Südlicht Investigator S4

pitter

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Review Südlicht Investigator S4

SÜDLICHT (http://suedlicht-gmbh.de/) ist eine neue Firma mit Firmensitz nahe Würzburg (deswegen "Süd", wobei ich bei "Süd" ja immer an etwas wärmere Gegenden denke, aber ok :)). Verkauft und vertrieben werden Taschenlampen, die in China nach den Designvorschlägen und Spezifikationen von SÜDLICHT gefertigt werden.

Die aktuelle Investigator Serie beinhaltet drei Led-Lampen: Eine 3xAAA Lampe (Investigator S3, 170 Lumen), eine 4xAAA Lampe (Investigator S4, 250 Lumen) und die größte Lampe, die Investigator L3 (330 Lumen), die mit 3xC Baby Zellen betrieben wird. Für diesen Bericht wurde mir vom Hersteller die Investigator S4 zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Die Spezifikation der Investigator S4 ist:
  • Leuchtmittel: Cree XP-G
  • Lichtstrom: 250 Lumen
  • Leuchtweite: 220 Meter
  • Leuchtdauer: max 12 Stunden
  • Wasser-/Staubdichtigkeit gemäß IP6/7
  • Frontscheibe: gehärtetes Glas
  • Schalter: Tailcap - Reverse Clicky, 100%-20%-Off, Doppelklick für Strobe
  • Gehäuse: Eloxiertes Aluminium, Reflektor Aluminium
  • Stromversorgung: 4xAAA Batterien oder (Info auf Nachfrage beim Hersteller) NiMH Akkus
  • Abmessungen: 40x140mm
  • Lebensdauer der LED: 30.000 Stunden
  • Garantie: 10 Jahre auf die LED
  • Zubehör: Trageschlaufe (mitgeliefert). Holster, Farbfilter, Fernschalter optional
  • Preis: Etwa 40 Euro
Mit der Investigator Serie möchte Südlicht keine Lampenfreaks ansprechen, sondern eher den Brot-und-Butter Käufer, der sich eben mal schnell zu den Batterien eine Lampe kauft. Bei Amazon, bei OBI und im Elektroladen. Und mit der Lampe auch keine Beamshots machen will, sondern eine Lampe sucht, damit er nicht im Dunkeln über die Kellertreppe fliegt. Deswegen die möglichst einfache Bedienung, ein - verhältnismäßig - günstiger Preis, und der Betrieb mit Standard Zellen. Soweit so gut. Hier erstmal ein Bildchen.

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Jetzt mach ich zwar auch Beamshots. Aber erstens habe ich auch eine Brot-und-Butter Lampe und renne nicht nur mit irgendwelchen Exoten rum. Und mir ist vollkommen klar, dass Lampenfreaks Lampenfreaks sind, und der OBI Kunde eben OBI Kunde. Und man mit Blisterware ein Geschäft machen kann. Alles verständlich. Und trotzdem habe ich mit dieser Lampe - und vergleichbaren Konstruktionen - grundsätzlich zwei Probleme.

1. Betrieb mit 4xAAA

Ich hab ja keine Berührungsängste mit Standardzellen, ist abolut ok. Aber warum muss es denn unbedingt diese Funzelbatterie sein, und die dann auch noch vier mal. Was ich meine, siehe Bild:

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Links meine Brot-und-Butter Lampe - Sunwayman V10, Betrieb mit 1xAA. Dann Spark, SurefireC2, Solarforce mit 2xCR123 oder 18650. Rechts die Südlicht S4 mit4 4xAAA.

Die S4 ist ziemlich groß. Für mich - gemessen an der Leistung - zu groß. Um nicht über eine Treppe zu fliegen, reicht sowas wie die Sunwayman. 1xAA Lampen gibts ja noch kleiner, wenn man keinen Drehring für die stufenlose Helligkeitseinstellung will. Passt wunderbar in jede Jackentasche. Oder man kann eine 2xAA Lampe konstruieren, die dann entweder heller ist und/oder eine längere Laufzeit bietet. Die ist ist zwar länger, aber immer noch handlicher als eine Lösung mit vier Zellen in einem Akkupack. Und wenn man schon möglichst viel Leistung aus Standardzellen haben möchte, dann meinetwegen mehrere AA Zellen und einen Treiber, der auch mit Eneloop Akkus klar kommt; dann hat man wenigstens a bisserl mehr Strom zur Verfügung, als mit den funzeligen AAA Zellen. Wenn AAA, dann für eine Minilampe. Da hat die Verwendung von so leistungsschwachen Zellen ja noch einen Sinn.

Kurz und knapp, ich sehe schlicht keinen Sinn, eine Lampe mit Betrieb von 4AAA im Akkupack auf den Markt zu bringen, wenn sich das kompakte AA oder das 2xAA Format seit Anno Maglite bewährt hat.

2. Auslegung des Treibers

Die 250 Lumen glaube ich jetzt einfach mal. Ich habs nicht gemessen, aber mal mit meinen andren Lampen verglichen kommt das schon hin. Passt schon. Reicht, um nicht die Kellertreppe runter zufallen. Die Kunden, die von einer alten Maglite upgraden, werden begeistert sein. Erstmal. So wie ich erstmal ein bisserl mit der Lampe rumgespielt habe. Und nach ein paar Minuten dacht ich mir, ist die jetzt dunkler geworden? Nach so kurzer Zeit? Die wird doch nicht ohne Regelung ... ok, also mal gemessen:

Unbenannt.PNG


Messung mit nagelneuen Varta AAA Zellen mit meinem PCE174. Mir gehts gar nicht um ein paar Minuten Laufzeit rauf oder runter, die Werte können andere sein, wenn man andere Batterien nimmt. Mir gehts um die Regelung, bzw. die offensichtlich nicht vorhandene Regelung. Ab dem Einlegen der Zellen geht die Helligkeit runter, und das recht schnell. Nach ner halben Stunde hat man noch 60% der anfänglichen Helligkeit. Jetzt kann man einwenden, ok, das sind die Leute ja von ihren alten Maglites gewöhnt, die werden auch kontinuierlich dunkler. Ja schon. Aber wir haben ja nicht mehr 1980. Man muss ja auch keine Regelung einbauen, die die Zellen bis zum Ende maximal auslutscht und dann innerhalb einer Sekunde abschaltet, so dass man im Dunkeln steht. Auch nicht klasse, verstehe ich. Aber so?

Denn Fakt ist, bei einer ungeregelten Lampe kann ich immer dann neue Batterien einlegen, wenn ich die maximale Helligkeit will oder brauche. Also entweder, schmeiße ich dauernd halb volle Batterien weg. Oder ich muss damit leben, dass die Lampe bei weitem nicht mehr die Helligkeit bringt, die sie beim Einschalten hatte.

Wenn Südlicht von einer maximalen Lichtdauer von 12 Stunden spricht (http://xn--sdlicht-n2a.net/de/produkte/profi-led-taschenlampen/32-investigator-s4.html) mag das stimmen, ich habe die Messung nach drei Stunden abgebrochen, die Lampe blieb bis dahin auf dem oben gezeigten niedrigem Niveau. Aber nach 55 Minuten hat man eben nur noch 10% der Leistung. Wie manche Webshops auf die Angabe "Leuchtdauer: bis zu 12 Std. bei halber Leistung / ca. 1,5 Std. bei voller Leistung" kommen (amazon) ist mir ein Rätsel.

Schad drum. Denn ansonsten macht die Südlicht Investigator D4 keinen schlechten Eindruck. Die Lampe ist komplett zerlegbar, alle Gewinde sind mit O-Ringen abgedichtet, laufen einigermassen sauber, wenn auch mit etwas Spiel in den Gewindegängen. Die Investigator S4 ist nach Schutzart IP67 zertifiziert, also gegen das Eindringen von Staub oder Wasser gut geschützt und so für Outdooraktivitäten oder Arbeiten, bei denen es etwas schmutzig zugehen kann, gut geeignet (eine recht Erläuterung der Schutzklassen kann man zB hier: http://www.industriegehaeuse.de/html/schutzarten.html lesen).

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Die Kontaktflächen sehen recht sauber gemacht aus. Der dicke Kontaktnippel in der Endkappe ist gefedert. Die Abflachungen in der Endkappe dienen als Wegrollschutz.

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Auch die Kontakte am Batteriekorb sind gefedert. Das Einlegen der Batterien "passt schon"; ist eben ein Batteriekorb. Einzelne Batterien in eine Lampe zu stecken ist komfortabler. Im Dunkeln möchte ich die Batterien im Korb nicht wechseln müssen.

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Hier der Schalter, ein Reverse Clicky. Ist angenehm groß, der Druckpunkt gut spürbar. Reverse Clicky - also Durchdrücken und erst beim Loslassen schaltet sich die Lampe ein - mag ich zwar nicht besonders. Ich habs lieber, die Lampe schaltet schon beim Drücken (Forward Clicky). Aber ok, für eine Gebrauchslampe kann man damit leben. Ebenso mit den beiden Stufen 100% - 20% (Strobe bekommt man durch Doppelklick; mag ich nicht, brauche ich nicht, aber wenigstens kommt man nicht aus Versehen auf den Strobemode).

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Ich habe auch mal den Kopf zerlegt. Der Aufbau sieht recht ordentlich aus. Der Hersteller ist übrigens ganz schon mutig; zerlegbare Köpfe freuen zwar den Modder. Beschäftigen aber auch den Service, wenn da Leute rumpokeln, die von der Sache nichts verstehen. Also bitte, seit brav. Reingucken ja, an der LED rumpfriemeln nein.:D Oder lass den Kopf gleich zu, kommt eh nur Staub rein :D

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In der Hand fühlt sich die Südlicht Investigator S4 durchaus recht hochwertig an. Die Kühlrippen sind sauber gefräst und ohne unangenehme Kanten. Ob man sie bei der relativ geringen Leistung braucht, ist wieder ne andere Frage. Heiß wurde der Kopf jedenfalls auch im Dauerbetrieb nicht. Den "Vorsicht heiß und hell" Papper kann man natürlich abmachen ;)

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Hier der Kopf, recht tief. Sieht auch sauber gemacht aus. Beamshots erspare ich mir diesmal - siehe Laufzeitdiagramm. Was will ich da seriös zeigen; Helligkeit direkt nach dem Einschalten, nach einer Minute, nach zehn? Die Helligkeit ist sicher ausreichend für "normale" Alltagsanwendungen. Und auch der Beam ist ok, da muss ich nicht Kniefieseln.

Zur angegebene "Reichweite" von 220m ... Ist eben die Frage, was man unter "Reichweite" versteht. Selbst für ausgewiesene Thrower ala Sunwayman T40, Surefire Invictus etc. die bei Volumen, Leistung und Preis in anderen Ligen spielen, sind 220m Entfernung eben 220m Entfernung ;) Das ist ganz schön weit. *Ich* erkenne da mit 800+ Lumen throwern nicht mehr allzuviel, geschweigen denn mit kleineren Lampen. Ich mein, man soll sich da nichts einreden lassen. Eine vorfokussierte Lampe, die auch noch auf 220m richtig Helligkeit bringt, ist im Nahbereich und auf mittlere Entfernung ziemlich unbrauchbar. Weil sie dann, prinzipbedingt, nur einen kleinen Spot bringt. Eine praktische Alltagslampe dagegen, die flächig und nicht nur auf einen kleinen Spot zentiert leuchtet, kann - auf mehrere hundert Meter - einfach keine Helligkeit mehr bringen. Egal, welche Leistung sie hat.

Die Auslegung des Reflektors finde ich absolut ok. Ein hellere Spot, ausreichend Spill, um auch die Umgebung zu erleuchten. Der Beam ist rund und die sehr feinen Ringe sieht man nur bei White-Wall-Shots.

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Achso, Verpackungsshot :) Bittschön:

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Fazit:

Tja. Was sag ich jetzt zur Investigator S4.

Grundsätzlich finde ich die Lampe recht ordentlich gemacht. Die Helligkeit ist für eine Alltagslampe sicher ausreichend. Und für die Bedienung brauchts kein Studium. Zwei Stufen sind auch ok. Früher (tm) gabs nur eine ;)

Ich kanns aber drehen und wenden wie ich will, ich finde keinen vernünftigen Grund, der dafür spricht, vier AAA Zellen für die Stromversorgung verwenden, die ich in einen Batteriekorb pfriemeln muss. Als problemlose Alltagslampe ziehe ich allemal Funzeln mit einmal, oder eben zweimal AA vor. Die Batterien bekomme ich sogar noch eher, als die AAA Zellen, Kapazität ist höher, die Lampen deutlich kompakter und schlanker.

Das ist das eine. Das andere ist die mangelhafte bis nicht vorhandene Regelung der Lampe. Ja, damals (tm) wurden Glühobstfunzeln auch langsam immer dunkler. Aber die Technik geht voran, und eine geregelten Ansteuerung der LED ist heute Stand der Technik. Die Regelung muss ja nicht so extrem sein, wie es Spark für 18650er macht. Der "normale" Lampenkäufer wird nicht erwarten, dass er innerhalb von Sekunden im Dunkeln steht ;) Als Beispiel: Die Regelung der ST5 auf High bei Eneloops finde ich schon recht gut:

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=106439

Lange eine gleichmäßige Helligkeit, und dann einen relativ steilen Abfall innerhalb von 20 Minuten. Damit nutzt man die Batterien oder Akkus gut aus, wird aber rechtzeitig daran erinnert, dass man so langsam mal neue Batterien einlegen sollte.

Schad drum, weil mir einige Detaillösungen recht gut gefallen und die Lampe nicht billig gemacht ist. In Verbindung mit einem Treiber zur Regelung der Helligkeit und einer leistungsfähigeren Stromversorgung wäre die Südlicht S4 für den Kunden, der eine einfache Gebrauchslampe sucht, keine schlechte Wahl.

Mit Südlicht habe ich über meine Kritikpunkte und auch über zukünftige Modelle gesprochen. Ich zitiere dazu mal die wesentlichen Punkte:

"Den negativen Einwand bezüglich der LED Ansteuerung kann ich durchaus nachvollziehen, allerdings ist es uns Preislich aktuell nicht möglich eine komplexe LED Regelung in der Lampe zu verbauen. Wie sie bereits auch in Ihrem Bericht erwähnt haben ist das Licht mehr als ausreichend für den normalen Konsum-Anwender.
Wir haben vor eine Regelung bei der nächsten Version einfließen zu lassen und die Lampe somit aufwerten.

Über das Thema mit den Micro AAA Zellen können die Meinung auseinander gehen. Der Konsumkunde sucht in der Regel Lampen mit Standardzellen (AAA oder AA...). Bei der Konstruktion der Investigator S4 wurde die Möglichkeit die Lampe mit 18650 Zellen zu betreiben berücksichtigt. Diese Version wird in Naher Zukunft ebenfalls verfügbar sein.
"

Na, das klingt ja schonmal nicht schlecht. Sobald die Lampe mit Regelung auf dem Markt ist, wirds dazu wieder einen Bericht und auch einen Passaround geben.

Pitter
 
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