Utility-/Scout-/Campknives Ulster Boker Remington

torel

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Das amerikanische Muster des Utility- oder Scoutknife entspricht von Konstruktion und Werkzeugausstattung dem Schweizer Soldatenmesser: Große Klinge und Ahle sowie Büchsenöffner und Schraubendreher/Kapselheber auf zwei Federn. Bei den amerikanischen Modellen ist häufig ein Bügel anzutreffen.

Mulitfunktionsmesser nach Art des Soldaten- oder des (sechsteiligen) Offiziersmessers sind in Amerika zunächst kaum hergestellt, sondern vorwiegend aus Europa importiert worden. Mit den Zollerhöhungen zum Ende des 19. Jh. für Importe nach dem amerikanischen Markt wurden die europäischen Multifunktionsmesser jedoch zunehmend teurer.

Amerikanische Hersteller begannen daher ab 1900 die Utilityknives als preiswertere Alternative herzustellen. In der Regel blieben sie hierbei bei dem weniger aufwändigen bzw. kostengünstigeren vierklingigen Muster.

Als erstes möchte ich ein amerikanisches Utility von Ulster vorstellen. Die Firma war 1872 von Sheffieldern Messermachern gegründet, 4 Jahre später von Dwight Divine übernommen und schließlich 1947 von Imperial (später Imperial Schrade) gekauft worden.

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Das Ulster Utility unter dem Logo "Old Timer" wurde nur von Ende der 1960er bis Anfang der 1970er produziert. Der Hintergrund lässt sich hier nachlesen: http://www.collectors-of-schrades-r.us/articles/Ulster.pdf

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Die Ulster-Marke wurde danach wohl nicht mehr verwendet.

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Die Verarbeitung des Messers ist gut. Nur der Abzug, der original zu sein scheint, ist von sehr bescheidener Schärfe. Die Beschalung ist aus einem Kunststoff, der Jigged Bone imitieren soll.

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Imperial Schrade hat 2004 seine Tore geschlossen, die Marke wurde von Taylor Brands gekauft. Die Messer, die noch unter dem Markenzeichen verkauft werden, werden in Fernost hergestellt.
 
Das zweite Exemplar stammt von Boker USA.

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Bis zum Ende des 19. Jh. waren die Messer, die von der amerikanischen Böker Firma vertrieben wurden, in Solingen (selten Remscheid) hergestellt worden. Die bereits erwähnten Zollerhöhungen für Importwaren veranlassten die New Yorker Bokers 1899 eine eigene amerikanische Fertigung zu beginnen. In Newark wurde daher die Valley Forge Fabrik gekauft, in der dann Taschenmesser auch unter der Boker-Marke hergestellt wurden.

Anfang der 1920er Jahre wurde die Fabrikation nach Maplewood, New Jersey verlegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Baummarke von der amerikanischen Regierung beschlagnahmt und das Eigentum an ihr der amerikanischen Bökerfirma übertragen. Die Markierung der Klingen erfolgte seitdem auch mit "Boker U.S.A.".

1970 wurde die amerikanische Bokerfirma von J. Wiss und diese wiederum 1976 von der Cooper Toolgroup aufgekauft. Die Fabrikation in Maplewood wurde eingestellt und nach Statesboro, Georgia verlagert. 1983 wurde die amerikansiche Herstellung von Bokermessern eingestellt, 1986 die Marke vom deutschen Unternehmen zurückgekauft.

Das abgebildete Utilityknife stammt demnach aus der Zeit zwischen 1945 und 1983, aufgrund der guten Erhaltung eher aus neuerer Zeit.

Statt einer Ahle verfügt es über eine zweite kleine Klinge.

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Es hat eine schöne breite Hauptklinge mit "Cut Swage" und "French Nail Mark" (Schor und langem Nagelhau).

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Die Beschalung ist aus echtem Jiggend Bone.

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Interessant ist der Dosenöffner.

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Die Verarbeitung des Taschenmessers ist bis auf einen, aber nicht unerheblichen Makel in Ordnung. Im geschlossenen Zustand steht die Spitze der großen Klinge etwas über dem Griff. Es besteht die Gefahr eines Festhakens oder gar einer Verletzung.

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Die Herstellung eines Taschenmessers erfordert Präzision, die hier vernachlässigt wurde. Dem Problem hätte sich leicht abhelfen lassen, indem man den Klingenanschlag etwas abfeilt.

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Für die Nachkriegsherstellung der amerikanischen Bökermesser ist allgemein eine Qualitätsreduzierung festgestellt worden, die sich zumindest bei diesem Exemplar bestätigt.
 
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Hier nochmal beide zusammen.

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Und hier im Schatten eines viel größeren Exemplars von Remington.

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Das Remington ist eine Neuproduktion mit Kunststoff-Jiggend-Bone, 440er Stahl und Herstellung in den USA. Es hat das wiederaufgelegte Bullet-Shield einer alten Serie, die von Remington-Sammlern heiß begehrt ist. Die Verarbeitung ist gut, die Klingen könnten schärfer sein.

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