Uraltes Hackmesser: Küchenbeil? [Und: Wie restauriere ich es?]

Meik

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Ich habe wieder mal etwas Uraltes erstanden: Eine schweres Hackmesser mit heruntergezogener Spitze. Geschmiedete Klinge aus offensichtlich nicht rostfreiem Stahl, der Erl geht durch den gesamten Griff hindurch (wie haben die das früher bitte hinbekommen??? :confused: ) und schaut hinten raus. Gewicht 560g, Länge 39cm, Klingenlänge 19,5cm, Klingenstärke 10mm am Griff, 7mm kurz dahinter bis 5mm an der Spitze. Der Griff ist fast beidhändig führbar.
Der Griff ist leider drei Mal auf fast ganzer Länge gerissen (sitzt erstaunlicherweise aber immer noch fest und ist nicht so einfach abziehbar) und der Metallring, der wohl mal das Holz klingenwärts zusammengehalten hat, fehlt.

Das Teil mutet irgendwie archaisch an, es hat irgendwie fast mittelalterliches Flair... Und liegt so richtig gut in der Hand.

Was ist es? Küchenbeil? Hippe? Waffe?

Und wie restauriere ich es?
Die Klinge werde ich wohl nur gut abschrubben und abziehen (hack-scharf ist sie!) und ansonsten so (dunkel) belassen.
Ein neuer Griff kommt hier eigentlich nicht in Frage für mich. Der alte passt einfach zu gut und ich würde einen neuen auch nicht annähernd so hinbekommen, allein das 20cm lange Loch dürfte für mich ein unlösbares Problem darstellen... Also wird es wohl wieder das Abschleifen des Griffes mit anschließender Epoxytränkung werden. Wobei mir das Holz (vielleicht wegen des Alters?) extrem hart vorkommt, ich glaube nicht, dass es selbst dünnflüssiges Harz aufsaugen würde...
Das Wichtigste wäre wohl ein neuer Metallring am klingenwärtigen Ende des Griffs! Wo kann ich da bloß einen in der richtigen Größe und im richtigen Metall (Messing, Bronze, Eisen?!) herbekommen?

Und hier die Bilder:
 

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Sieht mir schwer nach einem Gertel aus (weiss nicht ob Ihr in D das gleiche wort benutzt), jedenfalls ein Haumesser für die Gartenarbeit. Äste abschlagen, oder bei Brennholz entasten.

hier noch ein Bildchen:
gertel1.jpg


Gibts bei uns für ca. 20€ in jedem Garten- Werkzeugshop.
 
Meiner Meinung handelt es sich um eine Häbe.Die wurde früher zum entasten von Einschlagholz und als Gartenwerkzeug benutzt.Zur holzrestaurierung versuch doch mal,wenn Du abgeschliffen hast Balistrol oder Holzöl.
 
Servus!

Da muss ich Noob zustimmen, ich würd auch sagen das es ein Gertl ist.

Ich hab hier so ein ähnliches Teil rumliegen nur nicht ganz so alt.

Der Ring den Du meinst ist bei meinem aus einem normalem einfachen Blechring gemacht, der vorne aufgesteckt ist.

Denk mal das es bei diesem Teil nicht anders war.
Leider kann ich keine Fotos machen mangels dicicam.

Gruss DaBeppo
 
Eine Hippe, jawoll. Ich hab auch mal so ein Teil aufgetrieben, hier ist es zu sehen. Kann man wunderbar mit arbeiten. Ich habe einen Riß im Holz mit speziellem Holzkitt oder wie das heißt (farblich angeglichen) ausgefüllt. Den Blechring hatte ich noch drauf, den kannst Du aber selber machen, einen Blechstreifen umlegen und verlöten, und mit Starbond verkleben.
Sprüh mal WD 40 drauf und kontrollier das Teil auf Risse, damit Du beim Zuschlagen keine unangenehmen Überraschungen erlebst. WD 40 kriecht in alle risse, die kannst Du dann sehen.in diesem Beitrag gibt es noch eine andere sowie weitere Diskussionen
 
Last edited:
Original geschrieben von Meik
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Also wird es wohl wieder das Abschleifen des Griffes mit anschließender Epoxytränkung werden. Wobei mir das Holz (vielleicht wegen des Alters?) extrem hart vorkommt, ich glaube nicht, dass es selbst dünnflüssiges Harz aufsaugen würde...
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Du willst doch nicht etwa so ein schönes und gut erhaltenes Holz mit Epoxyd oder ähnlichem ertränken! :(
Abschleifen und mit etwas Öl behandeln sollte eigentlich vollkommen ausreichen.
 
Ich habe kürzlich so ein Teil auch in der Mache gehabt. Deines scheint richtig alt zu sein (geschätzt 150 Jahre), und ein Abschleifen des Griffs oder der Klinge wäre natürlich ein herber Verlust an Originalität und damit auch des Werts als Sammelstück. Solche Heppen oder Hippen, regional auch offenbar Häben genannt, werden z.B. heute noch in Frankreich auf dem Lande benutzt, um beim Ofenanzünden aus einem Holzscheit ein paar kleine Hölzchen zum Anzünden abzuspalten. Es ist im Haus eher das Werkzeug der (alten) Bäuerin, die Männer arbeiten lieber mit dem Beil. Im Wald allerdings, beim Entasten, werden diese "Serpes" auch von den Männern gern genommen.
Die Schweizer Gertel sind auch in Frankreich in jedem "BRICO-MARCHE" (Baumarkt-Kette) zu haben, aber die "Serpe" gibt es kaum noch.

Die Angel ist meist am Ende dünn ausgeschmiedet und nicht gehärtet. Sie wird nach Aufschlagen des Griffs einfach umgeschlagen. Der Griff geht meist nur wieder ab, wenn man dieses kleine Stück aufbiegt. Notfalls könnte man, falls es dabei abbrechen sollte, die Angel neu ausschmieden, ohne dass dies sichtbar wird.

Den Griff solltest Du (unsichtbar) restaurieren und nur leicht mit feiner Stahlwolle abreiben, die Klinge lediglich vom losen Rost befreien, evtl. mit einer feinen Stahl- oder Bronzebürste.

Die Griffzwinge kannst Du relativ leicht aus Kupfer oder Messing machen, wenn Du ein Stück Rohr aus diesen Materialien findest, dessen Durchmesser etwas knapp ist. Dann kannst Du es unter häufigem Ausglühen und Abschrecken in Wasser auf einem Rundstahlstück passenden Durchmessers relativ leicht (kalt) schmieden und sogar oben schließen, ohne Falten zu produzieren. Kleinen Hammer nehmen! Das sieht am Ende dann völlig original und adäquat aus.

Ein wirklich schönes Stück, Glückwunsch!

Gruß

sanjuro
 
Last edited:
Hippe, Heppe, Häb´, Gertel...
Viele Namen für ein Werkzeug, das früher in keinem Haushalt fehlte. Ein wesentlicher Einsatzbereich (zumindest bei uns in der Eifel) war das "Schanzen machen", also das abhacken von Reisig das zu Bündeln (Schanzen) verschnürt wurde um damit den Steinbackofen anzuheizen. Demnach also ein Messer, mit dem man für sein täglich Brot sorgte.
 
es schaut aus wie ein Messer das man bei der Rübenernte einsetzt. Ich meine große Rüben, Zucker- oder Steckrüben, damit wurde der Strunk - also das Grünzeug - oben abgeschlagen.
Mach nur nichts damit und lass es wie es ist. Schleifen schadet nur der autensität und macht mehr kaputt als es gut tut.
 
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