il.ja
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Hallo allerseits,
ich habe gerade ein weiteres selbstgemachtes Messer bei den Tests zerstört (das laute PLING steht mir noch immer in den Ohren, die Messerdaten stehen ganz unten [Nachruf ]) und wollte wissen wie viele andere Leute das gleiche Problem haben. Bei mir geht ca. jede dritte oder vierte Klinge zu Bruch. Nicht immer mit voller Absicht. So auch eben. Das Messer war ganz nett, und auch wenn es noch nicht ganz meinen Vorstellungen entsprach, sollte es dennoch ein Leben lang halten und hatte sogar schon eine fertige Lederscheide. Aber der Reihe nach:
Ich war im Keller und habe an einer neuen Klinge gefeilt. Das zerbrochene Messer lag noch ganz unversehrt da und wollte niemandem was böses, als mein Blick drauf fiel und eine zündende Idee kam. Ich habe versucht die Idee zu vertreiben, konnte es aber nicht mehr. Also habe ich das Messer genommen - angemerkt, es hatte gerade erst die "Unterarmhaare-Rasierschärfe" verloren - und wollte es durch einen 10mm Baustahlstab hämmern :teuflisch (jetzt hagelt es bestimmt wüste Beschimpfungen. Mir ist schon klar, dass man so etwas nicht macht, deshalb habe ich auch versucht die Idee zu vertreiben). Das hat nicht geklappt, ungefähr ab der Hälfte wollte die Klinge nicht mehr weiter - sie hat sich verhältnismäßig stark umgelegt. Ich habe die Klinge zwar extra länger als sonst angelassen, aber dass sie gleich soooooooooo weich wird...
Da kam schon die zweite zündende Idee, noch genialer als die erste. "Wenn der Stahl schon so weich ist, sollte er doch zumindestens das Biegen gut verkraften." Also, kurzerhand Messerspitze in den Schraubstock gespannt, ein Rohr über den Griff und dann kräftig gebogen bis knapp über 90°. Das Messer war danach krumm wie eine Banane, war aber sonst in Ordnung. Der erste Gedanke: "SUPER!!!". Der zweite: "Sch***..., so lange wurde die Klinge auch nicht angelassen. Selbst wenn sie die Geradebiegung übersteht, kann ich ihr nicht mehr trauen."
Dann folgte Frust und dann die dritte zündende Idee - die besste von allen: "dann biege ich die Klinge doch so lange hin und her bis sie bricht ." Dann kann ich zumindestens die Anlasszeit ungefähr dieser Robustheit zuordnen und habe zumindestens etwas gelernt. Also, wieder Rohr drauf und das Messer erst gerade und dann in die andere Richtung gebogen. Bei ca 60° brach die Klinge mit einem lautem PLING und vielen Funken (dem Messer nicht mehr zu trauen war also die richtige Entscheidung). Interessanterweise brach die Klinge gleich in drei Teile. Ein Teil blieb im Schraubstock stecken, ein anderes im Rohr, und das dritte flog knapp an meinem Ohr vorbei . Dabei habe ich mich doch extra seitlich gestellt, damit, falls ein Splitter wegfliegt, ich ihm nicht den Weg versperre. Wie auch immer, mir ist zum Glück nichts pasiert, aber das dritte Teil war nicht mehr auffindbar. Wahrscheinlich taucht es erst beim nächsten Frühjahrsputz wieder auf.
Nun, was habe ich daraus gelernt? Erstens, einige Stimmen in meinem Kopf gehören ignoriert. Zweitens, wenn man nicht vor hat, das Messer um 90° hin und her zu biegen, passt die Wärmebehandlung auch zu einem Haumesser. Und drittens, die zweite Erkenntnis ist so interessant, dass die erste daneben unwichtig erscheint .
Nun die Daten:
Stahl: 1.2235
Griff: Akazie, geölt
Klingenlänge: ca 14cm
Klingendicke: 4mm
Anlasszeit: 1,5h+1h+1h bei 180 °C
Lebenserwartung: mind 50 Jahre
Tatsächliche Lebensdauer seit Fertigstellung: ca. 5 Wochen
Schöne Grüße...
EDIT: Habe Aufzeichnungen der Wärmebehandlung gefunden und die Anlasszeit korrigiert
ich habe gerade ein weiteres selbstgemachtes Messer bei den Tests zerstört (das laute PLING steht mir noch immer in den Ohren, die Messerdaten stehen ganz unten [Nachruf ]) und wollte wissen wie viele andere Leute das gleiche Problem haben. Bei mir geht ca. jede dritte oder vierte Klinge zu Bruch. Nicht immer mit voller Absicht. So auch eben. Das Messer war ganz nett, und auch wenn es noch nicht ganz meinen Vorstellungen entsprach, sollte es dennoch ein Leben lang halten und hatte sogar schon eine fertige Lederscheide. Aber der Reihe nach:
Ich war im Keller und habe an einer neuen Klinge gefeilt. Das zerbrochene Messer lag noch ganz unversehrt da und wollte niemandem was böses, als mein Blick drauf fiel und eine zündende Idee kam. Ich habe versucht die Idee zu vertreiben, konnte es aber nicht mehr. Also habe ich das Messer genommen - angemerkt, es hatte gerade erst die "Unterarmhaare-Rasierschärfe" verloren - und wollte es durch einen 10mm Baustahlstab hämmern :teuflisch (jetzt hagelt es bestimmt wüste Beschimpfungen. Mir ist schon klar, dass man so etwas nicht macht, deshalb habe ich auch versucht die Idee zu vertreiben). Das hat nicht geklappt, ungefähr ab der Hälfte wollte die Klinge nicht mehr weiter - sie hat sich verhältnismäßig stark umgelegt. Ich habe die Klinge zwar extra länger als sonst angelassen, aber dass sie gleich soooooooooo weich wird...
Da kam schon die zweite zündende Idee, noch genialer als die erste. "Wenn der Stahl schon so weich ist, sollte er doch zumindestens das Biegen gut verkraften." Also, kurzerhand Messerspitze in den Schraubstock gespannt, ein Rohr über den Griff und dann kräftig gebogen bis knapp über 90°. Das Messer war danach krumm wie eine Banane, war aber sonst in Ordnung. Der erste Gedanke: "SUPER!!!". Der zweite: "Sch***..., so lange wurde die Klinge auch nicht angelassen. Selbst wenn sie die Geradebiegung übersteht, kann ich ihr nicht mehr trauen."
Dann folgte Frust und dann die dritte zündende Idee - die besste von allen: "dann biege ich die Klinge doch so lange hin und her bis sie bricht ." Dann kann ich zumindestens die Anlasszeit ungefähr dieser Robustheit zuordnen und habe zumindestens etwas gelernt. Also, wieder Rohr drauf und das Messer erst gerade und dann in die andere Richtung gebogen. Bei ca 60° brach die Klinge mit einem lautem PLING und vielen Funken (dem Messer nicht mehr zu trauen war also die richtige Entscheidung). Interessanterweise brach die Klinge gleich in drei Teile. Ein Teil blieb im Schraubstock stecken, ein anderes im Rohr, und das dritte flog knapp an meinem Ohr vorbei . Dabei habe ich mich doch extra seitlich gestellt, damit, falls ein Splitter wegfliegt, ich ihm nicht den Weg versperre. Wie auch immer, mir ist zum Glück nichts pasiert, aber das dritte Teil war nicht mehr auffindbar. Wahrscheinlich taucht es erst beim nächsten Frühjahrsputz wieder auf.
Nun, was habe ich daraus gelernt? Erstens, einige Stimmen in meinem Kopf gehören ignoriert. Zweitens, wenn man nicht vor hat, das Messer um 90° hin und her zu biegen, passt die Wärmebehandlung auch zu einem Haumesser. Und drittens, die zweite Erkenntnis ist so interessant, dass die erste daneben unwichtig erscheint .
Nun die Daten:
Stahl: 1.2235
Griff: Akazie, geölt
Klingenlänge: ca 14cm
Klingendicke: 4mm
Anlasszeit: 1,5h+1h+1h bei 180 °C
Lebenserwartung: mind 50 Jahre
Tatsächliche Lebensdauer seit Fertigstellung: ca. 5 Wochen
Schöne Grüße...
EDIT: Habe Aufzeichnungen der Wärmebehandlung gefunden und die Anlasszeit korrigiert
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