Vorbehandlung Olivenholz für Messergriffe

herbert

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Ich habe auf Kreta eine dicke Scheibe Olivenholz geschenkt bekommen, die schon eine Weile da rumlag. Soll ein Griff für mein erstes Selbsbaumesser werden. Vor einiger Zeit habe ich mal hier im Forum gelesen, daß Hölzer einer Vorbehandlung bedürfen. Ich glaube, Günter hat dazu was geschrieben. War aber kein Olivenholz.

Frage: Was soll man wie tun damit? Habt Ihr Tipps?
Ein Bild von der Scheibe ist auch da:
 

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Hallo Herbert,
Hirnholz ist nicht zu empfehlen, auch Olive schrumpft und reißt stark.
Wenn das Stück so lang ist, wie die Griffschalen werden sollen, dann säge es in Brettchen, die etwas dicker sind als die Griffschalen werden sollen. Beim sägen wirst Du wahrscheinlich merken, ob das Holz noch innen feucht ist. Wiege eine Brettchen auf der Briefwage genau aus und lasse das Holz an einem nicht zu warmen Ort mindestens 14 Tage trocknen. Wenn es nach der Zeit kein Gewicht verloren hat, kannst Du es verwenden, sonst mußt Du es trocknen lassen, bis es diese Bedingung erfüllt. Wenn das Holz zu kurz ist, sieht eine Kombination mit einem dunklen Holz auch schön aus.
Die einzige Möglichkeit, um es gut quer zu verarbeiten, wäre stabilisieren. Das geht mit feuchtigkeitsaushärtenden Mitteln (Cyanacrylat z.B.) auch bei feuchten Hölzern. Dazu habe ich aber keine Möglichkeit.
 
Hallo, Günter, erst mal danke, wie immer kompetenter Rat. Ich muß da nur noch mal nachfragen: Die Scheibe ist ca. 5 cm dick, also kann ich nicht quasi in Stammlängsrichtung Brettchen aussägen, ich kann nur auf dem Durchmesser trennen und dann sozusagen rechts und links je ein Brettchen absägen, das dann so breit ist wie die Scheibe dick, und ich würde dann die dunkleren Innenteile verwenden? Wäre das was Du meinst? Nach meiner Messung müßte das für den Nicker der darunter liegt (Werkstoff 1.2842) gerade hinkommen.
Auf jeden Fall ist das ein guter Tipp mit dem Liegenlassen und abwiegen.
Übrigens hat der Nicker inzwischen Bohrungen und der Griff (also der Erl) ist auf der einen Seite bereits heruntergefeilt. Das Halbzeug ist 6 mm dick, also etwas übertrieben, aber ich konnte es günstig kriegen. Da feilt man gerne mal was. Und da ich keine Maschinen benutze, kommt die schonende Volumenabnahme dem Eigenspannungsproblem zugute. Zwischenzeitlich habe ich auch eine Analyse und eine Gefügeaufnahme, so daß demnächst auch einer optimalen Wärmebehandlung nichts mehr im Wege stehen sollte. Aber zunächst noch die Sache mit dem Holz.
Ach so, Hirnholz, welche Partien sind das, Günter?
Mach ich das richtig so wie oben beschrieben?
Ich mach sowas zum erstenmal und bin etwas verunsichert. Würde gern Olivenholz nehmen, paßt zum rostenden Stahl und rotem Fiberglasliner sowie einer Messinghülse im Fangriemenloch und Messingnieten.
 
Hallo Herbert,

finde ich toll, dass du dir vorgenommen hast dein erstes Messer selbst zu machen. Durch das Forum hier wird mann ja richtig motiviert. 2842 ist für den Anfang auch eine gute Wahl, da leicht bearbeitbar, aber ist die Klinge wirklich 6mm stark, du feilst wohl noch etwas davon runter, sonst könntest du vielleicht bei der schlanken Klinge keinen vernünftigen Winkel hinbekommen und die Klinge wird dann nicht richtig scharf, nur mal als Tip, soll keine Kritik an dir sein.
Die äußere Form sieht auf jedenfall schon sehr vielversprechend aus, deutlich der Nicker zu erkennen.

Das mit dem Olivenholz, da würd ich lieber die Scheibe noch etwas liegenlassen, zur Sicherheit. Kauf dir doch lieber ein paar Olivenholzschalen, die dürften nicht allzu teuer sein, bevor es dann letztendlich an einem verzogenem, rissigen Griff scheitert.

Grüße freagle
 
Hi freagle,
danke, das mit den Olivenholzschalen ist eine gute Idee. Und in der Tat, mit viel Gefeil, nicht Gefühl, muß ich einiges abtragen. Ich hatte einen Schneidwinkel von 20° vorgesehen, da muß ich in Griffnähe den Stahl auf ca. 3,5 mm herunterfeilen. Nach vorn hin mehr. Ich habe auf der Konturkurve der Schneide an vielen Stellen die Tangente konstruiert, dann darauf die Senkrechte gebildet, und bei konstantem Schärfwinkel die Klingenrückenstärke ermittelt. So ist gewährleistet, daß man immer einen günstigen Winkel hat. Zur Zeit ist eine Seite einigermaßen ok. Der Handschutz bleibt auf voller Stärke. Ich werde über den Fortschritt berichten. Zum Werkstoff siehe auch www.weisshaupt.gmxhome.de
Nochmals danke.
 
Hi Herbert,

denk dran, das du den Schneidwinkel nur an der Schneidfase (bei Gebrauchsmessern) hast.
Das heist, das der Klingenrücken noch deutlich schmaler werden darf.

Zorro
 
Original geschrieben von herbert
...das dann so breit ist wie die Scheibe dick, und ich würde dann die dunkleren Innenteile verwenden? Wäre das was Du meinst? ...Ach so, Hirnholz, welche Partien sind das, Günter?
Mach ich das richtig so wie oben beschrieben?
Hallo Herbert, Hirnholz wird es genannt, wenn Du auf die Enden der Fasern siehst, das wäre, wenn Du eine dünne Scheibe von Baum abschneidest und draufklebst. So wie Du es vor hast, läuft die Faser quer zum Griff und arbeitet dann im Längsrichtung des Griffes. Noch besser wäre es, wenn die Faser in Richtung der längsten Abmessung läuft, weil sie (fast) nur quer dazu arbeitet. Das hieße in Deinem Fall: 2 Stücke je 5cm lang hintereinander auf den Griff, durch Ziereinlagen getrennt. Aber auch die von Dir beschriebene Art ist brauchbar, wenn das Holz gut trocken ist.
Der dunkle Teil des Holzes ist auf jeden Fall der schönste und härteste.
Die 20° würde ich als Flankenwinkel wählen und die Schneide mit ca. 30° Schneidenwinkel abziehen, sonst mußt Du immer beim schärfen die gesamte Flanke abschleifen, wie bei Finnenmessern.
 
Günter, danke für die Hinweise.
Das mit dem Flanken- und Schneidenwinkel werde ich so machen. Ich schleife die Klinge zunächst auf 20 ° Flankenwinkel, und da ich die Schneide mit dem Schlosserzirkel von beiden Seiten angezeichnet habe, bleibt noch eine Restdicke von 0,5 mm vor dem Härten stehen. Die schleif ich dann runter so daß 30° Schneidwinkel entstehen. Ich denke, das haut so ganz gut hin.
Nochmals Danke, Günter. Ich seh jetzt klarer.
 
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