Uddeholm 1770 - Kohlenstoffstahl

feive

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Hallo hat jemand Erfahrung zu diesem Stahl?
Ich konnte im Forum nichts genaueres finden.

Die Klingen von Karesuando gefallen mir sehr gut(auch weil sie sehr günstig sind). Nun würde ich gerne wissen ob jemand damit oder mit dem Stahl Erfahrungen gemacht hat.
 
Was genau wisst Du wissen?

Uddeholm 1770: 0,7C, 0,3Si, 0,03S, 0,5Mn,

Härte ca. 59 HRC bei guter Wärmebehandlung.
Keine Rostbeständigkeit, gute Schärfbarkeit, ausreichende Schnitthaltigkeit.
 
Mit diesem Stahl-Du darfst ihn ruhig C 70 oder 1.1620 nennen- haben viele Generationen berufsmäßiger Messermacher Erfahrungen gemacht. Es ist so ziemlich genau der Stahl, aus dem Omas, Uromas und Ururomas rostende Küchenmesser gemacht worden sind. Das machte Sinn und würde auch heute noch Sinn machen, da der Stahl eine Vielzahl wünschenswerter Eigenschaften hat. Positiv hervorzuheben sind hohe Härte, gute Zähigkeit, hohe Elastizität, gute Schärfbarkeit auf feinste Schneiden. Sehr verschleißfest ist er nicht und korrosionsbeständig ist er - wie jeder anständige Werkzeugstahl- überhaupt nicht.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Vielen Dank für eure Antworten.
Ich wollte einfach wissen mit mit was der Stahl vergleichbar ist, bin eben nicht gerade Experte was Stahlkunde betrifft.

Eigentlich wollte ich auch wissen ob die Karesuando Klingen aus Udeholm Stahl empfelenswert sind.
 
Ganz ehrlich, dieser Stahl ist sicher nicht gerade der Bringer, aber, wie immer, im Leben,
kommt es auf dein Budget an, welches du bereit bist für eine gute C-Klinge zu löhnen.
Ist es eher klein, dann passt dieser Stahl sicher, owohl ich pers. immer einen 01, 52100 oder 1095 den C-70 bzw. Udd. 1770 vorziehen würde.
(Diese Stahlsorten enthalten mehr Kohlenstoff, sind daher schwerer zu bearbeiten)
Auch D2, A2 sind erheblich besser.
Ganz zu schweigen von den vielen CPM Stählen, die, auch preislich, in einer ganz anderen Liga spielen.
Schlechter, billiger und daher auch leichter zu verarbeiten sind sicher der Aisi 1045, 1050, 1060, 1065.
Aber, wie erwähnt, es kommt immer auf die Kohle an, die du gewillt bist zu bezahlen und
U. Gerfin hat dir deine Frage schon sehr gut beantwortet.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Ikarus:
Wenn möglich würde ich bezeichnungen wie "... ist der schlechtere Stahl" überhaupt vermeiden.
Da sie sehr unreflektiert sind, suggerieren sie wenig Fachkompetenz.

Denn um so etwas zu behaupten müsste man erst einmal definieren, wann ist ein Stahl A besser als ein Stahl B.
Als erste Annäherung würde ich vorschlagen, ein Stahl A ist besser als ein Stahl B, wenn dieser zumindest dem anderen Stahl in allen Eigenschaften ebenbürtig ist, aber in einer Eigenschaft besser.

Leider steckt der Teufel wie immer im Detail, denn (zu) stark vereinfacht sind die positiven Eigenschaften "Schnitthaltigkeit" (~Verschleißwiederstand gegenüber dem Schnittgut) und "Schärfbarkeit" (~geringer Verschleißwiederstand gegenüber dem Schleifmittel) schon gegenläufig, den besseren Stahl kann es also nach dieser Definition schon mal nicht geben.

Klar ist, das der C70 richtig gehärtet ohne Hartphasen ist und bereits beinahe volle martensitische Härte erreicht hat.
Das verleiht ihm eine Bruchfestigkeit, Schneidkantenstabilität und Schärfbarkeit die von keinem der dir genannten Stähle erreicht werden kann.

So gesehen kann es einen "besseren" Stahl (wenn überhaupt) nur für bestimmte Teilbereiche geben.
Ein wenig besser wird es deshalb wenn du sagst "A empfinde ich besser als B", man legt hierbei automatisch deine Vorlieben als Vergleichskriterien zugrunde.

Des weiteren sind die C45-C67 auch nicht wirklich billiger herzustellen als der C70, sie dienen nur einem anderen Einsatzzweck.

Von daher würde ich auch bei vorhandenem Budget bei Anwendung für Schneiden einen C70 einem D2 oder sogar hochlegierten pulvermetalurgischen vorziehen, außer vielleicht bei einem HSS-Bohrer oder eine Räumfräße.

Grüße,
Eisenbrenner
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit diesem Thema scheine ich wohl mal wieder eine Art "Glaubenskrieg" hervorgerufen zu haben, war nicht meine absicht.

Also kann man sagen, dass Uddeholm 1770 im Prinzip C70 ist und bei korrekter Wärmebehandlung alle dessen Fähigkeiten, hohe annehmbare Schärfe, hohe Schneidstabilität, gute Schärfbarkeit aber auch geringe Verschleißfestigkeit, besitzt.
Ich selbst tendiere eher zu diesen C-Stählen da ich sie sehr leicht sehr scharf halten kann und sie nicht so teuer sind(als Schüler ist das Budget doch eher Begrenzt).

Es wurde ja schon gesagt, das C-70 bei Uromas Messern verwendung fand. Kann es sein das früher allgemein mehr solche "einfachen" C-Stähle vewendet wurden?

Dies ist vielleicht OT: Bisher binn ich davon Ausgegangen, das gerade C70 und auch C75 sehr beliebte und gute C-Stähle sind, da doch häufig nachgefragt wird wo man kleinere Mengen herbekommt.
 
Mit diesem Thema scheine ich wohl mal wieder eine Art "Glaubenskrieg" hervorgerufen zu haben, war nicht meine absicht.
Hast du meinen Post überhaupt aufmerksam gelesen?
Bis auf den letzte Satz hatte dieser mit Glauben nicht das geringste zu tun.
Es geht nur darum das jede Legierung ihre Eigenschaften hat und das man im allgemeinen nicht vom "besseren" stahl sprechen kann.
Da du explizit nach dem C70 gefragt hattest habe ich dessen positive Eigenschaften noch einmal hervorgehoben, aber bewusst nicht bewertet.

Zum Einkauf :
Den ähnlichen 80CrV2 bekommst du bei Achim Wirtz
C75 in kleinen Mengen bekommst du beispielweise hier
 
Zuletzt bearbeitet:
Bisher binn ich davon Ausgegangen, das gerade C70 und auch C75 sehr beliebte und gute C-Stähle sind, da doch häufig nachgefragt wird wo man kleinere Mengen herbekommt.

Hallo feive und Euch allen einen schönen zweiten Weihnachtsfeiertag,

die besten Ausführungen zur Einordnung des C 70/75 hat dazu Eisenbrenner u. U. Gerfin geliefert - einfach mal langsam lesen und auf der Zunge zergehen lassen.

Bis auf die genannten, meiner Meinung hinnehmbaren Einschränkungen (Rostanfälligkeit geringerer abrasiver Widerstand etc.), wird dieser Stahl "Sauscharf" ist leicht selber nachzuschärfen und steckt bei richtiger WB u. - "vernünftigem" - Schneidwinkel doch im Gebrauch einiges weg. Als Bsp. dazu, bei mir gibt es einige Jäger die statt "Hightech"- Stahl diese C Stähle verwenden - natürlich ist dies Ansichtssache wie so vieles.

Jedenfalls machst ihr keinen Fehler mit diesem Stahl wenn euch die "Vor.-u. Nachteile" bewusst sind und ihr den (Messer)Stahl dementsprechend verwendet.

Grüße knifefaan
 
Vielen Dank für eure Antworten, die mir wirklich geholfen habe.

Ich werde mir eine Klinge aus C70/Uddeholm 1770 zulegen und ein Messer daraus basteln.

Ich wünsche euch allen noch schöne und erholsame Feiertage,

Gruß feive
 
Servus,

mit Deiner Stahlwahl hast Du bestimmt nichts falsch gemacht. Ich habe aus genau diesem Stahl (gekauft bei Dick) schon mehrere Messer gemacht (vorwiegend für die Küche) und alle erreichten eine wirklich hohe Schärfe. Bei sachgemäßem Gebrauch hielten sie eine gute Gebrauchsschärfe auch relativ lange. In meinen Augen ist aber der größte Vorteil, dass man die Klinge mit nur wenigen Zügen auf einem mittelfeinen Schleifmittel wieder sauscharf bekommt. Meiner Mutter habe ich vor ein paar Jahren ein solches Küchenmesser geschenkt und als ich dieses Weihnachten damit etwas Speck aufschneiden wollte, hab ich es nur ein paar mal über den Boden einer Schüssel geschoben und ich konnte mir wieder problemlos den Unterarm rasieren. Den größten Nachteil dieses Stahls sehe ich in der Rostanfälligkeit, was aber wirklich kein großes Problem darstellt.
Bilder vom fertigen Messer nicht vergessen!

Gruß Christian
 
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