Urushi Lack Messergriffe

Al Jian

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hallo jungs (und mädels?)
hat schon jemand erfahrung mit urushi-lackieren von messergriffen?
die fa dick bietet jetzt ja solchen lack an.
 
ja hab ich auch schon im Katalog gesehen. ICH persönlich verwende aber grundsätzlich kein Lack, meine Messergriffe werden nur mit Teaköl und/oder anderem öl behandelt.
 
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pevau57
 
Zuletzt bearbeitet:
Urushi-Lack für Messergriffe?

.......hat schon jemand Erfahrung mit Urushi-Lackieren von Messergriffen? Die Fa. Dick bietet jetzt ja solchen Lack an.
Ich habe URUSHI schon verarbeitet, allerdings nicht für Messergriffe.

Allein die Tatsache, dass DICK jetzt auch URUSHI hat, wäre kein ausreichender Grund für mich, es auch zu verwenden. Wenn Du Dich mal informierst, wie es verarbeitet wird und was es aushält, dann verliert es an Attraktivität. Eine der wenigen Substanzen, die die Oberfläche dieses Lacks beschädigen, ist Handschweiß....

Gruß

sanjuro
 
Sanjuro, ich war bisher immer der Meinung, dass viele japanische Holzscheiden mit Urushi lackiert werden. Zumindest kenne ich einige sehr ernst zu nehmende Leute, die das tun. Wenn dem so ist, dürfte man die ja nur mit Handschuhen anfassen, oder?
 
handschweiß? kann ich mir auch nicht vorstellen. da gibts ja auch ess- u. trinkschalen davon. meines wissens ist er nur nicht uv-lichtbeständig.
mit der trocknung ist es halt etwas aufwändig, aber das müßte man in den griff bekommen. nur auf 50-schichtenlackierungen hab ich keinen bock.
 
Urushi.Lack für Messergriffe

Sanjuro, ich war bisher immer der Meinung, dass viele japanische Holzscheiden mit Urushi lackiert werden. Zumindest kenne ich einige sehr ernst zu nehmende Leute, die das tun. Wenn dem so ist, dürfte man die ja nur mit Handschuhen anfassen, oder?
Genau so ist das auch; Sammler und Kenner fassen japanische Waffen nur mit weißen Baumwollhandschuhen an. Klassische SAYA werden - wie viele andere Dinge auch - in der Tat mit URUSHI lackiert; ein aufwändiges Verfahren, aber es gibt trotz einiger Empfindlichkeiten nichts Besseres. In chinesischen Gräbern hat man 2000 Jahre alte Lackobjekte in unbeschädigtem Zustand gefunden!

URUSHI, der Saft des Lackstrauchs (RHUS VERNICIFERA), ist nach der Aushärtung der härteste Naturlack, den es gibt, aber er ist lichtempfindlich - nach längerer Exposition im Sonnenlicht bleicht er aus - und er wird schnell matt, nachdem man ihn angefasst hat. Er muss gepflegt und poliert werden, um die Schönheit zu erhalten.

Gruß

sanjuro
 
Urushi-Lack für Messergriffe?

Handschweiß? Kann ich mir auch nicht vorstellen. Da gibts ja auch Ess- u. Trinkschalen davon.......Mit der Trocknung ist es halt etwas aufwändig, aber das müsste man in den Griff bekommen. Nur auf 50-Schichten-Lackierungen hab ich keinen Bock.
Das eine widerspricht dem anderen keineswegs; der URUSHI-Lack ist nicht temperaturempfindlich, und richtig behandelt ist er auch widerstandsfähig. Zudem gab es ja Jahrtausende lang nichts Besseres!

Dieser Lack trocknet übrigens nicht, er polymerisiert, und zwar nur unter bestimmten atmosphärischen Bedingungen - Wärme und Feuchtigkeit. Der vielschichtige Aufbau ist notwendig für eine völlige Absperrung des Untergrunds. Bekommt ein Lackobjekt durch falsche Behandlung oder "Unfall" Risse, dringt Feuchtigkeit ein, bringt den Holzkörper zum Quellen (oder bei Austrocknung zum Schrumpfen), was zur schnellen Zerstörung führt.

Die Chinesen und Japaner haben bei der Verarbeitung dieses Lacks etliche Jahrhunderte Erfahrungsvorsprung. Das kann man für sich nutzen - oder das Rad neu erfinden....

Gruß

sanjuro
 
AW: Urushi.Lack für Messergriffe

Genau so ist das auch; Sammler und Kenner fassen japanische Waffen nur mit weißen Baumwollhandschuhen an. Klassische SAYA werden - wie viele andere Dinge auch - in der Tat mit URUSHI lackiert; ein aufwändiges Verfahren, aber es gibt trotz einiger Empfindlichkeiten nichts Besseres.

Ich rede nicht von "Sammlern und Kennern", sondern von den Leuten, die diese Dinge als Gebrauchsgegenstände benutzen, was sie schließlich auch sind. Die haben doch sicher nicht jedesman Samthandschuhe angezogen, wenn der Feind kam oder Tee getrunken wurde? Nur darum geht es mir.

Ich vergleich es mal mit aufwendigen Damastmessern, die ich mache. Der "Sammler und Kenner" packt sie vorsichtig und leicht eingeölt in die Vitrine und ich bekomme einen Krampf wenn ich das sehe, denn sie sind für den Gebrauch gemacht. Und wenn sie dabei was abbekommen, dann nennt sich das Patina und macht sie nur noch besser und in meinen Augen wertvoller.
 
Urushi trocknen : Kein Problem.
Man baue sich eine etwas größere Holzkiste oder Schränckchen, möglichst luftdicht.
Innen instaliere man je nach Größe ein oder zwei normale Glühlampen als Heizung. Zusätzlich eine Aufhängung für ein feuchtes Handtuch o.Ä.
Ein Thermometer und einen Feuchtigkeitsmeser solte man auch mit einbauen.
Fertig ist das Muro das Trockenkabinett.
Urushi ist wie ja bereits erwänt wurde ein Naturlack, also gibt es keine "Normtemperatur" oder "Normfeuchtigkeit".
Die Temperatur schwankt nach meinen Erfahrungen zwischen 25°C und 30°C, die Feuchtigkeit sollte zwischen 75 % und 90 % liegen.
Da man nie weis wo der richtige Punkt liegt spielt man einfach Klimawechsel,d.h. man fährt die Palette mehrmals durch. Im Schnitt ist der Lack dann nach spätestens drei Tagen soweit getrocknet das er für die nächste Schicht geschliffen werden kann.
Hinweis : Nur sehr dünn auftragen ! ( Bei zu dickem Auftrag kriegt man die unterste Schicht nur mit viel Glück in tausend Jahren hart. )
Hinweis 2 : Tragt beim Umgang mit urushi immer Handschuhe, das Zeug ist nicht gesundheitsfördernd.
Ich hoffe die Tipps aus meiner eigenen Praxis helfen hier weiter.
Gruß
Stefan
 
Urushi-Lack für Messergriffe

Ich rede nicht von "Sammlern und Kennern", sondern von den Leuten, die diese Dinge als Gebrauchsgegenstände benutzen, was sie schließlich auch sind. Die haben doch sicher nicht jedesmal Samthandschuhe angezogen, wenn der Feind kam oder Tee getrunken wurde? Nur darum geht es mir.

Ich vergleich es mal mit aufwendigen Damastmessern, die ich mache. Der "Sammler und Kenner" packt sie vorsichtig und leicht eingeölt in die Vitrine und ich bekomme einen Krampf, wenn ich das sehe, denn sie sind für den Gebrauch gemacht. Und wenn sie dabei was abbekommen, dann nennt sich das Patina und macht sie nur noch besser und in meinen Augen wertvoller.
Das ist in der Praxis bei Lackobjekten genauso. Eine SAYA war wie Schuhsohlen dem Verschleiß ausgesetzt und wurde in der Kriegspraxis bei Bedarf repariert oder ersetzt. Deshalb hat der gemeine SAMURAI sicher keine Träne vergossen.

Allerdings gibt es auch hier Unterschiede; ich durfte mal eine ganz besondere SAYA mit kompletter Montierung betrachten, die in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts (meine Güte, ist das wirklich schon so lange her?) von einem Sammler für DM 100.000.-- preisgünstig erworben wurde - ohne Klinge, versteht sich! Inzwischen kostet das Objekt ein Vielfaches. Da ist es klar, dass man hier besondere Sorgfalt walten lässt.

Auch andere Lackwaren (Schalen, Picknick-Kästen, Essstäbchen, Schreibzeugkästen, Teedosen usw.) wurden ihrer Empfindlichkeit entsprechend vorsichtig und respektvoll behandelt - die Spülmaschine war ja glücklicherweise noch nicht erfunden. Daher gibt es in den Museen viele wunderschöne Lackarbeiten zu betrachten, die sehr alt sind, aber dennoch häufig kaum Gebrauchsspuren aufweisen. Japaner sind auch darin etwas anders - ich meine damit nicht besser, Achim.....

Zudem muss man zwischen künstlerisch aufwändigen (dekorierten) Lackobjekten für reiche und hochstehende Persönlichkeiten und einfachen Gebrauchsgegenständen unterscheiden, die aber auch bereits zu den teuren Handwerkserzeugnissen gehörten. Der Arbeiter auf dem Reisfeld hatte sicher keine Lackschale, sondern eine aus Keramik! Das hängt mit dem außerordentlich arbeitsintensiven Herstellungsprozess zusammen.

Freundliche Grüße

sanjuro
 
Oh, nur damit keine Missverständnisse aufkommen: gegen den pfleglichen Umgang mit hochwertigen Gebrauchsgegenständen ist gar nichts einzuwenden. Da verstehe ich auch die Japaner sehr gut, denn ich bekomme genauso gut einen Krampf wenn jemand mit guten Sachen schlecht umgeht. Und Kunstgegenstände sowie kulturhistorische Stücke sind ja ohnehin in einer anderen Klasse.

Wo es mir drum ging, war die Feststellung, dass auch mit Urushi versehene echte Gebrauchsgegenstände durchaus gebraucht werden dürfen und sollen, und das nicht mit Handschuhen und unter Inkaufnahme des Verschleißes. Der Gebrauch eines solchen Gegenstandes kann ja auch Freude bereiten, sozusagen als Gegenwert für den Verschleiß. Ist vielleicht ein Wenig wie bei gutem Tafelsilber.
 
Urushi-Lack für Messergriffe?

Oh, nur damit keine Missverständnisse aufkommen: gegen den pfleglichen Umgang mit hochwertigen Gebrauchsgegenständen ist gar nichts einzuwenden...... Ist vielleicht ein wenig wie bei gutem Tafelsilber.
Das ist ein sehr guter Vergleich! Schade, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin!

Gruß

sanjuro
 
Urushi Lack hin oder her ...Kasperletheater kann man genauso auch mit hochwertigen Kunstharzlacken haben.
Gerade was Schwertscheiden angeht kann ich ein Liedchen davon pfeifen.
Werden solche Lackobjekte unsachgemäß aufbewahrt hat man mit jeder Art von Lack Theater. Starke Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit sowie in der Raumtemperatur verträgt fast keine Holzscheide auf Dauer, völlig egal ob Urushi oder nicht.
Der Witz an der Sache ist das wenn man hochwertigen Kunstharzlack nimmt der nicht hochglänzend trocknet, sondern sich die Mühe macht diesen nach dem trocknen schön von Hand feinschleift und poliert......
Das Ergebniss ist das man diesen Lack von Urushi fast nicht bis gar nicht unterscheiden kann. Zumindestens was die Optik angeht.
Ich hatte mal jemandem zwei Probetäfelchen gezeigt mit der Aufgabe mir den Urushilack zu zeigen......er konnte es nicht.

So ein bischen ist auch hier wieder mal der Japanhype die Ursache.
Die Jungs haben in der Vergangenheit die Teile genauso normal wie alles andere auch behandelt....Sind Gebrauchsgegnstände gewesen keine Heiligtümer. Macke drin...na und?
 
wie pflegt man denn nun z.b. eine saya aus urushi-lack?
habe ein katana mit solch einer saya und habe die eigentlich nur mit einem baumwolltuch abgerieben - sollte man da ab und zu mit was speziellem dran?
und wie würde man ggf leichte spuren "wegpolieren" ?
 
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