Statistik über Straftaten mit Messern

smallmagnum

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Grüß Gott alle miteinander.

Am Wochenende habe ich mich erst einmal durch die offizielle Statistik des BKA für das Jahr 2006 geackert.
(Die von 2007 ist noch nicht veröffentlicht.)
Man kann sie hier im PDF-Format downloaden:
PKS 2006

Es sind auf 476 (!) Seiten sämtliche Straftaten statistisch erfasst, aufgegliedert nach Altersgruppen, Staatsangehörigkeit, Regionen und und und....
Auch über Schusswaffengebrauch ist zu lesen.
Das Einzige, was nicht explizit erfasst ist, sind Angaben über Verwendung von Messern als Tatwaffe, und folglich auch über die Angabe der Art und Bauweise der Messer.

Erstes Fazit meiner "Arbeit" hier - Riesenpleite und eine entscheidende Frage mehr als zuvor.
Woher haben die Politiker die Erkenntniss, dass Straftaten mit bestimmten Messern stark zugenommen haben?
Eine Erkenntnis, zu der auch Björn Matthias Jotzo von der FDP schon gelangt ist.

Ich google weiter...
 
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Ich google weiter...

Das wird nichts bringen, weil - wie hier schon öfters erwähnt - in der PKS das Tatwerkzeug Messer nicht einzeln aufgeschlüsselt wird. Werden kann, weil dafür kein Schlüssel exisitert.

Wenn, dann gibts dazu Untersuchungen auf lokaler oder Länderebene, sei es von einzelnen Dienststellen, oder dem LKA oder eben anderen Behörden, die nicht auf Bundesebene operieren. Was nach "oben", also zum BKA weiergeleitet wird, ist dann eben ein groberes Rastern, wie für die PKS vorgesehen.

So, und an diese Zahlen, so es sie gibt, kommt man mit google nicht ran. Da kommt "man" überhaupt nicht ran. Eine gewisse Chance hat man noch als Pressevertreter. Da kann ich mal nachhaken. Aber erstens, werden auch die nicht viel mehr erfahren und zweitens wirds eben kaum vernünftige (=statistisch sauber erhobene) Daten geben.

Was man machen kann? Jedesmal, wenn solche Zahlen in der Presse/den Medien auftauchen nachhaken, was denn die Quelle ist.

Pitter
 
Jepp, Danke Pitter.
Bin auch auf einen Link der Berliner Polizei gestossen. Dort gibt es im Jahresbericht über Jugenddelinquenz 2006 eine Statistik über "Entwicklung des Waffengebrauchs innerhalb der Jugendgruppengewalt von 1996 – 2006"
Den Bericht habe ich gleich mal als PDF angefügt. Die spezielle Statistik ist auf Seite 25 zu finden.

Diese oder ähnliche Berichte, habe ich beim googeln gesehen, gibt es auch von Polizeibehörden aus anderen Bundesländern. Darauf konzentriere ich mich vorest verstärkt.

Wird schon...

cu
 

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  • Jugenddelinquenz Berlin 2006.pdf
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  • PKS Berlin 2007.pdf
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Die polizeiliche Kriminalstatistik der Länder für 2007 ist oft schon vorhanden. Für Berlin sind dort auch Zahlen zu Hieb- und Stosswaffen enthalten, allerdings nur für den Teilbereich der Jugendgruppenkriminalität. Wenn ich mich recht erinnere, sind die Fallzahlen von 2006 nach 2007 um 18% gefallen.
 
Ja, den PKS von Berlin studiere ich auch gerade.
Interessant wird es ab Seite 113, wobei dieses Kapitel nur von Jugendgruppengewalt handelt.
Auf Seite 115 sind Waffenarten und Zahlen explizit aufgelistet.
(Die Seitenangaben beziehen sich auf den Adobe-Reader)
Ich habe den Bericht als PDF in Posting Nr. 5 eingefügt, damit alles an einem Fleck zu finden ist.

Mal sehen, was man da noch zusammentragen kann. Bin natürlich jederzeit für Hinweise und Tipps dankbar.
 
...Wenn ich mich recht erinnere, sind die Fallzahlen von 2006 nach 2007 um 18% gefallen.

Im Bericht findet sich (S. 112 / S. 114 Acrobat) ein Rückgang der der Fälle von Jugendgruppengewalt mit Stichwaffen
"...in 735 Fällen (31 oder 4,0% weniger)" als 2006. (Ich vermute dass hier nicht nur Waffen iSd. WaffG gemeint sind, sondern alle Messer, Dolche etc.). Hiebwaffen wurden öfter verwendet (+27%) als in 2006. Es wird dabei aber wohl nicht um Schwerter gehen?

Interessant ist, dass Herr Tölle durch "Individualrecherchen" belegt haben will, "dass es im Jahr 2007 insg. 1566 Straftaten gegeben hat, bei denen Messer eine Rolle spielen, und das bedeutet eine Steigerung bereits aus sehr hohem Niveau im Vergleich zu 2006, wo wir 1135 solcher Taten zu verzeichnen hatten."
Sowas greift man auch gerne auf, so Frau Fograscher am 22.2.08 im Bundestag: "Ein weiteres Problem, auf das wir mit dieser Novellierung reagieren, ist die Zunahme von Delikten, bei denen Messer eine Rolle spielen. Hierzu hat uns der Sachverständige des Landes Berlin in der Anhörung eindeutige Zahlen genannt. Im Jahre 2006 gab es allein in Berlin 1 135 Straftaten, bei denen Messer eingesetzt wurden. 2007 waren es bereits 1 566 Delikte. Das ist eine Steigerung von fast 38 Prozent binnen Jahresfrist, und das allein in Berlin." Ja da muss man doch was unternehmen!

Wie diese Zahlen zusammenpassen würde mich mal interessieren. Vielleicht hat Hr. Tölle ja Ladendiebstähle von Messern mit eingerechnet. Oder Zeitungsberichte ausgewertet, macht er ja gerne. Oder es zeigt sich hier die Zunahme von Rentnergruppengewalt; die Jugendgangs waren's wohl nicht. Is ja auch egal, klingen auf jeden Fall beeindruckend, seine Zahlen.


Grüße Rainer
 
Sorry. Die Tabelle ist aber wirklich schwer zu lesen. Die -18% gelten nur für die Körperverletzung unabhängig(!) vom Tatmittel. Die summierten Fallzahlen aller Straftaten mit Hieb- und Stosswaffen im Bereich der Jugendgruppengewalt sind von 1107 auf 1168 Fälle in 2007 angestiegen, also um 5.5%.

Interessant wäre auch der Vergleich mit Zahlen aus den 1990er Jahren. Laut Bericht der Innenministerkonferenz der Länder von November 2007 sollen die Zahlen auch in Berlin langfristig (ich nehme an > 5 Jahre) gefallen sein.

Die PKS Berlin 2007 spricht von einem Maximum der Fälle im Bereich Jugendgruppengewalt in 1996, aber schlüsselt nicht auf nach Art des Tatmittels, nennt aber 1945 Fälle mit Waffen (incl. Schusswaffen). Da die Fälle mit Schusswaffen in den fünf Jahren vor und incl. 2007 bei etwa 400 Fällen stagnieren, könnte man etwa 1500 Fälle mit Hieb- und Stosswaffen in 1996 mutmassen.
 
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Was auch immer sehr erhellend, aber leider sehr wissenschaftlich ist: Der Zweite Periodische Sicherheitsbericht der Bundesregierung (2PSB) von 2006.

Ich wollte das Kapitel 3.1 anhängen, aber ich darf das anscheinend nicht. Deswegen nur ein Link dahin.

Ab Seite 87 finden sich dann interessante Überlegungen zu einer Verschiebung von Fällen aus dem Dunkelfeld ins Hellfeld aufgrund deutlicher gestiegener Anzeigequote. Das Dunkelfeld enthält solche Fälle, die nie zur Anzeige gebracht werden. Man bekommt eine Idee vom Dunkelfeld durch anonyme Befragungen in der Szene. Das Hellfeld findet man in der PKS. Die Dunkelfeldstudien findet man auch im Internet.

Man liest im 2PSB eine gefallene Fallzahl im Dunkelfeld bei ständig gestiegenen Zahlen im Hellfeld.

Damit wäre die in der PKS sichtbare Steigerung der Fälle - hier von gefährlicher Körperverletzung - nicht notwendig eine echte Steigerung, sondern möglicherweise nur ein Effekt der richtigeren Messung.
 
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