Taschenmesser mit Hornschalen

torel

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Seit längerem bin ich ein Freund des Hornmaterials als Schalenmaterial für Taschenmesser aufgrund der oft schönen Maserung und deren Vielfalt. Kein Stück gleicht völlig dem anderen. Auch die beiden Schalen an den alten Taschenmessern, die ich bisher gesehen habe, sind nie identisch. Oft wurde eine Seite mit einer helleren Maserung mit einer dunklen Seite mit keiner oder wenig Maserung kombiniert.

Das Horn für Messerschalen stammt in erster Linie von Rinder- und Büffelhörnern. Es wurde in den fünfziger Jahren folgendermaßen hergestellt: „Nachdem die vollen Spitzen der Hörner abgesägt sind, werden die Hohlstücke in heißen Wasser weich gemacht, unter dauernder Erwärmung auseinandergebogen und schließlich zwischen
Eisenplatten gerade und flach zu Hornplatten gedrückt. (...) Die Griffschalen werden aus Platten durch Sägen, Fräsen, Bohren, Schleifen und schließlich Polieren fertiggestellt. Spätere Risse, besonders bei Erwärmung, sind darauf zurückzuführen, dass
das Horn vor der Verarbeitung nicht genügend getrocknet wurde.“ (Borchert 1960: S. 20/21)


Ein paar Beispiele aus meinem Fundus:

Bild 1 Hersteller unbekannt, gefertigt in Solingen
Bild 2 dasselbe, andere Seite
Bild 3 Peter Klein, Solingen
Bild 4 Gebr. Christians, Solingen
Bild 5 dasselbe, andere Seite
Bild 6 Anzeige der Firma aus den 50er Jahren, das oberste Messer dürfet ebenfalls Hornschalen haben
Bild 7 "Militärmesser" aus einem Katalog Ed. Wüsthof (Dreizack) von 1934
Bild 8 älteres Victorinox
Bild 9 dasselbe, andere Seite
 

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Noch zwei Taschenmesser mit Hornbeschalung: Bild 1 ein älteres Victorinox; Bild 2 ein Pradel aus Fronkreisch.
 

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@ torel

Deine threads zu "guillochierten" Taschenmessern sowie "TOLEDO" Ausführungen haben hier im Forum eine gewaltige Resonanz von Liebhabern klassischer, "alter" Taschenmesser gefunden.
Kuhorn-/Büffelhornbeschalungen waren sicherlich über Jahrzehnte hinweg mindestens genauso populär wie die oben beschriebenen Taschenmesser - ABER sie waren ohne Zweifel pflegeintensiver und anfälliger gegenüber Beschädigungen.
Vielleicht sind sie deshalb heute wesentlich seltener anzutreffen.

Hier zwei Puma Modelle, das dreiteilige wohl aus der Zeit 1955-1965, das einteilige PICO dagegen noch recht jung.

PumaBffelhorn.jpg


Grüße
cut
 
Hallo cut,

schöne Stücke:super:

Kuhorn-/Büffelhornbeschalungen waren sicherlich über Jahrzehnte hinweg mindestens genauso populär wie die oben beschriebenen Taschenmesser - ABER sie waren ohne Zweifel pflegeintensiver und anfälliger gegenüber Beschädigungen.
Vielleicht sind sie deshalb heute wesentlich seltener anzutreffen.

cut

Ich denke auch, dass sie recht populär waren, da man noch eine ganze Menge davon findet. Und nicht nur als Taschenmesser-Beschalungen. Viele der alten englischen Rasiermesser aus dem 19. Jh. hatten Griffschalen aus Horn. Oder auch Küchenmesser.

Dem Horn wird nachgesagt, dass es etwas zum Verzug neigt, aufgrund der "Erinnerung" des Materials an die frühere gebogene Form.

Die Ausführungen von Klein/Pyro 1978 weisen aber eher daraufhin, dass die Gründe für die Abkehr von diesem Griffmaterial im Herstellerbereich zu suchen sind: "Horn wird heute nur noch wenig verarbeitet. Das Aufweichen, Aufbiegen und Pressen der hohlen Rinder- und Büffelhörner ist ein mühevoller und auch etwas unangenehmer Produktionsprozess."
 
Noch zwei Exemplare: Friedrich Herder und mit eher seltener grünlicher Färbung Gustav Felix
 

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...
Die Ausführungen von Klein/Pyro 1978 weisen aber eher daraufhin, dass die Gründe für die Abkehr von diesem Griffmaterial im Herstellerbereich zu suchen sind: "Horn wird heute nur noch wenig verarbeitet. Das Aufweichen, Aufbiegen und Pressen der hohlen Rinder- und Büffelhörner ist ein mühevoller und auch etwas unangenehmer Produktionsprozess."

"Unangenehm" wohl vorrangig auf Grund der extremen Geruchsentwicklung.
Wie du bereits im Eingangsthread geschrieben hattest " ... werden die Hohlstücke in heißen Wasser weich gemacht ..." und das bewirkt einen geradezu penetranten Gestank.

Deine weitere (zitierte) Beschreibung der Bearbeitung ist nur eine Möglichkeit.
Ein historisches Handwerksbuch zur Herstellung von Messern, ... Säbeln und Dolchen beschreibt bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Fertigungsweise mit Hilfe einer "doppelten Hornpreßzange":

Hornpresszange.jpg


Grüße
cut
 
@cut, sehr interessant.

Ich befürchte, dass diese alten Handwerksmittel und -techniken bald in Vergessenheit geraten sind, wenn nicht schon geschehen.

Aktuell fällt mir kein Hersteller in Deutschland ein, der noch Schalen aus Rinderhorn anbietet.

Wenn ich mich recht entsinne, findet man sie immerhin noch an manchen (im Stil) traditionellen französischen Messern (z.B. Lagiole) aus heutiger Produktion oder auch an den Taschenmessern von Citadel, die wohl in Kambodscha hergestellt werden. Aber dann hört es, glaube ich auch auf.

Und bei Messermachern findet man das Material auch so gut wie nicht. Kann es natürlich verstehen, wenn das Zeug so stinkt:argw:
 
Und noch was schönes altes aus Solingen von F.W. Jordan
 

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Da hab` ich auch noch welche. :D

Zwölf mit E. Brückmann, Ohligs Solingen gemarkte Taschenmesser, vermutlich aus den 30er oder 40er Jahren. (Alle unbenutzt.)
Die 6 kleineren haben rostfreie, die 6 größeren Kohlenstoffstahlklingen.
Ganz oben ist ein Kneissler Bauernmesser, ganz unten ein von Russell White modifiziertes schweizer Armeemesser aus 1929 von Elsener, Schwyz. (später Victorinox)


1024_6437636435653365.jpg


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1024_3661363136393765.jpg


Und hier das bereits abgegriffene Kneissler Bauernmesser und das von Russell White modifizierte 1929er Elsener (Schweizer Militärmesser)

1024_6130376666393538.jpg
 
Gebr. Hoppe - Solingen

weiß jemand wieso der Korkenzieher diese "Rille" hat? (siehe auch Puma von cut)
DSC00038.JPG
 
Zuletzt bearbeitet:
@twins

Danke für den Hinweis. Auf der Seite von Friedrich Hartkopf http://www.friedrich-hartkopf.de/ habe ich sie jetzt auch entdeckt. Da ist ein schöner pdf-Katalog zum Runterladen.

Mal sehen, ob ich noch die Hubertus mit Bunthorn finde.

@wrangler

schöne Sammlung
 
Was die unterschiedliche Färbung der Griffschalen betrifft, so wurde mir von einem alten Taschenmessermacher einmal gesagt, es hätte etwas mit der Verfügbarkeit der Materialien zu tun gehabt.
Da es früher an gutem, schönem Material mangelte, habe man die linke Messerseite, also diejenige die bei einem Rechtshänder in der Hand sichtbar ist, mit dem schöneren Material belegt.
Kann so stimmen, muss aber nicht.
 
Macht Sinn. Ich habe mal nachgeguckt, bei den meisten Messern ist tatsächlich auf der linken Seite die Schale mit der hellen stärkeren Maserung, während sich auf de rechten Seite dunkles, nicht oder wenig gemasertes Horn befindet.
 
Seit längerem bin ich ein Freund des Hornmaterials als Schalenmaterial für Taschenmesser aufgrund der oft schönen Maserung und deren Vielfalt. ....


Hallo Torel,

kannst Du mir etwas über das Alter des Vic´s sagen ? (Bild 8 + 9)

Ich habe das gleiche kürzlich erstanden, besonders die Form der kleinen Klinge weicht ja von den neuen Modellen ab.
Allerdings hat meines eine Öse für Kette wie die neuen Modelle.

Ich freue mich natürlich auch über Auskunft von anderer Seite! :steirer:

Grüße
Bernhard
 
Hallo trigger,

ich kann leider das Messer auch nicht genau einordnen. Allzu alt würde ich es nicht einschätzen, dazu ist der Zustand von meinem einfach zu gut.
 
Mal wieder was in schön gemasertem Horn. Linkat Solingen.
 

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