pebe
Premium Mitglied
- Beiträge
- 5.993
TRM Three Rivers Knives Atom - Bombe oder Bömbchen?
Auf das Atom bin ich gekommen - mal wieder, als Daniel aka Bukowski ein 3,5“ Klapper mit max. 85g gesucht hatte.
Das sind ziemlich genau die technischen Daten vom TRM Atom mit G10 Griffschalen - wobei es bei mir bekanntermaßen zunächst das Manix 2 lightweight wurde.
Er selbst hat sich ja im Zuge seiner Suche letztlich das kleinere Neutron in der Version 1 mit Carbonschalengriffe geholt, nochmal handlicher und leichter als das größere Atom.
Neutron 1 ist jedoch im Gegensatz zu Neutron 2 oder dem Atom ein klassischer Linerlock, während die beiden anderen nested Linerlocks, also eingelegte Liner haben. Das ist technisch wie optisch ein deutlicher Unterschied.
Daniel‘s Neutron 1 mit klassischem Linerlock.
Das TRM Atom mit G10 ist geschlossen 11,8cm lang und hat eine Klinge in CPM 20CV von 87mm Länge bei nur 2,3mm Klingenstärke und einem Gewicht von lediglich 85g. Die Griffschalen sind wie bei den typischen Spydercos komplett flach, ohne Rundungsbauch, damit bleibt das Messer sehr schön schmal. Einerseits.
Das sind formal die perfekten Maße für ein schneidfreudiges Hosentasche EDC - der Hauptgrund, weshalb das Atom einen derart gewaltigen Siegeszug in der Community hingelegt hat.
War das Atom bei Erscheinen nicht nur sehr gelungen sondern auch ausgesprochen günstig, sind diese Zeiten leider vorbei. Mit 255 USD in G10 ist es inzwischen deutlich teurer als ein Manix 2 mit gleichem Stahl.
Die 2,3mm starke Klinge schneidet dank flachem Flankenwinkel schon leicht - ein Perceval aber, eine ganze Klasse leichter. Beim Atom etwas mehr als 0,5mm hinter der Wate gemessen, liefert die Erklärung hierfür.
Während die Klinge eine ausgesprochen schöne wie hochtaugliche Linie bei sehr sauberen Finish aufweisen kann, sind die Standard Griffschalen optisch nochmal schlichter als am einfachsten MSP Müller. Warum nur sind die flachen scales so breit angefast? Die oben gezeigte ist dabei schon eine der ansehnlicheren. Autsch.
Dafür kann man am Atom die Griffschalen sehr leicht wechseln. Der Ausschnitt für den Pivot hat keine tragende Funktion, es sind lediglich zwei kleine Schräubchen zu lösen und die Scale ist entfernbar.
Das ist schon optisch deutlich schöner als beim Rick Hinderer Slippy gelöst, der hierzu 6 Schrauben auf einer! Seite benötigt.
Die 3 Standoffs am Atom werden nicht von beiden Seiten mit insgesamt 6 Schrauben mit den Linern verbunden, sondern 3 Schrauben gehen versenkt von einer Seite durch die Standoffs durch und werden dann direkt im gegenüberliegenden Titanliner verschraubt.
Hm. Vielleicht ein Grund, weshalb 3 Standoffs eng verbaut wurden, wo vermutlich 2 ausreichen würde - wenn es keine Verschraubung direkt im Titan wäre?
Jedenfalls, wie schon beim Hinderer Slippy angemerkt, ich persönlich wechsle schon mal gerne die Griffschalen - aber doch eher einmalig, sodaß mir eine solide Mechanik wichtiger ist als ein simples Austauschen der Scales.
Warum erwähne ich dies? Weil auch hier lütte Torx 6 verbaut sind, die überhaupt nicht für einen x-fachen Wechsel taugen. Von meinen sorgsam und auschließlich für Messer benutzten Wera Torx Bits, hatte einer schon nicht mehr auf die T6 Schraube beim Pivot gepasst bzw gegriffen. Ärgerlich.
Noch ärgerlicher. Es gibt Griffschalen mit 3D Contour zum Nachkaufen. Da in US produziert und diese wg nested Linern innen ausgefräst sein müssen, kosten einfache Carbonschalen 125 USD plus Nebenkosten oder rund 180 Euro an der deutschen Haustüre. Der Aufpreis bei Bestellung des Messers mit Carbon ist freundlicher.
Bei meiner Suche jedoch, fand ich weder ein Neutron 1 oder 2, noch ein Atom in Standardausführung zu kaufen - dafür ein gutes Angebot für das Atom in full titanium.
Here we go.
Mit Titan ist das Erscheinungsbild vom Atom eine komplett andere Liga. Beim ersten Bild eines Atom full ti hatte ich mich gefragt, von welchem Custom Maker das Logo, genauer das Messer, stammt.
Das fluted titanium mit 3D Kontur unterstreicht nicht nur perfekt die eleganten Linien, sondern nimmt dem Messer jegliche Blaumann Ausstrahlung der meisten Nicht-Titan-Schalen. Dauerhaft verbaut habe ich dann auch an den kleinen Schrauben nix mehr zu meckern, fördern sie doch die Eleganz durch minimale Größe.
Da gibt‘s erstmal nix zu maulen - Linien und Materialkomposition sind erste Sahne. Ein wirklich sehr schönes Messer.
Schauen wir mal im Detail.
Die Titanschalen weisen an den Kanten, oben wie unten, feines wie aufwändiges filework auf. Eigentlich schön gemacht, obwohl es erkennbar von einer CNC stammt.
Aber. Zum einen ist das filework spätestens um das Jimping herum, unten wie oben, wirklich zuviel des Guten, zum anderen sind mir mehrere verschiedene Muster zu unruhig, zumal wenn einerseits die kompletten Hauptflächen noch mal anders mit fluted bearbeitet sind und zusätzlich die stets erkennbaren Kanten der eingelegten Liner die ganze Sache zusätzlich stören. Schade.
Das Gewicht der full titanium Version beträgt nun 113g statt 85g. Das ist zwar absolut betrachtet für mich immer noch akzeptabel leicht, aber ganz klar eine andere Liga als die 85g der Nichtmetaller.
Leider ist das Gewicht auch etwas grifflastig. Nicht massiv störend, aber doch eindeutig merklich. Das gibt dann doch einen halben Punkt Abzug in der B-Note.
Auch wirkt der nested Liner an den massiven Titanschalen bissl unterdimensioniert - zu zierlich. Dies ist aber bis dato mehr eine subjektive Empfindung, denn ein belegbares Problem. Geht für mich an einem leichteren Slicer aber grundsätzlich in Ordnung.
Jetzt sind wir schon bei den richtigen Feinheiten.
Dann gehört dazu, dass die Klingenspitze gemessene 7mm bis Schalenende ungenutzt lässt. Unnötig.
Schlimmer noch. Die Klinge ist ja selbst für mich ausreichend groß und auch sehr gut nutzbar, braucht's nicht länger. Aber statt knapp 12cm lang könnten die Scales gut 11cm kurz sein. Wäre eindeutig im handling und in der Hosentasche ein spürbarer Unterschied.
Ausserdem ist der minimale Fingerchoil etwas unglücklich geraten. Der beste Griff mit meinen größeren Händen ist relativ weit vorne mit Restsicherheitsabstand zum Anschliff. So greife ich ohne Überlegung auch intuitiv. Dafür ist der choil aber eigentlich zu eng und der Griff hinten dann einen halben Zentimeter zu lang.
Am besten wäre für mich vorne keine vor-hinter-Choil-Ausbuchtungen, sondern ein frei wählbare Position auf einer einzigen flachen Rundung oder einem geraden Abschnitt.
Hinten bequem ist‘s jetzt, wenn ich den Zeigefinger genau auf dem Treffunkt der beiden Halteflächen lege. Faktisch suche ich nach dem intuitiven Greifen stets eine andere Position. Einen halben Zentimeter weniger an der Scale und ich wäre in der vorderen Position glücklich.
Dass die Klingenwurzel offen nicht bündig mit den scales abschließt und auch nicht wirklich deren Verlauf folgt, erwähne ich nur am Rande und im Zusammenhang mit dem gehoben Preissegment der full titanium Variante um 600 Euro.
Dennoch.
Ein Spyderco Native 5 in fluted ti ist schön, aber absolut gesehen zu schwer, beim Spyderco Mili fluted ti stimmt das Gewicht, aber ein Mili muss man halt schön und von der Größe auch passend finden.
Das Atom ti fluted sehe ich vom Design locker auf Augenhöhe mit einem Grimsmo Rask, das bei vergleichbarer Größe sogar etwas schwerer ist.
In den nicht-metall Versionen ist das Gewicht perfekt für ein EDC, auch passt der nested Liner dort besser hin. Die Klinge gehört in jedem Fall zu den gut und leichter schneidenden, wenngleich nicht in dem Maße wie oft begeisterte Berichte vermuten lassen.
Wenn ich ein Set 3D Carbon Scales vernünftig besorgen kann, werde ich dies in jedem Fall machen. Im Vergleich zum Manix 2 lw ist es damit ganz klar der noblere LightUser.
Mein full titanium hingegen ist ein bemerkenswert schönes Messer, das sehr wohl genügend funktionale Qualitäten für ein gutes Messer besitzt - für einen Ritterschlag reicht es jedoch nicht.
Das kleinere Neutron 2 steht bei mir auch noch an - ich halte Euch auf dem Laufenden.
Euch allen ein schönes Wochenende.
grüsse, pebe
Auf das Atom bin ich gekommen - mal wieder, als Daniel aka Bukowski ein 3,5“ Klapper mit max. 85g gesucht hatte.
Das sind ziemlich genau die technischen Daten vom TRM Atom mit G10 Griffschalen - wobei es bei mir bekanntermaßen zunächst das Manix 2 lightweight wurde.
Er selbst hat sich ja im Zuge seiner Suche letztlich das kleinere Neutron in der Version 1 mit Carbonschalengriffe geholt, nochmal handlicher und leichter als das größere Atom.
Neutron 1 ist jedoch im Gegensatz zu Neutron 2 oder dem Atom ein klassischer Linerlock, während die beiden anderen nested Linerlocks, also eingelegte Liner haben. Das ist technisch wie optisch ein deutlicher Unterschied.
Daniel‘s Neutron 1 mit klassischem Linerlock.
Das TRM Atom mit G10 ist geschlossen 11,8cm lang und hat eine Klinge in CPM 20CV von 87mm Länge bei nur 2,3mm Klingenstärke und einem Gewicht von lediglich 85g. Die Griffschalen sind wie bei den typischen Spydercos komplett flach, ohne Rundungsbauch, damit bleibt das Messer sehr schön schmal. Einerseits.
Das sind formal die perfekten Maße für ein schneidfreudiges Hosentasche EDC - der Hauptgrund, weshalb das Atom einen derart gewaltigen Siegeszug in der Community hingelegt hat.
War das Atom bei Erscheinen nicht nur sehr gelungen sondern auch ausgesprochen günstig, sind diese Zeiten leider vorbei. Mit 255 USD in G10 ist es inzwischen deutlich teurer als ein Manix 2 mit gleichem Stahl.
Die 2,3mm starke Klinge schneidet dank flachem Flankenwinkel schon leicht - ein Perceval aber, eine ganze Klasse leichter. Beim Atom etwas mehr als 0,5mm hinter der Wate gemessen, liefert die Erklärung hierfür.
Während die Klinge eine ausgesprochen schöne wie hochtaugliche Linie bei sehr sauberen Finish aufweisen kann, sind die Standard Griffschalen optisch nochmal schlichter als am einfachsten MSP Müller. Warum nur sind die flachen scales so breit angefast? Die oben gezeigte ist dabei schon eine der ansehnlicheren. Autsch.
Dafür kann man am Atom die Griffschalen sehr leicht wechseln. Der Ausschnitt für den Pivot hat keine tragende Funktion, es sind lediglich zwei kleine Schräubchen zu lösen und die Scale ist entfernbar.
Das ist schon optisch deutlich schöner als beim Rick Hinderer Slippy gelöst, der hierzu 6 Schrauben auf einer! Seite benötigt.
Die 3 Standoffs am Atom werden nicht von beiden Seiten mit insgesamt 6 Schrauben mit den Linern verbunden, sondern 3 Schrauben gehen versenkt von einer Seite durch die Standoffs durch und werden dann direkt im gegenüberliegenden Titanliner verschraubt.
Hm. Vielleicht ein Grund, weshalb 3 Standoffs eng verbaut wurden, wo vermutlich 2 ausreichen würde - wenn es keine Verschraubung direkt im Titan wäre?
Jedenfalls, wie schon beim Hinderer Slippy angemerkt, ich persönlich wechsle schon mal gerne die Griffschalen - aber doch eher einmalig, sodaß mir eine solide Mechanik wichtiger ist als ein simples Austauschen der Scales.
Warum erwähne ich dies? Weil auch hier lütte Torx 6 verbaut sind, die überhaupt nicht für einen x-fachen Wechsel taugen. Von meinen sorgsam und auschließlich für Messer benutzten Wera Torx Bits, hatte einer schon nicht mehr auf die T6 Schraube beim Pivot gepasst bzw gegriffen. Ärgerlich.
Noch ärgerlicher. Es gibt Griffschalen mit 3D Contour zum Nachkaufen. Da in US produziert und diese wg nested Linern innen ausgefräst sein müssen, kosten einfache Carbonschalen 125 USD plus Nebenkosten oder rund 180 Euro an der deutschen Haustüre. Der Aufpreis bei Bestellung des Messers mit Carbon ist freundlicher.
Bei meiner Suche jedoch, fand ich weder ein Neutron 1 oder 2, noch ein Atom in Standardausführung zu kaufen - dafür ein gutes Angebot für das Atom in full titanium.
Here we go.
Mit Titan ist das Erscheinungsbild vom Atom eine komplett andere Liga. Beim ersten Bild eines Atom full ti hatte ich mich gefragt, von welchem Custom Maker das Logo, genauer das Messer, stammt.
Das fluted titanium mit 3D Kontur unterstreicht nicht nur perfekt die eleganten Linien, sondern nimmt dem Messer jegliche Blaumann Ausstrahlung der meisten Nicht-Titan-Schalen. Dauerhaft verbaut habe ich dann auch an den kleinen Schrauben nix mehr zu meckern, fördern sie doch die Eleganz durch minimale Größe.
Da gibt‘s erstmal nix zu maulen - Linien und Materialkomposition sind erste Sahne. Ein wirklich sehr schönes Messer.
Schauen wir mal im Detail.
Die Titanschalen weisen an den Kanten, oben wie unten, feines wie aufwändiges filework auf. Eigentlich schön gemacht, obwohl es erkennbar von einer CNC stammt.
Aber. Zum einen ist das filework spätestens um das Jimping herum, unten wie oben, wirklich zuviel des Guten, zum anderen sind mir mehrere verschiedene Muster zu unruhig, zumal wenn einerseits die kompletten Hauptflächen noch mal anders mit fluted bearbeitet sind und zusätzlich die stets erkennbaren Kanten der eingelegten Liner die ganze Sache zusätzlich stören. Schade.
Das Gewicht der full titanium Version beträgt nun 113g statt 85g. Das ist zwar absolut betrachtet für mich immer noch akzeptabel leicht, aber ganz klar eine andere Liga als die 85g der Nichtmetaller.
Leider ist das Gewicht auch etwas grifflastig. Nicht massiv störend, aber doch eindeutig merklich. Das gibt dann doch einen halben Punkt Abzug in der B-Note.
Auch wirkt der nested Liner an den massiven Titanschalen bissl unterdimensioniert - zu zierlich. Dies ist aber bis dato mehr eine subjektive Empfindung, denn ein belegbares Problem. Geht für mich an einem leichteren Slicer aber grundsätzlich in Ordnung.
Jetzt sind wir schon bei den richtigen Feinheiten.
Dann gehört dazu, dass die Klingenspitze gemessene 7mm bis Schalenende ungenutzt lässt. Unnötig.
Schlimmer noch. Die Klinge ist ja selbst für mich ausreichend groß und auch sehr gut nutzbar, braucht's nicht länger. Aber statt knapp 12cm lang könnten die Scales gut 11cm kurz sein. Wäre eindeutig im handling und in der Hosentasche ein spürbarer Unterschied.
Ausserdem ist der minimale Fingerchoil etwas unglücklich geraten. Der beste Griff mit meinen größeren Händen ist relativ weit vorne mit Restsicherheitsabstand zum Anschliff. So greife ich ohne Überlegung auch intuitiv. Dafür ist der choil aber eigentlich zu eng und der Griff hinten dann einen halben Zentimeter zu lang.
Am besten wäre für mich vorne keine vor-hinter-Choil-Ausbuchtungen, sondern ein frei wählbare Position auf einer einzigen flachen Rundung oder einem geraden Abschnitt.
Hinten bequem ist‘s jetzt, wenn ich den Zeigefinger genau auf dem Treffunkt der beiden Halteflächen lege. Faktisch suche ich nach dem intuitiven Greifen stets eine andere Position. Einen halben Zentimeter weniger an der Scale und ich wäre in der vorderen Position glücklich.
Dass die Klingenwurzel offen nicht bündig mit den scales abschließt und auch nicht wirklich deren Verlauf folgt, erwähne ich nur am Rande und im Zusammenhang mit dem gehoben Preissegment der full titanium Variante um 600 Euro.
Dennoch.
Ein Spyderco Native 5 in fluted ti ist schön, aber absolut gesehen zu schwer, beim Spyderco Mili fluted ti stimmt das Gewicht, aber ein Mili muss man halt schön und von der Größe auch passend finden.
Das Atom ti fluted sehe ich vom Design locker auf Augenhöhe mit einem Grimsmo Rask, das bei vergleichbarer Größe sogar etwas schwerer ist.
In den nicht-metall Versionen ist das Gewicht perfekt für ein EDC, auch passt der nested Liner dort besser hin. Die Klinge gehört in jedem Fall zu den gut und leichter schneidenden, wenngleich nicht in dem Maße wie oft begeisterte Berichte vermuten lassen.
Wenn ich ein Set 3D Carbon Scales vernünftig besorgen kann, werde ich dies in jedem Fall machen. Im Vergleich zum Manix 2 lw ist es damit ganz klar der noblere LightUser.
Mein full titanium hingegen ist ein bemerkenswert schönes Messer, das sehr wohl genügend funktionale Qualitäten für ein gutes Messer besitzt - für einen Ritterschlag reicht es jedoch nicht.
Das kleinere Neutron 2 steht bei mir auch noch an - ich halte Euch auf dem Laufenden.
Euch allen ein schönes Wochenende.
grüsse, pebe
Zuletzt bearbeitet: