Vom Erl, bei dem sich Lagen öffnen, sind wir bis zu einem Problem gekommen, bei dem sich Schweißfehler im Randbereich des Pakets zeigten.
Die Lösung dieses Problems muß sich Kaputtmacher selbst erarbeiten und ich denke, er ist nicht mehr weit davon. Vielleicht würde einfaches Weiterfalten und Schweißen schon helfen.
Bei der Erörterung möglicher Fehler und Abhilfen ist es aber teilweise recht hoch hergegangen und sämtliche fünf Sinne des Menschen
(bekanntlich: Unsinn, Stumpfsinn, Blödsinn, Wahnsinn und Irrsinn) sind als Argumentationshilfe verwendet worden.
Zur Versachlichung könnte ein kurzer Überblick über einige Flußmittel, ihre Wirksamkeit und den Umgang mit ihnen dienlich sein.
Das beste Flußmittel ist k e i n Flußmittel. Metallisch reine Stahloberflächen verschweißen ideal, wenn sie bei der richtigen Temperatur mit richtigem Druck aufeinander gepresst werden.
Um den metallisch blanken Zustand auch bei Schweißhitze zu erhalten, sind mehrere Möglichkeiten gegeben, etwa Erhitzen im Schutzgas oder in einer den Sauerstoff abhaltenden Umhüllung.
Gut ist auch das "innerliche" Flußmittel, das in Form von Silikaten in Renn- und Puddelstählen enthalten ist.
Moderne Stähle haben diese das Schweißen begünstigenden Inhaltsstoffe nicht.
Vertragen sie genügend Hitze- C-Gehalt bis 0,6 %- so genügt die hohe Schweißtemperatur in vielen Fällen, um die sich bildende Zunderschicht zu lösen.
Besser ist es auch in diesem Bereich für Zunderschutz -etwa durch Aufstreuen von feinem Sand- zu sorgen.
Stähle mit hohem C-Gehalt vertragen weniger Hitze. Es gilt also, die Oxidation zu vermeiden und/ oder die Bildung neuer Oxyde zu verhindern oder sie zu lösen.
Das klassische Flußmittel dafür ist der Borax, gegebenenfalls mit Beimischungen wie Blutlaugensalz (soll nach meinem Verständnis leicht aufkohlen und aufsticken) oder eben Ammoniumchlorid.
Über die Verwendung des Borax-rein oder unvermischt- haben sich hier die heftigsten Diskussionen entwickelt.
Wie kann und sollte man Borax also verwenden:
Jim Hrisoulas und der von Sanjuro angesprochene französische Schmied lösen Borax in Wasser bis zur Löslichkeitsgrenze und tauchen das Werkstück ein. Das soll wohl das Eindringen des Flußmittels in die feinsten Ritzen garantieren.
Ich halte davon wenig, meine aber, daß es unter Umständen jedenfalls nicht schadet. Jim Hrisoulas verschweißt so. wenn er nicht geflunkert hat, auch Schnellarbeitsstähle und D 2.
Die Lösung scheint mir einfach. Hrisoulas gehört vermutlich zur amerikanischen "bigger is better-Fraktion" und arbeitet mit riesigen Paketen und entsprechendem Lufthammer. Da macht es wenig bis nichts aus, wenn erst mal das überflüssige Wasser und Kristallwasser ausgekocht werden muß, bis das Flußmittel wirken kann.
Damit stellt sich die nächste Frage, nämlich ob Borax mit Kristallwasser oder dehydriert verwendet werden soll.
Als Steve Schwarzer mich 1993 besuchte, kicherte er leicht, als er sah, daß ich mein Borax auskochte. Das fand er völlig überflüssig.
Auch hier macht die Paketgröße einen - wie ich meine entscheidenden - Unterschied. Ein 15 kg-Paket auf annähernd Schweißhitze kocht das Kristallwasser aus dem aufgestreuten Borax aus, ohne wesentlich an Temperatur zu verlieren. Bei kleinen, mit dem Handhammer noch gut zu bearbeitenden Paketchen sieht dies anders aus. Hier halte ich die Verwendung von ausgekochtem Borax für günstiger.
Ein Paket rundum mit Borax einschließen ist nicht erforderlich, schaden tut es der Verschweißung nicht, wohl aber dem Feuer, das unnötig schnell verschlackt.
Zusätze zum Borax:
Mit dem Blutlaugensalz wäre ich etwas zurückhaltend, da es giftig ist und für Damastkombinationen aus Werkzeugstählen ist die angebliche, härtende Wirkung nicht erforderlich, weil die sowieso genug C-enthalten.
Über den Zusatz von Ammoniumchlorid haben wir uns schon unterhalten. Ich habe dieses Rezept aus dem Buch-"Practical Blacksmithing", einer Sammlung von Schmiederezepten aus einer Zeit, als Feuerschweißen zur Verstählung von Werkzeugen noch Stand der Technik war und regelmäßig durchgeführt wurde. Ich habe es erprobt und für gut befunden.
Was mich wundert, ist daß das früher viel verwendete "Hedri-Pulver", eine rosafarbene Mixtur, nicht mehr erwähnt wird. Manfred Sachse hat es regelmäßig verwendet. Es schmilzt früher als reines Borax und gibt deshalb eine bessere Glasur. Ich habe es probiert-es funktioniert gut aber keinesfalls besser als das Borax- Gemisch.
Bei komplizierten Schweißungen- etwa bei Kombinationen mit relativ viel Chrom oder Wolfram - kann es sinnvoll sein, vor dem Falten zu überschleifen. Bei einfacheren Kombinationen z. B. 1.2842 und Feile braucht es das nicht. Auch hier wird sich der "Maschinenarbeiter" mit seinen großen Paketen leichter mit dem Abschleifen tun. Bei kleinen Paketchen bleibt nach vielfachem Überschleifen nichts mehr übrig.
Freundliche Grüße
U. Gerfin