Ursache für Klingenausbruch bei CS Bowie Blade Bushman

Morales

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Ich habe letzte Woche das Messer von Wolfster bekommen und war heute das erste Mal draußen, um es zusammen mit anderen Messern zu testen, die allerdings eher alle in die "Chopper"-Kategorie fallen (SMKW Battle Rat, Browning Crowell Barker Comp. Bowie und Buck Hoodlum). Am Ende des Tests fiel mir ein, dass ich ja noch das Bushman im Rucksack hatte und das wollte ich nicht umsonst geschleppt haben. Also habe ich es rausgeholt, einen ersten Schlag gegen einen Baum (Bild siehe unten) getan, dessen oberen Schichten schon morsch waren. Die Klinge machte beim Auftreffen einen recht hellen Klang, ein zweiter und letzter Schlag folgte und das Messer sah so aus.

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Und dieser Baum war der Schuldige!!

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Meine erste Reaktion war: Das ist jetzt ein Witz oder!? Da hast du schon sooo viel über Messer gelesen, die so versagen und jetzt passiert dir das selber!! :steirer: Dann habe ich den Waldboden nach dem Bruchstück abgesucht und habe es, wie man sieht, auch gefunden.

Aber warum hat dieses Messer so versagt? Immerhin hat es ab Werk als Stahl den SK-5, einen einfachen C-Stahl mit 52-54 HRC, also schon in Richtung Machete.
Die erste Einschätzung meinerseits geht in Richtung vermurkste Wärmebehandlung (Blausprödigkeit?), aber wenn jemand eine bessere Einschätzung hat, immer her damit. Ich habe leider mit diesem Messer ein Montagsmodell erwischt, das kann eben passieren. Bevor ich es vergesse, ich möchte hier in diesem Thema die technische Seite genauer beleuchten, aber nicht über Cold Steel herziehen, ok?

Gruß
Carsten
 
Also habe ich es rausgeholt, einen ersten Schlag gegen einen Baum (Bild siehe unten) getan, dessen oberen Schichten schon morsch waren. Die Klinge machte beim Auftreffen einen recht hellen Klang, ...

Ist der erste Hieb womglich ein eine vorhandene Kerbe geraten, es gab Hebelwirkung verstärkt durch die Zugbewegung am Griff (im Auslaufen des Vorganges ungleich Zerren daran) ?

Das wäre m.E. ein typisches Problem bei der Kombination von (a) zu dünnen Klingen bei (b) unglücklichen Querbelastungen zur Hiebrichtung.
 
Eine Querbelastung gab es nicht, die Klinge ist wirklich nur auf das härtere, nicht verrottete Holz getroffen, mehr nicht. Außerdem würde das ja nicht erklären, dass die Schneide sich gleich verbiegt.
 
Hallo!

vermurkste Wärmebehandlung

Gut vorstellbar. Nicht, weil ich davon viel Ahnung hätte, aber ich habe von Cold Steel eine Gladius-Machete. Ein Freund hat mal verschiedene Messer einer Härteprüfung unterzogen, weil ich wissen wollte, inwiefern 'Werbung' mit der Realität übereinstimmt. Das Prüfgerät gibt die Härte in Vickers an, in HRC musste umgewertet werden.
Bei den meisten Messern hat das gepasst und die Härte war (in HRC umgerechnet) im Bereich dessen, was versprochen wurde. Nur das CS Gladius und son Billig-Wakizashi waren Ausreißer. Beim CS kam ein Wert von ca. 22 HRC raus.
Keine Ahnung was das bedeutet (ungehärtet?), war mir auch egal, ernsthaft benutzen werd ich das Teil eh nicht.
Könnte aber ein Hinweis darauf sein, dass die Wärmebehandlung bei CS nicht immer so richtig gewissenhaft gemacht wird.
Über CS herziehen will ich nicht, auch wenn sich's jetzt fast so anhört. :rolleyes:
 
Wenn du von dem Splintholz in das Kernholz der Eiche kommst, ist der Unterschied in der Festigkeit schon sehr groß.
Ich kann mir vorstellen, das die Schneide, beim Auftreffen auf den Kern, seitwärts ausgelenkt wurde, während das Splintholz aber ein wegdrehen der gesamten klinge verhindert hat.
Das währe dann so, als währe die Klinge bis kurz vor der Schneide in gepolsterten Schraubstockbacken und die Schneide bekäme einen seitlichen Schlag mit einem Holzhammer.
 
Das würde ja bedeuten, dass die Klinge es nicht geschafft hat, in den Kern einzudringen oder hab ich das jetzt falsch verstanden? Holz ist Holz und Stahl ist Stahl :steirer:, das müsste die Klinge doch mitmachen? :confused:
 
Man sieht es nicht wirklich gut, aber auf dem dritten Bild sieht es so aus als wäre die Klinge über einen Bereich rund um die Ausbruchstelle gewaltigst deformiert. Also hat der Stahl getan, was er tun sollte: er hat erst mal nachgegeben. Und ein gerader Einschlag ohne seitliche Belastung war das auch nicht.

Allerdings sieht es auf dem zweiten Bild auch so aus als hätte der Stahl ein relativ grobes Korn an der Bruchkante. Das wäre dann wohl ein Härtefehler (zu warm). Leider hat die Kamera auf den Teppich fokussiert und nicht auf die Klinge. kann man das besser bekommen?


Das wäre m.E. ein typisches Problem bei der Kombination von (a) zu dünnen Klingen bei (b) unglücklichen Querbelastungen zur Hiebrichtung.

Zu dünne Klingen brechen deutlich später bei solchen Problemen als zu dicke. Die geben nach und können das auch.
 
Hallo Morales,
ich hab das Bushman schon seit einiger Zeit im Einsatz. Es mögen so ca. 3 Jahre sein. Ich hab einen 35 cm langen Schaft dran gebaut. Ich benutze es hilfsweise wie eine Axt oder auch als Haumesser. Anzündholz und Feuerholz machen, auch Wege freischlagen und Fallholz beseitigen mach ich damit manchmal. Da das Ding jetzt nicht so teuer war, mach ich mir beim Gebrauch auch keine Rübe! Da wird zugelangt! Hab schon in die Erde geschlagen und auch schon mal einen Stein erwischt.
Bei meinem CS Bushman konnte ich nur beobachten, dass die Schneide sich dann verbog. Ausbrüche hatte ich keine. Die Angabe der Härte mit 54 HRC halte ich für glaubwürdig, da sich mein Bushman so in etwa verhält. Die Macken lassen sich recht schnell rausschleifen.
Kannst du das Ding evtl. noch reklamieren? Hab mal quick & dirty noch Pics gemacht von meinem zum Vergleich!

bshman01.jpg bshman02.jpg bshman03.jpg
 
Ich werde versuchen noch bessere Bilder hinzubekommen was die Bruchstelle angeht. Und ja, die zwei Schläge waren nicht im rechten Winkel geführt, sondern leicht von rechts oben nach links unten geführt. Ich habe allerdings nichts gehebelt und es waren wirklich leichte Schläge. Dazu kommt, dass ich ja nicht erst seit gestern sowas mache und andere, so wie rocco26 (Danke für die Bilder!), ja auch nicht zimperlich mit so einem Messer umgehen.

Gruß
Carsten
 
Aber gerne doch!
Man kann noch hinzufügen, dass die Kräfte durch den langen Stiel bei meinen Aktionen noch größer sein müssen. Angeraunzt ist meins zur Genüge! Mit einem solchen Bruch würd ich mich nicht abfinden! ich erinnere an die Filmchen, die hier lebhaft debatiert wurden. Da ging es um Motorhauben, Ölfässer, Paletten, Hanftaue... wenn Produkte so beworben werden, darf man schon mal nachhaken. Find ich! rocco26
 
Bei den meisten Messern hat das gepasst und die Härte war (in HRC umgerechnet) im Bereich dessen, was versprochen wurde. Nur das CS Gladius und son Billig-Wakizashi waren Ausreißer. Beim CS kam ein Wert von ca. 22 HRC raus.
Keine Ahnung was das bedeutet (ungehärtet?),

Vermutlich. Laut http://www.steel-grades.com/Steel-grades/Carbon-steel/1055.html (Umrechnung für Faule hier: http://www.iron-foundry.com/castings-hardness.html) entspricht das der Härte von 1055 im Auslieferungszustand.
Recht niedrig BTW, hätt ich nicht nachgesehen, hätte ich auf nen Messfehler getippt.

Auauaua

Pitter
 
Möglicherweise ein Mikroriss vom Härten.
Hatte ich auch schon an meinem zweiten Messer, einer Klinge aus Federstahl. Hat zwei drei Jahre ganz gut gehalten und plötzlich *Pling*.
Habe dann erkannt das ein Teil des Risses etwas oxidiert war und der andere metallisch glänzend.
Die Schneide war also schon angerissen und ist bei der ersten "falschen" belastung ganz gebrochen.
Da wirst du aber wahrscheinlich nach nur 3 Tagen und der Beschichtung farblich nichts merken.

Grüße,
Eisenbrenner
 
Recht niedrig BTW, hätt ich nicht nachgesehen, hätte ich auf nen Messfehler getippt.

Hab ich natürlich auch zuerst vermutet - sehr zum Unmut meines Kollegen, der sowas beruflich macht. :D
Vergleichsmessungen mit anderen Messern haben aber auch mich überzeugt, dass die Methode stimmen muss. Beim Linder Mark 1 z.B. ist "58 HRC" auf der Klinge aufgedruckt und die kamen bei der Messung auch raus.

Das trifft's :glgl:

Da ich aber eh nur ein cooles Gladius haben wollte, ficht's mich nicht an. Mit dem Ding was zu arbeiten wär eh ein Krampf, gehärtet oder nicht. :)
Erhärtet aber den Verdacht, dass mit der Wärmebehandlung - so sie denn stattfindet - ab und an was daneben geht.
 
Recht niedrig BTW, hätt ich nicht nachgesehen, hätte ich auf nen Messfehler getippt.
Pitter

Oder auch gewollt. Werkstoffkunde-Bücher berichten, dass oberhalb von 25 HRC die Grenze für mechanische Bearbeitung mit HSS erreicht ist. Danach soll man auf Hartmetall umsteigen.
 
Oder auch gewollt.

Kann sein, grundsätzlich wärs mir auch egal wie weich der Stahl bei der Bearbeitung ist, ne Härtung zum Abschluss wär aber trotzdem nicht schlecht. ;)

Grad noch mal nachgesehen, eine Angabe zur Härte find ich weder bei CS noch in dem Shop, bei dem ich es gekauft hab.
Insofern kann ich CS natürlich nicht vorwerfen falsche Werbung zu machen. Sie verkaufen's halt offenbar einfach ungehärtet, fertich.
 
Vermutlich. Laut http://www.steel-grades.com/Steel-grades/Carbon-steel/1055.html (Umrechnung für Faule hier: http://www.iron-foundry.com/castings-hardness.html) entspricht das der Härte von 1055 im Auslieferungszustand.
Recht niedrig BTW, hätt ich nicht nachgesehen, hätte ich auf nen Messfehler getippt.

Auauaua

Pitter

Ich empfehle: Finger weg von solchen Scheiss-Seiten. Da steht als Härtetemperatur für diesen Stahl unter "Hardness and heat treatment specification of grade 1055" dann

Quenching temperature ℃ controlled atmosphere furnace: 1204
Holding time min: 5 - 15
Hardening medium: air cooling
Temper temperature ℃: 522
After tempering hardness ≥HRC: 60

Wohlgemerkt, für einen C55 Wasserhärter!! Ergo: das ist alles Mist. Wenn ich einen 1055 so behandele, dann ist der ruiniert, hat ein sehr grobes Korn und ist weich. Das sind wie bei vielen chinesischen Seiten die Angaben die Daten von einem einzelnen HSS Stahl, die einfach auf alle anderen Stähle kopiert wurden.

Und wenn alle diese Daten so falsch sind, warum sollten die Anderen dann richtig sein?
 
Kann sein, grundsätzlich wärs mir auch egal wie weich der Stahl bei der Bearbeitung ist, ne Härtung zum Abschluss wär aber trotzdem nicht schlecht. ;)

Grad noch mal nachgesehen, eine Angabe zur Härte find ich weder bei CS noch in dem Shop, bei dem ich es gekauft hab.
Insofern kann ich CS natürlich nicht vorwerfen falsche Werbung zu machen. Sie verkaufen's halt offenbar einfach ungehärtet, fertich.

Eine Härtung beim Schneidwerkzeug setzte ich implizit voraus - keine Frage. Weichglühen für die Bearbeitung ist aber nicht verkehrt. Man sollte es aber nicht unmittelbar nach der Bearbeitung verkaufen. Punkt.

Ich glaube nicht, dass CS die Gladius-Macheten ungehärtet verkauft (wäre 'ne echte Lachnummer). Vielleicht eine unerwünschte Begleiterscheinung der Massenfertigung? Habe ich bereits bei Carstens Bushman vermutet.
 
Das sind wie bei vielen chinesischen Seiten die Angaben die Daten von einem einzelnen HSS Stahl, die einfach auf alle anderen Stähle kopiert wurden. Und wenn alle diese Daten so falsch sind, warum sollten die Anderen dann richtig sein?

Janee, ok. Weißt Du was dem 1055 hier entspricht? Ich finde dazu nichts (was da für Bleche genau bei CS verwendet wurden, ist wieder ne andere Frage, schon klar)

Ich hab mich nur über die niedrige Härte im Lieferzustand gewundert.
Klingt aber plausibel, Saarstahl gibt im Werkstoff Datenblatt etwa für C60 an:

Behandelt auf Scherbarkeit, +S: max. 255 HB
weichgeglüht, +A: max. 241 HB

Und falls das so ist, dann liegts nahe, zu vermuten, die Machete ist an der Wärmebehandlung vorbeigerutscht.
Kann passieren, hatte ich auch schon bei einem Custom.

Absicht ist das eher nicht.

Pitter
 
Update: Das Messer geht am Montag zurück zu Wolfster und ein neues begibt sich auf den Weg zu mir..ich hoffe, dass dieses dann gut funktioniert.

Gruß
Carsten
 
Das Messer geht am Montag zurück zu Wolfster und ein neues begibt sich auf den Weg zu mir..ich hoffe, dass dieses dann gut funktioniert.

So soll es sein. Ich finde das Teil nicht schlecht, und ich wünsche dir viel Freude damit! Wenn ich dir mit meinen Vergleichsbildern helfen konnte, freut mich das sehr! rocco26
 
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