verschiedene Anlassfarben im Backofen?

aeglos

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hallo house schmiede und alle die kein profi equipment zur wärmebehandlung nutzen,

ich habe heute mein 2. selbstgeschmiedetes gehärtet und dann im backofen direkt angelassen (bei 200°C 1h vorgeheitzt und dann das messer 1h angelassen) und in wasser abgeschreckt. Jetzt habe ich komischerweise an der klingenseite und richtung spitze lila verfärbungen, aber der rücken ist hellgelb. Habt ihr auch schon solche erfahrungen gemacht? Wie würdet ihr jetzt vorgehen? Ich wollte nun nicht noch einmal anlassen um die härte der schneide nicht noch mehr zu versauen.

Hier die daten im schnelldurchlauf:
*schmieden in holzkohle-esse
*material c45 (jaa ich weiß nicht das tollste) bei 850°C in Öl auf ~58 HRC bzw 650 HV 10 (keine schätzung, sondern selber gemessen)
*1 h angelassen bei 200°C

 
Zuletzt bearbeitet:
Die Anlaßfarben sind feinste Oxydschichten und entwickeln sich zeit- und temperaturabhängig.
Die Zuordnung blaßgelb = ca. 200 Grad bis grau = 400 Grad gilt nur für wenige Minuten Anlaßdauer.
Beim Anlassen im Backofen muß man weiter berücksichtigen, daß die Erwärmung allein über die Luft stattfindet und deshalb relativ träge ist.

In Deinem Fall ist die dünne Schneide schneller warm geworden als der dickere Rücken und zeigt daher auch eine purpur-violette Farbe.
Es mag auch sein, daß Dein Ofen nicht ganz exakt die Temperatur hält.

"Versaut" ist hier aber gar nichts.
Du wirst nach dem Anlassen auf 200 Grad eine Schneidenhärte von ca. 54 HRC haben. Das ist nicht die Welt, aber mehr ist von dem Stahl auch nicht zu erwarten.
Dafür ist er sehr robust. Um die Klinge zu zerstören, mußt Du dir schon einiges einfallen lassen.

Ein zweimaliges Anlassen ist hier auch nicht nötig.
Beim C 45 wird wenn überhaupt dann wenig Restaustenit nach dem Härten übrig bleiben. Den beim Härten entstandenen Martensit hast Du angelassen, sodaß er gute Zähigkeitseigenschaften hat, und neuer Martensit hat sich beim Abkühlen nach dem Anlassen keinesfalls in einer Menge gebildet, die die Zähigkeit beeinträchtigen könnte.

Das gilt allerdings nur für niedrig kohlenstoffhaltige Stähle. Bei den hoch kohlenstoffhaltigen und legierten Stählen muß man anders vorgehen.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Würde sagen, dass der gehärtete Bereich stärker auf den Sauerstoff reagiert hat.

Stimmt glaube ich nicht, da ich ja nicht differentiell gehärtet habe. Ich habe auch härtemessungen am rücken der Klinge gemacht, die waren schon 650 HV10, die schneide hat also vielleicht sogar nen ticken mehr gehabt, aber soo entschiedent? Das bezweifle ich stark...

@U.Gerfin: Vielen Dank für deinen unermüdlichen Infofluss hier im Forum. Einiges von dem, was du angesprochen hast wusste ich bereits, allerdings hatte ich mehr Angst vor lila.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist also der Temperaturgradient (mit)entscheident, denn an der temperatur und der haltedauer kanns ja nicht gelegen haben, da der Rücken denke ich höchstens ein paar min verspätung haben konnte.

Das Einzige, was ich hier noch klugschei**rn möchte ist, dass die Wärmeübertragung wohl hauptsächlich durch strahlung erfolgt ist, da ich keinen Ventilator im Ofen hatte und die Tür auch geschlossen war.

Das ganze hat mich vor allem daher stutzig gemacht, da ich bei einer anderen c45 Klinge (sogar in wasser gehärtet und 2 mal 1h 200° angelassen) das nicht beobachten konnte, und die war sogar schon "scharf" geschliffen.
 
Ich habe gerade in einem anderen Forum gelesen wie man schöne blauschwarze Patina auf Messern bekommt. Man Ätzt das Messer nur ganz kurz an und legt es dann bei normaler Anlasstemperatur in den Ofen.
Ergebniss die Klinge wird schön dunkel ohne dass man die Härte verliert.
Warum?
Die Theorie war dort, dass man durch das Ansätzen schon eine Oxydschicht erzeugt die dann schneller aufgebaut wird.
Vielleicht hast du unbeabsichtigt einen Teil der Klinge an geätzt?
 
das messer war nicht angeätzt. Ich habe nur die eine seite mit 500er schleifpapier blank gemacht, da das härteöl sich bekanntermaßen schwarz einbrennt. Vielleicht hat sich dann hautschweiß auf der klinge angesetzt, obwohl ich eigentlich immer sehr darauf achte, dass die klinge nur kontakt mit dem schleifpapier hat...

Naja, ist ja nicht soo tragisch, ich war halt hauptsächlich verwirrt und wollte wissen, ob euch auch schon so etwas in der richtung passiert ist.
 
Hallo aeglos.

Falls Fett oder Ölreste vom Härten oder abziehen partiell an der Klinge haften, erlebt man manchmal "Anlass-Fehlfarben".
Mehrere fettfreie Klinge in der selben Partie sind strohgelb, eine einzelne violett-blau.
Liegt in dem Fall an der Fettanhaftung und nicht an einer verkehrten Anlasstemperatur.
Ein Abreiben mit einem Handtuch reicht schon um diese Fett-Fehlfarben zu vermeiden.
Ich hatte schon Violett-blaue Finger (vom Handschweiss) auf hellgelben Untergrund auf einer Klinge abgebildet.
Sieht schön aus, ist aber nicht halbar.

Gruß,
Peter
 
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