Supergau [Bruch + Verzug]

Robi

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Ich wollte gestern das Hochzeitsgeschenk für einen Freund fertig stellen und da passiert das! Habe zur Sicherheit 2 Messer angefangen aber so wie es aussieht, hat auch das nichts genützt! Ich bin total frustriert und weiss nicht mehr weiter. Das erste Messer ist beim Richten gebrochen, das zweite hat extremen Härteverzug! Das Erste wird man nicht mehr richten können, aber das Zweite ist meine ganze Hoffnung! Kann mir jemand sagen, ob ich die Wellen in der Schneide mit Spannungsarmglühen und anschliessender neuerlicher Wärmebehandlung weg bekomme?
Danke für jde Hilfe ...

 
AW: Supergau

Hallo Robi,

oh je das ist Frust. Wie dünn hast du denn die Schneide ausgeschliffen? Sie sollte nicht zu dünn sein vor dem Härten. Wie hast du gehärtet und wie war deine WB?

Beim Härten tauche ich immer mit der dicksten Stelle als erstes ein. Also mit dem Rücken zuerst. Wie hast du eingetaucht?

Ich schätze nicht dass sich die Wellen nur mit Spannungsarmglühen beseitigen lassen. Ich würde so vorgehen.

- Warm richten (bei krischrot und ganz vorsichtig nur mit leichtem Druck)
- Spannungsarmglühen
- Evtl. etwas falls es noch möglich bzw. nötig ist die Schneide etwas abschleifen und mehr Material stehen lassen 0,3-0,5 mm je nach länge des Messers.
-neu härten.
 
AW: Supergau

Ich habe beide Messer gleich dünn (etwa 0,5 mm) an der Schneide ausgeschliffen, bei der gebrochenen Klinge war die Schneide absolut gerade!
Bei dieser Klinge habe ich aber im gesamten Produktionsablauf immer wieder starken Verzug gehabt. Auf der Planschleifmaschine hat sich ganz plötzlich die Klinge um 3mm aufgebogen, obwoh sie vor dem Schleifen absolut gerade war. Und die Schneide habe ich auch zuerst eingetaucht!
 
AW: Supergau

......Bei dieser Klinge habe ich aber im gesamten Produktionsablauf immer wieder starken Verzug gehabt. Auf der Planschleifmaschine hat sich ganz plötzlich die Klinge um 3mm aufgebogen, obwoh sie vor dem Schleifen absolut gerade war.......

Nurmalso

Welcher Stahl?, an der Schlagschere abgelängt?, wie dünn ausgeschliffen?, wie überhaupt geschliffen (eine Seite gefinished, dann die andere?)?, trocken geschliffen?
Fragen über Fragen ;)

Gib mal Antwort

Stefan
 
Hi,

hast du den Damast selbst geschmiedet? Wenn ja, eventuell bei der Wärmebehandlung "gesparrt"? Die Schneidenstärke war mit 0,5mm eigentlich im ganz sicheren Bereich. Die Sache wird erst heiß wenn man unter 0,3 - 0,25 geht.

skorpionk hat ja schon gesagt was man machen kann, bei einem aufändigen Stück würde ich aber nochmals ne Schippe drauflegen:
- erhitzen und sanft richten
- 3x sanft Normalisieren
- 1 bis 2x scharf normalisieren
- Weichglühen
- Spannungsarmglühen
- nochmals Härten

Sprich ne neue komplette Wärmebehandlung :steirer:
Wenn möglich die ganzen Glühbehandlungen hängend veranstalten. Zum abschrecken wäre ein hohes Gefäss in das man senkrecht eintauchen kann auch empfehlenswert.

Die Geschichte geht aber eigentlich nur wenn du noch genügend Material übrig hast, ansonsten könnte eine starke Verzunderung Probleme bereiten. Beim normalisieren am besten die Klinge mit einem Schutzlack versehen. Beim Glühen sowieso unbedingt richtig vor der Entkohlung schützen! Ansonsten kannst du das Prozedere gleich vergessen oder musst es machen lassen.

Einen Erfolg kann ich aber auch nicht garantieren.

p.s. eventuell sind auch versteckte Schweißfehler bei den Wellen vorhanden.

Gruß

Simon
 
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Guten Morgen : ))
Ich hab gestern die Klinge richten können!
... und so hat es funktioniert:
Das Messer warm gemacht, zwischen 2 Stahlplatten im Schraubstock auskühlen lassen, in ein Rohr eingeschweisst und spannungsarm geglüht, langsam abkühler lassen, 3 x normalisiert, auf Härtetemperatur gebracht und in vorgewärmtem Öl mit dem Rücken zuerst abgekühlt und zum Schluss 2 x 1 Stunde angelassen. Geschliffen, poliert und heute werd ich noch ätzen und Griff montieren. Keine Schweissfehler, absolut gerade und das Muster ist wunderschön - die Hochzeit ist gerettet!
Danke für eure Hilfe!
 
Hi Robi,

na das ist doch super!

Du hast den Damast also selbst geschmiedet und es sind keine Schweißfehler vorhanden - soweit so gut.
Könntest du eventuell noch zu den anderen Fragen hier kurz antworten?
Eventuell hat ja später mal ein Anderer die gleichen Probleme und da wäre es super wenn man hier schon ein Thema hätte in dem alles geklärt wurde ;)

p.s. rückt dann aber auch noch mit Bilder raus!!!

Gruß

Simon
 
Na also ist doch noch alles gut.

Aber mich würde auch interressieren wie es bzw. was deiner Meinung nach beim ersten mal schief gegangen ist. Falls du es nicht weist, beschreib doch bitte nochmal dein Vorgehen. Vom schleifen bis zur kompletten WB.
Bei welcher Temperatur hast du die erste Klinge versucht zu richten und wie hast du versucht die erst Klinge zu richten?


Grüsse Roland
 
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Hallo Simon
Anlieferungszustand:
1.2842 - 5 mm x 40 mm gewalzt weichgeglüht
1.2767 - 4 mm x 40 mm präzisionsgeschliffen weichgeglüht

mit Winkelschleifer getrennt - beim 1.2842er Zunder mit WS abgeschliffen
1 x stirnseitig und 1 x an den Seiten geheftet - in meiner Gasesse erhitzt - am Lufthammer verbunden - im Kohlefeuer ausgeschmiedet (9 Anfangslagen - 5 mal gefaltet gibt 288 Lagen) - auf 6 mm in Form geschmiedet, weichgeglüht und dann auf der Planschleifmaschine auf etwa 4mm geschliffen. Da traten schon die ersten Probleme mit Verzug auf. Stahl nur erwärmt und gerichtet, jetzt weiss ich, dasss spätestens hier spannungsarm glühen angesagt gewesen wäre, aber unter Zeitdruck hab ich es einfach gelassen!
Auf einer Bandschleifmaschine Form und Schneide geschliffen - 3 mal normalisiert und dann gehärtet - also im Nachhinein betrachtet ein Wahnsinn - aber aus Fehlern lernt man!
 
Ich les grad "mit dem Rücken zu erst eingetaucht".

Immer mit dem kleinsten Querschnitt voran!


Das Messer ist hübsch geworden. Eine Frage noch dazu. Warum hast Du die Schneide nicht bis ganz hinten durchgezogen? Ich mach viel grad mit dem letzten Drittel der Klinge und besser schärfen ließe es sich dann auch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Andy
Die Schneide habe ich wegen der Verletzungsgefahr nicht ganz bis hinten durchlaufen lassen. Aber ich glaube, du hast recht, das nächste mal werde ichs anders machen. Danke für den Tipp : ))
 
Oh und ich les grad das

Ich les grad "mit dem Rücken zu erst eingetaucht".

Immer mit dem kleinsten Querschnitt voran!


Nope Andi ich darf Dich korrigeiren. Hat er genau richtig gemacht, immer die starken Querschnitte voran.:ahaa:

Und der Eintauchwinkel wird nach dem Proportionsverhältnis zwischen Rücken und Schneide gewählt.
Heist, je heftiger das Verhlätnis, desto flacher der Winkel also dicker Rücken flacher Winkel.

VG Roman
 
Oh und ich les grad das




Nope Andi ich darf Dich korrigeiren. Hat er genau richtig gemacht, immer die starken Querschnitte voran.:ahaa:

Und der Eintauchwinkel wird nach dem Proportionsverhältnis zwischen Rücken und Schneide gewählt.
Heist, je heftiger das Verhlätnis, desto flacher der Winkel also dicker Rücken flacher Winkel.

VG Roman

Gut, ich laß mich gern belehren, habs andersherum gelernt!
 
... immer die starken Querschnitte voran...

1. Wäre es möglich dazu eine kleine Erläuterung oder einen Link zu bekommen,
ich habe das mal so wie Andi gelehrt bekommen:confused:

2. Und kann ein falsches Eintauchen zu so einer "Wellenbildung" an der Schneide führen oder ist das eher auf Spannungen im Material zurück zu führen?


3. Wenn ich Roman jetzt richtig verstanden habe, dann sollte man
lange dünne Klingen in einem möglichst steilen Winkel eintauchen, richtig?
 
Die Wellenbildung an der Schneide kommt daher dass sich bei der Martensitumwandlung das Gefüge ausdehnt.

Während der Abkühlphase kommt es zu einem Schrumpfen des Materials (thermische Expansion, bzw. deren Umkehr beim Abkühlen.) Bei der Martensitumwandlung (Ms) kommt es jedoch zu einer abrupten Längenausdehnung aufgrund der Gefügeumwandlung. Diese Gefügeumwandlung findet an der dünneren Schneidengeometrie minimal früher statt als am stärkeren Klingenrücken. ZUsammengefasst kann man also sagen dass sich das Material im Bereich der Schneide ausdehnt während sich das Material am KLingenrücken noch zusammenzieht. Je nach Klingengeometrie (Klingenbreite und Verhältnis der Klingenstärke an Schneide und Rücken) führen die dabei entstehnden Spannungen zu unterschiedlichen Effekten. Bei eher schmalen Klingen kann es zu einer Krümmung der Klinge kommen. Bei breiteren Klingen und / oder entsprechend dünn ausgeschliffenen Schneiden ist der schwache Querschnitt im Bereich der Schneide nicht in der Lage die Klinge nach hinten zu verformen. Als Folge weicht das Material seitlich aus und die Schneide legt sich in Wellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke:super:

Also ist die einzige möglichkeit die Wllenbildung bei sehr dünn ausgeschliffene Klingen
zu verhindern ein Fixieren der Klinge zwischen z.B. zwei Stahlplatten.

Oder bringt das nicht wirklich was?:confused:
 
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