Rock'n'Roll
MF Ehrenmitglied
- Beiträge
- 5.874
Moin,
motiviert von den vielen Hirschhorn-lastigen Reviews der letzten Zeit habe ich mich diesbezüglich mal auf den Weg gemacht. Meine Recherchen kamen zu dem Ergebnis, daß es Sinn macht, Jagdmesser von Weltersbach, Diefenthal und Hubertus in Betracht zu ziehen. Gern auch ältere Puma, wie z.B. ein 959er 3-Liner (falls nicht restlos überteuert).
Besonders interessiert hat mich im Rahmen der Nachforschungen die Geschichte der Marke WEIDMANNSHEIL. Was mein Augenmerk überwiegend in diese Richtung gelenkt hat. Es gibt dazu hier im Forum (speziell von cut 2005), aber auch an anderer Stelle (amerikanische und spanische Blogs und Foren) umfangreiches Informationsmaterial. Ich habe den mir bekannten Stand der Dinge im folgenden zusammengetragen.
Messermanufaktur Wilhelm Weltersbach und das Markenzeichen „WEIDMANNSHEIL“
1882 gegründet, produzierte Weltersbach ein breites Spektrum hochwertiger Taschen-, Jagd- und Fahrtenmesser mit den meisten Modellvarianten in den 1920er und 1930er Jahren. Es werden zu dieser Zeit auch größere Stückzahlen exportiert (z.B. nach Indonesien). Besonderes Augenmerk verdienen die schönen Springmesser mit Leverlock (mit der Gravur „SPRINGER“, „SPRINGER KÖNIG“ oder „JAGD KÖNIG“ auf den Neusilber-Backen). Ein informativer Beitrag inkl. D.R.G.M.-Gebrauchsmuster-Eintrag für Wilhelm Weltersbach (#73661 von 1897 - „Jagdmesser mit Wurffeder …“) findet sich hier.
Nach Kriegsende kommt es zu einer gegenseitigen Auftragsfertigung zwischen Weltersbach und Kuno Ritter (Hubertus). Ende der 50er Jahre hat Weltersbach 45 fest Angestellte zuzüglich diverser Heimarbeiter. Es wird auch für weitere Unternehmen im Auftrag gefertigt, z.B. für Puma - wie es scheint, auch für ein österreichisches Unternehmen (mit Wildschweinkopf als Logo).
Als Markenzeichen dient in den ersten Jahren ein „LAUFBRUNNEN“. „„WEIDMANNSHEIL“ wurde vom Patent- & Markenamt erstmalig am 15.09.1934 als Marke für die Solinger Firma Wilhelm Weltersbach registriert ….“. Auf dem Katalog zum 50jährigen Jubiläum 1932 taucht es noch nicht auf. Auf dem Deckblatt eines Katalogs von 1949 ist es dann abgedruckt (seitliche Ansicht eines Hirschkopfs mit Geweih und darüber im Halbkreis der Schriftzug WEIDMANNSHEIL).
Der Hirschkopf erscheint zunächst eingeschlagen auf dem Ricasso - mit dem Zusatz WEIDMANNSHEIL SOLINGEN GERMANY. Später wird zusätzlich ein rundes Emblem mit Hirschkopf in die Griffschale der Showseite eingesetzt. In einem Katalog von 1950 ist es noch nicht vorhanden. In einem solchen von 1982 tragen die Messer das Markenzeichen dann auch in der Griffschale. Es finden sich bereits in den 70ern Messer mit Logo im Griff.
Der letzte Messerbauer der Weltersbach-Linie verstirbt 1991, 1994 wird das Unternehmen aufgelöst. 1997 sichert sich das Solinger Unternehmen Josef Diefenthal das Markenzeichen „WEIDMANNSHEIL“ für den europäischen Markt.
Zur gleichen Zeit erwirbt der Händler Parkers’ Knife Collector Service (Bulldog Knives, Weidmannsheil and Parker Eagle Brand) die Rechte am Label „WEIDMANNSHEIL“ für den amerikanischen Markt. 1992 hatte Jim Parker die Marke „Bulldog“ von Charlie Dorton übernommen. Jim Parker starb 2004. Heute führt Jims Sohn James (Buzz) das Unternehmen (Blade Magazine Spring 2018, Firmen-Info Seite 61).
Gefertigt werden die Messer mit der Marke „WEIDMANNSHEIL“ für Parker vom Solinger Unternehmen Friedrich Olbertz, das auch Bulldog Brand Knives produziert hat.
Die kleine Manufaktur Josef Th. Diefenthal, die das Recht über die Marke „WEIDMANNSHEIL“ für den europäischen Markt 1997 erwirbt, labelt Chargen seiner eigenen Jagdmesser-Modelle mit dem Weidmannsheil-Logo auf den Klingen, teilweise ebenfalls mit dem Emblem in einer der Griffschalen. Es finden sich auch Messer mit Weidmannsheil-Logo auf der Klinge und Diefenthal-Logo (drei rotierende Klingen) in der Griffschale.
An verschiedenen Stellen im Netz heißt es, Diefenthal sei nicht mehr aktiv. Große Händler - wie Frankonia - werden in der Tat nicht mehr beliefert. Nach telefonischer Auskunft von Karl-Peter Roellecke, dem Inhaber von Rockys Messershop, beliefert Diefenthal außer seinem Shop noch einen weiteren mit einzelnen Stücken, wird den Betrieb aber alsbald altersbedingt einstellen.
Cut berichtet auf Anfrage, er habe Josef Diefenthal vor über 15 Jahren in Düsseldorf kennengelernt, da sei er bereits weit über 60 Jahre alt gewesen. Das Handelsregister in Solingen listet die Firma nicht mehr. Die Telefonnummer ist noch aktiv geschaltet und man kann eine Nachricht hinterlassen. Auf Anfrage gibt es keine Antwort …
Sowohl Parker als auch Diefenthal verwenden die Marke „WEIDMANNSHEIL“ zu Marketingzwecken. Anfangs verkauft Parker erworbene Restbestände originaler Weltersbach-Messer, es werden zudem Messer von Olbertz aus Restteilen zusammengebaut und schließlich von Olbertz gebaute Messer (teils mit Damastklinge) nur noch mit dem Markenzeichen versehen.
In amerikanischen Auktionen finden sich Verpackungen, die mit dem 100jährigen Jubiläum der Marke werben. Was bei deren Eintragung im Jahr 1934 schlicht unmöglich ist. Es gibt auch ausgesprochen abenteuerliche Messer-Versionen und Fakes, die mit der Marke hausieren gehen und nichts mit den ursprünglich von Weltersbach produzierten Modellen gemein haben (u.a. angebliche Vintage Weidmannsheil). Hier im Forum ein Beitrag zu diesem Thema …
Weidmannsglück auf der Jagd nach Weidmannsheil
Während meiner Recherchen habe ich über einen Zeitraum von etwa vier Wochen nach respektablen (Jagd)messern mit Hirschhornbeschalung Ausschau gehalten. Mit Schwerpunkt Weidmannsheil. Und bin zu meiner Freude alsbald fündig geworden. Ein Vintage Weltersbach Weidmannsheil fiel mir vor die Füße.
Das Weltersbach hat noch kein Markenzeichen in der Hirschhornschale, sollte demnach aus dem Zeitraum späte 1940er bis 1960er Jahre stammen. Es ist in einem insgesamt sehr guten Zustand mit voller Funktion von Klinge, Säge, Aufbruchklinge und Korkenzieher. Alle - nicht rostträgen - Federn sind noch gut stramm. Die Werkzeuge schließen einwandfrei.
Die Klinge trägt deutliche Gebrauchsspuren. Ihre Fase wurde ballig geschliffen - was mir gut in den Kram paßt - und war bereits OTB sehr schneidfreudig (druckfreie Armrasur). Beim - rostträgen - Stahl gehe ich von einem der üblichen Solinger mit mittlerem Carbonanteil aus - also etwa 1.4034 / 420. Er läßt sich auf einfache Weise fein ausschleifen. Auf dem Ricasso ist der Hirschkopf eingeschlagen. Mit dem Zusatz WEIDMANNSHEIL SOLINGEN GERMANY.
Die doppelt verzahnte Säge ist - wie die Aufbruchklinge - wenig gebraucht. Sie arbeitet überzeugend, ist mit Schraubenzieher-Spitze und Kapselheber ausgestattet und hat auf beiden Seiten einen Nagelhieb. Zum Klingenrücken hin verschlankt sie um einen knappen Millimeter, damit sie sich nicht verklemmen kann.
Mit 185 Gramm und 2 bis 2,6 cm Griffstärke liegt das Messer satt in der Hand. Und es läßt sich - für mich unerwartet bei diesem Kaliber - sehr angenehm mit den einzelnen Werkzeugen arbeiten. Wobei sich die gut geschärfte - minimal hohlgeschliffene - Aufbruchklinge mit ihrem konkaven Verlauf beispielsweise auch dazu nutzen läßt, Rinde abzuschälen. Wenn man kein Jäger ist und das Messer mal zum Stöckchen schneiden dabei hat …
Die sehr schön strukturierten Hirschhornschalen sind mit handschonend geköpfelten Messingnieten befestigt. Massive Neusilber-Backen sitzen sauber auf den Messinglinern. Wie überhaupt das ganze Messer trotz des offensichlich intensiven Gebrauchs nach wie vor einen hervorragend verarbeiteten Eindruck macht. Spaltmaße und Paßgenauigkeit der einzelnen Bauteile (Hirschhorn, Messingliner, Federn) lassen keine Wünsche offen. Auch der Klingengang ist bei allen Werkzeugen einwandfrei bei solider Federspannung.
Ich bin sehr angetan vom gesamten Auftritt dieses ausgesprochen wertigen und grundsoliden Jagdmessers. Und habe gelernt: Nicht überall, wo Weidmannsheil draufsteht, ist auch wirklich Weidmannsheil drin …
Weltersbach Weidmannsheil 4-teilig
Länge geöffnete Klinge: 195 mm
Länge geschlossen: 110 mm
Klinge: Rostträge (vermutlich so etwas wie 1.4034 / 420), Nagelhieb, Entriegeln der Arretierung durch klassischen Back Lock
Klingenlänge: 85 mm (80 mm scharf - die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenhöhe: 14,3 vor dem Ricasso, 15,7 mm maximal vorne am „Bauch“
Klingenstärke: 3,75 mm an der Wurzel, danach 3,5 mm, Klingenmitte 3,15 mm, 1 cm vor der Spitze 2,4 mm
Klingenschliff: Flachschliff mit (jetzt) balliger Fase
Doppelt verzahnte Säge mit Schraubendreher und Kapselheber 87 mm (davon 63 mm Säge), Nagelhieb auf beiden Seiten; von 2,5 an der Wurzel auf 2 mm an der Spitze abnehmend; zum Klingenrücken hin durchgehend auf 1,5 mm abnehmend, damit sich die Säge nicht verklemmen kann, rostträge
Aufbrechklinge 67 mm (50 mm davon scharf), Nagelhieb; 2,5 mm stark; ganz leichter Hohlschliff mit Mikrofase, rostträge
Korkenzieher, rostträge
Federn aus Carbonstahl (nicht rostträge)
Messingliner mit Griffschalen aus Hirschhorn, geköpfelte Messingnieten, massive Neusilber-Backen
Griffstärke: 26,15 mm max. am Griffende, 19,35 mm an den Backen
Griffhöhe: 23,8 mm max. am Griffende, 17,6 mm an den Backen
Gewicht: 185 Gramm
Kein Lanyardhole
Vintage Weltersbach Weidmannsheil
Die Jukebox mit Lynyrd Skynyrd - On the hunt
Aus sunny Monte Gordo
R’n‘R
motiviert von den vielen Hirschhorn-lastigen Reviews der letzten Zeit habe ich mich diesbezüglich mal auf den Weg gemacht. Meine Recherchen kamen zu dem Ergebnis, daß es Sinn macht, Jagdmesser von Weltersbach, Diefenthal und Hubertus in Betracht zu ziehen. Gern auch ältere Puma, wie z.B. ein 959er 3-Liner (falls nicht restlos überteuert).
Besonders interessiert hat mich im Rahmen der Nachforschungen die Geschichte der Marke WEIDMANNSHEIL. Was mein Augenmerk überwiegend in diese Richtung gelenkt hat. Es gibt dazu hier im Forum (speziell von cut 2005), aber auch an anderer Stelle (amerikanische und spanische Blogs und Foren) umfangreiches Informationsmaterial. Ich habe den mir bekannten Stand der Dinge im folgenden zusammengetragen.
Messermanufaktur Wilhelm Weltersbach und das Markenzeichen „WEIDMANNSHEIL“
1882 gegründet, produzierte Weltersbach ein breites Spektrum hochwertiger Taschen-, Jagd- und Fahrtenmesser mit den meisten Modellvarianten in den 1920er und 1930er Jahren. Es werden zu dieser Zeit auch größere Stückzahlen exportiert (z.B. nach Indonesien). Besonderes Augenmerk verdienen die schönen Springmesser mit Leverlock (mit der Gravur „SPRINGER“, „SPRINGER KÖNIG“ oder „JAGD KÖNIG“ auf den Neusilber-Backen). Ein informativer Beitrag inkl. D.R.G.M.-Gebrauchsmuster-Eintrag für Wilhelm Weltersbach (#73661 von 1897 - „Jagdmesser mit Wurffeder …“) findet sich hier.
Nach Kriegsende kommt es zu einer gegenseitigen Auftragsfertigung zwischen Weltersbach und Kuno Ritter (Hubertus). Ende der 50er Jahre hat Weltersbach 45 fest Angestellte zuzüglich diverser Heimarbeiter. Es wird auch für weitere Unternehmen im Auftrag gefertigt, z.B. für Puma - wie es scheint, auch für ein österreichisches Unternehmen (mit Wildschweinkopf als Logo).
Als Markenzeichen dient in den ersten Jahren ein „LAUFBRUNNEN“. „„WEIDMANNSHEIL“ wurde vom Patent- & Markenamt erstmalig am 15.09.1934 als Marke für die Solinger Firma Wilhelm Weltersbach registriert ….“. Auf dem Katalog zum 50jährigen Jubiläum 1932 taucht es noch nicht auf. Auf dem Deckblatt eines Katalogs von 1949 ist es dann abgedruckt (seitliche Ansicht eines Hirschkopfs mit Geweih und darüber im Halbkreis der Schriftzug WEIDMANNSHEIL).
Der Hirschkopf erscheint zunächst eingeschlagen auf dem Ricasso - mit dem Zusatz WEIDMANNSHEIL SOLINGEN GERMANY. Später wird zusätzlich ein rundes Emblem mit Hirschkopf in die Griffschale der Showseite eingesetzt. In einem Katalog von 1950 ist es noch nicht vorhanden. In einem solchen von 1982 tragen die Messer das Markenzeichen dann auch in der Griffschale. Es finden sich bereits in den 70ern Messer mit Logo im Griff.
Der letzte Messerbauer der Weltersbach-Linie verstirbt 1991, 1994 wird das Unternehmen aufgelöst. 1997 sichert sich das Solinger Unternehmen Josef Diefenthal das Markenzeichen „WEIDMANNSHEIL“ für den europäischen Markt.
Zur gleichen Zeit erwirbt der Händler Parkers’ Knife Collector Service (Bulldog Knives, Weidmannsheil and Parker Eagle Brand) die Rechte am Label „WEIDMANNSHEIL“ für den amerikanischen Markt. 1992 hatte Jim Parker die Marke „Bulldog“ von Charlie Dorton übernommen. Jim Parker starb 2004. Heute führt Jims Sohn James (Buzz) das Unternehmen (Blade Magazine Spring 2018, Firmen-Info Seite 61).
Gefertigt werden die Messer mit der Marke „WEIDMANNSHEIL“ für Parker vom Solinger Unternehmen Friedrich Olbertz, das auch Bulldog Brand Knives produziert hat.
Die kleine Manufaktur Josef Th. Diefenthal, die das Recht über die Marke „WEIDMANNSHEIL“ für den europäischen Markt 1997 erwirbt, labelt Chargen seiner eigenen Jagdmesser-Modelle mit dem Weidmannsheil-Logo auf den Klingen, teilweise ebenfalls mit dem Emblem in einer der Griffschalen. Es finden sich auch Messer mit Weidmannsheil-Logo auf der Klinge und Diefenthal-Logo (drei rotierende Klingen) in der Griffschale.
An verschiedenen Stellen im Netz heißt es, Diefenthal sei nicht mehr aktiv. Große Händler - wie Frankonia - werden in der Tat nicht mehr beliefert. Nach telefonischer Auskunft von Karl-Peter Roellecke, dem Inhaber von Rockys Messershop, beliefert Diefenthal außer seinem Shop noch einen weiteren mit einzelnen Stücken, wird den Betrieb aber alsbald altersbedingt einstellen.
Cut berichtet auf Anfrage, er habe Josef Diefenthal vor über 15 Jahren in Düsseldorf kennengelernt, da sei er bereits weit über 60 Jahre alt gewesen. Das Handelsregister in Solingen listet die Firma nicht mehr. Die Telefonnummer ist noch aktiv geschaltet und man kann eine Nachricht hinterlassen. Auf Anfrage gibt es keine Antwort …
Sowohl Parker als auch Diefenthal verwenden die Marke „WEIDMANNSHEIL“ zu Marketingzwecken. Anfangs verkauft Parker erworbene Restbestände originaler Weltersbach-Messer, es werden zudem Messer von Olbertz aus Restteilen zusammengebaut und schließlich von Olbertz gebaute Messer (teils mit Damastklinge) nur noch mit dem Markenzeichen versehen.
In amerikanischen Auktionen finden sich Verpackungen, die mit dem 100jährigen Jubiläum der Marke werben. Was bei deren Eintragung im Jahr 1934 schlicht unmöglich ist. Es gibt auch ausgesprochen abenteuerliche Messer-Versionen und Fakes, die mit der Marke hausieren gehen und nichts mit den ursprünglich von Weltersbach produzierten Modellen gemein haben (u.a. angebliche Vintage Weidmannsheil). Hier im Forum ein Beitrag zu diesem Thema …
Weidmannsglück auf der Jagd nach Weidmannsheil
Während meiner Recherchen habe ich über einen Zeitraum von etwa vier Wochen nach respektablen (Jagd)messern mit Hirschhornbeschalung Ausschau gehalten. Mit Schwerpunkt Weidmannsheil. Und bin zu meiner Freude alsbald fündig geworden. Ein Vintage Weltersbach Weidmannsheil fiel mir vor die Füße.
Das Weltersbach hat noch kein Markenzeichen in der Hirschhornschale, sollte demnach aus dem Zeitraum späte 1940er bis 1960er Jahre stammen. Es ist in einem insgesamt sehr guten Zustand mit voller Funktion von Klinge, Säge, Aufbruchklinge und Korkenzieher. Alle - nicht rostträgen - Federn sind noch gut stramm. Die Werkzeuge schließen einwandfrei.
Die Klinge trägt deutliche Gebrauchsspuren. Ihre Fase wurde ballig geschliffen - was mir gut in den Kram paßt - und war bereits OTB sehr schneidfreudig (druckfreie Armrasur). Beim - rostträgen - Stahl gehe ich von einem der üblichen Solinger mit mittlerem Carbonanteil aus - also etwa 1.4034 / 420. Er läßt sich auf einfache Weise fein ausschleifen. Auf dem Ricasso ist der Hirschkopf eingeschlagen. Mit dem Zusatz WEIDMANNSHEIL SOLINGEN GERMANY.
Die doppelt verzahnte Säge ist - wie die Aufbruchklinge - wenig gebraucht. Sie arbeitet überzeugend, ist mit Schraubenzieher-Spitze und Kapselheber ausgestattet und hat auf beiden Seiten einen Nagelhieb. Zum Klingenrücken hin verschlankt sie um einen knappen Millimeter, damit sie sich nicht verklemmen kann.
Mit 185 Gramm und 2 bis 2,6 cm Griffstärke liegt das Messer satt in der Hand. Und es läßt sich - für mich unerwartet bei diesem Kaliber - sehr angenehm mit den einzelnen Werkzeugen arbeiten. Wobei sich die gut geschärfte - minimal hohlgeschliffene - Aufbruchklinge mit ihrem konkaven Verlauf beispielsweise auch dazu nutzen läßt, Rinde abzuschälen. Wenn man kein Jäger ist und das Messer mal zum Stöckchen schneiden dabei hat …
Die sehr schön strukturierten Hirschhornschalen sind mit handschonend geköpfelten Messingnieten befestigt. Massive Neusilber-Backen sitzen sauber auf den Messinglinern. Wie überhaupt das ganze Messer trotz des offensichlich intensiven Gebrauchs nach wie vor einen hervorragend verarbeiteten Eindruck macht. Spaltmaße und Paßgenauigkeit der einzelnen Bauteile (Hirschhorn, Messingliner, Federn) lassen keine Wünsche offen. Auch der Klingengang ist bei allen Werkzeugen einwandfrei bei solider Federspannung.
Ich bin sehr angetan vom gesamten Auftritt dieses ausgesprochen wertigen und grundsoliden Jagdmessers. Und habe gelernt: Nicht überall, wo Weidmannsheil draufsteht, ist auch wirklich Weidmannsheil drin …
Weltersbach Weidmannsheil 4-teilig
Länge geöffnete Klinge: 195 mm
Länge geschlossen: 110 mm
Klinge: Rostträge (vermutlich so etwas wie 1.4034 / 420), Nagelhieb, Entriegeln der Arretierung durch klassischen Back Lock
Klingenlänge: 85 mm (80 mm scharf - die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenhöhe: 14,3 vor dem Ricasso, 15,7 mm maximal vorne am „Bauch“
Klingenstärke: 3,75 mm an der Wurzel, danach 3,5 mm, Klingenmitte 3,15 mm, 1 cm vor der Spitze 2,4 mm
Klingenschliff: Flachschliff mit (jetzt) balliger Fase
Doppelt verzahnte Säge mit Schraubendreher und Kapselheber 87 mm (davon 63 mm Säge), Nagelhieb auf beiden Seiten; von 2,5 an der Wurzel auf 2 mm an der Spitze abnehmend; zum Klingenrücken hin durchgehend auf 1,5 mm abnehmend, damit sich die Säge nicht verklemmen kann, rostträge
Aufbrechklinge 67 mm (50 mm davon scharf), Nagelhieb; 2,5 mm stark; ganz leichter Hohlschliff mit Mikrofase, rostträge
Korkenzieher, rostträge
Federn aus Carbonstahl (nicht rostträge)
Messingliner mit Griffschalen aus Hirschhorn, geköpfelte Messingnieten, massive Neusilber-Backen
Griffstärke: 26,15 mm max. am Griffende, 19,35 mm an den Backen
Griffhöhe: 23,8 mm max. am Griffende, 17,6 mm an den Backen
Gewicht: 185 Gramm
Kein Lanyardhole
Vintage Weltersbach Weidmannsheil
Die Jukebox mit Lynyrd Skynyrd - On the hunt
Aus sunny Monte Gordo
R’n‘R