unterschiedliche schweißtemperaturen?

karl zeitler

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Habe schon öfter Feile mit einem Metallsägeblatt (Bi-Metallrücken) verschweißt (Interessehalber). Immer mit Paketgrösse 20x50 und ca. 30mm hoch. Und lacht nicht mit einem alten Hereus Elektroofen, und es klappte gut. Nun hat mich so ein leichter Damastvirus gepackt und habs probiert mit 1.2848 und 1.2767.
Das Ergebnis war anfangs und augenscheinlich gut. Aber das Paket hat nur aussen verschweisst. Ich habs aufgemeisselt und festgestellt die Bleche waren weiter innen blank und nicht verschweisst.
Ich kanns fast nicht glauben dass das paket nicht durchgehend warm wurde, da ich mir dazu im E-Ofen schon Zeit gelassen habe.
Kann es sein das diese Werkstoffe eine höhere Schweisstemp. haben?
Oder kam kein Borax durch die Zwischenräume, weil ich doch das Paket sorgfältiger geschichtet habe und gut verschweißt habe, alle Ecken mit WIG verlaufen lassen und einmal durch die Längsseite.
Mein Verdacht ist, die 1100 Grad die der Ofen bringt reichen hier nicht.
Was sagt Ihr dazu?
gruss Karl
 
Dein Problem neben der vielleicht etwas sehr mageren Temperatur ist sicher der 1.2767. Der enthält nicht wenig Chrom und trifft natürlich im Elektroofen auf eine ideale, sauerstoffreiche Atmosphäre um an der Oberfläche reichlich Chromoxid zu bilden. Das wiederum ist der ideale Stoff um eine vernünftige Feuerschweißung zu verhindern. Schlussendlich wird es eine Kombination aus all dem sein: wenig Hitze, viel Sauerstoff, eine nicht wirklich einfache Stahlkombination und lange Aufheizzeiten.
 
Achims Fazit ist unbedingt zuzustimmen. Um zu einer Lösung zu kommen, wollen wir den Fall einmal näher analysieren: Die Schweißtemperatur ist tatsächlich von der Legierung abhängig. Das ist auch logisch, weil unterschiedliche Stähle auch unterschiedliche Oxydschichten bilden, die sich mehr oder weniger leicht aus der Schweißfuge entfernen lassen.
Es ist inzwischen wohl Allgemeinwissen, daß Mangan und Nickel, wie auch Molybdän die Schweißung nicht erschweren, Wolfram, Silizium und Chrom dagegen in der genannten Reihenfolge hinderlich sind. Sind erst mal Oxyde entstanden, müssen sie aus der Schweißfuge herausgepresst werden und das geht umso schwerer, je höher der Schmelzpunkt der Oxyde ist.
Bei dem Stahl 1.2767 liegt ein Chromgehalt von ca 1,5 % vor, was die Verschweißung nicht unmöglich macht, aber doch behindert. Ein solcher Stahl verlangt eine höhere Schweißtemperatur als ein so gutmütiges Material wie 1.2842.
Das heißt nun nicht, daß die 1100 Grad Deines Ofens unter keinen Umständen zur sauberen Verschweißung ausreichen. Es spielen dabei weitere Faktoren eine Rolle: Bei mokume gane -Techniken- also wenn metallisch blanke Bleche aufeinander gepresst werden und unter weitgehendem Luftabschluß erhitzt werden, genügen schon Temperaturen unter 1000 Grad. Bei stark verzunderter Oberfläche, wenn also viel Oxyd abgeführt werden müßte, ist selbst bei gut schweißenden Werkstoffen eine Temperatur von über 1200 Grad oft nicht genug.
Du sprichst von hellen, nicht verzunderten Blechen im Innern der nicht verschweißten Stücke: Das kann wieder eine andere Erklärung für die Fehlschweißung geben. Wenn das Paket rundum zugeschweißt ist, genügt ein Hauch von Oxyd auf den inneren Flächen, um eine Verschweißung zu verhindern-wohin sollen die Oxyde in einem solchen Fall ausweichen ?
Ich habe zur Verdeutlichung einmal von einem Freund erzählt, der eine Dreilagenklinge mit geschlossenem Rücken schmieden wollte. Er hatte ein Stück Baustahl sauber ausgefräst und ein Stück 1.2842 so sauber angepasst, daß es saugend in die Aussparung des Baustahls passte. Genau diese "perfekte" Konstruktion schweißte ums Verplatzen nicht, weil die sicher ganz geringen Oxydschichten einfach keinen Platz hatten, abzufliessen.
Ein massives Problem, auf das Achim schon hingewiesen hat, ist die Aufheizzeit: Im Ofen wirkt fast ausschließlich die Strahlungshitze und die Erwärmung des Werkstücks geht langsam. Das bedeutet wieder vermehrte Oxydation. Ich bin mir auch nicht ganz im Klaren, wie Du im Elektroofen mit Borax arbeitest. Der frisst die Auskleidung schneller, als Dir lieb sein kann.
Zur Lösung: Wenn Du im Elektroofen erhitzen willst, nimm kleine Werkstücke und lege sie in den voll aufgeheizten Ofen ein, um die Erhitzungszeit möglichst kurz zu halten. Verwende gut schweißende Werkstoffe- statt des 1.2767 etwa den 75 Ni 8.
Wenn es unbedingt der 1.2767 sein muß-packe das Paket in Härtefolie, damit die Oxydbildung behindert wird, dann müsste es schon funktionieren.
Besser wäre ein vernünftiges Schmiede- oder Gasfeuer.
MfG U. Gerfin
 
und noch ein kleiner Tipp, wenn Du Deinen Ofen vor dem agressiven Borax schützen willst, dann bedeck doch einfach den Boden mit einer Art "Einstreu" aus zerbrochenen Ziegeln, besser Schamottsteinen. Der Borax wird davon aufgesaugt und unschädlich gemacht.

Gruß

MythBuster
 
vielen, vielen Dank für die ausführlichen und informativen Beiträge.
Der 75Ni8 ist bestellt.
Über den Heizspiralen im E-Ofen ist eine Art dickes Backblech. Macht der Borax dieses Blech kaputt, den Schamott oder die Spiralen?
gruss
Karl
 
Hallo, hab das schon an anderer Stelle angeführt. Das beste gegen Boraxfraß ist Feuerstellenmörtel von Dykerhoff. Absolut resistent gegen dieses gefräßige Zeug und günstig bei jedem Ofensetzer zu bekommen.
@ U.Gerfin
habe letzten Samstag die Krise bekommen als ein Paket aus 11Lagen 1.2842 und altem Wagenreifen (Flusseisen; sagte der alte Schmied dazu) an einer Stelle nicht schweißen wollte. Nach 5 Versuchen habe ich dann den wiederspenstigen Bereich aus 3, in sich gut geschweißten Lagen abgeschrotet und beiseitegelegt. Den Rest konnte ich 4x problemlos, ohne erkennbare Fehler falten und dann toridieren. Erkaltet konnte ich am Fehlstück lediglich einen leichten Blauschimmer an der zu schweißenden Oberfläche feststellen. Ich habe dafür keine Erklärung: gleiches Material und nur ein Spalt geht nicht zusammen.
Gruß
Uwe
 
Hallo Uwe !
Wie immer ist eine Ferndiagnose schwierig oder-hier -unmöglich. Wenn das widerspenstige Stück nicht zu klein ist, öffne den Spalt soweit, daß Borax hineinfließen kann und probiere das Verschweißen noch einmal. Dass eine so gutartige Kombination nicht schweißt, ist eigentlich kaum vorstellbar. Am liebsten würde ich mir das böse Stück mal in natura ansehen.
MfG U. Gerfin
 
Hallo, mein "Schmiedeprofi" und ich haben uns das Stück kalt noch einmal gründlich angesehen. Es scheint als wäre etwas Fett von der Federhammer-Führung genau dort auf das Paket getropft. Das würde alles erklären. Beim nächsten Schmieden werde ich das Teil mal frisch anschleifen und das verschweißen erneut versuchen.
Gruß
Uwe
 
ich haben nun einen zweiten Versuch gestartet. Wieder in meinem Elektroofen. Verändert habe ich dabei:
-1.2767 gegen 75Ni8 getauscht.
-Paket nur hinten und vorne verschweißt, nicht zusätzlich seitlich damit Borax hinkommt.
-4 Stunden vorgeheizt, damit ich auf 1150 Grad komme.
Beim Schweißen stellte ich gestern fest, der 75Ni8 klebt richtig im Vergleich zu 1.2767.
Da ich das Ergebnis schnell sehen wollte habe ich mit der Lagenzahl gespart. Es waren glaube ich 7 Lagen, die ich zweimal einfach durchmeiselte und wieder zusammenklappte.
Es hat geklappt! Danke für Eure Tipps.
Mit dem Bild will ich keine schöne Klinge zeigen, nur dass es geklappt hat.
gruss
Karl
 

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sieht lecker aus!!!! Ich mags, wenn man die einzelnen Lagen gut sehen kann!

Weiter so...

Gruß:super:
Torge
 
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