Überlastungsverletzungen beim Schmieden

Manni

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Hi,
kennt ihr sowas auch? Man drischt voller Enthusiasmus auf glühenden Stahl ein, der Schweiss rinnt, die Handschuhe rauchen, Schutzbrille läuft voll, stört alles keinen großen Geist.
Wochenlang ging alles gut, aber jetzt hat sich eine hartnäckige Entzündung der Fingerbeugesehne des Mittelfingers rechte Hand eingestellt und will nicht wieder gutwerden. Offenbar kriegt der Mittelfinger die meiste Arbeit ab und schwenkt die weiße Fahne.
Habt ihr auch solche Wehwehchen? Wie geht ihr damit um? Weil ich mir schon denken kann, was der Daktari sagt ("hörns halt mit dem Schmarrn auf..."), geh ich vorerst gar nicht erst hin.
Manni
 
Hehe das kenne ich, als ich das erste mal meine Lehmesse angeschmissen hatte und tatsächlich auf Schmiedetemperatur gekommen bin hat mich nichts mehr gehalten und ich hab rumgekloppt wie es nur ging. Nachdem dann meine linke Hand (ich bin Linkshänder) 4 Blasen vorzuweisen hatte habe ich mit der rechten weitergeschmiedet bis auch die 3 hatte. Ganz abgesehen davon, das ich darauf die nächsten beiden Tage die linke Hand kaum zumachen konnte. Letztes Wochenende dann hab ich bei einem 2-Tägigen Schmiedekurs teilgenommen, meine linke Hand tat zwar weh anschliessend aber es ging noch, erstaunlicherweise war es die rechte an der der Handballen ziemlich geschwollen war, obwohl ich mit der nur das Werkstück gehalten habe. Daran hatte ich 1 Woche Spaß :)
 
Hallo Manni,

sicher kenne ich so etwas auch.
Wenn es nicht besser wird würde ich schon zum Arzt gehen, wenn man da was übersieht kann es sein, dass man sich das Schmieden gleich komplett verbaut....

Nachdem die Entzündung weg ist, würde ich auf einen etwas leichteren Hammer umsteigen und erst auf einen schwereren wechseln wenn du einen guten Rhythmus für dich gefunden hast.
Wie schwer ist denn dein Hammer? Machst du Zwischenschläge?

Du wirst sehen, wenn man den Körper nicht quält, sondern ihm Zeit lässt gewöhnt er sich daran und solche Wehwehchen werden immer seltener.
Als ich zu schmieden begonnen habe, hatte ich von einem 800g Hammer starke Schmerzen, heute schmiede ich am liebsten mit einem 2000g Hammer und kann damit ohne weiteres 4 Stunden am Stück arbeiten ohne, dass Beschwerden auftreten. Das liegt aber nicht daran, dass ich heute mehr Muskeln habe, sondern daran, dass die Technik einfach stimmt und mein Körper sich darauf einstellen konnte.

Ich wünsche dir jedenfalls ein unbeschwertes Schmieden.

mfg
Ulrik
 
Leute , ihr machts da irgendwas falsch!

Zu schwerer Hammer? 1 bis 1,5 Kg wären fürn Anfang OK. Mehr als 2 Kilo ist eigentlich zuviel, es sei denn für ganz Hartgesottene. Zum Aufwärmen die erste Viertelstunde mit nem leichteren Hammer anfangen. Sonst gibts schnell nen lahmen Arm. Auf jeden Fall denn Hammer so leicht dass ihr damit längere Zeit arbeiten könnt und den Hammer auch kontrollieren könnt. Es bringt nichts mit nem zu schweren Hammer nur noch unkontrollierte Schläge zu bringen. Noch so ne Unsitte ist es den Daumen auf den Hammerstiel zu legen, jeder Schlag prellt euch zurück in Daumen und Handgelenk.

Falsche Technik? Hammer locker halten, nicht so verkrampft in die Hand nehmen dass man den Hammer damit erwürgt. Richtig gehalten machen Hammer und Amboss die Arbeit fast von alleine, d.h. der Hammer kriegt nen Impuls in Richtung Ziel, prallt auf, springt zurück und beim zurückschwingen wird die Eigenenergie des Hammers gleich wieder zum Anheben benutzt; das geht nur wenn man ihn entsprechend locker hält, das gleiche gilt für die Zwischenschläge auf den Amboss. Allerdings brauchts da schon einiges zig Stunden an Übung bis das mal so läuft, in einigen Stunden oder ein paar Tagen kriegt man das nicht so einfach hin, fachkundige Anleitung schadet auch nicht, lasst euch das mal wo zeigen.

Handschuhe? braucht man eigentlich allenfalls für die Zangenhand wenn man mit Gasfeuer und kurzer Zange arbeitet. Mit Handschuh am Hammer geht gar nicht. allenfalls für Arbeiten bei denen man mit der Hand so nah am Werkstück ist dass man sich durch die Strahlungshitze die Hammerhand verbrennt.

Blasen? Wenn man bemerkt dass da eine Blase im Anmarsch ist, dann die entsprechende Stelle der Hand mit Leukotape abkleben, und zwar bevor die Blase da oder gar offen ist. Wer meint hier entsprechend hart sein zu müssen und dann solange weitermacht bis er vor lauter Blasen den Hammer nicht mehr halten kann ist einfach nur dumm.

Schwitzen? Was raus kommt muss auch wieder rein. Wer mal nen Tag lang schmiedet wird feststellen dass man da gerne mal 6-8 Liter trinken kann ohne mal austreten zu müssen da das alles als Schweiss durch die Haut rausgeht.
 
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Hallo,
ich gebe zu, ich freue mich, dass ich nicht der einzige Schnarchesel bin, der sich mit Erfolg selbst martert.
An Ulrik, die Hämmer, die ich meist benutze, sind 800 g (zum schweissen, wobei ich versuche, viele schnelle Schläge zu machen) und 1200 fürs Normale. Bei beiden sind ein paar Gramm abgeschliffen, um sie so hinzukriegen, wie ich es mir vorstellte, das dürfte aber kaum eine Rolle spielen. Zwischenschläge mache ich nicht. Mir ist zwar das Prinzip und der Gedanke dahinter geläufig, in praxi komme ich damit aber nicht klar (liegt daran, dass man das halt üben müsste! Aber ich wills wieder mal nicht lernen, ich wills können).
Manni
 
Handschuhe? braucht man eigentlich allenfalls für die Zangenhand wenn man mit Gasfeuer und kurzer Zange arbeitet. Mit Handschuh am Hammer geht gar nicht. allenfalls für Arbeiten bei denen man mit der Hand so nah am Werkstück ist dass man sich durch die Strahlungshitze die Hammerhand verbrennt.

Ich habe auch gelernt, dass man ohne Handschuhe schmiedet. Vor allem, weil man gefühlte Stunden braucht, um sich Handschuhe auszuziehen, in denen sich glühendes Material verfangen hat. Es ist einfach gefährlich.
 
Guten Tag Manni,
mit einer Entzündung die nicht abheilen will würde ich zum Arzt gehen, die "Hammerhand" braucht man gewöhnlich auch noch für andere Arbeiten als zum Schmieden.
Ansonsten wie schon ausgeführt einen anderen Takt beim Arbeiten mit dem Hammer finden, wenn es sich nicht von selbst einstellt, fachkundige Hilfe einziehen, das heisst -Schmied fragen-, gilt übrigens für die meisten Problematiken, denn Bücher, egal wie gut, sind und bleiben stumme Lehrmeister.
Die Gewichte deiner Hämmer finde ich zum Bearbeiten von Klingen passend, wenn ich auch um Zeit zu sparen öfters mit schwereren Hämmern arbeite, allerdings nicht stundenlang.
Gute Besserung und viele Grüße
Roman M.
 
Hallo Manni

Ich habe auch schon vom Arbeiten entzündete Daumengelenke gehabt, 3 Kortisonspritzen und als das nichts geholfen hat, ne Daumenschiene vom Orthopäden. Was ne Qual beim Arbeiten, noch mehr beim Schmieden.
Aber der Hammer kommt jetzt: ein Bekannter empfahl mir Ingwer. Dünn eine Scheibe abschneiden, und die entzündete Stelle einsalben mit dem Saft. Enthält ca 80 Wirkstoffe.
Bei mir sind die Entzündungen weg!! Ich arbeite jetzt ohne Schiene, und ist so gut wie alles weg. Und wenn ich einen Anflug von Schmerz spüre pappe ich Ingwer drauf (natürlich nur frischen vom Asiaten für kleines Geld).

ABER ACHTUNG: NACH DEM EINREIBEN NICHT IN DIE AUGEN MIT DEN FINGERN,
UND PINKELN KANN NE INTERESSANTE ERFAHRUNG WERDEN, WENN DU DIE FINGER NICHT VORHER WÄSCHST


Einfach mal ausprobieren, hilfst nid, schads nid

Gruss Bobby
 
Ich habe mir eine einfache Handwalze (25.- bei Dings) besorgt und mache die Treibarbeit damit. Einfach mal Walze bei SuFu eingeben.
Gruss
J.Angerer
 
@Manni:

du bist doch Polizei, eigentlich müßtest du gut trainiert sein vom Kloppen mit dem Gummiknüppel, oder? (Achtung, OT-Scherz, sorry)

und jetzt ernsthaft: laßt die Hausmittelchen, wenns wirklich schlimm ist, geht zum Arzt und MACHT WAS ER SAGT! Wenns nach 7 Tagen besser ist und der Arzt sagt 3 Wochen Schmiedeverbot, dann haltet Euch gefälligst dran. Ich weiß daß es schwer fällt, das geliebte Hobby zu unterbrechen. Bei solchen Überbeanspruchungen ist Schonung aber der wichtigste Teil der Therapie. Was ihr sonst noch so für Hausmittelchen draufschmiert, von Pferdebalsam bis Gelbwurztee hilft dem Kopp, weniger dem Daumen!

@dr.bob:

Ich kann mir kaum vorstellen, daß dein Doc dir die Daumenschiene verpasst hat und dann gesagt hat, du dürftest damit weiterschmieden, oder?;)

Gute Besserung

PP
 
Hallo,

Armin2 hat alles genau so beschrieben wie es wirklich ist.
Es geht nicht anders.
Sich eine Sehnenentzündung einzufangen bedeutet nur Ausfall am Feuer.
Allerdings muss ich euch erzählen, dass U.Gerfin mir vor Jahren in Peppingen/Luxemburg versucht hat nahezubringen, einen Damastblock mit seinem abgesägtenVorschlaghammer zu schweissen.
Ich bin jünger als er ,(wenn ich auch nicht so aussehe :cool:) und kräftig ,aber ich habe kläglich versagt, und das als hauptberuflich arbeitender Schlosser. Zu meiner Schande muss ich bemerken dass mir die Handgelenke irgendwann den Dienst verweigerten.
Als er so da neben mir stand sind mir wohl seine soliden Unterarme aufgefallen, und auf mein nachfragen hin, wie das möglich ist, erzählte er mir von Armins beschriebener Technik, und.....von regelmässigem Hanteltraining.
Fazit, ...von nix kommt nix:ahaa:

Gruss Rom.
 
Naja, mit nem abgesägten 4KG Hammer mit 30cm Stiel einhändig zu Schmieden ist nicht jedermanns Sache.
Wenn man das öfters macht ist ein ziemlich asymetrischer Körperbau das Ergebnis....:steirer::steirer:
 
Hallo PP,
das war ja klar, das musste ja kommen! Das ist ja genau das Problem. Wann kapiert der Laie endlich, dass der Schlagstock hauptsächlich mit Daumen und Zeigefinger gehalten wird, der Rest der Hand unterstützt nur. Ausser zu wohlmeinenden, sympathievermittelnden Gesten hab ich den Mittelfinger nie gebraucht.
Nein, im Ernst, ich halte mich für einigermassen gut trainiert, aber irgendwo ist halt ein schwaches Glied in der Kette.
Mittlerweile war ich auch beim Arzt, der eine simple Sehnenscheidenentzündung diagnostizierte und sich kopfschüttelnd erzählen ließ, warum ich mir so ein hirnverbranntes Hobby aussuche. Er empfal alternativ barfuss über glühende Kohlen laufen. Blasen, meinte er, heilen schneller...........
Das hindert mich aber nicht an einem kleinen Ingwer-Versuch. Kann schließlich nicht schaden.
Merci für alle guten Ratschläge.
Manni
 
Wenn man die Beiträge 12 und 13 liest, könnte der Eindruck entstehen, ich sei so eine Mischung aus Popeye und einer Winkerkrabbe.
Das ist natürlich falsch.
In Wirklichkeit bin ich nach wie vor als Modell für griechische Statuen gefragt.
Zum Überlastungssyndrom beim Schmieden: Es kommt in erster Linie auf eine vernünftige Technik an. Alfred Habermann hat das in seinem schönen Filmbeitrag zur Reihe "Der Letzte seines Standes" demonstriert und erklärt. Armin hat es auch richtig beschrieben. Ganz entscheidend ist es, den Hammer nicht krampfhaft zu halten, sondern beim Hochschwingen oder besser-Hochspringen lassen- nur ganz leicht zu halten.
Und da kommen wir auf einen Punkt, der manchen überraschen wird- das kann mit einem schwereren Hammer leichter gehen, als mit einem leichteren.
In der Sammlung "Practical Blacksmithing"-zu beziehen über Dick- findet sich eine Beschreibung, wie beim Abmeißeln mit Handhammer und Meißel der Arbeiter mit dem leichteren Hammer schneller ermüdet und Krämpfe in die Hand bekommt, als mit dem schwereren.
Das deckt sich auch mit meiner Beobachtung: Schnelles Hämmern mit einem kleinen Hammer kann ermüdender sein, als ruhiges Arbeiten mit einem größeren.
Man sollte auch nicht unterschätzen, welchen Unterschied ein passender oder für die Hand nicht passender Stiel machen kann.
An meinem Handhammer ist der Stiel an der Stelle, wo ich ihn greife, leicht verdünnt. Andere Schmiede, die ich kenne, bevorzugen da eine Verdickung- für mich fühlt sich das grauenhaft an, sie können damit aber lang und ausdauernd arbeiten.
Auch die Art des Schmiedens selbst macht einen großen Unterschied.
Wenn man mit einem Vorschläger im Takt schmiedet, kann man seinen Hammer ganz bewußt ruhig führen und springen lassen. Das strengt viel weniger an, als schnellere Arbeit.
Zur Verhütung von Überlastungen gibt es außer dem Rat, sich langsam einzuarbeiten und die Belastung langsam zu steigern, ein paar mehr oder weniger wirksame Tipps.
Jean Tritz hat in Kolbermoor einem Hephaistosjünger eine Dehnungsübung gezeigt, die einer Sehnenscheidenentzündung vorbeugen soll. Sie sah so unnatürlich aus, daß ich den Eindruck hatte, nach dieser Übung seien gar keine Sehnen mehr da, die sich entzünden könnten. Er schwört aber darauf und bei ihm funktioniert es.
Ein Dirigent hat eine Unterarmmanschette mit Gelkissen entwickelt, die bewirken soll, daß die Erschütterung des Unterarms gedämpft wird und nicht bis ins Ellenbogengelenk wirkt. Tennisspieler sollen das im Training zur Vermeidung des Tennisarms benutzen.
Ich könnte mir eine günstige Wirkung auch für das Schmieden vorstellen. Besser ist aber sicher regelmäßiges Üben und Aneignen einer richtigen Technik.
MfG U. Gerfin
 
Hallo U.
Verdickung am Hammerstiel? Da sagst du was. Alle meine Hämmer haben sowas, ich fand das bisher auch durchaus okay, da ich so einen besseren Halt habe. Nur, der "Gipfel" der Verdickung LIEGT GENAU VOR MEINEM ENTZÜNDENTEN MITTELFINGER! Der kriegt so jeden Prellschlag direkt ab, der Rest der Hand nicht. Ist natürlich nur eine Vermutung, die sich durch besonnenen Raspeleinsatz überprüfen läßt.
merci im Voraus.
Manni
 
Guten Tag Manni,
betrifft Hammerstiel. Bei uns in der Gegend gibt es noch etliche Bestände an jungen Ebereschenhecken. Dort kann man sich in Ruhe durchgreifen bis man den "Hammerstiel" gefunden hat, der einem am besten in der Hand liegt, sägen trocknen, stielen (vor dem Sägen Förster fragen, dem ist die Entnahme von ein paar Eschenstangen relativ egal). Und oft sind es die schlanken , die einem am besten in der Hand liegen. Einer der größten Vorteile bei dieser Methode ist, dass man das gewachsene Holz und nicht das aus Brettern herausgesägte zur Verfügung hat, es ist unglaublich stabil.
Mit freundlichen Grüßen
Roman M.
 
Guten Tag,
Richtigstellung: Eberesche floss mir sehr flüssig aus der elektronischen Feder, ist aber falsch, es sind wie sanjuro richtig feststellte (mit meiner Hochachtung für die nächtliche Leistung) die jungen Eschen, die ich meinte.
Viele Grüße
Roman M.
 
Weißdorn und Eberesche währe nur besser als Esche.

:steirer:das kleine s
 
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