Super Low Budget Kracher

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Wenn ich hier mal eine Anekdote loswerden darf zum Thema "Super-low-Budget aber für das gewünschte Ergebnis absolut tauglich":
Es gab mal eine Zeit, in der ich viele - um 2500 - Tannensetzlinge pflanzen und dann auch pflegen durfte. Das hieß Brennnesseln, Springkraut und andere schnell wachsende Stauden regelmäßig auszulichten. Mit der Sense war das zu riskant, weil wenig Platz. Motorsense hatte ich, wurde auch benutzt, aber auch gefährlich für die kleinen Setzlinge. Also händisch. Ich hatte mir eine billige Machete im Werkzeugfachhandel besorgt, aber die war mit 60 cm recht groß und mit auf Dauer zu unhandlich.
Da fiel mir durch Zufall ein Stück V2A-Stahl in die Hände, 50 x 2,5 cm, das in einem recht kleinen Winkel schräg abgeflext worden war. Dazu war es 1,5 mm dick, gefalzt und dadurch biegestabil, aber dennoch leicht. Ich dachte mir, das könnte eine handliche Brennnesselmachete werden. Also Griffwicklung drangemacht, das andere Ende gerundet, zum Schutz der Baumsetzlinge, und losgelegt. Das Ding arbeitete super, war führig, nicht zu groß, und der unregelmäßige Wellenschliff nahm die Stauden mühelos weg. Obwohl ungehärteter V2A-Stahl, musste ich kaum je nachschärfen, weil nur für weiche Stauden verwendet. Hat mir jahrelang treu gedient, bis ich den Arbeitsplatz wechselte.
Bis auf etwas Ellbogenschmalz und ein Stück Schnur war das ein Null-Budget-Top-Werkzeug.

Was lernt uns das? Wenn ein Messer das tut, was es soll, ist die Frage des Klingenstahls unerheblich. Aber das wußtet ihr ja schon, oder? So hab ich euch ein bisschen unterhalten ;)
 
Da wir gerade so schön am Erzählen sind, ein paar Worte zum Douk-Douk. Ich bekam mein erstes
von Papa 1973 in Thiers, Familienurlaub. Das Douk-Douk wird seit 1902 in Thiers von Cognet hergestellt,
die Coutellerie gibt es seit 1835. Inzwischen gibt es natürlich auch de Luxe Versionen. Mein Aktuelles:
DSC00246.JPG

Das Messer war ursprünglich als preiswerter Exportartikel für die Kolonien und Überseeprovinzen gedacht, dort wurde der Ausdruck
'Douk-Douk' mancherorts zum Synonym für Messer, wie 'Bic' für Kulis und Feuerzeuge. Im Algerien-Krieg erreichte es Berühmtheit,
da es von allen Seiten genutzt wurde
Ich habe es immer gerne dabei gehabt, meist an einheimische Mitarbeitende verschenkt, im Camp-Leben ist es einfach praktisch.
Falls mal jemand ins francophone Afrika fährt-sie machen sich auch gut als Geschenk für Fremdenführer, Tour-Guides, usw.
Die Luxe-Versionen:
Couteaux Douk-Douk. Modèles uniques entièrement faits à la main. (https://www.coutellerie-cognet.com)
 
Für einen messeraffinen sind die zitierten 20 Dollar China LowCosts wie Rotwein aus dem Tetrapak vom Discounter - und ist es am Ende wohl auch.
Messeraffinität ist eine vielschichtige Angelegenheit, deren Interpretation jedem selbst obliegt.
Die Einordnung der Messeraffinität anderer, und deren Wertung nach eigenen Maßstäben muss sich schon dem Verdacht aussetzen, anmaßend zu sein.
 
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Wenn ich hier mal eine Anekdote loswerden darf zum Thema "Super-low-Budget aber für das gewünschte Ergebnis absolut tauglich":
Es gab mal eine Zeit, in der ich viele - um 2500 - Tannensetzlinge pflanzen und dann auch pflegen durfte. Das hieß Brennnesseln, Springkraut und andere schnell wachsende Stauden regelmäßig auszulichten. Mit der Sense war das zu riskant, weil wenig Platz. Motorsense hatte ich, wurde auch benutzt, aber auch gefährlich für die kleinen Setzlinge. Also händisch. Ich hatte mir eine billige Machete im Werkzeugfachhandel besorgt, aber die war mit 60 cm recht groß und mit auf Dauer zu unhandlich.
Da fiel mir durch Zufall ein Stück V2A-Stahl in die Hände, 50 x 2,5 cm, das in einem recht kleinen Winkel schräg abgeflext worden war. Dazu war es 1,5 mm dick, gefalzt und dadurch biegestabil, aber dennoch leicht. Ich dachte mir, das könnte eine handliche Brennnesselmachete werden. Also Griffwicklung drangemacht, das andere Ende gerundet, zum Schutz der Baumsetzlinge, und losgelegt. Das Ding arbeitete super, war führig, nicht zu groß, und der unregelmäßige Wellenschliff nahm die Stauden mühelos weg. Obwohl ungehärteter V2A-Stahl, musste ich kaum je nachschärfen, weil nur für weiche Stauden verwendet. Hat mir jahrelang treu gedient, bis ich den Arbeitsplatz wechselte.
Bis auf etwas Ellbogenschmalz und ein Stück Schnur war das ein Null-Budget-Top-Werkzeug.

Was lernt uns das? Wenn ein Messer das tut, was es soll, ist die Frage des Klingenstahls unerheblich. Aber das wußtet ihr ja schon, oder? So hab ich euch ein bisschen unterhalten ;)
Was V2A betrifft gebe ich dir sowas von Recht!!! Hab Jahrelang mit dem zeug gearbeitet und mir selber schon überlegt nicht einfach mal einfache Werkzeuge damit herzustellen.
Das Zeug ist enorm Zäh Federt und ist ein Horror zum Feilen. Ich weiß von Leuten die daraus Speerspitzen und sogar Schwerter gemacht habe! Schlägt alles aus der Bronze und Eisenzeit und wenn man bedenkt, dass ungehärtete Stahlschwerter, auch in dem Mittelalter verwendet wurden, da fürchte ich nix außer Schnitthaltigkeit beim schnitzen.
 
Messeraffinität ist eine vielschichtige Angelegenheit, deren Interpretation jedem selbst obliegt.
Die Einordnung der Messeraffinität anderer, und deren Wertung nach eigenen Maßstäben muss sich schon dem Verdacht aussetzen, anmaßend zu sein.

So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein.

Meine Kritik bezog sich ausschließlich auf die beschriebenen unter 20 Dollar China Low Budget Kracher und erkennbar nicht generell auf einfache oder günstige Messer.

Die genannte Chinaware liegt, im übertragenden Sinne, im selben Regal, wie das Billigfleisch beim Discounter.

Bescheidenes Ergebnis unter fragwürdigsten Umständen für Mensch oder Tier und der Umwelt hergestellt. Weil es anders gar nicht geht.

Wer tatsächlich derart prikär lebt, dass er nur einmal im Jahr Fleisch essen oder sich nur ein einziges Messer in dieser Preiskategorie leisten kann. Geschenkt.

Wer dies aber tut, weil er möglichst jeden Tag Fleisch essen will oder nur auf diesem Wege zu einer Messersammlung kommt, muss mit meiner Kritik rechnen.

Hier im Forum für Messerliebhaber.

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer kauft den bitte Billigkracher um die zu sammeln?

Das sind bestenfalls Gebrauchsmesser oder Anschauungsstücke für "das ist billig machbar". Insofern bin ich ganz dafür mal ein paar probiert zu haben. Denn damit schätzt man seine Schmuckstücke mehr (oder auch nicht).
Die Realität das die halt zum Nutzen und nicht als Wertanlage zu betrachten sind wird wohl jeder selbst auf die Reihe bekommen.
Ansonsten wie ohne zu testen findest du raus ob du nun für 10 Euro ein Mora hast oder eine Schnitzel aus'm Kaufland?

Ich hab durchaus noname aus China die vernünftig sind für 20 Euro. Und wahrscheinlich nur mit anderem Aufdruck hier deutlich teurer kaufen könnte. Macht es das dann zu einem besseren Stück Fleisch?
 
Wenn ich aber einen V8 Ferrari mit 500 PS kaufe und entsprechend bezahle, will ich den auch haben und nicht hören, dass für den täglichen Stadtverkehr zwei Nummern kleiner keinen Unterschied machen.
Kritik willst du nicht hören.
Wer dies aber tut, weil er möglichst jeden Tag Fleisch essen will oder nur auf diesem Wege zu einer Messersammlung kommt, muss mit meiner Kritik rechnen.
Aber andere müssen mit deiner Kritik rechnen.

Sorry, diesem Ansatz folge ich nicht.

Zum Thema: das im Thread erstgenannte Sanremu hab' ich auch - sogar 2x. Auch ein Kiana, Le Glenn, Clovis, Opinel. Alles klasse Teile. Gut benutzbar für meine allermeisten Zwecke. Und wenn denen mal was passiert oder ich sie verlege, dann muss ich mich nicht übermäßig ärgern. Erst mal hat jede Preisklasse für mich ihre Berechtigung. Ich gehe auch nicht im Maßanzug zur Gartenarbeit oder im alten Hoodie in die Oper.
 

Mein Douk-Douk liegt in der Schublade sogar neben den "Verwandten" aus Deutschland - für mich ist das Kaufmann-Messer das quasi deutsche Douk Douk
Sieht von der Form sehr ähnlich aus, Mercator ist einprägsam (lat. Kaufmann) und die Katze hat ihm zum Cat-Knife verholfen, und es gibt das (fast) unverändert seit 1867.
Der Klassiker kommt heute von Otter, so ist aus der Katze ein Otter geworden und nur auf den Sondermodellen steht die alte Bezeichnung K55K für Kaufmann, Hochstraße 55 und Katze...



Metallabteilung quasi...
 
Meine hiesige Metallabteilung:
DSC00675.JPG


Eigentlich alles eher Uhus 😊
Das kupfrige Mercator habe ich mal abgeschliffen, weil die Lackierung eine Schramme hatte,
sieht mit Patina m.E. fast besser aus.
Den Seenotretter habe ich gekauft, weil eine Spende für die DGzRS, für die ich ein Faible habe, abging.
Im südlichen Haushalt liegt noch ein Douk-Douk mit eingeschlagenem Divisionskennzeichen
und Materialnummer der Armée de Terre, Foto folgt irgendwann. Stammt vom Flohmarkt, hat wohl
ein Soldat mal verschenkt.
 
ROUGH RYDER nicht vergessen!
Absolut tolle Messer für die Fans traditioneller Taschenmesser.
Die Teile werden zwar massenhaft in China produziert (Inhaber: SMKW USA) und ähneln sehr der Produktpalette von CASE.
Jedoch kosten sie zumeist nur 1/5tel oder weniger als das amerikanische Original, sind aber zumeist sogar besser verarbeitet.

Ich gestehe es ganz offen: Ich LIEBE diese Marke!(y)

P.S.: MARBLES gehört ebenfalls SMKW (Smoky Mountain Knife Works) und steht mit den "rauhen Reitern" auf fast der gleichen Qualitätsstufe.
 
Wer kauft den bitte Billigkracher um die zu sammeln?

Das steht so im Eröffnungsthread „Welche super low Budget Kracher habt ihr in eurer Sammlung?“

Egal. Wer den Eröffnungsthread Satz für Satz und alle meine Kommentare gelesen hat, sollte verstehen können, wovon ich spreche. Falls nicht, wird das auch mit zwei Dutzend weiteren Erklärungen nicht besser.

Mich hat tatsächlich die dreiste Eröffnung mit den deutlich übermotivierten Aussagen und Sanremu als optimierte Lösung getriggert.

Nein. Und nochmal nein. Sanremu ist für mich immer noch beliebiger, seelenloser Chinakram von bestenfalls brauchbarer Qualität. Lackierte Blechschrauben, die anodisiertes Titan imitieren sollen. Das ist für Messer Aficionados? Und ich bin anmaßend? Ernsthaft?

Rough Ryder hingegen hat zumindest ein eigenes Thema, das selbst Case oder Schatt & Morgan in diesem Bereich qualitativ kaum besser bedienen.

Auch ein Opinel oder ein Mercator sind keine Präzisionsprodukte, aber günstig und verfügen über Eigenständigkeit und Geschichte. Eigenschaften, die man mit etwas verbinden kann, dass über das Schneiden hinausgeht.

Einen schönen Abend allen.

geüsse, pebe
 
Liebe Mitmenschen,
hier stoßen Pragmatismus und Glaubenssätze aufeinander; gepaart mit einem gewissen Hang zum Missionieren- von mehreren Seiten.
Ich möchte hier unbedingt eine Eskalation vermeiden- also *alle* bitte mal tief durchatmen- DANKE .

Gruß
Excalibur
 
Meine Friedenstaube 🕊️ kam wohl nicht an - ehe ich hier in den Dauerlöschmodus gehe, mache ich hier erstmal zu.
Vielleicht können wir mit etwas Abstand am Thema bleibend weiter diskutieren.

GN8 Excalibur
 
So, ich möchte hier nochmal einen öffentlichen Schlusspunkt setzen.
Ich komme beruflich aus dem sozialen Bereich, daher moderiere ich hier möglichst transparent und wenig nordkoreanisch.
Es wurde hier einfach zu unübersichtlich- und einiges ging tatsächlich unter die Gürtellinie- wir Mods hätten schon früher reagieren müssen.
Ich denke, das Thema war einfach zu breit. Jede*r hat beim Begriff „Chinakracher“ eine andere Assoziation. Economy Modelle bekannter Firmen- in Fernost gefertigt, asiatische Eigenmarken, Clone - alles wurde hier kreuz- und quer diskutiert und vermischt.
Das kann zu keinem guten Resultat führen.
Ich hatte versucht ( zu spät?!?) steuernd einzugreifen.
Letztlich hat es da nur Pebe mit einer Löschung getroffen, dessen Post zeitgleich mit meinem „Ordnungsruf“ kam.
In der Nachbetrachtung hätte noch viel mehr gelöscht werden müssen- dies aber nachträglich im Flow eines Threads zu tun ist auch kagge 💩


Cheers, Euer Sozial-Fuzzi
Excalibur
 
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