und besonders in seiner 5. verbesserten und erweiterten Auflage 1962 mit seinen 1042 Seiten und 1540 Gramm Gewicht keine Bettlektüre, sondern in jeder Hinsicht schwere Kost und eine echte Herausforderung ist. Aber es kann ja nicht schaden, ab und zu mal einen Blick reinzuwerfen ;)

Daniel ist begeistert vom 2516, meint, daß er die beeindruckendste Schärfe der Wolframstähle annimmt. Trotzdem ist er in der Verwendung bei ihm etwas in den Hintergrund geraten, da er - bedingt durch das Schmieden - mit hohem Aufwand verbunden ist. Das folgende (autorisierte) Bild von der Homepage vermittelt einen groben Eindruck, wovon die Rede ist …

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Die Klinge des „Sündenbock“ entstammt einer Stahlwelle von 20 mm Durchmesser, die von Hand auf etwa 3-Komma-Etwas runtergeschmiedet und dann mit dem Bandschleifer auf Endstärke geschliffen worden ist.


Im folgenden habe ich für Interessierte noch kurz die Bestandteile des 1.2210 und der wolframlegierten Kaltarbeitsstähle, die mir mittlerweile in Gestalt schneidfreudiger Messerklingen zur Verfügung stehen, gegenübergestellt:

1.2210 aka 115CrV3: C: 1,2 Si: 0,2 Mn: 0,3 Cr: 0,7 V: 0,1 (Silberstahl)

Die wolframlegierten Kaltarbeitsstähle

1.2442 aka 115 W 8: C: 1,15 Si: 0,25 Mn: 0,35 Cr: 0,2 W: 1,8-2,1
1.2513 TWR aka 135WCrV4: C: 1.30-1.40, SI: 0.20-0.40, Cr: 0.30-0.40, V: 0.10-0.20, W: 0.80-1.10 (Sonderlegierung Böhler)
1.2516 aka 120WV4: C: 1,2 Si: 0,2 Mn: 0,3 Cr: 0,2 V: 0,1 W: 1,0 (Silberstahl)
1.2519 aka 110WCrV5: C: 1,1 Si: 0,15 Mn: 0,3 Cr: 1,2 V: 0,2 W: 1,3 %


Arbeiten mit dem Sündenbock …

Geeignet als Allrounder, gebrauche ich ein Messer dieser Art in der Regel zu Anfang solange in der Küche, bis sich eine befriedigende Patina eingestellt hat. Auch zur gelegentlichen Nachbesserung derselben, wenn erforderlich. Apfelschälen und -zerteilen - neben ein paar Schnitten in Papier mein genereller Einstiegs-Checkup für ein neues Messer - bewältigt der Sündenbock, wie zu erwarten, zufriedenstellend.

Sein wahres Potential aber gibt er zu erkennen, wenn man am Holz damit arbeitet. Die Klingengeometrie erlaubt einen mehr als befriedigend feinen Abtrag - eine meiner Leidenschaften :love-struck:!! Zunächst die obere Rinde entfernen, dann in einem zweiten Schritt die darunter liegende Rindenhaut und schließlich die Feinpolitur des Hölzchens sind für mich fortwährender Quell der Freude und Entspannung.

Je gestreckter der konvexe Kurvenverlauf und flacher der Schneidenwinkel, desto erfreulicher verläuft dieser Vorgang. Der Spagat, den der Messerbauer immer dabei eingeht, besteht ja in der möglichst optimalen Erreichung dieses Ideals bei gleichzeitiger Berücksichtigung einer ausreichenden Stabilität der Klinge.

Das erforderliche Ausmaß dieser Stabilität wiederum hängt essentiell ab vom Anwenderverhalten und Einsatzzweck des Messers. Die Klinge des „Sündenbock“ ist im Schneidenbereich mit einer winzigen Fase versehen und bietet zwei Optionen. Die eine, es so zu belassen, wenn die Nutzung oder die persönliche Präferenz es so wollen.

Die andere? Die Geometrie nach persönlichem Gusto zu optimieren. Dazu bediene ich mich - wie schon so oft - der imho perfekten Methode, die Klinge mit Micro Mesh und Mousepad solange regelmäßig wiederkehrend abzuziehen (zu stroppen), bis nach und nach - und in aller Ruhe - die Fase verschwunden ist (die Schulter der Fase wird langsam und stetig verrundet) und die Klinge in einem langgestreckten Bogen konvex auf Null läuft.

Wie auch bei Daniels anderen Messern habe ich mit dieser - von mir favorisierten - Geometrie bisher keinerlei Ausfallerscheinungen erlebt. Und - die mit dem 2516 so erreichbare Schärfe ist in der Tat beeindruckend.

Die Trageeigenschaften des Messerchens sind seiner Größe wegen - inkl. Scheide gerade mal genau 20 Zentimeter - für meine Belange ideal. Rucksack, Jackentasche, Hosentasche - man hat die Wahl. Bedingt durch den gut strammen Clip aus 1.1274 (CK 101) läßt es sich natürlich auch bestens hinter den Gürtel oder in den Hosenbund schieben. Neben der zweckmäßigen Methode zudem fabelhafte „Angeber-Option“, um das kleine Gesamtkunstwerk in der Öffentlichkeit vorzuführen :p ...

Der äußere Mantel besteht aus deutschem Rindleder: "Edelgerbung". Der sich nach unten hin langsam verjüngende Clip mit Bussard-Logo und feiner Riffelung an seiner Spitze folgt perfekt dem leichten Bogen der Scheide. Oben schauen etwa 2,8 cm Steinbock raus. Was könnte schöner sein …

Der elegante, ästhetische Auftritt des Sündenbock ist seinem Gebrauch in der Öffentlichkeit zuträglich, wie sich bei Augusto gezeigt hat. Während ich in Gegenwart der Fischer mittlerweile jegliche Hemmung im Gebrauch verschiedenster Schneidwerkzeuge verloren habe, gebietet der momentane Zustand eines restlos überfüllten Monte Gordo und die damit verbundene reichhaltige Anzahl von Badegästen auch in der kleinen Kneipe eine gewisse Zurückhaltung.

Beim Sündenbock allerdings hatte ich sofort den Eindruck, niemanden in Angst und Schrecken zu versetzen. Und habe ungeniert zugelangt. Im Ergebnis läßt sich sagen, daß seinen positiven Eigenschaften auch die der Sozialverträglichkeit hinzuzurechnen ist.

Der Sündenbock - alles in allem eine Symbiose aus perfektem Werkzeug und Augenweide. Die Klinge? In der Summe ihrer magischen Eigenschaften Stahl, Wärmebehandlung und Geometrie für mich Referenz.

Enrico hat es mal so formuliert: „… and in the end is BOLL“. Darauf läuft es wohl hinaus :cool:


Der „Sündenbock“ - Ein Messerchen aus der Schmiede von Daniel Jeremiah ‚Wolfram‘ Boll

1.2516 aka 120WV4: C: 1,2 Si: 0,2 Mn: 0,3 Cr: 0,2 V: 0,1 W: 1,0 (Silberstahl)

Fixed
Gesamtlänge: 183 mm (200 mm inkl. Scheide)
Klingenlänge: 84 mm (80 mm scharf entlang der Schneidfase gemessen)
Klingenhöhe: 20,63 mm max.
Klinge: 2,7 mm 1.2516 (120WV4), 60-61 HRC, Ricasso zwischen 7 & 9 mm mit Bussard, keine Schleifkerbe
Griff: 99 mm Steinbockhorn mit natürlichen „Grooves“, 3 fein gehämmerte Kupferpins je Seite
Griffdicke: Vorn - Mitte - hinten: 14,66 - 15,7 - 20,5 mm
Griffhöhe: Vorn - Mitte - hinten: 20,33 - 21,5 - 28,5 mm
Gewicht: 93 Gramm (mit Scheide 161 Gramm)
Formstabile schwarze Scheide aus deutschem Rindleder („Edelgerbung“) mit Klemmer aus Federstahl CK 101 (1.1274), für Gürtel bis 4,5 cm oder Einklemmen in den Hosenbund, max. Breite 40,33 mm, max. Dicke inkl. Klemmer 28,25 mm, gefüttert mit Walkleder


Seine Referenz, der "Sündenbock" …


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Die Jukebox vom aktuellen Album des Ausnahmegitarristen Robin Trower : „Where You Are Going To“


Aus dem sich langsam abkühlenden Brutofen Monte Gordo

R’n‘R
 

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Servus,

Je gestreckter der konvexe Kurvenverlauf und flacher der Schneidenwinkel, desto erfreulicher verläuft dieser Vorgang. Der Spagat, den der Messerbauer immer dabei eingeht, besteht ja in der möglichst optimalen Erreichung dieses Ideals bei gleichzeitiger Berücksichtigung einer ausreichenden Stabilität der Klinge.

Das erforderliche Ausmaß dieser Stabilität wiederum hängt essentiell ab vom Anwenderverhalten und Einsatzzweck des Messers. Die Klinge des „Sündenbock“ ist im Schneidenbereich mit einer winzigen Fase versehen und bietet zwei Optionen. Die eine, es so zu belassen, wenn die Nutzung oder die persönliche Präferenz es so wollen.

Die andere? Die Geometrie nach persönlichem Gusto zu optimieren. Dazu bediene ich mich - wie schon so oft - der imho perfekten Methode, die Klinge mit Micro Mesh und Mousepad solange regelmäßig wiederkehrend abzuziehen (zu stroppen), bis nach und nach - und in aller Ruhe - die Fase verschwunden ist (die Schulter der Fase wird langsam und stetig verrundet) und die Klinge in einem langgestreckten Bogen konvex auf Null läuft.

der konvexe Kurvenverlauf ist in der Tat mitentscheidend, wie viel Spaß einem ein Messer macht, dass alle Attribute erfüllen muss, auf die man besteht! Was mich veranlasst darauf einzugehen ist das Detail mir " je weiter gestreckten konvexen Kurvenverlauf" der fast völlig gestreckt ja eigentlich einen Flachschliff ergibt, der ballig ausläuft und wir ja von unseren Schanzen Klingen wissen, dass solche Geometrien auch exzellent schneiden und eigentlich nur im Bereich von Lebensmittel, sprich FR einer durchgehend "geeignet" konvexen Klinge unterlegen sind!

Ich klopfe jetzt mal deine Erfahrung beim "Stöckchenschnitzen" ab: Empfindest du vom Schneidgefühl her, tatsächlich einen Unterschied zwischen einem sehr stark gestreckten, konvexen Geometrieverlauf und einer flachen, erst in Schneidennähe ballig werdenden Klinge beim Stöckchenschnitzen, bei gleicher Materialstärke, oder ist das der Allroundtauglichkeit ( Küchendienst ) geschuldet?

Was den optischen Effekt der Anlassfarben betrifft, da bist du schon ein sturer Hund! :steirer:

Bei den hunderten Messern die du hast, hättest du dem "Sündenbock" doch deine Apfelsinen erspart und das wunderbare Messer nur zum Stöckchenschnitzen genommen, verflixt noch mal! :glgl: Ab und an eine Möhre als Jause für unterwegs, wenn es denn schon wegen Allroundfähigkeit & Schneidfähigkeit sein muss, hätte die herrlichen Anlassfarben nicht abgedeckt! ;)

Übrigens ein fantastisches Messer für alle Steinböcke im Allgemeinen und "Bollliebhaber" im Speziellen! :super:

Die Detailinformationen zum Stahl und die Fussnoten zur Fachliteratur machen deinen Bericht sehr informativ und auch hier meinen herzlichen Dank für den Versuch, dass hoffentlich bald schwindende Sommerloch zu stopfen! :super: ;)

Gruß, güNef
 
Moin güNef,

beim reinen Stöckchen-Schnitzen im Bereich seiner Oberfläche - also dem von mir mit Leidenschaft betriebenen Entrinden und „Polieren“ mittlerer und kleiner Hölzchen - macht sich der durchgehende konvexe Schliff gegenüber einer flachgeschliffenen Klinge mit balligem Ausgang nicht bemerkbar. Hier kommt es nur auf den Schneidenwinkel an. Wie flach er ist.

Ich erlaube mir, mich hier festzulegen, da ich diverse Messerchen mit mehr oder weniger schlank konvexem Verlauf zur Verfügung habe. Und ein - ich nenne es auch für diesen Schliff mal „Referenzexemplar“ - perfektes Messerchen mit Flachschliff und konvexem Ausgang von Thomas Froberg.

Die Schneidfreude ist identisch. Sobald es aber ins Eingemachte geht, tiefe Schnitte zum Tragen kommen, geht der durchgehend konvexe Klingenverlauf in Führung. Auch dann, wenn der Unterschied zum Flachschliff nur gering ist. Das gilt nach meiner Erfahrung auch gerade für die Slim-Lines von Jürgen Schanz, die ich in der Küche „beschäftige“. Das kleine Bißchen gestreckter Bogen macht den Unterschied. Die Kontaktfläche zum Schnittgut ist deutlich geringer, der Schnitt wird leichter oder geht bei gleichem Druck tiefer.

Solange es an der Oberfläche bleibt, schneide ich an Hölzern auch gut und gerne mit dem DPPK2 Old School Custom von Jürgen Schanz. Es hat eine filigran ausgeschliffene Klinge mit Hohlschliff und flachem Schneidenwinkel. Der Hohlschliff wird erst dann „lästig“, wenn es tiefer geht. Dann allerdings macht sich die Bremswirkung deftig bemerkbar. Das Dicke oben muß irgendwann halt durch …

Was die Anlaßfarbe angeht, wäre sie auch ohne die „Vitaminkur“ nach und nach durch Schneiden am Holz verschwunden. Die darin enthaltenen Säuren reichen dafür locker aus. Davon abgesehen sind Messer für mich in erster Linie aber Werkzeuge, die ich für alle möglichen Zwecke ohne Wenn und Aber benutze. Sowieso bin ich der Meinung, daß die Klinge auch auf den letzten Bildern ohne Anlaßfarbe optisch gesehen einen „guten“ Eindruck hinterläßt :apple: …


Grüße aus Monte Gordo

R’n‘R
 
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Moin zusammen,

ich war nochmal los und habe meine mittlerweile fünf Messerchen von Daniel am Fuß eines Eukalyptus abgelichtet. Ein passender Ort, ist Eukalyptus doch das von mir favorisierte und überwiegend genutzte Holz. In der Härte der Eiche gleich, bietet es - insbesondere im von der Sonne gedörrten Zustand - eine schöne Herausforderung für ein Messer, während noch junge Triebe entspanntes Schnitzen erlauben.

Auf dem letzten Bild von links nach rechts


Thai Breaker, Sündenbock, Redrocka, Fire Groover, Fischhaut-Klapper :fat: …


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R'n'R
 
Super, vielen vielen Dank für diesen ausführlichen und liebevollen Bericht der dem wunderschöne Messer gerecht wird.

Kannst dir von mir aus einen Boll nach dem andern kaufen:D

Gruß
 
Boas,

diese Augenweiden möchte ich Euch nicht vorenthalten :moon: …

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R’n‘R
 

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Wie ich schon an anderer Stelle sagte, das ist ein wirklich scharfes Böckchen!!!

Feines , kleines Allroundmesser!!!
 
Moin Peter,

Ein schöner " Sündenbock " den du dir da an Land gezogen hast. Daniel baut schon sehr schöne Messer, trotz der Schlichtheit gibt es immer etwas an seinen Messern zu entdecken, diesmal sind es für mich die Griffschalen mit " Charakter " an denen das Auge hängenbleibt. Gepaart mit der sich entwickelnden Patina wird es wohl nie langweilig sein, das Messer zu betrachten. Über die Qualität und Leistungsfähigkeit von Daniels Messern musst wohl nicht gesagt werden.
Sehr erfrischend und interessant sind für mich immer die Ausflüge in die Materialwelt, hier kann ich immer wieder was lernen, passend für den Anspruch eines Fachforums.
Zusammen mit den klasse Bildern für mich immer wieder sehr schön, Reviews von dir zu lesen, da kommt kaum jemand mit, und ich finde ein bisschen Prosa darf schon sein.
Viel Spaß mit dem Sündenbock, Gruß, Olli
 
Na, da ist er ja endlich - grandiose Vorstellung eine super-urigen Teils! Boll as usual....bin schon gespannt auf deine Erfahrungen mit dem "alten" Silberstahl!

Die Nahaufnahmen des Griffs gefallen besonders!

Viel Spaß damit, Claus
 
Wieder mal ein sehr umfangreicher, allerdings sehr kurzweiliger und informativer Bericht mit eindrucksvoller Fotostrecke! :super: Herzlichen Dank dafür, Peter!

Für Deine beeindruckende Messersammlung ist Dir mein "Neid" gewiss :steirer:, oder nein, wohl eher meine Bewunderung.
 
Hallo Rock`n Roll,

deine Beiträge hier im Forum sind wirklich allererste Sahne. Du bereicherst das Messerforum ungemein.

Toller Bericht, hervorragende Bilder. Da lernt man was und hat angenehme Unterhaltung dabei.

Bitte weiter so.

:super:
 
Moin zusammen,

da ich Vergleiche mag, habe ich meine kleinen Fixed, die mir besonders ans Herz gewachsen sind :love_heart:, mit dem Sündenbock zusammen aufs Brett gepackt.

Rein zufällig haben alle Messer eine konvexe Geometrie (der ULB scandivex) :p. Und alle drei BRKT eine Klinge aus CPM 3V, einem Stahl, den ich neben SB1 bevorzuge, wenn es klimabedingt auch mal etwas rostträger sein darf …

Von links auf dem ersten Bild


BRKT Mini Fox River, BRKT Lil‘ Canadian, BRKT Ultra Lite Bushcrafter (ULB), Sündenbock & Fire Groover von Daniel

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Die erste Geige (ähh Gitarre) in diesem Orchester spielt klar der Sündenbock. Er hat genau den richtigen

Rock’n’Roll :love-struck: …
 
Moin zusammen,

„Sonst hast Du immer …“, meint Daniel. Recht hat er. Sonst hab‘ ich immer mehr gearbeitet mit einem neuen Messerchen und darüber berichtet. Diesmal war ich eher relaxed unterwegs :moon: …

Und hab‘ nur’n Weilchen an der Oberfläche rumgeschnipselt, Rinde abgeschält - und dafür dann mehr fabuliert. Über Sündenböcke, Anlaßfarben und sowas.

(Nicht nur) den Messerschmied bewegt aber - verständlicherweise - ganz wesentlich die konkrete Erfahrung, die ein User macht. Mit dem Messer als Werkzeug. Wenn auch ein Messerchen mehreren Ansprüchen gerecht werden sollte - Handlage, Haptik, Aussehen usw. - ist seine Kernkompetenz sicher das Schneiden. Und das hängt ja neben Geometrie und Wärmebehandlung ganz erheblich vom Stahl ab. Kurz vor Fertigstellung des Sündenbock hatte Daniel mir gemailt:

„Im Augenblick bin ich an einem Klapper mit 2516 und Eisenholz......also ich mag den 2516 sehr....arbeite in letzter Zeit öfter damit und ich bilde mir ein dass er zum Schärfsten gehört....ja, die werden alle sau-scharf aber manchmal ist es fühlbar....bin gespannt was Du bei dem Stahl empfindest.“

Um diesem Anliegen Rechnung zu tragen, habe ich zunächst ein paar Vorkehrungen getroffen. Und die Klinge weiter in meinem Sinne etwas optimiert. Was bedeutet: Stroppen Richtung Null …

Da ich diese sehr pflegliche und langsam voranschreitende Methode seit Tagen praktiziere, hat sich die Klinge mittlerweile meinem Ideal schon sehr weit angenähert. Gestern habe ich dann als „Beschleuniger“ mein Pappröllchen (Kern einer Garnrolle der Fischer) zur Hilfe genommen. Mit darumgewickeltem Micro Mesh ist es ein fabelhaftes Schleifwerkzeug, mit dem sich sehr gezielt im Schneidenbereich arbeiten läßt, ohne den gesamten Klingenspiegel zu versauen. Abschließend noch einmal auf dem Mousepad von 2.400 aufsteigend bis 12.000. Und ganz zum Schluß zwei locker leichte und flache Züge je Seite über den Sinter. Das gibt den richtigen Biß!!!

Dann konnte die Haarspalterei ja losgehen. Was auf Anhieb funktioniert hat und schon mal ein gutes Kriterium für die „Befindlichkeit“ einer Klinge ist. Das Abtragen einer Farbschicht von einem bedruckten Blatt, ohne in dasselbe zu schneiden, ist auch ein gutes Zeichen für Schärfe. Rasieren kein Problem. Schneise :p

Ein für mich ganz wesentliches Merkmal für die Schärfe einer Klinge ist aber etwas Anderes. So simpel es ist - wenn ich ein stinknormales DIN-A4-Blatt weißes Druckerpapier in die Hand nehme und in beide Richtungen (längs zur Faser und quer zur Faser) hineinschneide, dann weiß ich, ob und wie scharf eine Klinge ist. Weil ich das schon seit Jahren immer wieder so mache. Dieses Gefühl ist für mich mittlerweile zuverlässiges Kriterium.

Jeder hat so seine Methode. Daniel nimmt Zigarettenpapier und schneidet waagerecht mehrere parallele Schnitte hinein. Über die gesamte Klingenlänge. Er sagt, daß er dann genau weiß, was Sache ist. Und - er fühlt die Schärfe einer Klinge nach dem allerersten Schliff mit den Fingern ...

Also weißes Blatt. Schnitte mit dem Sündenbock, dem Fire Groover, Redrocka, Thai Breaker und dem Fischhautklapper. Geschärft sind alle Messer auf dieselbe Weise. Gegenüber stehen sich die Wolfram Brothers 1.2516, 1.2513 und zweimal 1.2442 sowie der ölhärtende Gesenkstahl 1.2721 …

Ich mache es kurz. Der Sündenbock schneidet leichter ein und insbesondere in der Länge durch den DIN-A4-Bogen als Fire Groover, Redrocka und Thai Breaker. Der Hammer allerdings ist die Tatsache, daß der Fischhautklapper mit seiner 1.2721-Klinge den Sündenbock schlägt. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Nun wollen wir nicht vergessen, daß es sich um unterschiedliche Klingenstärken handelt, was sich natürlich auswirkt. Die beiden Fixed warten mit 2,7 mm auf, Redrocka mit 2,4, der Thai Breaker mit 2,3 und der Fischhautklapper mit 2 mm.

Also weitermachen. Ich habe - das schöne Wetter hier macht es zum Vergnügen - die Honda angelassen :glgl: und bin zum wiederholten Mal zu meinen geliebten Eukalyptus-Bäumen gefahren. Dorthin, wo die Bilder aus Post #5 gemacht worden sind. Für das angemessene Testambiente. Und um ein paar schön ausgetrocknete und durchgehärtete Hölzchen für das weitere Vorgehen auszusuchen. Was auf Anhieb funktioniert hat …

Hier hat sich die Angelegenheit dann von einer anderen Seite gezeigt. Ich habe etwa eineinhalb Stunden geschnitten. Schräg rein ins Holz. Schichten abgetragen, Astfortsätze scheibchenweise weggeschnitten. Knüppelhartes Zeugs. Mein linker Daumen benötigt dringend eine Reha …

Die erlebte Schärfe des 2516 ist hier überragend. Stellt die 2721-Klinge des Fischhautklappers klar und deutlich in den Schatten. Zum Vergleich habe ich noch meinen Lieblings-Attila aus dem Gürtelholster genommen und die 2,15 mm starke - auf Null gestroppte - Klinge aus 1.2442 hinzugezogen.

Der Sündenbock schneidet gefühlt besser ins Holz. Ich habe die Klingen immer wieder gewechselt. Am Ende bleibt noch zu erwähnen, daß die heutige „Roßkur“ den 2516 vollkommen unbeeindruckt gelassen hat. Die Haare spritzen :love-struck: …

Soweit meine streng unwissenschaftlichen Erfahrungen mit diesem Ausnahme-Messer. Wie es weitergeht? Ich werde die Stropperei erst mal sein lassen und weiter schneiden. Mal sehen, wie sich der 2516 so hält ...

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To be continued

R’n‘R
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin zusammen,

ich hab‘ mich wieder auf den Weg gemacht. Zum ollen Eukalyptus. Im Prinzip steht hier alles voll mit diesen Kameraden - aber wegen der extremen Waldbrandgefahr wird ständig aufgeräumt. Man muß suchen, bis man lange gelagertes Material findet. Und da, wo ich schon zweimal fündig wurde, liegt genau das Holz der Wahl. Am Rand einer kleinen Nebenstraße - unter dem freistehenden Baum - hat man bisher keine Notwendigkeit gesehen, die heruntergefallenen Äste und Zweige zu entfernen. Einige liegen da schon länger als ein Jahr.

Für heute hatte ich mir vorgenommen, eher schonungslos mit dem Sündenbock umzugehen. Eines der Exemplare, die ich mir ausgesucht habe, lag in der prallen Sonne. Diese hat nach Monaten der absoluten Trockenheit und bei Temperaturen von anhaltend um und über 40 Grad im Schatten den Knüppel restlos ausgesaugt. An einem Ende kann man es gut sehen, wie das Holz auseinandergerissen worden ist. So, daß die Hitze auch in das Innere gelangen und dort das letzte Quendchen Feuchtigkeit beseitigen konnte. Staubtrocken …

Die Konsistenz ist nach dieser Tortur ungewöhnlich. Das an sich schon bezüglich seiner Härte einer Eiche gleichende Holz hat jegliche Eigenschaft dieser Spezies verloren. Die Rinde ist - nennen wir es mal crispy - eine Herausforderung der besonderen Art. Man bekommt sie mit dem Messer so gut wie nicht mehr runter. Es dauert und dauert. Wie Kunstharz. Es splitterte und knackte, was erschreckend laut von der Brücke eines ausgetrockneten Flußbetts zurückgeworfen wurde, unter der ich mich in den Schatten gesetzt hatte. Im Hinterkopf hatte ich dabei immer die Klinge. Es splitterte und knackte :black_eyed: …

Drei Messer waren mit dabei. Attilas 2442-Klapper, der Sündenbock - und, da ja auch aus der Wolfram-Sippe - Copperhead, der 2442-Klapper von Gerd Haslauer. Der in der gefühlten Schneidleistung mit dem Sündenbock gleichzieht. Die Balligkeit hat genau die richtige Geometrie für so ein Gewürge. Der sehr schlanken Geometrie von Daniels Redrocka und dem Thai Breaker möchte und werde ich eine derartige Knechterei nicht zumuten. Mach ich einfach nicht :)

Was die Geometrie angeht, habe ich rein interessenhalber mal beim Kupferstecher und beim Sündenbock hinter die Wate geschaut. Gerds Copperhead zeigt dort bei einer maximalen Klingendicke von 3,35 mm vom Griff bis zur Klingenmitte etwa 0,3 mm. Nach vorn zur Spitze hin steigt dieser Wert langsam Richtung 0,4 mm an. Daniels Sündenbock zeigt in seiner jetzigen Verfassung bei 2,7 mm Klingendicke in derselben Region 0,22 mm. Der Wert steigt ebenfalls langsam Richtung Klingenspitze auf 0,35 mm an.

Nachdem grundsätzlich klar war, wie es um die Eignung der Kontrahenten bestellt ist, habe ich mich beim Schneiden ganz auf den Sündenbock konzentriert. Und mich reichlich eine Stunde an dem Biest abgearbeitet. Danach gespannt auf’s Mopped und zurück ins Roadhouse. Mal sehen …

Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich festgestellt habe, daß der Sündenbock der Attacke vollkommen ungerührt die Stirn geboten hat. Nicht das geringste Anzeichen einer Macke, Klinke, eines Mikrodings oder so etwas in der Art. Absolut ruckelfreier Lauf über meinen diesbezüglich sensiblen Daumennagel. Und - nach wie vor Schneise :cool:

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Bock auf Rock? Die Jukebox mit den Rolling Stones: "Midnight Rambler" Marquee Club 1971


To be continued

R’n‘R
 
Boas,

mal was ganz Anderes. Im Verlauf der Fertigstellung des Sündenbock hat Daniel mir ein paar Bilder vom Funkenflug beim Schleifen des 2516 zugeschickt, die ich hier gern zeigen möchte. In seinen Worten:

„Je weicher der Stahl desto weniger C-Explosionen und desto röter sieht man die sichelig nach unten gebogenen Wolframschwänze.
Je härter desto mehr Kohlestoff-Explosionen kann man sehen und die Funkenschweife werden oranger, gelber, heller ...
Die eigentliche Form der Kohlestoffexplosionen bleibt gleich bizarr und langgeastet.....ich liebe Funkenbilder …“

2516 On Fire …

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R’n‘R
 
Beeindruckend schlichtschönes Messer, super in Szene gesetzt. :super: :cool:


Zu der Namensgebung....
...
Der „Sündenbock“ steht für die Tatsache, daß demjenigen, der mit offenen Augen durch die Welt spaziert, Dinge begegnen, die dem Wohlbefinden abträglich sind. Umweltzerstörung und unreflektierter, rücksichtsloser Umgang mit derselben können einfühlsame Menschen zur Verzweiflung treiben. Diesem Umstand - ganz allgemein den allgegenwärtigen Schattenseiten des Lebens - ist der Sündenbock gewidmet. ...


In Daniels Worten:

„Ich hab das Teil "Sündenbock" genannt, weil ich schon lange daran gedacht habe, einmal nicht die Schokoladenseite der Inspiration zu zeigen, sondern die dunkle, böse, traurige Seite die immer da ist und mit der die gute Inspiration immer klarkommen muss....
Er besteht nicht aus klagendem Blues und ist auch kein schreiend erhobener Zeigefinger eines Wanderpredigers,.... Trauer und das Gefühl der Machtlosigkeit gehören ebenfalls nicht zu seinem Wesen sondern geschmiedeter 2516, Steinbockhorn und Kupfer....Stärke, Trotz und Leitfähigkeit auf einer Gesamtlänge von 185 mm....“
Stark klingende Worte. Nur, was das eine jetzt mit dem anderen zu tun hat....also manchmal versteh ich Daniel auch nicht. :p


Naja, in dem anderen Forum, wo auch der von dir zitierte Text steht, schreibt Daniel
... die Schattenseite des Lebens....die ist immer präsent....jeden Tag.
Die Stärke der Inspiration misst sich an ihr, muss gegen sie bestehen.
Der Sündenbock war stark genug über einen langen Zeitraum und bestand. ...
Das gibt dann schon eher Sinn, in Bezug auf´s Messer. ;) So schattig find ich das gar nicht.

Mit dem Rest - keine Paradiese mehr, Schwermut - magst du recht haben. Ich war ja mal kurz da und ja, die unmittelbare Nachbarschaft von schönster Natur und gewissenlosem Umgang mit ihr bleibt nicht verborgen.



zum Silberstahl:
Ich hab seit längerem ein Kainuun Puukko mit geschmiedeter Klinge aus 115CrV3. Wenn der Stahl vielleicht theoretisch zurücksteht, muss ich sagen, dass er, zumindest in der Geometrie meines Messers, ganz hervorragend ist und eine hohe Schärfe annimmt. Alles subjektiv natürlich. ;)



Tja, und schließlich hat dein Thread dazu geführt, dass ich mein Boll mit Merinohorn mal wieder hervorgeholt habe. :super: :D Optisch wie haptisch eins meiner schönsten Messer. Sollte es öfter benutzen. Die Schalen sind leider Dreckfänger erster Güte.
 
Moin zusammen,

vorgestern - Monsterwetter und Strand überfüllt, wie üblich zur Zeit - aufs Mopped und etwas nordwärts. Vorbei am Eukalyptus. Abwechslung war angesagt …

Dazu hab‘ ich eine der Senken aufgesucht, in denen noch etwas Feuchtigkeit vorhanden ist. Und da wächst Schilf. In rauen Mengen. Früher wurden die Stangen geschnitten und zum Dachdecken der alten portugiesischen Häuschen genutzt. Erst Fichtenstangen, dann quer die Schilfrohre und dann Ziegel, Blech oder was sonst so da war. Sieht von innen im Ergebnis sehr gut aus.

Ich schneide normalerweise kein frisches Grün. Hier mache ich aber schon mal eine Ausnahme. Es wuchert nur so vor sich hin. Der Sündenbock war in seinem Element. Leichtes Spiel sozusagen. Abschneiden, in rucksackgerechte Stücke schneiden zum Mitnehmen, schälen. Saubere Schnitte allesamt.

Zurück am Roadhouse habe ich die jungen Röhrchen noch für ein Bild zu den Stangen gelegt, die schon einige Jahre geschnitten bzw. gesägt vor sich hinliegen und ordentlich Sonne auf dem Buckel haben. Das Material verholzt komplett und ergibt in dem Zustand wieder eine fabelhafte Herausforderung für ein Messerchen. Besonders widerstandsfähig ist das dicke Bambusrohr. Fairerweise sollte man hier sägen :p ...

Ich werde den Sündenbock mal nicht weiter über Gebühr quälen. Sondern schlicht benutzen. Er hat die Feuertaufe ja bravourös bestanden, schneidet nach wie vor exzellent und rasiert. Trotzdem habe ich ihm ein paar Züge über die Micro-Mesh-Palette gegönnt. Wird schon nicht schaden …

Gestern dann ein Besuch bei Theo auf seiner kleinen Insel im Alentejo. Dem robusten Ambiente konnte ich - wie üblich - nicht widerstehen :distracted: …


Stangenware

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Robustes Ambiente
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Aus sunny Monte Gordo

R’n‘R
 
Hallo ihr,
ich zerbreche mir schon lange den Kopf wie man es schafft die Griffpins bei diesem wunderschönen Messer so zu hämmern? Hat jemand einen Tipp?
Ich möchte das auch mal versuchen. Der Durchmesser der Pins würde mich auch interessieren.
Viele Dank schon mal.
Lieben Gruß
Philipp
 
Moin fairfax,

die Frage taucht anderenorts auch schon auf. Und ich beantworte hier gern die nach dem Durchmesser: 3,5 mm. Ansonsten möchte ich freundlich darum bitten, diesen Bericht nicht in ein Messerbauer-Seminar umzufunktionieren :p ...

Gruß R'n'R
 
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