Verfärbungen bei 1.2842

effzwo

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Hallo,

ich habe kürzlich ein Küchenmesser aus 1.2842 geschmiedet. Das Härten hat auch gut geklappt, es ist schnitthaltig und super scharf. Nur leider kommt es nach einigen Wochen Gebrauch zu grau bis schwarzen Verfärbungen und es riecht mitunter doch sehr nach Metall. Wahrscheinlich kommt das von Fruchtsäuren.
Warum hat man das Problem mit den billigen Kaufhausmessern nicht? Muss man die Oberfläche noch irgendwie bearbeiten oder ist dieser Stahl einfach nicht dafür geeignet?

Vielen Dank im Voraus

Frank
 
Bei rostenden Stählen wie dem 1.2842 wird das sofortige Reinigen nach dem Gebrauch und Einölen mit einem nicht harzenden Öl (z.B. Kamelienöl) empfohlen, um die von dir genannten Aspekte zu vermeiden.

Thorsten
 
Hallo Thorsten,

das ist natürlich etwas unpraktikabel und meiner Frau mit Sicherheit nicht beizubringen. Dabei habe ich gedacht ich könnte ihr mein Hobby auf diese Weise mal näher bringen oder zumindest die Akzeptanz vergrößern, wenn mal was praktisches dabei herauskommt.
Hast du eine Empfehlung für solche Sachen? Es sollte schon ein Stahl sein, den man ohne große Verrenkungen in Deutschland bekommt.

Gruß

Frank
 
Probier mal den 1.4153.03 (Sb1 oder Niolox wird er auch genannt). Ist ein wirklich guter rostträger Stahl für Küchenmesser.

Gruß,

Joe
 
Ganz wirst du das Anlaufen und den leicht metallischen Geschmach nicht verhindern können, wenn du mit Kohlenstoffstählen arbeitest. Die Alternative wären natürlich rostträge/rostfreie Stähle mit hohem Cromgehalt. Generell nimmt das Anlaufen und der metallische Geschmack mit steigenden Cromgehalt ab. Es gibt einige gute Klingenstähle mit höherem Cromgehalt, die für Monoklingen super sind, für Damast aber nicht mehr geeignet.

Guck hier mal auf Seite 12. Da findest du ne Auflistung von verschiedenen Klingenstählen. Ganz rechts findest du die jeweilige Seitenzahl, auf der du etwas zum Einsatzgebiet, zur Zusammensetzung und zur Wärmebehandlung findest.

http://www.kindcelik.com/de/_download/kaltarbeitskatalog.pdf

Gruß Jannis
 
Uf, das weiß ich nicht.

Aber guten Stahl bekommst du z.B. bei Achim Wirtz hier im Forum. Hier kannst du auch kleinere Mengen bestellen.

http://www.premium-stahl.de/

Sonst einfach mal im Netz rumgucken und bei den jeweiligen Firmen anrufen, ob die auch kleine Mengen verkaufen...

Gruß Jannis
 
Da du ja nun eins aus 2842 hast,stell es doch über Nacht oder so,in L.Kaffe oder Tee geht auch.Dann dürftest du eine schöne Dunkle Klinge haben.Was mich interessieren würde ob der Metallische Geschmack und der Geruch weg ist,dann weis ich ob es bei meinem Damast an der Ätzung liegt oder am Chrom und Nickel,weil ich selbst bei meinen Löffeln keinen Negativen Geschmack oder Geruch bemerke.

Gruß Maik
 
Hi,

ein weiterer sehr guter - und vor allem im Vergleich zu SB1 einfacher bearbeitbarer - Stahl für Messer, die sehr scharf werden müssen, ist AEB-L. Kannst bei nordisches-handwerk.de erhalten.
 
Hast du eine Empfehlung für solche Sachen? Es sollte schon ein Stahl sein, den man ohne große Verrenkungen in Deutschland bekommt.

Effzwo,

die hier genannten Stähle SB 1 und AEB-L sind tatsächlich ganz gute Stähle, meiner Meinung nach aber eher für stock removal geeignet, als für´s schmieden. Ich glaube die gibt es auch eher nur in Blechstärken, die für den stock removal prozess gedacht sind. Beide Stähle sind auch nicht einfach so zuhause in der Esse zu härten, wie die Kohlenstoffstähle. Es gab mal ein Thema über das Härten von AEB-L, find ich grade nicht.
Doch jetzt hab ich es gefunden:
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=27922&highlight=AEB-L

Daran kannst du so ungefähr sehen, welche Schwierigkeiten da auf dich zukommen würden, wenn du eine Klinge daraus selbst härten wolltest.

Wenn du alles selber machen willst (schmieden, weichglühen, spannungsarmglühen, härten) dann solltest du bei den Kohlenstoffstählen bleiben. Oder du musst dir einen regelbaren Glühofen zulegen. Ob das allerdings die Akzeptanz deines Hobbys bei deiner Frau erhöht ....?

Was eine gewisse Möglichkeit darstellt, das Anlaufen von rostenden Stählen hinauszuzögern ist, die Klingen einer möglichst feinen Politur zu unterziehen. Damit wird die Oberfläche in gewisser Weise "geschlossen". Das befreit aber nicht von der baldigen Reinigung und Ölung. Oder du unterziehst die Klinge gleich einem kontrollierten Anlaufprozess, wie Maik es erwogen hat.
 
Hallo,

ich möchte mich noch einmal herzlich für die vielen Tipps bedanken. Ich werde mich wohl erstmal weiter mit Kohlenstoffstählen beschäftigen.

mfG

Frank
 
Hallo Xerxes,

hast du zufällig schon mal mit 1.4112 gearbeitet? Den bekommt man bei Abraham Präzisionsstahl nämlich auch in kleinen Mengen. Irgendwie gefällt mir das mit den "Rostenden" Stählen nicht. Vielleicht bestelle ich mir mal den oben genannten Stahl.

Gruß

Frank
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

ich hab gerade gesehen, dass 1.4034 noch härter wird. Wäre vielleicht eine bessere Wahl.

Gruß

Frank
 
Wird nicht immer gern gesehen, wenn ein Noob dem anderen helfen will, aber bis die Experten antworten, mal so von Frischling zu Frischling ;) :

Weder den 1.4034 noch den 1.4112 würde ich als Kohlenstoffstahl bezeichnen, womit wir wieder beim Schmieden/Härten-Problem wären...
Niedrig legierte Werkzeugstähle sind IMO ein guter Kompromiss. Ab etwa 1% Chrom solltest Du eigentlich auch keine Geschmacksveränderung des Schnittgutes mehr feststellen können.

Und der erforderliche Pflegeaufwand von Kohlenstoffstählen hält sich meiner Erfahrung nach auch in Grenzen. Ich hab meine Messer jetzt sogar für die WG zum allgemeinen Gebrauch freigegeben und wenn die Schussel sich dran halten und die Messer nach Gebrauch sofort abtrocknen passiert da auch ohne Ölen eigentlich nicht viel. Die Verfärbungen wirst Du aber kaum vermeiden können. Ich nenn sie halt einfach Patina und damit werden sie dann zu einem (erwünschten) Teil des Messers...

viele Grüße Steffen
 
Hallo effzwo,

wenn du schmieden willst, dann rate ich dir erst einmal von beiden Stählen ab. Bleib beim Kohlenstoffstahl. Für stock-removal kannst du beide nehmen. Der 1.4034 ist ein ganz tüpischer Messerstahl wie er von Victorinox oder Zwilling verwendet wird.

Der 1.4112 ist (aus meiner Sicht) von beiden Stählen der bessere und der leitungsfähigere (auch was die Korrosionsbeständigkeit angeht). Der 1.4034 wird im Normalfall ca. 52-55 HRC hart. Der 1.4112 je dach WB ca. 55-58 HRC (kann auch über 60HRC werden, üblich sind jedoch die tieferen Werte).

Beide Stähle müssen zum Härten auf 1050-1080°C gebracht werden und dort ca. 15 Minuten zum austenitisieren bleiben. Das geht nur unter Schutzatmosphäre (Entkohlung).
Nach dem Härten müssen beide Stähle tieftemperatur gekühlt werden (< -150°C) um den Restaustenit umzuwandeln. Das wird gebraucht, um die maximale Härte sowie die beste Korrosionsbeständigkeit zu erhalten.

Wie du siehst, ist das leider nichts was daheim so einfach zu machen ist.

Des weiteren sind beide Stähle (beim 1.4112 hab' ich es selber ausprobiert) sehr empfindlcih auf die Schmiedetemperatur. Eine falsche Hitze (etwas zu hoch oder zu tief) und du hast sofort einen Riss in der Klinge.

Ich mache nach wie vor Monoklingen und Damast aus Kohlenstoffstählen, werde aber immer wieder mit dem 1.4112 Versuche machen. Irgendwann werde ich den Bogen raus haben und das braucht Zeit, Misserfolge zum lernen und einfach Geduld.

Wenn's rostträge sein darf, dann versuch doch mal den 1.2379 die WB ist jedoch auch bei diesem Stahl "Profi" Sache. Zum schmieden ist er jedoch recht einfach.

Gruss,
Uli
 
Hallo Uli,

1.2379 verwende ich für Gesenke. Hab ich noch gar nicht als Klingenstahl in Erwägung gezogen!!!!
Werde ich mal ausprobieren. Ich plane demnächst einen Härteofen zu bauen, dann dürfte das Härten eigentlich kein Problem mehr sein. Ich denke auf das tiefkühlen kann man vielleicht verzichten. Also werde ich den 1.4112 mal probieren. Der 1.2842 ist auch nicht so ganz einfach.

Gruß

Frank
 
Hallo effzwo,

schön dass du dir auch einen Ofen baust. Meiner ist seit knapp 2 Monaten fertig. Seit her ist die WB deutlich einfacher geworden.

Aber.....
die WB ist einer der wichtigsten Schritte. Vanhoeven sagt, dass ca. 70% der Leistung eines Stahls durch die WB kommt und nur 30% aus der Legierung.
Wenn du also bei der WB von 1.4112 oder 1.2379 Kompromisse machst, dann kannst deine ganze vorherige Arbeit runinieren.

Ich kann dir daher nur den gleichen Tip geben, den man mir gegeben hat und diese Skript "Metallurgie for Bladesmiths...." von Verhoeven lesen.
Es sind zwar 200 Seiten in Englisch aber es ist super verständlich geschrieben und für mich das Beste Buch was ich bis heute zu diesem Thema gelesen habe.

Gruss,
Uli
 
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