Ur-Opa's Taschenmesser, das unbekannte Stück

Störtebeker

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Hallo,
hier mal ein uraltes Taschenmesser mit Griffschalen aus weissem Horn oder eher Knochen.





Das Messer ist mit vor ca. einem Jahr auf dem Flohmarkt im bergischem Land---- ne, nicht Solingen--- sondern Remscheid zugelaufen.

Es war mehr als dreckiger Rostklumpen zu bezeichnen, denn als funktionierendes Taschenmesser.
Nach tagelanger behutsamer Reinigung und sanfter Entfernung des Rostes, kam dann ein interessantes, vielseitiges Messer zu Vorschein:



Das Messer hat folgenden Steckbrief:
Länge eingeklappt: ca 9,5 cm
Größte Länge: 20,3 cm
Funktionsteile: Große und kleine Klinge , Säge und eine Haken/Klauenklinge
Griffschalen: Ich denke es ist Bein/Knochen.....es könnte aber auch weisses Horm sein?
Stahl: Carbon
Hinweise: Keinerlei Klingenstempel oder Marken

Das Messer ist für das bergische Land / Solingen von der Machart eher untypisch meiner Meinung nach.
Ich kann es aber nicht einordnen wo und wann es hergestellt sein könnte.
Das Messer hat leider keinerlei Herstellerzeichen oder Namen.
Da ist selbst mit der Lupe nix zu finden und auch nix gewesen.
Wer nun das Stück herstellte ist mir ein Rätzel.............für sachdienliche Hinweise bei der Zuordnung wäre ich Dankbar.

Die Griffschalen sind extrem dünn gehalten --- quasi filigran in der Materialstärke.
Leider durch den darunter entstandenen Rost etwas verzogen und von der Farbe unterschiedlich.

Die Säge ist extrem Spitz an den Zähnen.
Die Hakenklinge und das kleine Federmesser sind auf einer Feder montiert.
die Säge und die große Klinge haben eigene Federn.
Alle Federn sind noch gut und stramm.

Die Werkzeuge /Klingen sind auch nicht sonderlich abgenutzt worden.
Es schein selten gebraucht worden zu sein.

Wohl eher ist es Sonntags mit in die Kirche und dann ins Wirtshaus als prestige Objekt ausgeführt worden,
als das es in einer Werkstatt oder auf dem Bauernhof arbeiten mußte.

Hier dann mal weitere Bilder:

























So,
danke fürs Ansehen und Ihr dürft mir gerne Eure Meinung oder auch Wissen über das Messer oder seiner Herkunft mitteilen.
Gruß
Michael
 
Hallo Störtebeker,

Dank von meiner Seite für den umfassend und schön bebilderten Bericht. Ich kann nachvollziehen, wie spannend und erbauend es ist, so ein „Aschenputtel“ auf Schmuckstück herauszuputzen! Ist dir gut gelungen.:super:
Hätte dir gern mehr über die Herkunft gesagt, aber meine Recherchen haben nichts ergeben. Mein erster Eindruck war, dass es ein bisschen französisch aussieht, aber wie gesagt..., nur Eindruck.

Viel Freude daran.
Abu
 
Mein erster Eindruck war, dass es ein bisschen französisch aussieht, aber wie gesagt..., nur Eindruck.

Das war mein erster Gedanke - die Backen, die Werkzeugzusammenstellung.... das sieht eher nach Thiers (Pradel...?) als nach Solingen aus.
Vielleicht ein Souvenir aus den 40ern ?
 
Hallo Abu, hallo Furlan,

Danke für das Anstossen in Richtung Frankreich und Firma Pradel.

Ich hab mich dann mal beim französischen 1-2-3 online Auktionshaus umgesehen und nach folgenden Artikeln gesucht:

COUTEAU ANCIEN MULTIFONCTIONS = URALTES MULTIFUNKTIONSMESSER

vieux couteau de poche Pradel = altes Taschenmesser Pradel

Da waren schon sehr ähnliche Stücke zu sehen,
welche nicht unbedingt von Firma Pradel waren, aber eindeutig französischer Produktion entstammen.

Ich gehe also auch davon aus,
das mein Messer ggf im 1. oder 2. Weltkrieg das Land gewechselt hat----vieleicht als Souvenier oder auch als Beute.
Von der Ausführung wohl eher der erste Weltkrieg bis 1918.

Die neueren Pradels sahen schon anders aus--- um die Jahrhundert Wende bis Ende 1918 passt schon eher.

Interessant ist,
das die Säge sehr französisch aussieht von der Form und Ausführung der Sägezähne.
Deutsche, schweizer oder auch italienische Sägen sehen steht anders aus von der Machart.

Erstmal Danke an Euch

Gruß
Michael
 
...das mein Messer ggf im 1. oder 2. Weltkrieg das Land gewechselt hat----vieleicht als Souvenier oder auch als Beute.
Von der Ausführung wohl eher der erste Weltkrieg bis 1918.

Interessant ist,
das die Säge sehr französisch aussieht von der Form und Ausführung der Sägezähne.
Michael

Moin,
Gut beobachtet, die Säge war auch für mich das „frz. Kriterium“.

So wird aus einem gammeligen Flohmarktfund ein Stück Zeitgeschichte!

Abu
 
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