Testmesser RWL34 Resteverwertung

Taperedtang

Premium Mitglied
Beiträge
1.206
Hallo,

ich habe mir überlegt, ob ich dieses Messer überhaupt vorstellen soll, da die Klinge nach der Wärmebehandlung eine Abweichung von der Klingenachse um ca. 3 mm nach links aufweist. Mein erster Gedanke war, ab in die Reste-/Schrottkiste. Nach kurzer Überlegung habe ich mich aber doch zur Fertigung eines Testmessers entschieden, da der Verzug zu keinen funktionalen Einschränkungen führt. Also habe ich auf auf die "Schnelle" ein RWL "Minibowie" Testmesser fertiggestellt. Da ich, aufgrund der verzogenen Klinge, nicht viel Geld investieren wollte, habe ich überwiegend Materialreste verwendet. Für das Finish habe ich auch nicht übermäßig viel Zeit investiert, geschludert habe ich aber trotzdem nicht auch wenn die eine oder andere Bearbeitungsspur noch zu sehen ist. Ich sehe dieses Messer als Testmesser an, mit dem der RWL34 auf Herz und Nieren geprüft werden soll. Hierbei ist durchaus eine rauere Gangart geplant. Schließlich möchte ich wissen, was der Stahl so ab kann. Falls das Messer die Tests nicht übersteht ist das nicht schlimm, da ich relativ wenig Geld und Zeit investiert habe.

Die Backen des Messers sind aus Kirinite. Kirinite ist ein dankbares Material, es ist sehr einfach zu bearbeiten. Man kann es leicht bohren, sägen und schleifen. Trotzdem ist das Material zäh, dauerhaft, leicht zu polieren und nimmt kein Wasser auf. Man mag es oder auch nicht, es ist eben kein Naturprodukt, sondern Kunststoff.

Der Griff ist aus Bongossi Holz. Dieses Holz ist wirklich hart. Man kann es bzgl. der Härte mit Gombeira Eisenholz vergleichen. Es lässt sich gut bohren und sägen aber ziemlich schlecht schleifen. Problematisch ist die Bearbeitung aber nicht.

Die Klinge ist sehr hart geworden, ich hoffe nicht zu hart. Ich musste ziemlich lange schleifen bis die Klinge scharf war. Ich hoffe, dass sie trotzdem noch ausreichend zäh ist. Die Tests werden das zeigen.

Die Klingengeometrie habe ich erst einmal ziemlich robust gelassen. Die Klinge hat einen Flachschliff bekommen. Das macht das Schärfen während der Testphase einfacher. Der Schneidenwinkel beträgt gemessene 34° und die Stärke der Klinge beträgt am Beginn der Sekundärphase ca. 0,5 mm.



Technische Daten:

Gesamtlänge: 21,8 cm

Klingenlänge: 10,2 cm

Klingenstärke: max. 2,5 mm

Stahl: RWL34 ca. 61° - 62° HRc

Backen: Kirinite Jungle green, die Backen wurden mit 2 x 3 mm Carbonpins befestigt.

Griff: Bongossi mit 2 x 4 mm Alupins befestigt. Zwischen Griff und Backen wurde eine 2 mm Aluplatte eingelegt.

Gewicht: 107 g

Und jetzt noch einige Bilder zur Entstehung.







Und noch einige Bilder vom fertigen Messer.







Gruß
Matthias
 
nein, das kann man nicht nach der kompletten Wärmebehandlung. Was man machen kann, ist per Richthammer Kerben reinschlagen, die dann das Material recken und so den Verzug beseitigen - sofern die Klinge das mitmacht und nicht zu Bruch geht.

Nachträgliches Biegen ist nicht mehr möglich. Technisch unterscheidet man zwischen plastischer und elastischer Verbiegung. Erstes ist der Bereich, wo eine dauerhafte Formänderung stattfindet (was in diesem Fall notwendig wäre). Zweites den Bereich, wo eine Werkstück nach dem aus der Form bringen wieder in seinen Ausgangszustand zurückkehrt. Belastet man darüber hinaus, folgt das Totalversagen, also ein Bruch.

Bei weichem Stahl gibt es fast keine elastische Verbiegung und man landet sehr schnell bei einer plastischen Verformung. Mit steigender Härte ist der elastische Bereich relativ groß und der Bereich der plastischen Verbiegung wird recht klein. Das ist dann Federhärte (round about 45 Rockwell Härte; HRC). Klingen und Werkzeuge bewegen sich in der Härte noch deutlich darüber, wo elastische Verformung sehr gering ist und plastische Verformung fast ausgeschlossen - außer eben per Richthammer - wenn es nicht schief geht und man ein Totalversagen erlebt.

Viele Grüße,
Torsten

edit: von der Reihenfolge also erst elastische Verformung, dann plastische Verformung und dann Bruch.

Nochmal zur Ergänzung: direkt nach dem Härten hat man etwas 30-60s Zeit, um eine Klinge durch Biegen wieder in Form zu bringen. Da ist die Umwandlung des Gefüges noch nicht abgeschlossen und man kann korrigieren - aber selbst dann kann es beim späteren Ausschleifen/ Finishen passieren, dass sich die dabei einseitig eingebrachten Verspannungen wieder bemerkbar machen und der Verzug erneut auf den Plan tritt.
 
Zuletzt bearbeitet:
ja schief ist sie schon ein wenig, aber für einen Rechtshänder sicher nicht so problematisch. Mir gefällt die Resteverwertung :super:
 
Zurück