Hallo Martin !
Streng genommen sind alle Stähle sich ähnlich, da sie aus Eisen, Kohlenstoff und den verschiedenen Legierungselementen bestehen. Deshalb gilt ja auch grundsätzlich "Stahl ist Stahl und verhält sich wie Stahl".
Nach dieser leicht boshaften Einleitung aber ein paar Hinweise, die zeigen, wie geringe Legierungsunterschiede die Eigenschaften schon deutlich beeinflussen können. Die Beeinflussung betrifft auch nicht alle Eigenschaften gleichermaßen, sondern die einen mehr, die anderen weniger.
Nimm mal den einfachsten Fall ( der so schon gar nicht wirklich vorkommt !) und betrachte einen reinen C-Stahl.-Da wird übrigens gar nichts helfen: Du mußt Dir schon das Eisen -Kohlenstoff Teildiagramm vornehmen.
Beim eutektoidischen Punkt-ca 0,8 % C - enthält ein solcher Stahl im weichgeglühten Zustand neben reinem Eisen in Form von Ferrit immerhin schon knapp 12 % Zementit = Fe 3 C = Eisenkarbid. Ferrit und Karbid wären zum Perlit gemischt.
Richtig gehärtet würde ein solcher Stahl im Idealfall reinen Martensit ohne Karbide enthalten.
Gehst Du nun nur ein bißchen im C-Gehalt höher-sagen wir auf 1 %, so hast Du im weichgeglühten Zustand neben dem Perlit (= Ferrit Karbidgemisch) schon freie Karbide, die bei ungünstiger Anordnung als Korngrenzenzementit die mechanischen Eigenschaften schon deutlich negativ beeinflussen.
Nach ordnungsgemäßem Härten hat der Stahl mit 1 % C neben dem Gefüge Martensit noch zusätzlich freie Karbide, die -siehe oben- stören- bei richtiger Anordnung aber auch die Verschleißfestigkeit günstig beeinflussen können.
Kommen noch weitere Legierungselemente dazu, wird die Sache komplizierter.
Alle Legierungselemente-wohl mit Ausnahme von Kobalt- verringern die Löslichkeit des C, wirken also so, als sei mehr Kohlenstoff im Stahl.
Schon geringe Anteile von Sonderkarbidbildnern (Chrom, Wolfram, Molybdän, Vanadium, Titan(?) ) binden C in relativ stabilen und sehr harten Karbiden. Das hat wieder Einfluß auf die Härtetemperaturen und die Anlaßtemperatur u.s.w.
Das ist nur mal so eine ganz kleine Andeutung über die verschiedenen Wirkungen unterschiedlicher Legierungselemente.
Du kannst Dir danach schon ein paar Fragen zu den von Dir angesprochenen Stählen selbst beantworten.
1.2552 hat allein an Chrom, Vanadium und Wolfram schon über 3 % Legierungselemente-Der Stahl ist also trotz seiner "nur " 0,8 % C deutlich übereutektoidisch und hat auch gehärtet neben der martensitischen Grundmasse freie Karbide-vermutlich die schon sehr harten Chrom-Wolfram-Vanadium-Mischkarbide. Das macht ihn schon recht anlaßbeständig- bei 300 Grad bleibt er noch auf 58 HRC( oder darüber).
1.2519 mit ähnlicher Grundlegierung liegt dagegen schon weit im übereutektoidischen Bereich. Die vielen harten Karbide machen ihn deutlich verschleißfester, als Stahl 1.2552 aber auch schon etwas weniger zäh.
Daneben allerdings muß man immer bedenken, daß ein Stahl nicht einfach die Eigenschaften X, Y, Z hat, sondern innerhalb des Rahmens seines Potentials eine weite Spannungsbreite. Man kann den besten Stahl, ohne daß äußerlich was erkennbar ist, so versauen, daß er die Konsistenz von -leicht übertrieben- Leibnizkeksen hat und man kann sein Potential erkennen, entwickeln und richtig einsetzen.
Bevor ich mich jetzt wieder mit Beispielen für falschen Einsatz unbeliebt mache-lassen wir es erst mal dabei.
Du siehst aber, es ist nicht so einfach, wie man denken könnte, es lohnt sich aber, in die Materie tiefer einzudringen.
MfG U. Gerfin