Stahlfrage an die Experten [1.2379/X155CrVMo12 1]

Egbert

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Hat jemand von Euch schon mal den 1.2379 zu Messerklingen verarbeitet? Ich meine X155CrVMo12 1 ?
Ich habe mir diesen Stahl in den Abmessungen 60X12 und 50X10 als Präziflachstahl vom Händler gekauft um daraus Messer für 2 Blechscheren anzufertigen. Dabei ist ein Rest angefallen den ich gestern zu 5 Messerkligen umgeschmiedet habe. Ich muß sagen ich habe noch nie so ein hartes Zeug verarbeitet. Bilder werde ich einstellen wenn die Messer fertig sind. Zum härten werde ich die Klingen mit in meine Härterei meines Vertrauens geben, zusammen mit den Schermessern. Da kostet mich das auch nichts extra.
Mich würde aber interessieren ob der Stahl überhaubt für Messer taugt.
Gruß Egbert
 
AW: Stahlfrage an die Experten

Egbert,

1.2379 ist D2. Hier im Forum wirst du tausende Beispiele, na sagen wir mal hunderte, von Messern aus D2 finden.
Da gibt es sicherlich unterschiedliche Meinungen zum D2 aber grundsätzlich ist das natürlich ein guter Messerstahl.
Es muss doch auch zig Beiträge geben, in denen das Für und Wider des D2 diskutiert wird.

Thorsten
 
AW: Stahlfrage an die Experten

Das D2 und 1.2379 das gleiche ist wusste ich nicht. Ist aber gut zu wissen. Danke!
Gruß Egbert
 
AW: Stahlfrage an die Experten

Servus Egbert,

D2 ist meiner Meinung nach ein sehr guter Stahl für Messerklingen, er braucht auch nur ein ganz klein wenig Pflege weil nun mal "nur" 11,8 % Chrom. Man kann ihn z. B. für taktische Messer ganz hervorragend mit Eisendreichlorid anätzen. Sieht genial aus.

Viele Grüße

Erich
 
AW: Stahlfrage an die Experten

Man sollte den 1.2379 direkt nach dem Härten einer Tiefkühlbehandlung unterziehen!!!

Dann ist das ein sehr netter Klingenstahl...

Der Stahl neigt zur Bildung von "Monsterkarbiden" die man durch die Cryo-Behandlung
etwas im Zaum halten kann...

Ob Deine Härterei das hinbekommt solltest Du vorher abklären!
 
AW: Stahlfrage an die Experten

Den Glaubenskrieg um die Eignung aller Chromschnittstähle( Stähle mit 12 % Chrom und ab 1,6 -2,4 % C) für Messerklingen will ich hier nicht wieder aufleben lassen.
Nur eines: Die Monsterkarbide von 50 my und mehr entstehen schon in der Schmelze und sind durch keine Wärmebehandlung zu beseitigen. Da hilft auch Tiefkühlen nichts. Durch Tiefkühlen kann allerdings der Restaustenit vermindert und die Härte dieser ohnehin extrem verschleißfesten Stähle deutlich erhöht werden.
MfG U. Gerfin
 
AW: Stahlfrage an die Experten

Erst mal vielen Dank für Eure Hinweise zum 1.2379.
Aber wenn ich gewußt hätte wie schwer der zu bearbeiten ist hätte ich die Finger davon gelassen! Aber was ich mal angefangen habe bringe ich auch zu Ende. Na wenigstens werden das ordentliche Messer Für meine Handhebel-Kurvenschere!
Inzwischen habe ich auch schon 2 Klingen aus dem Rest fertig zum Härten. ( ausgeschmiedet aus 60 X 12 :irre:) Ich dachte schon mein Lufhammer zerlegt sich. Ich habe auch mal einen Bruch des Stahls direkt nach den Ausschmieden gemacht. Also nach einem groben Gefüge sah das nicht aus, eher zeigte sich die Buchfläche sehr feinkörnig und hellgrau. Die Schleifbänder halten aber nicht sehr lange.
Das nächte mal mache ich lieber wieder Damast, das ist deutlich leichter zu schleifen und härten kann ich das auch alleine.
Diese Klingen werde ich lieber zum Vakuumhärten weggeben.
Aber nun ein Bild der ersten beiden Klingen vor dem Härten.
Gruß Egbert
 

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AW: Stahlfrage an die Experten

Hallo Maik,
das Bohren ging besch....! Ich habe, oder besser ich hatte, noch 2 Spezialbohrer für Werkeugstahl von " Balde & More". Mit denen kann man sonst durch eine gehärtete Fleile bohren. Der letzte hat hat gerade jetzt beim letzten Loch den Geist aufgegeben.:(
Na macht nichts, dafür sind jetzt alle fünf Klingen fast fertig zum Härten.
Eines weiß ich, an dem Zeug vergreife ich mich nicht noch mal!
Gruß Egbert
 
AW: Stahlfrage an die Experten

Noch kurz zwei Bemerkungen.
Große Karbide haben nichts mit einem grobkörnigen Matrixgefüge zu tun. Bei korrekter Behandlung ist die Matrixkorngröße bei diesem-wie bei allen Stählen mit Ferrit-Austenit- Umwandlung- fein zu halten. Die Felsbrocken von Karbiden liegen dann in einer normalen Matrix. Mit bloßem Auge sehen kann man das nicht.
Auf Grund seiner hohen Legierung ist der Stahl lufthärtend und ist also im Schmiedezustand kaum zu sägen, feilen oder zu bohren.
Er läßt sich aber ohne weiteres weichglühen und ist dann eigentlich ganz gutmütig zu behandeln. Ich hatte auch beim Schmieden nicht die großen Probleme- sicher deshalb, weil ich nicht mit großen Brocken gearbeitet habe. Hoch mit Wolfram legierte Stähle sind deutlich schwerer zu verformen.
MfG U. Gerfin
 
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ok

das Chrom grosse karbide bildet wusste ich. Aber 50µ hätte ich jetzt nicht gedacht.

Bringt es bei Chromstählen überhaupt noch was Steine mit mehr als 1000 Körnung zu benutzen ?


denis
 
AW: Stahlfrage an die Experten

Das mit dem Weichgühen scheint vielleicht doch nicht so einfach zu sein. Ich habe die Klingen nach dem Schmieden noch mals in mein Gasfeuer gelegt, auf Rotgluht gebracht, dann das Gas abgestellt, das Loch des Gasfeuers mit einem Schamottstein verschlossen und dann ca. 12h langsam abküheln lassen. (der Innenraum war am nächsten Morgen immer noch handwarm).Trotzdem waren die Klingen nicht wesentlich weicher geworden.Was habe ich falsch gemacht? Zum ankörnen der Bohrngen habe ich mir extra dafür einen Körner mit einer Hartmetallspitze gebaut, alle anderen Körner waren schon beim 1. Schlag im Eimer.
Ich hatte auch den Eindruck, daß die Klingen beim Schleifen immer härter wurden. Hier kann ich mich allerdigs nur auf mein Gefühl verlassen, da ich kein Härteprüfgerät habe.
Wenn dieser Stahl allerdings lufthärtend ist, brauchte man ihn ja eigenlich gar nicht mehr zum Härten geben. Oder habe ich hier ein Denkfehler?
Trotz aller Schinderei habe ich dabei mehr Erfahrungen sammeln können wei ich mir je hätte anlesen können. Und die nötige Theorie bekomme ich von Euch. Dafür vielen Dank.
Gruß Egbert
 
AW: Stahlfrage an die Experten

Weichglühen bewirkt- vereinfacht gesagt- die Beseitigung des Verspannungszustands des Stahls durch die auf Zwischengitterplätzen eingefangenen Kohlenstoffatome. Durch das richtig ausgeführte Weichglühen scheiden sich die Kohlenstoffatome aus dem martensitischen Gefüge aus und verbinden sich, da sie im Ferrit nicht löslich sind, mit dem Eisen der Matrix oder mit -so vorhanden- Legierungselementen zu einfachen oder Sonderkarbiden. Diese Karbide, die aus der Ausscheidung aus dem Martensit stammen, sind erfreulicherweise fein bis sehr fein, anders als die schon in der Schmelze entstandenen Karbide.
Richtig Weichglühen funktioniert also so, daß der Kohlenstoff aus dem Martensit "befreit wird", ohne wieder ganz oder teilweise in Lösung gehen zu können. Kommt man nämlich bei der Wiedererwärmung nach dem Härten erneut in den Bereich des Austenits, löst sich der Kohlenstoff wieder ganz oder teilweise im Austenit und führt bei einer danach erfolgenden Abkühlung wieder zu einer Härtung. Gerade bei lufthärtenden Stählen muß man also bei der Weichglühbehandlung unter der Temperatur der Austenitbildung bleiben. Erhitzen auf eine Temperatur im Austenitbereich und langsames Abkühlen wird bei lufthärtenden Stählen wieder zu einer mindestens teilweisen Härtung führen. Einzelheiten über die Weichglühtemperatur und die Dauer sind im Stahlschlüssel nachzulesen.
Wer es versteht, lufthärtende Stähle beim Schmieden auf das ideale Gefüge einzustellen und sie dann von der richtigen Härtetemperatur abkühlen lässt, könnte in der Tat auf den eigentlichen Härtevorgang verzichten.
Das ist aber eben nicht so einfach: Es würde voraussetzen, daß beim Schmieden durch gleichmäßiges Einhalten der Temperatur und gleiche Verformung in allen Teilen ein homogenes Gefüge erzeugt wird. Theoretisch ist das möglich, in der Praxis aber nicht so ganz einfach. Beim Ausschmieden der Angel wird beispielsweise der Klingenkörper auch wieder erhitzt, ohne selbst verformt zu werden.
Um eine richtige Härtung durchzuführen, muß auch aus einem bestimmten Bereich abgekühlt werden. Gerade beim D2 und ähnlichen Stählen muß die Härtetemperatur "stimmen". Ist sie zu niedrig, erreicht man nur eine teilweise und unzureichende Härtung-oder eben gar keine- ist sie zu hoch, ist die Härte auch nicht befriedigend, weil zu viel Restaustenit entsteht, den man nur teilweise durch Tiefkühlen oder Anlassen im Sekundärhärtemaximum beseitigen kann.
Es ist deshalb sicher sinnvoll, die Härtung nach richtiger Vorbehandlung kontrolliert vorzunehmen.
 
AW: Stahlfrage an die Experten

Danke für die ausführliche Antwort.
Dann werde ich die Klingen doch mit zum Härten geben.
Gruß Egbert
 
AW: Stahlfrage an die Experten

Ich habe die Erfahrung gemacht, das in den grossen Härtereinen keine
TK - Behandlung gemacht wird. Jedemfalls nicht die, in denen ich angefragt hatte
vor ca.2 Jahren.

Soweit ich weiß macht auf jeden Fall Jürgens Härterei auf Wunsch ´ne TK - Behandlung
mit. Halt Dich an die üblichen Verdächtigen hier im Forum die Lohnhärtung
anbieten und frag eben nach...
 
AW: Stahlfrage an die Experten

Hi
Ich meine,ob wenn man nur Klingenrohlinge macht,also vielleicht gerademahl die Schmiedehaut runter,ob die Härtereien das komplette WB-Programm übernehmen.

Gruß Maik
 
Am besten Du fragst eine Härterei:rolleyes:

Die werden Dir dann sagen, was die machen, was die nicht machen und was als
extra Optionen möglich ist...
 
Hi
...,deshalb frage ich nach euren Erfahrungen.
Du wirst in diesem Fall wohl nicht um ein oder zwei Anfragen an Härtereien herumkommen...
Anruf ist jedenfalls besser, als eine mail, wie ich gerade wieder feststellen musste, und die Telefonnummern stehen auch dabei, wenn ein Betrieb im Netz vertreten ist.

Wie sollen wir hier sagen können, ob die Schmiedehaut runter muss, wenn wir keine Schmiedehaut auf Rohlingen für die Lohnhärterei haben ?
Scheint auch eher selten vorzukommen, wenn man nicht schmiedet, und die Schmiede aus dem Forum härten meist selbst...
Und die Daten für Entspannungsglühen/Weichglühen kann man dem kleinen Stahlschlüssel entnehmen.

Gruß Andreas
 
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