Das Blaupliesten führt n i c h t zu einem Anlaufen der Klingen auf die blaue Anlaßfarbe, sondern ist ein optisches Phänomen. Die blaugepliestete Klinge ist nicht spiegelpoliert, sondern hat feinste, gleichgerichtete Schmirgelstrichlein.
Haedicke schreibt dazu: "Dem schleifen folgt das pließen (pliesten) und polieren.
Beides geschieht auf schnell uzmlaufenden hölzernen Scheiben, auf deren hohe Kante ein mit Schmirgel oder Polierrot beleimter Riemen befestigt ist. Je nach der Feinheit des Schmirgels, der mit Öl aufgegeben wird, unterscheidet man grob- und feinpließen; die letzten beiden Stufen nennt man blau und braun. Einen noch höheren Glanz erhält man durch das polieren, welches nur bei ganz feinen Klingen Verwendung findet. Hierzu dient das Polierrot mit verdünntem Spiritus. Die hierfür bestimmten Scheiben laufen wesentlich langsamer um. Das grob- und auch noch das feinpließen gilt der Materialabnahme, das blau- und das braunpließen, sowie die eigentliche Politur, gelten lediglich der Oberfläche".
Das gibt den Stand um 1900 wieder, als diese Vorgehensweisen einfach noch Stand der Technik waren.
Wollte man rostbeständige Stähle blaupliesten und hätte dies etwas mit den Anlaßfarben zu tun, so wäre damit nichts gewonnen.
Da die korrosionsbeständigen Stähle die Anlauffarben später (Faustregel-etwa bei der doppelten Temperatur wie rostende) zeigen, wären auch sie negativ verändert, wenn sich die blaue Anlaßfarbe zeigte.
Rapatz erklärt den zunächst schlechten Ruf der rostbeständigen Messerstähle auch damit, daß sie wegen ders späteren Auftretens der Anlaßfarben sorglos und damit überhitzt geschliffen wurden (S. 605).
Freundliche Grüße
U. Gerfin