Hei Leute,
ich habe gestern ein Experiment gemacht, dessen Ausgang mich sehr erstaunte. Zwei Messer sollten zum Stichtest gegeneinander antreten, einmal Böker Integral Palisander, sowie Linder master Bowie. Beide waren ab Werk anständig scharf - nicht zum Rasieren, aber den Fingernageltest bestanden beide mühelos.
Das Linder, aus 440 Stahl, 13cm Klinge:
Das Böker, aus 440C, 12cm Klinge (abgebildet die Amboina-Version):
Was nicht zu sehen ist: Von oben her betrachtet wirkt das Böker eher wie ein Meißel, die Klinge ist bis nach ganz vorne ziemlich stabil. Das Linder hat die deutlich zierlichere Spitze.
So, ich habe also erstmal in Karton gestochen, dann in Bogenschießscheibenmaterial, und zuguterletzt auch noch in eine Packung Tortellini, die ich ohnehin zwecks Abendessen öffnen wollte *g*
Das Ergebnis fand ich verblüffend: Das Linder sieht wesentlich stichiger aus, tatsächlich braucht es aber erheblich mehr Kraft als das Böker. Das Linder kommt die ersten Zentimeter gut rein, so etwa bis zur Hälfte der nach innen gewölbten Fehlschärfe des Entenschnabels, dann bockt es. Das Böker hat solche Probleme nicht.
Ich habe nachgedacht, woran das liegen kann, und komme zum Ergebnis, daß beim Bowie ab der Hälfte des Entenschnabels nicht genug Schneidenbiegung mehr da ist, so daß die Fehlschärfe beim Eindringen zwar Druck auf die Schneide macht, diese aber nicht gescheit schneiden kann, sondern eher ihren Weg durchs Schnittgut reißt, denn die Bewegung der Schneide scheint im verhältnis zur Klingenaufweitung zu klein zu sein.
Beim Integral gibt es diese Probleme nicht, es ist immer genug Schneidenbiegung da, um schneidend einzutauchen.
Ich schließe daraus, daß ein gerader Rücken mit gebogener Klinge sich hier leichter tut als ein gekrümmter Rücken mit gerader Klinge.
Damit stellt sich mir aber nun die Frage, wieso ein Bowie so geformt ist - die Verlagerung der Spitze in den Hohlschliffbereich hinein nimmt ja eindeutig Stabilität weg, zumal wegen der Entenschnabelform im Unterschied zu Drop-Point. Man könnte meinen, daß es dafür zum Stechen wenigstens besser taugt, aber nichtmal das tut es.
Wenn ich mir american tantos angucke, haben die auch so eine Meißelform, mit der man gerade bei harten Dingen gut durchstechen kann, je nach Stahl sogar durch Ölfässer.
any comments?
*winks* Daelach
ich habe gestern ein Experiment gemacht, dessen Ausgang mich sehr erstaunte. Zwei Messer sollten zum Stichtest gegeneinander antreten, einmal Böker Integral Palisander, sowie Linder master Bowie. Beide waren ab Werk anständig scharf - nicht zum Rasieren, aber den Fingernageltest bestanden beide mühelos.
Das Linder, aus 440 Stahl, 13cm Klinge:

Das Böker, aus 440C, 12cm Klinge (abgebildet die Amboina-Version):

Was nicht zu sehen ist: Von oben her betrachtet wirkt das Böker eher wie ein Meißel, die Klinge ist bis nach ganz vorne ziemlich stabil. Das Linder hat die deutlich zierlichere Spitze.
So, ich habe also erstmal in Karton gestochen, dann in Bogenschießscheibenmaterial, und zuguterletzt auch noch in eine Packung Tortellini, die ich ohnehin zwecks Abendessen öffnen wollte *g*
Das Ergebnis fand ich verblüffend: Das Linder sieht wesentlich stichiger aus, tatsächlich braucht es aber erheblich mehr Kraft als das Böker. Das Linder kommt die ersten Zentimeter gut rein, so etwa bis zur Hälfte der nach innen gewölbten Fehlschärfe des Entenschnabels, dann bockt es. Das Böker hat solche Probleme nicht.
Ich habe nachgedacht, woran das liegen kann, und komme zum Ergebnis, daß beim Bowie ab der Hälfte des Entenschnabels nicht genug Schneidenbiegung mehr da ist, so daß die Fehlschärfe beim Eindringen zwar Druck auf die Schneide macht, diese aber nicht gescheit schneiden kann, sondern eher ihren Weg durchs Schnittgut reißt, denn die Bewegung der Schneide scheint im verhältnis zur Klingenaufweitung zu klein zu sein.
Beim Integral gibt es diese Probleme nicht, es ist immer genug Schneidenbiegung da, um schneidend einzutauchen.
Ich schließe daraus, daß ein gerader Rücken mit gebogener Klinge sich hier leichter tut als ein gekrümmter Rücken mit gerader Klinge.
Damit stellt sich mir aber nun die Frage, wieso ein Bowie so geformt ist - die Verlagerung der Spitze in den Hohlschliffbereich hinein nimmt ja eindeutig Stabilität weg, zumal wegen der Entenschnabelform im Unterschied zu Drop-Point. Man könnte meinen, daß es dafür zum Stechen wenigstens besser taugt, aber nichtmal das tut es.
Wenn ich mir american tantos angucke, haben die auch so eine Meißelform, mit der man gerade bei harten Dingen gut durchstechen kann, je nach Stahl sogar durch Ölfässer.
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*winks* Daelach